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Das Geschirr der Pferde war mit goldenen Amuletten und kleinen, silbernen Glöckchen geschmückt. Bunte Federn waren auf die Häupter der Tiere gesteckt oder in ihre Mähnen eingeflochten. Die Streitwagen standen üblicherweise unter dem direkten Kommando des Unsterblichen, und die Krieger hatten sich herausgeputzt, als seien sie selbst Könige. Sie mochten es nicht, von einem Söldner aus Drus befehligt zu werden. Volodi wusste, dass er sich allein auf die kleine Schar der Zinnernen verlassen konnte.

Volodi stieg auf seinen Wagen. Die Ebene vor ihm glänzte wie dahinrinnendes Gold. Tausende Krieger und Bauern marschierten in Kolonnen zu den Positionen, die ihnen ihre Hauptleute anzeigten. Glitzernd brach sich das Licht auf Speeren, die so dicht standen wie die Ähren eines Kornfeldes. Alles war in Bewegung. Tagelang hatten sie diese Manöver geübt. Jeder Mann wusste, wo sein Platz war.

Der Drusnier blickte auf die Hügelkette jenseits des trockenen Flusses. Wie würde sich Muwatta aufstellen? Auf den Hügeln standen einzelne Krieger, die kleine Fahnen an langen Stangen schwangen. Sie gaben Signale an ihr Heer, verrieten, wie die Krieger Arams sich zur Schlacht aufstellten, während die Truppen Luwiens vor Blicken verborgen blieben.

Doch eins vermochten selbst die Hügel nicht zu verstecken. Eine gewaltige, braune Staubfahne stieg vor den Bergen am Horizont auf. Muwattas Streitwagengeschwader hatten sich in Bewegung gesetzt. Sie zogen nach Westen, ganz wie Volodi es erwartet hatte. Dort, wo über Monate die Karawanen vom Goldenen Tor hergekommen waren, gab es einen Streifen von mehr als hundert Schritt Breite, an dem die Uferböschung auf beiden Seiten des trockenen Flusses eingebrochen war. Dort würden die Streitwagen leicht herüberkommen. Es war der beste Platz. Doch nutzte ihnen an dieser Stelle ihre Übermacht nichts. Wenn er die Enge hielt, wäre die Flanke von Aarons Heer gerettet.

Volodi lächelte voller Zuversicht und wandte sich seinen eigenen Truppen zu. Er zog eines seiner Eisenschwerter und hielt es hoch über den Kopf. »Männer Arams!«, rief er. »Wenn sich steht ein Mann in Tür, ist sich egal, wenn vor Tür sind sich tausend Männer. Kann kämpfen immer nur einer. Heute sind wir sich Männer in Tür von Aram. Lassen wir Feinde nicht nix hindurch. Töten sich alle!«

Die Ansprache war gut, fand er. Klar und mit einer Botschaft. Er gab seinem Wagenlenker das Zeichen zum Aufbruch und griff nach dem Haltebügel an der Seite, an dem zwei Köcher voller Wurfspeere hingen.

Kaum einer jubelte ihm zu. Aber was scherte ihn das! Sie würden gut kämpfen und ihre Stellung halten. Sein Jubel war das dumpfe Donnergrollen Tausender Hufe in seinem Rücken. Arams Streitwagen folgten ihm in die größte Schlacht, die er in seinem Leben schlagen würde.

Pfeile aus Menschen

Kurunta blickte dem Heer aus Sklaven nach, die mit Palmwedeln über den ausgedörrten Boden fegten und langsam gen Westen zogen. Von der anderen Seite des Flusses musste es aussehen, als bewege sich dort ein ganzes Heer.

Muwatta trat aus dem wirbelnden Staub. Er trug einen Glockenpanzer, auf dessen Rücken lange, schwarze Schwingen geheftet waren, die sich hoch über seinen Kopf erhoben. Er sah aus wie Ištas leibhaftiger Sohn. Lange hatte Kurunta ihn nicht so gut gelaunt gesehen.

»Wir werden sie zerschmettern, Kriegsmeister!« Muwatta schlug sich mit der Faust in die flache Hand. »Zerschmettern! Ich werde die Streitwagen auf dem linken Flügel führen. Wie es scheint, stehen dort kaum Truppen.« Er deutete lächelnd auf die Staubfahnen am Horizont. »Und der Unsterbliche Aaron beginnt die Schlacht mit einem Fehler. Er wird ein leeres Flussbett bewachen, während wir sein Bauernheer niedermetzeln. Ich will ein Massaker, Kurunta. Ströme von Blut sollen fließen, und das Schlachtfeld soll so dicht voller Leichen liegen, dass ich es von einem Ende zum anderen überqueren kann, ohne dass mein Fuß den Boden berührt.«

Kurunta nickte. Er hielt nichts davon, sich Siege auszumalen, die noch nicht erstritten waren. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es einfach werden würde, einen Unsterblichen zu besiegen, auch wenn Aaron nun an der Spitze seiner Streitwagen zu jener Flanke eilte, auf der es keine Kämpfe geben würde.

