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»Gute Nachrichten!«, flüsterte jemand durch die Hecke. »Sehr gute sogar.«

Neugierig lehnte Sprotte sich über die gestutzten Büsche. Auf dem Gehweg hinter der Hecke hockten Frieda und Trude und grinsten zu ihr rauf.

»Na, ist Oma Slättberg guter Laune wie immer?«, fragte Frieda und richtete sich auf.

»Wo kommt ihr denn her?«, fragte Sprotte verblüfft. »Ich dachte, ihr hättet heute Nachmittag keine Zeit.« »Trudes Cousin kommt erst später an, und unser Gruppentreffen war heute nur ganz kurz«, sagte Frieda und stieß das quietschende Gartentor auf. Oma Slättberg ölte es neuerdings nicht mehr. »Damit ich die Einbrecher höre«, sagte sie. Als ob die immer durchs Gartentor kamen. Sprotte warf einen Blick zum Küchenfenster. Ihre Großmutter starrte durch die Scheibe zu ihnen rüber. Sie guckte, als würde sie im nächsten Moment einen Herzinfarkt kriegen. Oma Slättberg mochte es gar nicht, wenn Sprotte jemand >Fremdes< mitbrachte, und da spazierten gleich zwei Unbekannte einfach so in ihren Garten. Trotz der Krücken war Sprottes Großmutter ziemlich schnell an der Tür.

»Was soll denn das bedeuten, Charlotte?«, rief sie und warf Trude und Frieda einen so eisigen Blick zu, dass Trude zwanzig Zentimeter kleiner wurde und rot wie ein Radieschen. Frieda konnte so was nicht erschrecken. Sie besaß eine perfekte Waffe gegen Oma Slättbergs Feindseligkeit - Freundlichkeit.

»Oh, hallo, Frau Slättberg!«, rief sie. »Sprotte hat uns von Ihrem verknacksten Fuß erzählt. Meiner Mutter ist das im letzten Monat passiert. Nicht mal mit Krücken konnte sie laufen. Mein kleiner Bruder wollte das einfach nicht glauben und hat dauernd an ihr rumgezerrt.« Sie hakte sich bei der verlegenen Trude ein und zog sie mit sich. »Das hier ist Trude, erinnern Sie sich? Sie geht auch in unsere Klasse. Sie wollte so gern mal Ihren Gemüsegarten sehen. Wär das möglich?«

Oma Slättberg musterte Trude von Kopf bis Fuß. »Na gut. Sie sieht nicht aus, als könnte sie Rosenkohl von Spinat unterscheiden. Aber bleibt auf den Wegen. Und haltet Sprotte nicht von der Arbeit ab. Sie muss heute noch fertig werden.«

»Das schaff ich sowieso nicht«, sagte Sprotte, ohne ihre Großmutter anzugucken.

»Ach, wissen Sie was, Frau Slättberg«, sagte Frieda und zog Trude mit sich zum Rosenkohlbeet, von dem Sprotte gerade mal ein Zehntel gehackt hatte. »Wir helfen Sprotte einfach ein bisschen. Dann schafft sie es vielleicht.«

»Habt ihr so was denn schon mal gemacht?«, fragte Oma Slättberg und musterte die beiden, als würden sie im nächsten Moment ihre kostbaren Kohlpflanzen einfach niedertrampeln. Trude lächelte sie verlegen an, aber Oma Slättberg erwiderte das Lächeln nicht.

»Ich zeig es ihnen«, sagte Sprotte und schob Frieda den Eimer für das Unkraut hin. »Ist ja nicht so schwer, oder?« Oma Slättberg drehte sich wortlos um und humpelte auf ihren Krücken ins Haus zurück. Ein paar Augenblicke später bezog sie wieder Posten am Küchenfenster. »Puh, deine Oma ist wirklich eine harte Nummer!«, flüsterte Trude, als sie zu dritt nebeneinander im Rosenkohlbeet hockten und verirrte Grashalme auszupften. »Kein Kommentar«, sagte Sprotte, rupfte ein paar gelbe Kohlblätter ab und schmiss sie den Hühnern in den Auslauf. »Meinst du, ich darf mal zu den Hühnern rein?« Trude warf einen sehnsüchtigen Blick zu den Hennen. »Tu erst mal so, als ob du ganz wild aufs Arbeiten bist«, antwortete Sprotte, »sonst hämmert sie gleich wieder mit der Krücke gegens Fenster. Was für gute Nachrichten gibt's, erzählt schon!«

»Erzähl du's, Trude«, sagte Frieda und warf eine winzige Distel in den Unkrauteimer. »Ist schließlich deine Nachricht.« Sprotte wischte sich die dreckigen Hände an der Hose ab und guckte Trude erwartungsvoll an. »Ich weiß nicht, ob ich's schon mal erzählt hab ...«, Trude

senkte die Stimme, »meinem Vater gehört so ein Grundstück, am Wald, in der Nähe von der Autobahn. Hat er mal geerbt. Es steht ein Wohnwagen drauf.« »Na und?«, fragte Sprotte.

