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Geary musste lächeln. »Wenn ich Ihre Beschreibung höre, könnte man meinen, dass ein echter Krieg dagegen harmlos ausfällt.«

»Seit es mir möglich ist, den akademischen mit dem realen Krieg zu vergleichen, muss ich sagen, Admiral, dass ich die relative Ehrlichkeit eines echten Konflikts als viel annehmbarer empfinde.« Shwartz beschrieb eine vage Geste. »Der Kampf um das Superschlachtschiff der Kiks hat gerade erst begonnen, und das akademische Blutvergießen darüber wird um ein Vielfaches heftiger ausfallen als das, was Ihre Marines durchgemacht haben. Ich kann nur hoffen, dass niemand auf die Idee kommt, das Schiff zur streng geheimen Verschlusssache zu erklären und keinen Wissenschaftler an Bord zu lassen.«

»Das Militär und die Regierung würden nicht auf eine so dumme Idee kom–«

»Bedauerlicherweise«, fiel Lagemann ihm ins Wort, »glaube ich, dass die Techniker genau das vorhatten, bevor ihnen vor Augen geführt wurde, was sie im Inneren dieses Schiffs erwartet. Bevor ich es verlassen habe, lautete der häufigste Kommentar der Techniker: ›Wir werden sehr viel Hilfe nötig haben.‹«

»Gut so«, fand Desjani. »Ich muss sagen, dass die Grenzen des Enigma-Territoriums leichter zu finden waren als die Grenzen der Dummheit in den höchsten Ebenen von Regierung und Militär.«

»Wissen Sie«, gab Dr. Shwartz mit einem schelmischen Lächeln zurück, »Sie werden sich vielleicht noch wünschen, dass sich jemand das Kik-Schiff unter den Nagel reißen will. Dieses Superschlachtschiff sieht so unglaublich gewaltig aus, und zugleich ist es so hilflos, dass es für jeden eine Last darstellt, der es in seinem Besitz hat.«

»Oh ja«, stimmte er ihr zu und musste an die lange und schwierige Reise denken, um die Invincible unversehrt herzubringen. »Das Schiff hat uns sehr viel Kopfzerbrechen bereitet.«

»Ein weißer Elefant.« Sie lächelte ihn noch etwas breiter an. »Ich werde jetzt in die Rolle der Akademikerin schlüpfen und Ihnen einen Vortrag halten. Wissen Sie, woher der Begriff ›weißer Elefant‹ stammt, Admiral? Er hat auf der Alten Erde seinen Ursprung. Er bezeichnet buchstäblich einen Elefanten, der weiß ist. In einer bestimmten Zivilisation der Antike wurde ein von Natur aus weißer Elefant als heilig angesehen. Ein solches Tier musste ständig umsorgt, gehegt und gepflegt werden. Es waren alle möglichen Rituale und besonderen Behandlungen erforderlich. Das Ganze war ausgesprochen teuer. Wenn ein weißer Elefant geboren wurde, machte der Herrscher des jeweiligen Landes ihn seinem ärgsten, reichsten und mächtigsten Feind zum Geschenk, da er dann nach Gesetz und Gebräuchen gezwungen war, sein Vermögen für den Unterhalt des Tiers aufzubrauchen. Niemand konnte ein solches Geschenk verweigern, und niemand konnte es sich leisten. Haben Sie irgendwelche mächtigen Feinde, die von diesem weißen Elefanten profitieren könnten, Admiral? Falls ja, sollten Sie vielleicht versuchen, ihnen diese Beute schmackhaft zu machen?«

»Ich kann mir bestimmt den einen oder anderen vorstellen, der davon profitieren könnte«, sagte er lachend und wechselte dann das Thema. »Falls sich die Gelegenheit ergibt, wären Sie daran interessiert, zur weiteren Arbeit mit den Tänzern eingeladen zu werden?«

»Admiral, wenn Sie eine solche Einladung aussprechen, dann werde ich so schnell wieder hier sein, dass das Hypernet dagegen langsam aussieht.« Shwartz zögerte. »Admiral, ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken kann. Sie haben sie gefunden: drei intelligente nichtmenschliche Spezies, und obwohl nur eine davon mit uns reden will, haben Sie trotzdem drei entdeckt.«

»Wir alle haben sie gefunden. Ich kann nur froh sein, dass wir diese Erfahrung überlebt haben.«

Nachdem das Shuttle angedockt hatte, machten sich die Sanitäter mit der Trage als Erste auf den Weg; Rione sah ihnen mit regungslosem Gesichtsausdruck hinterher. Dr. Shwartz verließ das Shuttle und winkte ihnen zum Abschied zu, während sie sich wie eine Touristin alles ansah.

