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Volodi klopfte sich auf die Brust. »War ich mich oft in erste Reihe von Schlacht. Hast du dich großen Schild und guten Helm, macht dich nicht nix kaputt ein Pfeil.«

»Unsere Schützen schießen über die erste Reihe hinweg auf die gut Gerüsteten weiter hinten. Wir werden …«

»Ist sich egal, was hinten ist. Musst du dich erste Reihe aufhalten, wenn du Schlacht willst gewinnen, Hofmeister. Ist sich Hundeschiss-Trick, den du willst dich machen. Werden Muwattas Männer dich deine Bogenschützen tot machen und dann Böschung hinaufsteigen.«

»Wir ziehen die Plänkler durch unsere Linie zurück und …«

»Du willst den Schildwall öffnen? Bei allen Göttern, Hofmeister!«, empörte sich Mataan. »Du solltest Feste planen und keine Feldschlachten. Unsere Feinde werden den Flüchtenden nachsetzen und durch die Lücken stürmen. Wenn du das tust, ist in weniger als einer Stunde alles vorüber.«

Volodi nickte selbstgefällig. »Hat er sich recht!«

Artax wusste, was nun kommen würde. Der Plan des Hofmeisters war so einfach wie genial.

»Unsere Plänkler werden schneller sein, weil sie alle Holzschuhe tragen. Ebenso wie jeder Krieger in den ersten drei Reihen des Schildwalls.«

»Seid Ihr schon mal in Holzschuhen gelaufen?«, fragte Ashot verächtlich. »Wisst Ihr, was Ihr da redet?«

Datames wandte sich um und öffnete eine der Truhen neben seinem Bett. Dann warf er einen Stern aus vier fast fingerlangen Bronzedornen auf den Tisch. Die Dornen waren so versetzt, dass, ganz gleich, wie dieser Bronzestern fiel, immer einer der Dornen nach oben zeigte. »Wenn Tausende hiervon im Flussbett liegen, glaubt mir, dann werden Männer in Holzschuhen das Rennen gegen Barfüßige und Sandalenträger gewinnen.«

Volodi nahm den Stern in die Hand und prüfte mit dem Daumen eine der Spitzen. »Das ist sich großer Trick«, sagte er respektvoll.

Erwachen

Barnaba sank zurück ins weiche Gras und blickte zu Ikuška auf. Nie war sein Leben so erfüllt gewesen. Er berührte zärtlich ihre weißen Brüste. »Meine wunderschöne Traumfrau«, sagte er lächelnd. Er war sich wohl bewusst, dass dies nicht die Wirklichkeit war. Sie konnte es nicht sein. Das Leben war nicht so schön. Eine solche Vollkommenheit erreichte es nur im Traum. Allerdings war er sich auch bewusst, was für ein ungewöhnlicher Traum es war. Er währte so wunderbar lange. War so intensiv!

»So melancholisch, mein Liebster?« Mit einer Fingerspitze zeichnete sie die Linien seiner Lippen nach. Die Berührung kitzelte. Er musste lachen.

»So gefällst du mir viel besser!«

»Und das ist alles, was ich in meinem Leben noch will. Dir gefallen!« Er seufzte. »Wenn du nur Wirklichkeit wärst!«

Eine steile Falte erschien zwischen ihren Brauen. »Warum glaubst du nicht an mich?«

»Weil dies alles zu schön ist, um wahr zu sein. Ich bin Priester. Ich kenne die Welt … Und du bist nicht aus dieser Welt.«

Ikuška lachte. Es war ein helles, perlendes, ansteckendes Lachen, dem sich Barnaba nicht entziehen konnte. Er fiel ein und lachte, wie er seit seinen Kindertagen nicht mehr gelacht hatte. Schließlich standen ihm Tränen in den Augen, und sein Bauch schmerzte so sehr, dass er glaubte, dass es ihn zerreißen müsse.

»Was war an meinen Worten so komisch?«, stieß er um Atem ringend hervor.

»Dass man vor einem Priester nicht die Wahrheit verbergen kann«, entgegnete sie schelmisch grinsend.

»Du bist der Welt meiner Träume entsprungen. Es gibt dich, weil ich als Junge einst die Geschichte einer Xana gehört habe und von ihr derart verzaubert wurde, dass sie mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf ging. Sag selbst, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, ein Geschöpf wie dich zu finden? Ich könnte zehn Leben lang wandern und nach einer Xana suchen, ohne jemals eine zu finden.«

Sie lächelte noch immer, doch nun wirkte sie dabei traurig. »Du glaubst also, du hast mich erschaffen? Bist du so mächtig? Wäre es da nicht wahrscheinlicher, dass uns von Anbeginn der Zeiten bestimmt war, einander zu finden?«

»In meinen Träumen bin ich wie ein Gott! Ich kann ganze Welten erschaffen. Nur dass sie leider im Augenblick meines Erwachens vergehen.«

