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Geary schüttelte verwundert den Kopf. »Niemand regt sich auf, wenn wir einen von Menschen besiedelten Planeten bombardieren, aber es geht nicht, wenn Aliens das machen?«

»Solche Sachen müssen einfach in der Familie bleiben«, erwiderte Timbale spöttisch. »Ach ja, die hässlichen Aliens. Die öffentliche Meinung tendierte zuerst sehr gegen sie, aber …«

»… auf mysteriöse Weise«, führte Desjani seinen Satz auf Verdacht fort, »ist die Information an die Öffentlichkeit gelangt, dass diese Tänzer die Bombardierung eines von Menschen bewohnten Planeten vereiteln?«

»Ja, auf sehr mysteriöse Weise«, stimmte Timbale ihr zu. »Auch die Syndiks. Alles, was Ihnen im Gebiet der Syndiks widerfahren ist, gilt als streng geheim, aber …«

»Sie haben verdammt viele undichte Stellen auf Ihrer Station.«

»Niemand kann beweisen, dass irgendetwas von dieser Station aus verbreitet worden ist.« Timbale sah Geary an. »Ist Ihnen klar, wie wichtig in den letzten Jahrzehnten ein gutes Verhältnis zur Presse war, um bis in diese obersten Dienstränge befördert zu werden? Nicht? Gut, ich werde Sie mit dieser Information nicht belasten. Es gibt im Übrigen auch Meldungen über Sie, die haben nichts mit Ihren Berichten zu tun. In einem Beitrag heißt es, Sie hätten im Sprungraum eine direkte Mitteilung von den rätselhaften Lichtern empfangen. Diese Geschichte macht in zig Varianten die Runde. Die Lichter haben Sie zu den Kiks und den Tänzern geführt. Die Lichter haben Ihnen gesagt, was Sie tun sollen. Die Lichter haben Sie aufgefordert, erneut die Allianz zu retten …«

»Erneut die Allianz zu retten? Vor wem denn bitte?«

»Wenn Sie die Nachrichten verfolgt hätten, könnten Sie ein paar der möglichen Antworten auf Ihre Frage bereits erahnen«, meinte Timbale und grinste ihn schief an. »Die recht große Zahl an VIPs, die Sie aus der Gefangenschaft befreit haben, hat für zusätzliche Verwirrung gesorgt. Und die sechstausend Gefangenen, die Sie zudem noch mitgebracht haben, sind wie ein Geschenk des Himmels für die Regierung, weil sie diese Leistung für sich beanspruchen kann.«

Dann wurde er wieder ernst. »Insgesamt läuft es darauf hinaus, dass viel Ungewissheit herrscht. Drei fremde Rassen, von denen eine mit uns reden will. Niemand will den Kampf mit den Syndiks wieder aufnehmen, aber das machen sich die Syndiks zunutze. Ihre eigenen Absichten, Admiral, sind immer noch extrem wichtig, und es wird unverändert intensiv darüber diskutiert. Ihre Flotte ist übel zusammengeschossen worden, aber Sie haben einige wichtige Gefechte für sich entschieden. Dabei fällt mir ein: Wie bezahlen Sie eigentlich all diese Reparaturen? Von den Erbsenzählern, die die Budgets überwachen, habe ich nämlich noch keinen Ton gehört.«

»Wir bedienen uns sehr effizient aller verfügbaren Ressourcen«, antwortete Geary.

»Ha! Gut so. Je weniger ich weiß, desto besser. Ach, es gibt auch eine gute Neuigkeit. Bislang ist nichts über Captain Bradamonts Rolle bei den Frachtern von Midway an die Öffentlichkeit gedrungen. Es gibt nur die weitestgehend akzeptierten Berichte, dass die Syndik-Schiffe hergekommen sind, um ein paar Gefangene abzuholen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand, der mehr weiß als nur das, bislang eine Idee hatte, wie er diese Informationen nutzen kann.«

Sie hatten eine Hochsicherheitsschleuse erreicht, auf die Admiral Timbale nun zeigte. »Viel Glück.«

»Tanya, halten Sie hier draußen die Augen offen, solange ich da drin bin?«

»Wieso glauben Sie eigentlich, mich das erst noch fragen zu müssen?« Desjani salutierte. »Sagen Sie ihnen, Sie wollen einen freien Tag haben.«