Der Kriegsmeister blickte über das Fußvolk, das in achtzig Kolonnen angetreten war. Jede zehn Mann breit und fünfzig tief. Sie waren wie Pfeile aus Menschen, die er gegen den Schildwall Aarons abschießen würde. Sie würden die Lücken erweitern, die von den Kriegselefanten gerissen wurden. Kurunta hatte lange an dem Schlachtplan gefeilt. Sie würden gewinnen, daran hatte er keinen Zweifel. Aber er war lange genug Feldherr, um zu wissen, dass kein Plan die Konfrontation mit der Wirklichkeit überstand. Ganz gewiss hatte auch Aaron einige Überraschungen für sie bereit, und die würden ihn treffen, wenn er die Spitze des Angriffs führte.

Er blickte zu den Elefanten, die vor den Hügeln aufmarschiert waren. Wandernde Türme waren sie. Die Köpfe von Bronzemasken mit breiten Federkämmen geschmückt, Vorderbeine und Rüssel mit zähen Lederschuppen geschützt. An ihre Stoßzähne waren lange Eisensicheln gebunden. Fast hundert dieser Kolosse warteten auf seinen Befehl zum Angriff. Er hatte Muwatta mehrfach davon abgeraten, sie einzusetzen. Sie waren eine unerprobte Waffe im Heer des Unsterblichen. Damit wagte man keine Entscheidungsschlacht. Aber der Herrscher war ganz versessen darauf, die riesigen Tiere im Kampf zu sehen.

»Lass die Hunde des Krieges los!«, befahl Muwatta begeistert.

Kurunta gab seinem Hornbläser ein Zeichen. Drei gezogene Hornstöße erschollen und wurden von allen Hornbläsern entlang der Frontreihe aufgenommen. Auf der Hügelkette wurden gelbe Fahnen geschwungen. Das Zeichen zum Angriff für die Elefantentreiber, die mit spitzen Stöcken auf die Nacken der Kolosse einstachen, um ihre riesigen Reittiere voranzutreiben. Die größten der Dickhäuter trugen kleine hölzerne Türme auf ihren Rücken, in denen sich zwei Bogenschützen und ein Krieger mit einer vier Schritt langen Lanze drängten.

Muwatta ergriff die Zügel seines Streitwagens, um ihn persönlich den nächsten Hügel hinaufzulenken. Er würde es sich nicht nehmen lassen, dem Angriff beizuwohnen, bevor er sich den Streitwagen anschloss, die einige Meilen entfernt im Osten warteten, wo der Feind sie nicht vermutete. Sie hatten dort schon in der Nacht Aufstellung genommen. Bei Neumond hatte niemand den Staub, den sie aufwirbelten, sehen können. Es war ein kluger Zug gewesen, diese Nacht abzuwarten.

Kurunta wandte sich an Labarna, den riesigen Hauptmann seiner Leibwache. »Die Truppen bleiben hier unten. Ich möchte, dass sie für den Feind außer Sicht bleiben. Sobald die roten Signalfahnen gezeigt werden, greifen zwanzig Kolonnen an, so wie es besprochen wurde. Die Zauderer und Schwachen sollen den Angriff führen, damit der nächste Hieb diesen Bauernhaufen dort drüben umso härter trifft.«

Labarna trug zwar Beinschienen und einen Bronzekürass, aber statt eines Helmes ruhte der Kopf eines Wolfes auf seinem Haupt, von dem ein struppiges Fell weit hinab auf seinen Rücken reichte. Der Befehlshaber seiner Leibwache war außerordentlich groß. Er überragte jeden anderen Mann im Heer. Labarna lehnte lässig auf einer mächtigen, mit rostigen Eisennägeln verstärkten Keule. Es gab nichts, das deren wuchtigen Hieben zu widerstehen vermochte. Wenn es darauf ankam, würde Labarna ganz allein eine Bresche in den gegnerischen Schildwall schlagen. Muwatta brauchte dafür keine Elefanten!

Der Hauptmann seiner Leibwache nickte knapp. Er war kein sonderlich gesprächiger Mann. Aber er fieberte der Schlacht entgegen. Er liebte es, zu kämpfen, den namenlosen Schrecken in den Augen jener Unglücklichen zu sehen, die ihm gegenüberstanden.

Kurunta folgte Muwatta den Hügel hinauf.

Das Heer Arams hatte in einem langen Schildwall am jenseitigen Ufer Aufstellung genommen, ganz wie Muwatta es vorausgesagt hatte. Hinter der Linie waren drei Blöcke von Kriegern als Reserven aufgestellt. Der Kriegsmeister war enttäuscht. Wie es schien, war die einzige Überraschung des Tages, dass es keine Überraschungen gab.