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Warum vor allem haben Sie die Welle geschaffen?

Ich wollte, dass die Schüler erfahren, wie es damals in Deutschland zuging. Sie sollten aber nicht nur etwas darüber lesen, sondern selbst erleben, was es heißt, zum Beispiel gleichzeitig aufzuspringen und irgend etwas zu brüllen, oder in einer sehr disziplinierten Weise dazusitzen, oder von einer Person abhängig zu sein, die einem dauernd sagt, was man machen soll.

Was passierte eigentlich mit den Teilnehmern am Ende des Experiments? Man kann doch so etwas nicht einfach innerhalb eines Tages abstellen.

Das ist richtig. Ich befand mich in einem ziemlichen Dilemma. Ich hätte abrupt aufhören können, was jeden völlig aus dem Gleichgewicht gebracht hätte; oder ich hätte weitermachen können. Aber wenn ich mir Robert ansah, wusste ich, dass ich das nicht machen durfte. Nun, ich habe mich wie ein Basketballtrainer verhalten und entwarf sozusagen eine neue Spielstrategie. Wenn man gegen eine sehr überlegene Mannschaft spielt, muss man manchmal seine Spielweise ganz drastisch verändern.

Also versuchte ich so ziemlich alles an der Welle zu ändern, indem ich einfach sagte:

«He, Leute, das ist alles Wirklichkeit. «Das war jetzt eine ganz neue Dimension von Verhaltensmöglichkeiten. Schließlich habe ich ihnen reinen Wein eingeschenkt und habe dann sehr viel Zeit mit ihnen verbracht, das war ziemlich schlimm. Aber es stimmt, es war ganz, ganz schwer, die Sache zu Ende zu bringen.

Sind Sie sicher, dass die Schüler das gelernt haben, was Sie wollten?

Ja, schon. Aber manchmal begegne ich einem von ihnen, und dann schleudert er mir den Welle-Gruß entgegen und grinst — ich weiß nicht, was dieses Grinsen bedeutet.

Heißt es:»He, wir sollten das eines Tages noch mal machen«, oder heißt es:»Ja, Mr. Jones, ich habe viel gelernt, danke?«Ein deutsches Fernsehteam hat einmal die früheren Welle-Mitglieder befragt. Ihre Ansichten waren ganz unterschiedlich, von» Ich war vollkommen überwältigt «bis» Es war ja nur ein Spiel, und ich habe eben mitgemacht «und» Das werde ich niemals vergessen«; es gab also eine große Bandbreite von Eindrücken.

Was geschah mit Robert?

Es ging ihm wie all jenen» unsichtbaren «Leuten, die plötzlich sehr» sichtbar «und mächtig werden und die dann plötzlich von ihrer Macht abgeschnitten werden. Ich musste viel Zeit darauf verwenden, mit ihm über seinen Wert als menschliches Wesen zu reden. Immer wieder habe ich darauf hingewiesen, dass es viele Wege gibt, Selbstwertgefühl zu erhalten und ein guter Mensch zu sein — die Schule ist da nicht die einzige Möglichkeit. Nun, es stellte sich heraus, dass Robert im Handwerklichen recht gut ist, und so betreute er bald die Schreibmaschinen im Klassenzimmer. Heute ist er Flugzeugmechaniker, und ich glaube, er ist recht zufrieden damit. (.)

Einstein hat einmal gesagt:»Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen. «Ich glaube, irgend jemand hätte, gleich als ich mit der Welle begann, aufstehen sollen und sagen:»Mr. Jones, ich folge Ihnen nicht, ich sage Ihnen, das ist schlecht, was Sie machen. «Dann hätten wir anfangen können, darüber zu reden. Aber während des ganzen Experiments hat sich niemand dagegen gewehrt, kein Schüler, kein Lehrer, von den Eltern niemand und niemand von den Geistlichen — und das ist es, was mich erschreckt.