Admiral Lagemann salutierte vor Geary, dann schüttelte er ihm die Hand. »Dank sei den Lebenden Sternen, ich bin wieder zu Hause. Und ich danke Ihnen. Eine Rettung, ein erstaunliches Abenteuer und ein letztes Kommando, das niemand überbieten kann. Ich hoffe, ich sehe Sie und Ihre … ähm … und Captain Desjani wieder.«

»Das würde uns freuen, Admiral«, erwiderte Desjani. Während Lagemann wegging, sah sie Geary an: »Gern geschehen. Ich dachte mir schon, Sie könnten auf diesem Flug etwas Abwechslung gut gebrauchen, anstatt sich den Kopf über Politiker und Politik zu zerbrechen.«

»Und wie immer hatten Sie recht. Da kommt unsere Eskorte.«

Diesmal waren es keine bewaffneten Soldaten, die Geary festnehmen wollten, sondern Militärpolizisten, die vor allem damit beschäftigt waren, die Menge zurückzuhalten, die sich in aller Eile eingefunden hatte, um Black Jack zu sehen. Nach der Stimmung der Leute zu urteilen, stand Black Jack zumindest auf der Station noch hoch in der Gunst der Allianz-Bürger.

»Admiral, Captain, Madam Gesandte«, begrüßte Admiral Timbale sie. »Ich wurde aufgehalten, weil die Unterbringung der Delegation des Großen Rats geregelt werden musste. Ich bringe Sie jetzt sofort zu ihnen. Das heißt … ich bringe Admiral Geary zu ihnen.«

»Ich habe in letzter Minute eine Einladung erhalten«, sagte Rione. »Jemandem muss aufgefallen sein, dass es nicht verkehrt wäre, jemanden anwesend zu haben, der umfassend mit den Tänzern gesprochen hat. Ich hatte auch empfohlen, den Gesandten Charban einzuladen, aber das wurde abgelehnt.«

»Ich werde zu solchen Treffen nie eingeladen«, warf Desjani ein. »Aber ich bin mir sicher, dass ich dadurch ein glücklicherer Mensch bin.«

Timbale grinste und bedeutete ihnen, ihm zu folgen, dann ging er vor ihnen her durch einen Gang, der für alle anderen Personen vorübergehend gesperrt worden war. »Haben Sie schon die letzten Nachrichten mitbekommen?«, fragte er.

»Ich habe versucht, das zu vermeiden«, räumte Geary ein.

»Kann ich gut verstehen. Trotzdem sollten Sie wissen, was sich hier abgespielt hat, ehe Sie vor den Großen Rat treten.« Timbale atmete angestrengt durch und sah zur Decke. »Gesehen haben die Menschen hier Folgendes: niedliche Aliens. Richtig niedliche Aliens. Ganz viele von der Art. Die haben wir umgebracht. Dann waren da noch hässliche Aliens. Richtig hässliche Aliens. Von denen haben wir ein paar mit nach Hause gebracht.«

Desjani stieß ein aufgebrachtes Zischen aus. »Wissen die, dass die richtig hässlichen Aliens uns geholfen haben, die richtig niedlichen Aliens umzubringen?«

»Zum Glück nicht. Obwohl die Aufzeichnungen Ihrer Begegnungen mit den Kiks von der Regierung als streng geheim eingestuft wurden, sind einige Ausschnitte davon irgendwie der Presse zugespielt worden, vor allem die Szenen, in denen zu sehen ist, wie Sie vergeblich versuchen, mit den Kiks zu reden, um Blutvergießen zu vermeiden.«

»Irgendwie?«, hakte Geary nach.

Timbale zuckte flüchtig mit den Schultern und gab sich alle Mühe, völlig ahnungslos dreinzuschauen. »Fakt ist, dass die Menschen überall in der Allianz verunsichert sind. Hat Black Jack sich richtig verhalten? Oder haben seine massiven Fehltritte einen neuen Krieg ausgelöst? Viele der akademischen Experten, die Sie begleitet haben, sind mit Andeutungen an die Öffentlichkeit gegangen, dass Sie vor allem auf sie hätten hören sollen, dann wäre das alles nicht passiert.«

»Was sagt man über die Enigmas?«

»Hurra! Black Jack hat die Menschheit vor den Enigmas gerettet! Ebenfalls von der Regierung streng unter Verschluss gehalten, ebenfalls auf mysteriöse Weise an die Öffentlichkeit gelangt.« Nachdenklich kratzte sich Timbale an der Nasenspitze. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass die undichte Stelle auf Unity zu finden ist. Entweder haben Sie in der Regierung einen Freund sitzen, oder jemand spielt sein eigenes Spiel, und Sie profitieren auch davon. Darüber hinaus bleiben die Enigmas weiterhin rätselhaft, aber der zweite Angriff auf von Menschen bewohntes Territorium und der Versuch der Aliens, einen von Menschen besiedelten Planeten vom All aus zu bombardieren, das hat enorme Empörung ausgelöst.«