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»Dong, Dong!«, rief Frar begeistert. Der Junge konnte zwar kein Wort sprechen, aber das Geräusch des Hammerschlags auf dem hohlen, metallverstärkten Rumpf ahmte er schon recht überzeugend nach. Vielleicht würde tatsächlich ein Schmied aus ihm werden, dachte Galar mit einem Anflug von Stolz. Er blickte zurück zum steinernen Tor. Einer der Risse war jetzt so breit, dass er ihn selbst auf diese Entfernung noch sehen konnte! Jeden Moment war es so weit.

»Aufhören!«, schrie er mit all seiner Kraft und übertönte das Dong, Dong von Frar ebenso wie den Lärm der Hämmer. »Sie kommen!«

Hornbori blickte skeptisch zum Tor, dann wieder zu ihm.

»Verdammt, glaub es mir, Schisser. Sie werden jeden Augenblick durch den Granit brechen.«

»Unsere Steinmetze haben vier Jahre gebraucht, um diese Platte zu fertigen. Das ist bester Granit aus den Mondbergen. Der wird nicht …«

Galar reichte das Geschwätz. »Nyr, steig da runter! Wir lassen das Boot zu Wasser. Oder willst du mit ansehen, wie die Drachen Frar zerfleischen?«

Augenblicklich kletterte der Richtschütze vom kupfern schimmernden Rumpf des Bootes. Der Aal ruhte auf einer schräg ansteigenden Rampe aus massigen Kanthölzern. Er wurde von drei Keilen und zwei starken Seilen in Position gehalten.

»Schließ das Einstiegsluk und komm da runter, oder wir lassen dich mit dem Aal zusammen zu Wasser, Schisser!«, fluchte Galar, wobei seine Stimme mit jedem Wort ein wenig schwächer wurde.

Vom Portal ertönte ein gewaltiger, dumpfer Schlag. Die Tatzelwürmer spürten wohl, dass ihnen ihre Beute zu entkommen drohte. »Los! An die Winden!«, schrie Galar. »Nyr, zieh die Keile. Und du schließt das verdammte Luk, Hornbori.«

Endlich gehorchte der Klugschwätzer. Er balancierte über den runden Rumpf und schlug die schwere Eisenklappe zu, die den Einstieg in den Aal versiegelte. Dann beeilte er sich, vom Gerüst zu steigen.

Nyr schlug mit einem schweren Holzhammer auf die Keile ein. Jeder seiner Hiebe wurde mit einem begeisterten Dong, Dong von Frar gefeiert.

Galar eilte zum linken Spill, dem großen, hölzernen Drehkreuz, mit dessen Hilfe der Aal zu Wasser gelassen werden konnte. Polternd stürzte der erste Holzkeil zu Boden. Frar kommentierte den Lärm mit einem begeisterten Glucksen. Er mochte Krach, so viel war sicher, dachte Galar.

Hornbori erreichte endlich das zweite Spill. Er zog den Sicherungshebel zurück. Der Aal machte einen Ruck auf dem Gerüst und neigte sich mit der rechten Hälfte dem Wasser entgegen.

»Nicht!«, schrie Galar verzweifelt. Sie mussten zugleich drehen, und vor allem mussten sie warten, bis Nyr seinen Kopf eingezogen hatte. Er stand mit dem Hammer inmitten des hölzernen Gerüstes, dicht unterhalb des Schiffsrumpfs. Wenn der Aal zu früh ins Wasser glitt, würde er enthauptet werden!

»Der Sicherungshebel! Kipp ihn wieder zurück.«

Galar sah, wie sich Hornbori mit aller Gewalt gegen den Hebel stemmte. »Er greift nicht mehr!«

Der Schmied fluchte. Seit sie hier waren, hatte Hornbori damit angegeben, dass hier unten in der Werft seiner Sippe alles vom Besten war, und jetzt ließ sich ein einfacher Sicherungshebel nicht zurückstellen. »Nyr, komm hierher an mein Spill!«

Wieder ertönte ein dumpfer Donnerschlag vom steinernen Tor. Galar konnte deutlich ein ganzes Netzwerk fingerdicker Risse erkennen. Er löste nun auch den Sicherungshebel an seinem Spill. Sobald der letzte Keil freigeschlagen wurde, würde nichts mehr den Aal halten. Das Gangspill würde sich wie rasend im Kreise drehen, während das Seil von der Trommel lief. Und die Spaken, die langen Hebelarme, würden alles zerschmettern, was ihnen zu nahe kam. Sie mussten das Tauchboot so schnell wie möglich zu Wasser bekommen. Das war seine Aufgabe! Er war verletzt und so gut wie am Ende seiner Kräfte, dachte Galar. Er war der Entbehrlichste unter ihnen.

»Hornbori will mich wohl umbringen«, murmelte Nyr wütend, als er das Spill erreichte.

Galar drückte ihm das Kind in die Arme. »Pass auf Frar auf. Ich schlag den letzten Keil heraus.«

»Aber …«

»Kein Geschwätz!«, fuhr Galar ihn an. Er schob den Richtschützen zur Seite und kletterte unter das Holzgerüst. Wenn das Halteseil nicht im selben Augenblick gelöst wurde, in dem der letzte Keil wegrutschte, konnte sich der Aal beim Abwärtsgleiten auf dem Gerüst halb um seine eigene Achse drehen. Dabei mochte er sich an den Kanthölzern verhaken, oder schlimmer noch, er tauchte mit dem Heck zuerst ins Wasser ein und schlug mit der Antriebsschraube gegen die Kaimauer. Dann wäre es mit jeglicher Hoffnung auf Flucht vorbei.