Trude rückte sich die Brille zurecht. »Seit der Sche idung streiten sich meine Eltern darum, und weil mein Vater nicht will, dass meine Mutter den Wohnwagen bekommt, hat er ...«, sie kicherte verlegen, »... hat er alles einfach mir geschenkt.«

Sprotte ließ ihre Hacke fallen. »Dir?« Trude nickte.

»Ein richtiger Wohnwagen steht drauf?« Trude nickte wieder. »Er ist sogar ziemlich groß. Und heizen kann man ihn auch.«

Oma Slättberg hämmerte gegen das Küchenfenster. Hastig senkten die Mädchen die Köpfe und zupften weiter Unkraut. »Ein echter Wohnwagen«, murmelte Sprotte. »Mensch, Trude ...«

»Ist das nicht toll?«, flüsterte Frieda. »Ein besseres Bandenquartier können wir uns doch gar nicht wünschen! Mit dem Rad ist man von uns aus in zehn Minuten da, und die ändern haben's auch nicht viel weiter.«

Ungläubig schüttelte Sprotte den Kopf. »Zu schön, um wahr zu sein.« Vor Aufregung hackte sie fast eine Rosenkohlpflanze um. »Ist das Grundstück eingezäunt? Dann könnten wir da auch die Hühner hinbringen.«

»Ich glaube, es ist nur eine Hecke drum rum«, sagte Trude. »Wir müsste n einen Zaun ziehen. Aber ein kleiner Schuppen steht schon da.«

Sprotte warf einen Blick zum Himmel. Es dämmerte schon. »Mist«, murmelte sie. »Heute schaffen wir's nicht mehr hinzufahren.«

»Macht doch nichts. Morgen ist auch noch ein Tag«, sagte Frieda und rettete einen Regenwurm vor Sprottes Hacke. Vorsichtig legte sie ihn aufs Nachbarbeet. »Genau«, meinte Trude. »Morgen wollten wir uns doch sowieso treffen. Das verlegen wir in den Wohnwagen.« Sprotte nickte. Sie konnte kaum glauben, dass an diesem verkorksten Tag so was Wunderbares passierte. Ein echtes Bandenquartier für die Wilden Hühner...

Trude guckte auf ihre Uhr. »Oje, ich muss ja los!«, rief sie. »Zum Bahnhof!« Sie sprang so hastig auf, dass sie den ganzen Eimer Unkraut quer über das sauber gerupfte Beet kippte. »Oh, 'tschuldigung!«, stammelte sie. »Ich ...« »Verschwinde«, sagte Sprotte und stellte den Eimer wieder hin. »Hol deinen Cousin ab. Das war wirklich eine tolle Nachricht, dafür kannst du meinetwegen zehn Eimer umkippen.«

Als Trude weg war, sammelten Sprotte und Frieda im Hühnerstall die Eier aus den Nestern. Sogar den Gründünger säten sie noch auf Oma Slättbergs leer geerntetes Beet, obwohl es immer dunkler wurde.

»Was säen wir da eigentlich?«, fragte Frieda, während sie die feinen Saatkörner auf die Erde streuten. »Gelben Klee«, antwortete Sprotte. »Schützt den Boden den Winter über, lockert ihn, sammelt Stickstoff, all so was, weißt du?«

Frieda schüttelte den Kopf. »Nee, wusste ich nicht. Aber da fällt mir ein, wir können vielleicht auch ein paar Gemüsebeete anlegen auf Trudes Grundstück. Du kennst dich doch aus damit.«

»Wäre gut«, meinte Sprotte und guckte zum Küchenfenster. »Oje, deine Oma winkt uns«, flüsterte Frieda. »Haben wir irgendwas falsch gemacht mit dem grünen Dünger?« Hatten sie nicht. Zwei kleine Papiertüten voller Kekse bekamen sie, frische Eier und Feldsalat. Oma Slättberg brachte sie sogar zum Gartentor.

»Komisch«, sagte Frieda zu Sprotte, als sie die dunkle Straße runterfuhren... »Manchmal ist deine Oma gar nicht fies, oder?«

»Stimmt«, sagte Sprotte und strich über ihre Hühnerfeder. »Manchmal. Aber du weißt nie, wann.«

7

Der nächste Tag fing mit einer weiteren Überraschung an. Trude kam mit streichholzkurzen Haaren in die Schule. Ihre Augenbrauen waren ganz schmal, und eine andere Brille trug sie auch.