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Er schaute auf sein Display. Bei Sobek hatten die Tänzer versucht, die Flotte vor einer Gefahr zu warnen, bei Simur waren sie dann dicht bei der Invincible geblieben, was wohl mit der Bedrohung durch die Syndiks zu tun gehabt hatte.

Hier dagegen verließen die Tänzer die Enge der Allianz-Formation und zogen auf eine Weise ihre Bahnen durch das System, die Geary an freudige Erleichterung erinnerte. »Sie sehen so aus, als würden sie sich hier sicher fühlen.«

»Ich aber nicht«, gab Desjani zu. »Ich muss immer noch daran denken, was sich hier bei unserem letzten Besuch ereignet hatte.« Der Staub, der alles war, was noch von der Lorica und ihrer Crew übrig war, trieb noch immer um diesen Stern – ein Schicksal, von dem beinahe auch die Dauntless heimgesucht worden wäre. »Können wir nach Hause fliegen?«

»Ja, auf jeden Fall. Nehmen Sie direkten Kurs auf den Sprungpunkt nach Atalia.«

Atalia war ein lebendiges Sternensystem, das aber durch seine Lage in vorderster Front zur Allianz während des langwierigen Kriegs schwer in Mitleidenschaft gezogen worden war. Die Flotte verließ wie üblich auf alles gefasst den Sprungraum, auch wenn Geary eigentlich nicht mit irgendwelchen Schwierigkeiten rechnete. Das System lag zu dicht am Allianz-Gebiet, und es hatte sich bereits von den Syndikatwelten abgewandt und seine Unabhängigkeit erklärt. Für die Syndiks hätte es große Mühen bedeutet, ihnen hier eine Falle zu stellen.

Umso überraschter waren alle, als beim Verlassen des Sprungraums die Gefechtssysteme Alarm auslösten.

»Syndiks!«, rief Desjani und sah Geary entgeistert an. »Zwei Schwere Kreuzer nahe dem Sprungpunkt nach Kalixa und vier Leichte Kreuzer sowie sechs Jäger am Sprungpunkt nach Varandal. Die Syndiks müssen dieses System wieder eingenommen haben. Ist es nicht unser gutes Recht, sie wieder von hier zu verscheuchen?«

»Könnte sein.« Nach allem, was sie in der letzten Zeit durchgemacht hatten, war der Gedanke sehr verlockend, die Syndiks mit einem Tritt in den Hintern aus Atalia zu vertreiben, auch wenn die rechtliche Grundlage dafür eher fraglich war. »Wie seltsam. Das Kurierschiff ist noch hier, und es hält sich in der Nähe der Leichten Kreuzer und der Jäger auf.«

Aus einem unerfindlichen Grund kreiste das Kurierschiff der Allianz unverändert um den Sprungpunkt nach Varandal. Dieses Schiff stellte das halbherzige Bemühen der Allianz dar, die Zusage einzuhalten, dass man Atalia im Auge behalten wollte. Dabei konnte das Schiff zu keinem Zeitpunkt ernsthaft zur Verteidigung des Systems beitragen, falls die Syndikatwelten versuchen würden, dieses Sternensystem wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Und genau das war jetzt offenbar geschehen – aber warum war das Allianz-Schiff nicht sofort heimgekehrt? Selbst wenn die Syndiks keine Drohung ausgesprochen hatten, wäre es doch nötig gewesen, in Varandal über die aktuellen Ereignisse zu berichten.

Bevor Desjani etwas erwidern konnte, tauchten auf ihren Displays die Identifizierungscodes der Schiffe auf. »Diese Syndik-Schiffe sind unserem System bekannt?«, fragte sie verständnislos.

»Das sind gar keine Syndik-Schiffe?«, wunderte sich Geary, als die Farben auf dem Display wechselten. »Die sind … aus Midway? Aber die hatten doch gar keine … Die Manticore? Die Kraken? Diese Schweren Kreuzer waren doch noch in Midway, als wir das System verlassen haben.«

Desjanis Miene war wie versteinert. »Die können nur vor uns hier eingetroffen sein, wenn sie das Hypernet benutzt haben, um beispielsweise bis nach Indras zu reisen. Die Syndiks haben es irgendwie geschafft, unseren Zugang zum Hypernet vorübergehend zu blockieren, und bei Midway war man eingeweiht.«

»Nicht so schnell.« Geary nahm sich einen Moment Zeit, um über die Situation nachzudenken, die sich als so vollkommen unerwartet gestaltete, dass er sich restlos überrumpelt fühlte. »Wenn sie vom Trick der Syndiks gewusst hätten, warum sollen sie es uns dann wissen lassen, indem sie uns hier in Empfang nehmen? Sie können nicht davon ausgegangen sein, dass die gesamte oder zumindest der größte Teil der Flotte zerstört wird, selbst wenn jede Falle ihre volle Wirkung entfaltet hätte. Wir nehmen Kurs auf den Sprungpunkt nach Varandal, und in der Zeit können sie uns ja erklären, wieso sie hier sind.«

Als die Erklärung dann endlich eintraf, sahen sie auf ihrem Display Kommodor Marphissa, die sie freundlich anschaute. »Wenn ihre Wiedersehensfreude nur gespielt ist, dann macht sie das sehr gut«, merkte Rione an.