Da aber die Sperre gelöst war, würde der Aal sofort die Rampe hinabgleiten, wenn der letzte Keil herausgeschlagen war. Schlecht für den, der mit dem Hammer in der Hand zwischen dem Gerüst stand. Der Aal würde zwar nicht vorschriftsmäßig zu Wasser gehen, aber die Gefahr, dass er Schaden nahm, war so deutlich am geringsten.

Galar hob den schweren Holzhammer. Die Narbe auf seiner Brust spannte. Ein weiterer Donnerschlag ertönte beim steinernen Tor. Stein schlug auf Stein. Galar blickte auf und sah, wie sich ein großes Stück der Granitplatte vorneigte. Unglaublich langsam erst. Dann plötzlich, als sei ein unsichtbares Seil gerissen, stürzte sie mit Getöse zu Boden, und durch den Schleier von Steinstaub schob sich der lange, schlanke Kopf eines Tatzelwurms.

Galar schlug seitlich gegen den Holzkeil. Viel zu schwach! Der Keil bewegte sich kaum unter dem Treffer. Nicht zum Tor blicken, ermahnte Galar sich in Gedanken. Nur ans Zuschlagen denken! Ein zweiter Hieb ließ den Keil ein wenig zur Seite rucken. Über ihm bewegte sich knirschend der schwere Rumpf des Aals. Ein Schlag noch … Vielleicht zwei. Der Aal würde sehr plötzlich freikommen. Galar schluckte. Er hatte keine Zeit zu zögern. Der nächste Hieb traf den Holzkeil. Er glitt noch einen Fingerbreit zur Seite. Er würde einen weiteren Schlag brauchen. Nur noch … Knirschend kam der Rumpf in Bewegung. Galar duckte sich.

Fast wäre er schnell genug gewesen. Der hölzerne Rumpf traf ihn an der Stirn. Er taumelte nach hinten. Einige Haarsträhnen kamen zwischen die Holzstreben des Gerüsts und den abwärts gleitenden Aal. Sein Gesicht wurde nach oben gezogen, dem dunklen Holz entgegen. Das Tauchboot würde ihm das Antlitz vom Schädel hobeln, dachte Galar und war zugleich unfähig, irgendetwas zu unternehmen. Er sah wieder den riesigen weißen Drachen vor sich, während ihm ganze Haarbüschel zusammen mit Hautfetzen vom Kopf gerissen wurden. Er hatte bewiesen, dass diese Ungeheuer sterblich waren. Ihm würden andere folgen. Sie würden die Drachen vom Himmel holen. Es war nur eine Frage der Zeit.

Das geteerte Holz drückte ihm die Nase ein. Blut rann in seinen Mund. Ein Herzschlag noch … Der gewölbte Rumpf krümmte sich nach oben! Das Heck rutschte über ihn hinweg. Galar blickte mit angstweiten Augen zur Höhlendecke, während hinter ihm der Aal mit einem lauten Platschen ins Hafenbecken schlug. Er lebte! Immer noch! Die Alben waren gnädig mit ihm! Sein Gesicht fühlte sich an, als habe ein Troll es als Fußabtreter benutzt, aber er lebte!

Ein wütendes Fauchen ließ seine Freude ersterben. Für einen Augenblick hatte er die Tatzelwürmer vergessen. »Ins Boot mit euch!«, schrie er seinen Gefährten zu.

Hornbori stand bereits am Kai. Von dem Schisser hatte er nichts anderes erwartet. Mit Frar auf dem Arm kletterte er zum Aal hinab, der nach dem Aufprall noch immer unruhig im Wasser schaukelte.

Nyr stand neben dem Gerüst, auf dem das Tauchboot gelegen hatte. »Glotz nicht so!«, schnarrte Galar ihn an. »Ins Boot! Ich komme nach! Schnell jetzt! Du wirst doch Frar nicht mit dem Schisser allein lassen!«

»Du … du bist verletzt.«

»Geh und kümmere dich um Frar. Ich kann schon auf mich alleine aufpassen.«

Der erste Tatzelwurm, der durch die geborstene Steinplatte gekrochen war, eilte am Hafenbecken entlang. Er war erschreckend schnell. Ein zweiter wand sich gerade durch die Bresche.

Galar hob den Holzhammer und schlug auf das Gerüst ein, das ihn umgab. »Hier, ihr hirnlosen Raupen! Hier bin ich. Hier ist das Futter. Kommt!« Immer wieder drosch er auf die Kanthölzer um sich herum ein. Das Gerüst, das bis zum Rand der Mole reichte, umgab ihn wie ein großer, hölzerner Käfig. Er machte sich keine Illusionen darüber, wie lange die Kanthölzer den Hieben von Tatzen widerstehen würden, deren Krallen Stein ritzten. Aber ein paar Augenblicke wären genug, um Nyr, Frar und Hornbori Gelegenheit zur Flucht zu verschaffen.