»Wenn du erwachst, werde ich immer noch hier sein.« Sie lächelte milde. »Und ich freue mich auf dein Erstaunen, Barnaba, wenn du siehst, dass Träume manchmal wahr werden. In einem jedoch irrst du nicht. Ich komme tatsächlich aus einer anderen Welt. Ich bin ein Geschöpf Albenmarks. Dein Lehrer Abir Ataš hätte mich ein Daimonenkind genannt und mich mit glühenden Eisen foltern lassen. Ich bin glücklich, dass es ihm in all den Jahren nicht gelungen ist, dein gutes Herz zu vergiften. Er war ein schrecklicher Mann … Und auch du könntest werden wie er.« Ihre Augen blickten in weite Ferne. Plötzlich wirkte sie entrückt und hatte etwas an sich, das Barnaba frösteln ließ.

»Was siehst du?«

»Eis …« Ihre Stimme hatte sich verändert. Sie sprach wie im Traum. Ikuškas Pupillen waren nur noch winzige, schwarze Punkte inmitten von strahlend hellem Grün. »So kalt … Du wirst das Traum-Eis suchen. Etwas, das die meisten für ein Kindermärchen halten. Wer es findet und wer fest in seinem Glauben ist, der kann damit eine Welt verändern. Du wirst hoch im Himmel stehen. Höher als selbst …«

»Genug!« Er griff nach ihren Armen. Ihre Augen veränderten sich. Sie sah ihn an. Wirkte aber immer noch verwirrt.

»Was redest du da?«

»Eine Vision«, sagte sie leise. »Sie entgleitet mir schon. Sie ist … traurig.«

»Wie meinst du das?«

»Du wirst mich verlassen.« Tränen standen in ihren tiefen, lindgrünen Augen. »Dort, an diesem Ort aus Eis, warst du ohne mich. Ich …« Ikuška schenkte ihm ein gezwungenes Lächeln. »Es ist nicht klug, sich in einen Menschensohn zu verlieben. Das habe ich immer gewusst.«

Barnaba gefiel diese neue Wendung des Traumes nicht. So sollte es nicht weitergehen! Er konnte Träume in andere Bahnen zwingen. Manchmal … Es genügte, sich vorzustellen, was sein sollte. So wie im wirklichen Leben, wenn man ein Ziel hatte, an das man glaubte, und mit aller Kraft darum kämpfte, es zu erreichen. Dann konnte man die Welt verändern. Er hatte seine Ziele verloren, dachte er flüchtig. Nein! Falsch! Er hatte sein Glück gefunden. Und er würde es festhalten. Mit aller Kraft!

»Ich werde niemals von dir fortgehen. Nichts kann uns trennen!«

»Eben sagtest du noch, ich sei nur ein Traum. Du wirst erwachen. Irgendwann …« Es lag eine schreckliche Endgültigkeit in ihrer Stimme.

»Ich werde …«

Ikuška legte ihm sanft die Hand auf die Lippen und brachte ihn zum Schweigen. »Lass uns nicht darüber streiten. Ich weiß, was kommen wird. Ich bin eine Seherin. Du wirst gehen … Das ist deine Zukunft.«

»Wenn du eine Seherin bist, dann sag mir, warum ich gehen sollte.«

Sie senkte den Blick. »Meine eigene Zukunft kann ich nicht sehen. So bleibt mir auch der Grund verborgen, warum du mich verlässt. Ich wusste auch nicht, dass ich hierherkommen würde, um mit dir noch einmal dem Glück zu begegnen. In die Zukunft zu sehen ist ein Fluch, Barnaba. Wir sollten uns am Augenblick erfreuen, denn eine Zukunft für uns sehe ich nicht.«

Das mochte er nicht hinnehmen. Und es war widersprüchlich! Er war viele Jahre darin geschult worden, in Gesprächen wie diesem die Oberhand zu behalten. »Wenn du deine Zukunft nicht sehen kannst, müsste dir doch auch verborgen bleiben, wenn wir noch viele Jahre zusammen sind. Vielleicht gar ein ganzes Leben!«

»Ich werde mit dir nicht streiten, Barnaba. Ich …«

»Weil du die Logik meiner Argumente nicht widerlegen kannst. Und weil …«

Sie zog ihn an sich und küsste ihn. »Lass den Priester in dir schweigen. Ich bin in den Jungen verliebt, der ohne Vorbehalte den Geschichten eines Seemanns Glauben schenkte. Der Junge lebt noch immer in dir, auch wenn du ihn manchmal sehr gut versteckst. Du kannst …« Plötzlich blickte sie auf, und flammender Zorn lag in ihren Augen. Ihr Leib veränderte sich, wurde zu Wasser, einer Woge, die auffuhr, um zu zerstören. Pfeile schossen durch den klaren Himmel, verschwanden in schäumender Gischt. Spuren von Rot wurden zu breiten Streifen. Dann färbten sie den weißen Schaum.