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Nachdem die Bilder der anderen verschwunden waren, blieb Lieutenant Iger noch sitzen. »Admiral, was Lieutenant Jamenson angeht …«

»Sind Sie immer noch besorgt, dass sie geheime Daten einsehen darf?«, fragte Geary.

»Nein, Sir, keineswegs. Sie wäre ein ungeheurer Gewinn für die Geheimdienstabteilung der Dauntless, wenn sie auf unser Schiff versetzt werden könnte. Ich bin davon überzeugt, dass wir … ähm … gut zusammenarbeiten würden.«

»Verstehe.« Da Iger mit dem Rücken zu den beiden stand, konnte er nicht sehen, was Geary sah – dass nämlich Desjani und Rione beide amüsiert über die Worte des Mannes grinsten. Als sie allerdings bemerkten, dass die andere genauso reagierte, wurden prompt beide wieder ernst. »Finden Sie nicht, dass Lieutenant Jamensons Haare Sie zu sehr ablenken würden?«

»Ihre Haare?«, wiederholte Iger. »Ich … ähm … das ist mir gar nicht aufgefallen. Also … ähm … nein, Sir, das finde ich nicht.«

Geary nickte ernst und war froh darüber, dass ein lebenslanger Umgang mit Matrosen ihn hatte lernen lassen, wie man sich in Situationen wie dieser ein Grinsen verkniff. »Ich werde über Ihre Empfehlung nachdenken, Lieutenant. Allerdings habe ich Captain Smythe versprochen, dass ich ihm Lieutenant Jamenson nicht wegnehmen werde. Außerdem erledigt sie auf der Tanuki derzeit wichtige Aufgaben für mich.«

»Ah, ich verstehe, Admiral. Ich würde niemals …«

»Aber mein Versprechen gegenüber Captain Smythe bedeutet ja nicht, dass Sie ihr nicht einen anderen Posten anbieten dürfen. Reden Sie ruhig mit ihr darüber.«

»Ja, Sir.« Iger salutierte hastig und eilte aus dem Konferenzraum. Er hielt nur kurz an, um die Luke aufzuhalten, da Rione ihm nach draußen folgte.

Als die Luke geschlossen war, musste Desjani lachen. »Ein ungeheurer Gewinn?«

»Das wäre sie tatsächlich«, bestätigte Geary.

»Und ich bin mir absolut sicher, dass Lieutenant Iger an nichts anderes gedacht hat.« Dann wurde sie wieder ernst. »Diese Operation wird verdammt schwierig werden.«

»Ja, ich weiß.«

Elf

»Sagen Sie den Syndiks, dass wir den Bereich des Gefangenenlagers zweimal überfliegen werden«, wandte sich Geary an Rione, »weil wir die Shuttles zweimal losschicken müssen, um alle Gefangenen raufzuholen.«

Der Orbit der Flotte war mit großer Sorgfalt so berechnet worden, dass die Planetenoberfläche bei jeder Umkreisung ein Stück weit zur Seite rückte. Beim ersten Vorüberflug würde sich die Flotte unmittelbar westlich des Gefangenenlagers befinden. Die Syndik-Displays, die aufgrund dieser Daten die weitere Flugbahn der Flotte berechnen sollten, würden das Resultat liefern, dass die Allianz-Schiffe bei der nächsten Umkreisung genau über das Lager hinwegfliegen würden.

Die verschiedenen geöffneten Fenster neben Gearys Platz auf der Brücke der Dauntless zeigten Captain Armus von der Colossus und Captain Jane Geary von der Dreadnaught. »Sie haben jetzt Ihre anfänglichen Steuerbefehle, Captain Armus. Sobald sich Ihr Teil der Schlachtschiff-Streitmacht abgetrennt hat, will ich, dass Sie alles in Ihrer Macht Stehende tun, um die Marines auf dem Planeten zu unterstützen. Dabei ist mir egal, wie viel von der umgebenden Landschaft Sie dabei in Trümmer schießen.«

Armus nickte ungerührt. Eine Mission, mit der er den Marines Feuerschutz geben sollte, war ganz nach seinem Geschmack.

»Captain Geary«, redete er weiter, »Ihre Rolle in dieser Streitmacht dient dem Zweck, diese vier Syndik-Gruppen von Armus’ Einheiten und von den Shuttles fernzuhalten, die runterfliegen, um die Marines abzuholen. Schätzen Sie die Reaktionen der Syndiks so ein, dass Sie immer vor ihnen dort sind, egal, wo die hinwollen. Deren Feuerkraft reicht nicht, um es mit Ihren Schiffen aufzunehmen, und falls sie es doch versuchen, haben Sie meine Erlaubnis, sie in Stücke zu schießen.«

»Das wird mir ein Vergnügen sein, Admiral«, erwiderte Jane Geary. Wenn es jemanden gab, der Schlachtschiffe in einer aktiven Verteidigungsrolle einzusetzen verstand, dann sie.

