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Dreizehn

»Es müssen noch ein paar Leute mehr nach Ambaru, deshalb habe ich es so arrangiert, dass sie ebenfalls diesen Flug nehmen können«, merkte Desjani an, während sie darauf warteten, an Bord des Shuttles gehen zu können, das in Kürze an der Dauntless andocken würde.

»Ich wünschte, Sie hätten das zuvor mit mir abgesprochen«, grummelte Geary. »Ich freue mich überhaupt nicht auf dieses Treffen. Ich weiß nicht mal, welche Senatoren da sein werden, um den Großen Rat zu vertreten.«

»Das ist letztlich doch egal«, sagte Rione, die sich ihnen langsam näherte. »Einige vertrauen Ihnen, einige nicht, und jeder verfolgt irgendwelche eigenen Pläne. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Sie begleite? Ich habe eine recht dringende Einladung erhalten.«

Zwar wollte Desjani irgendetwas erwidern, aber sie kam nicht dazu, da in diesem Moment ein medizinisches Team den Hangar betrat und auf einer Trage Commander Benan mitbrachte. Riones Ehemann war bewusstlos, aber die Anzeigen an der Trage ließen erkennen, dass er körperlich gesund war. Man hatte ihn lediglich ruhiggestellt.

»Eine Einladung für mich, beim Treffen des Großen Rats anwesend zu sein«, redete Rione weiter. »Und eine … Einladung für meinen Mann für eine spezielle medizinische Notfallbehandlung.« Es war ein untypischer Unterton in ihrer Stimme, der Riones Gefühle erkennen ließ, als sie über Commander Benan redete.

»Ist es das, was wir gefordert haben?«, fragte Geary.

»Das ist es«, bestätigte Rione. »Das Übel wird entfernt werden.« Keiner von ihnen würde offen auf die mentale Blockade zu sprechen kommen, die die Allianz selbst Benan implantiert hatte, um sicherzustellen, dass er kein Wort über ein verbotenes Forschungsprogramm verlauten ließ. »Es wird den angerichteten Schaden nicht wiedergutmachen, aber er kann jetzt gezielt und wirkungsvoll behandelt werden.«

Einer der Sanitäter, die die Trage begleiteten, wandte sich zurückhaltend an Rione: »Ma’am, wir werden von unserem Andockpunkt auf Ambaru sofort zu einem anderen Dock gehen, wo ein Shuttle auf uns wartet, das uns auf die Oberfläche bringen wird. Wenn Sie ihm noch etwas sagen wollen, bevor Sie für eine Weile von ihm getrennt werden, können wir ihn so weit zu Bewusstsein kommen lassen, dass er ansprechbar ist.«

»Ich …« Sie sah zu Geary und Desjani. »Ja. Ich möchte nicht, dass er später in einem Krankenzimmer erwacht und keine Ahnung hat, wo er sich befindet.«

Der Sanitäter betätigte eine Reihe von Tasten, dann zogen sich er und sein Kollege weit genug zurück, um ihr und Benan ein wenig Privatsphäre zu gewähren. Geary und Desjani wollten sich ebenfalls ein paar Schritte entfernen, aber Rione gab ihnen ein Zeichen, das nicht zu tun.

»Paol«, flüsterte sie und hockte sich neben die Trage.

Benan schlug die Augen auf und sah sich verwundert um. »Vic?«

»Du bist auf dem Weg in eine medizinische Einrichtung, wo man dir die Blockade entfernen wird. Ich muss erst noch etwas anderes erledigen, dann komme ich sofort zu dir. Dir wird nichts passieren.«

Benan lächelte auf eine so sanfte Art, dass sie jeden in Erstaunen versetzte, der die Wutausbrüche miterlebt hatte, die durch die mentale Blockade ausgelöst worden waren. »Dann bin ich noch nicht völlig nutzlos?«, fragte er leise und mit heiserer Stimme. »Ich funktioniere zwar kaum noch, und trotzdem glaubst du, ich bin es wert, wieder zusammengeflickt zu werden?« Er zwinkerte ein paar Mal. »Du wirst da sein?«

»So schnell ich kann«, versicherte sie ihm.

Plötzlich zuckte Commander Benan, und der Monitor der Trage ließ ein leises Summen ertönen. Der Sanitäter kam zu ihm geeilt. »Sein Gehirn kommt wieder auf Touren, Ma’am. Wir müssen ihn ruhigstellen, sonst verliert er die Kontrolle.« Innerhalb von Sekunden, nachdem der Mann ein paar Einstellungen verändert hatte, schloss Benan die Augen und versank abermals in Bewusstlosigkeit.