»Admiral Geary«, sagte Marphissa. »Wir freuen uns, Sie wiederzusehen. Zwei Tage nach Ihrer Abreise aus Midway konnten wir den Zugriff auf alle Hypernet-Portale wiederherstellen. Die Syndikatwelten müssen einen Weg gefunden haben, wie sich fast das ganze Hypernet wenigstens vorübergehend abschalten lässt. Wir lassen derzeit nichts unversucht, um herauszufinden, wie sie das angestellt haben, bislang leider ohne Erfolg. Wir sind auf Anraten von Captain Bradamont hier, die uns von gefangen genommenen Überlebenden der Reserveflotte bei Varandal erzählt hat. Diese Überlebenden könnten wir gut als Besatzung für unsere eigenen Kriegsschiffe gebrauchen, daher hat Präsidentin Iceni diese Mission genehmigt. Sechs Frachter sind in Begleitung von Captain Bradamont nach Varandal geflogen. Sie hat uns versichert, dass Admiral Timbale während Ihrer Abwesenheit in Ihrem Sinn entscheiden werde. Dennoch sind wir um sie und um unsere Schiffe besorgt, und es freut uns umso mehr, dass Sie ebenfalls bald Varandal erreichen werden. Wenn die Kriegsschiffe der Flotte des unabhängigen Midway-Sternensystems Ihnen in irgendeiner Weise behilflich sein können, lassen Sie es uns bitte wissen. Marphissa, für das Volk. Ende.«

Sekundenlang brachte niemand einen Ton heraus, schließlich zuckte Rione mit den Schultern. »Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Was glauben Sie, was passiert ist, als Captain Bradamont mit diesen Frachtern bei Varandal aufgetaucht ist?«

»Ich hoffe, man hat sie diese Syndik-Gefangenen abholen lassen«, sagte Geary. »Und ich hoffe, meine Befehle genügen, um ihr die nötige Befugnis für diese Aktion zu geben.«

»Diese Kommodor schien es ernst zu meinen, als sie ihre Sorge um Captain Bradamont äußerte«, merkte Rione an.

»Syndiks sind gute Lügner«, warf Desjani ein. »Und wahrscheinlich war sie in Wahrheit nur um ihre Frachter besorgt. Ich weiß, ich weiß«, fügte sie hinzu, als Geary ihr einen vielsagenden Blick zuwarf. »Das sind keine Syndiks mehr. Na, auf jeden Fall dürfen wir uns doch freuen, wenn sie uns Gefangene abnehmen, die für uns nur Ballast darstellen, nicht wahr?«

»Ja, genau«, stimmte Geary ihr zu. »Und wenn diese Schiffe von Midway nur darauf warten, ihre Frachter in Empfang zu nehmen, dann haben wir mit ihnen nichts zu schaffen. Und eine Bedrohung für Atalia stellen sie auch nicht dar.«

»Sie stellen vielmehr eine Verstärkung der Verteidigung von Atalia dar«, betonte Rione.

Geary schüttelte den Kopf. »Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas mal zu sehen bekommen würde.« Er tippte auf seine Komm-Kontrolle. »Kommodor Marphissa, Sie sollten wissen, dass die Syndikatwelten bei Sobek und Simur Anschläge auf uns verübt haben, die sie aber leugnen können. Wir würden uns über alle Informationen freuen, die Sie über die teilweise Stilllegung des Hypernets in Erfahrung bringen können. Wir fliegen jetzt weiter zum Sprungpunkt nach Varandal. In Varandal angekommen, werden wir, sofern Captain Bradamont sich dort noch mit Ihren Schiffen aufhält, alles Erforderliche tun, um für eine sichere Abreise zu sorgen. Es … es ist schön, Sie wiederzusehen. Auf die Ehre unserer Vorfahren. Geary, Ende.«

»Musste diese Bemerkung unbedingt sein?«, murrte Desjani.

Die Behörden bei Atalia erwiesen sich mehr als nur freundlich und entgegenkommend. Sie überschlugen sich fast damit, dem großen Black Jack alles zu geben, was er haben wollte (sofern sie selbst darüber verfügten), sie dankten auch verhalten für den Schutz, den die Midway-Flotte ihnen gewährte (und spielten indirekt darauf an, wie schön es doch wäre, wenn die Allianz eine ähnliche Geste machen würde), und gleichzeitig beklagten sie sich darüber, dass die Midway-Schiffe seit ihrer Ankunft die Sprungpunkte nach Kalixa und Indras blockierten. Und ganz nebenbei kam noch die Frage auf, was denn das für sechs rätselhafte Schiffe waren, deren Aussehen an nichts von Menschenhand Erbautes erinnerte. Und woher denn dieses ebenfalls sonderbar aussehende Superschlachtschiff komme. Geary ließ Rione höflich, aber bestimmt alle Anfragen ablehnen und Antworten liefern, die bei genauer Betrachtung keine echten Informationen darüber enthielten, wo die Flotte gewesen war.