Desjani, die neben dem Admiral saß, versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie unzufrieden sie war, weil die Schlachtkreuzer eine unbedeutendere Rolle spielen sollten. Die Orion war zerstört worden. Die Relentless, die Reprisal, die Superb und die Splendid waren mit der Invincible vertäut und schleppten das Superschlachtschiff nicht nur ab, sondern schirmten es auch vor Angreifern ab. Damit standen Geary noch achtzehn Schlachtschiffe zur Verfügung, von denen viele bei den Kämpfen mit den Enigmas, den Kiks und den Syndiks erhebliche Schäden erlitten hatten. Hinzu kam die Tatsache, dass sie hinsichtlich der Manövrierfähigkeit und Schnelligkeit anderen Kriegsschiffen unterlegen waren. Dafür waren sie allesamt wuchtige Konstruktionen mit massiver Panzerung und einem Waffenarsenal, dem jeder Gegner eine deutlich überlegene Feuerkraft entgegensetzen musste, wenn er sie im Gefecht besiegen wollte.

Armus verfügte über die Colossus, Encroach, Amazon, Spartan, Gallant, Indomitable, Glorious und die Magnificent, während Jane Geary neben der Dreadnaught auch das Oberkommando über die Schiffe Dependable, Conqueror, Warspite, Vengeance, Revenge, Guardian, Fearless, Resolution und Redoubtable hatte.

Die Bilder der beiden Befehlshaber verschwanden, und Geary rief Carabali. »Sind Ihre Leute bereit zum Einsatz, General?«

Carabali salutierte förmlich. »Ja, Admiral. Neunundzwanzig Marines und eine Flotteningenieurin. Commander Hopper hat einen Schnellkurs im Umgang mit einer Tarnrüstung und im Verhalten bei der Erstürmung von planetaren Anlagen erhalten. Sie hat eine Notfallerlaubnis bekommen, dass sie für diesen Einsatz qualifiziert ist.«

Die Aussage, dass die Marine Scouts nicht sonderlich erfreut darüber waren, dass man einer Flotteningenieurin die Teilnahme an ihrem Einsatz gestattet hätte, wäre eine maßlose Untertreibung gewesen. Geary hätte fast schwören können, dass er den empörten Protest der Marines durch die Luftleere des Alls noch auf der Dauntless gehört hatte. Aber letztlich hatten sie zugeben müssen, dass nicht einer von ihnen auch nur einen Bruchteil von Hoppers Fachwissen und Erfahrung besaß, um der Herausforderung begegnen zu können, die der Auslöser für sie darstellte. Außerdem hatte Hopper die Anforderungen erfüllt, die der Simulator an sie gestellt hatte.

»Lassen Sie Ihre Leute plangemäß starten«, befahl Geary. Dann lehnte er sich zurück und versuchte sich zu entspannen, während er sein Display studierte. Die Kugel, die die bewohnte Welt in diesem System darstellte, kam allmählich wieder näher. Die Flotte hatte für die Operation wie auch für das Einschwenken in einen Orbit um den Planeten ihre Geschwindigkeit drastisch verringert. Damit hatten die Marines nach ihrem Start etwas weniger als zwei Stunden Zeit, um die Planetenoberfläche zu erreichen, sich zu ihrem Zielobjekt zu begeben, einzudringen und den Auslöser zu sichern, bevor die Flotte ein zweites Mal den Planeten umkreiste und dabei genau über das Gefangenenlager hinwegflog, unter dem eine Waffe von unvergleichlicher Zerstörungskraft lauerte.

»Tanya, ich möchte, dass Sie sich in Bereitschaft halten.«

Sie horchte auf und sah ihn an. »Wofür?«

»Für alle Fälle. Und für eine günstige Gelegenheit, falls sich eine bieten sollte. Ich werde die Schlachtkreuzer in Divisionen aus dem Verband lösen, damit sie sich diese Syndik-Kriegsschiffe vornehmen, die uns einfach nicht in Ruhe lassen wollen.«

»Damit bleiben nur noch die Eskortschiffe und die mit der Invincible vertäuten vier Schlachtschiffe übrig, um sie, die Sturmtransporter und die Hilfsschiffe zu beschützen«, machte sie ihm klar.