»Werde ich machen.«

Die Delegation des Großen Rats erwartete ihn und Rione wieder an einem langen Tisch sitzend. Einige Gesichter erkannte Geary wieder, andere waren ihm fremd. Er war froh, Senator Navarro zu sehen, und beim Anblick von Senator Sakai verspürte er einen Anflug von verhaltenem Optimismus. Als Gegengewicht war Senatorin Suva anwesend, die zu keinem Zeitpunkt einen Hehl aus ihrem Misstrauen gegenüber Geary und der Flotte gemacht hatte. Und dann war da auch noch Senatorin Costa, die ihrerseits fast schon offen zu ihrer Verachtung für Senatorin Suva und zu ihrer eigenen Bereitschaft stand, absolut alles zu tun, was sie für notwendig hielt. Geary fragte sich, ob Costa – die sich vor langer Zeit dafür eingesetzt hatte, Admiral Bloch das Kommando über die Flotte zu übertragen, obwohl (oder gerade weil) sie wusste, dass der Mann einen Staatsstreich geplant hatte – wohl bereits Kontakt mit Bloch aufgenommen hatte, seit der von den Syndiks freigelassen worden war. Vielleicht hoffte sie ja, durch ihn die auf wackligen Beinen stehende Allianz-Regierung weiter zu destabilisieren.

»Warum ist sie hier?«, wollte Senatorin Suva wissen und zeigte auf Rione, noch bevor es eine formale Begrüßung gegeben hatte.

Navarro sah Suva mit zusammengekniffenen Augen an. »Weil Victoria Rione neben anderen Gründen von der Allianz-Regierung zur Gesandten für Admiral Gearys Mission bestimmt worden war.«

»Da war die Callas-Republik auch noch ein Teil der Allianz«, hielt Suva dagegen. »Da wir noch vor unserer Abreise von Unity gehört haben, dass die Callas-Republik die formale Bitte geäußert hat, die Allianz zu verlassen – also eine Bitte, der gemäß den Beitrittsverträgen zwischen der Republik und der Allianz stattgegeben werden muss –, ist Rione nicht länger eine Bürgerin der Allianz.«

Alle Blicke richteten sich auf Rione, deren flüchtiges Zucken Geary nicht entgangen war, als sie von den Absichten der Callas-Republik hörte. Aber sie wahrte eine neutrale Miene und hob eine Hand, als wolle sie auf sich aufmerksam machen, obwohl die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sie gerichtet war. »In diesem Fall möchte ich darum bitten, dass der Große Rat mir Asyl gewährt.«

Es schloss sich Schweigen an, das so lange währte, bis sich Navarro zu Wort meldete, während er sich ein Grinsen zu verkneifen schien. »Sie möchten eine legale Bürgerin der Allianz werden? Das könnte man als Flüchtlingsstatus einordnen.«

»Oder als Treuebruch«, ergänzte Senatorin Costa, die keinen amüsierten Eindruck machte. »Oder als Verrat an der Callas-Republik.«

»Die Kriegsschiffe der Callas-Republik«, warf Geary ein, der aufpassen musste, dass er sich nicht zu früh in diesem Treffen von seiner Verärgerung mitschleifen ließ, »haben loyal und tapfer für die Allianz gekämpft. Selbst wenn die Callas-Republik formal nicht länger zur Allianz gehört, betrachte ich sie immer noch als unsere Freunde, und ich hoffe, dass sie von uns genauso denken.«

»Und warum haben Sie dann deren Schiffe weggeschickt?«, wollte ein kleiner, schmaler Senator in schroffem Tonfall wissen. Geary hatte den Mann noch nie gesehen.

»Sie müssen repariert werden, und für diese Reparaturen sollte die Callas-Republik aufkommen. Außerdem haben die Besatzungen sich etwas Zeit daheim verdient, nachdem sie über so lange Zeit derartig viele Entbehrungen hinnehmen mussten«, erklärte er. Da er mit dieser Frage von Anfang an gerechnet hatte, war er darauf vorbereitet gewesen und hatte seine Antwort ein paar Mal geprobt, damit er sie auch richtig rüberbrachte.

»Senator Wilkes«, sagte Sakai zu dem schmächtigen Mann, bevor der weiterreden konnte. »Wir müssen uns auf die wesentlichen Themen konzentrieren. Was die Anwesenheit der Gesandten Rione angeht, möchte ich darauf hinweisen, dass sie als jemand zu diesem Treffen eingeladen wurde, der uns am meisten über die als Tänzer bezeichneten Aliens sagen kann. Sie ist diejenige Person, die am häufigsten mit ihnen zu tun hatte.«