Das Shuttle war mittlerweile gelandet und hatte die Rampe ausgefahren. Geary nickte Rione und den Sanitätern mit der Trage zu. »Gehen Sie zuerst an Bord.«

Desjani stand da und sah ihnen nach, wie sie sich an Bord des Shuttles begaben. Ihre Miene war vor Wut wie versteinert. »Niemand sollte so benutzt werden.«

»Die Blockade meinen Sie?«

»Ja, und das auch noch einem von den eigenen Leuten anzutun. Was wollen wir wetten, dass derjenige, der diese Blockade bei einem Flottenoffizier angeordnet hat, sich erst recht über die Vorschriften hinwegsetzen wird, wenn er einen Syndik-Gefangenen vor sich hat?«

»Viel Glück bei der Suche nach jemandem, der dagegen wettet. Ich werde das ganz bestimmt nicht machen.«

»Manchmal tut mir diese Frau leid«, gestand Desjani ihm ein. »Manchmal kommt sie mir fast menschlich vor.«

»Manchmal ist sie das auch«, sagte Geary. »Aber lassen Sie sie nicht wissen, dass Ihnen das aufgefallen ist.«

Er und Desjani gingen die Rampe hinauf und betraten das Shuttle. Gearys Missfallen darüber, mit anderen reisen zu müssen, verflüchtigte sich in dem Moment, als er Dr. Shwartz und Admiral Lagemann an Bord entdeckte.

»Sie beide verlassen uns?«, fragte Geary, als er sich hinsetzte und den Gurt anlegte.

Lagemann lächelte. »Man hat mir das Kommando entzogen. Die gute Invincible ist offiziell als Artefakt eingestuft worden.«

»Ich dachte, die Techniker der Regierung hätten das Schiff schon vor einer Woche übernommen.«

»Das haben sie auch gemacht.« Lagemann zwinkerte ihm amüsiert zu. »Wir haben ihnen vorgeschlagen, sich ein wenig Zeit zu lassen, um sich an das Schiff zu gewöhnen, aber sie haben sich nicht für unsere abergläubischen Bedenken interessiert, sondern kamen an Bord und wollten uns wegschicken. Aber kurz darauf kamen sie zurückgerannt und verließen das Schiff schneller, als sie gekommen waren. Nachdem sie sich eine Woche lang überlegt haben, wie sie mit den Kik-Geistern umgehen sollen, sind die letzten Matrosen, Marines und ich heute Morgen von Bord gegangen.«

»Vielleicht kommen die Techniker ja dahinter, was es mit diesen Geistern auf sich hat.«

Lagemann blickte auf einen weit entfernten Punkt. »Würden Sie es als sonderbar ansehen, wenn ich wollte, dass die Geister ein Rätsel bleiben? Dass sie sich vielleicht nach und nach in Luft auflösen und niemand je erfahren wird, um was genau es sich bei ihnen gehandelt hat?«

»Mich würde es nicht wundern«, warf Desjani ein, »wenn es genauso kommen würde.«

»Kehren Sie heim?«, fragte Geary Lagemann.

»Ja, für einen kurzen Besuch bei all jenen, die mich für tot gehalten haben. Danach muss ich für eine umfassende Nachbesprechung zur Verfügung stehen und alles schildern, was ich während meiner Zeit als befehlshabender Offizier der Invincible über das Schiff herausgefunden habe.«

»Das wird bestimmt unterhaltsam werden«, kommentierte Geary. »Und was ist mit Ihnen, Doctor?«

Shwartz ließ sehnsüchtig ihren Blick durch das Shuttle schweifen. »Mir wird das hier fehlen, Admiral. Hier auf diesen Schiffen, wo es keinerlei Luxus gibt, wo das Essen noch schlimmer ist als in der Cafeteria der übelsten Universität. Aber ich hatte endlich die Gelegenheit, auf meinem Fachgebiet richtige Arbeit zu leisten! Und es hat mir tatsächlich gefallen, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, trotz aller Vorbehalte gegen starrköpfige Militärs und Institutionen. Jetzt trennen sich unsere Wege, aber kämpfen müssen wir beide.«

»Sie müssen kämpfen?«

»Oh ja«, bestätigte sie. »Ich muss gemeine und hässliche Kämpfe austragen. Der Kampf um die akademische Vorherrschaft, der Kampf darum, wem welche Entdeckungen, Funde und Auslegungen zugeschrieben werden. Und der Kampf um Plätze in Gremien und Arbeitsgruppen. Es wird Hinterhalte geben, um die Unvorsichtigen auszuschalten, die Kämpfer werden sich gegenseitig und die unschuldigen Umstehenden in Wort und Schrift mit Boshaftigkeiten überschütten. Bei unendlichen Debatten wird man sich gegenseitig mit einem schrecklichen rhetorischen Sperrfeuer unter Beschuss nehmen, bis es irgendwelchen blutverschmierten Gestalten gelingt, aus den qualmenden Trümmern der Wahrheit zu entsteigen und sich zu den Fachleuten über den gelehrten Schutthaufen zu erklären, den sie hinterlassen haben.«