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„Genau, das ist es! Samuel besitzt doch einen Michelangelo! Der muß Millionen wert sein!" „Wo ist der?" fragt der Neffe. „In Los Angeles, im Museum."

Und so begann das Rennen um den ersten Teil des Vermögens von Samuel Stone. Die ganze Familie setzte sich ins Auto und veranstaltete ein Rennen, wer zuerst in dem Museum war, um den Anspruch auf die Statue zu erheben. Alle träumten sie bereits davon, was sie mit dem vielen Geld tun würden, sobald sie es hätten. Alle außer David.

David war nur daran interessiert, das Geld, damit davon den Armen geholfen werden konnte, seiner Wohltätigkeitsstiftung zuzuführen, die er ausgerechnet nach Samuel Stone benannt hatte.

Der erste, der den Museumsdirektor erwischte, war der Anwalt. „Was kann ich für Sie tun?" fragte der Direktor. „Tja", sagte der Anwalt, „soviel ich weiß, haben Sie hier eine Statue von Michelangelo stehen, die Mr. Stone gehört." „Das stimmt, ja."

„Ich bin sein Anwalt, und ich möchte sie abholen." In diesem Augenblick kam die Witwe herbei. „Halt!" Stopp!" rief sie. „Diese Statue gehört mir! Verpacken Sie sie in eine Kiste und... "

Aber da tauchte auch schon der Neffe auf. „Er wollte, daß ich die Statue bekomme!" behauptete er. Und zu dem Direktor sagte er: „Ich nehme sie gleich mit."

„Bedaure", sagte der Kurator, „aber niemand von Ihnen kann diese Statue mitnehmen."

„Wieso denn nicht?" fuhren ihn alle böse an.

„Weil sie gerade Teil einer Ausstellung ist. Sie kann frühestens in einer Woche abgeholt werden."

Die Witwe funkelte ihn böse an. „Eine Woche? So lange kann ich auf keinen Fall warten."

„Das tut mir sehr leid", sagte der Museumsdirektor, „aber so sind die Vorschriften. Alle Gegenstände einer Ausstellung müssen bis zu deren Beendigung dableiben." Sie sahen sich alle frustriert an.

Aber glaubt Ihr vielleicht, liebe Leser, daß sie deshalb aufgegeben hätten? Nicht doch. Dreimal nein. Wir müssen uns nur daran erinnern, daß sie alle überaus geldgierige Leute waren, wie wir schon gesagt haben.

Alle dachten sich nun etwas aus. Nämlich einen Plan, wie sie die Statue stehlen könnten.

Weil sie alle das Erbvermögen nicht mit den anderen teilen wollten, dachte sich jeder seinen eigenen Plan aus. In der folgenden Nacht brach der Anwalt in das Museum ein und schlich sich auf Zehenspitzen an den anderen Ausstellungsgegenständen vorbei bis zu der Statue. Als er angekommen war, streichelte er sie liebevoll und sagte: „Eine Million, und sie gehört mir!"

Er machte sich daran, die Figur hochzuheben, aber in diesem Moment ging auch schon der Alarm los, und der Raum war im nächsten Augenblick taghell erleuchtet. Er fuhr herum. In der Tür standen der Museumsdirektor und zwei Aufseher. „Was machen Sie denn da?" wollte der Direktor wissen. „Ach, ich... ich wollte mir die schöne Figur nur noch einmal ansehen... "

„Mitten in der Nacht? Das können Sie gerne tun, wenn das Museum geöffnet ist."

„Ja, sicher", nickte der Rechtsanwalt.

Sie sahen ihm nach, wie er sich schleunigst verzog.

„Behaltet mir die Statue gut im Auge", wies der Direktor die Aufseher an.

Am nächsten Morgen kam die Witwe in das Museum. Sie schob auf einem Rollstuhl eine in eine Decke gehüllte Gestalt vor sich her.

Beim Museumsdirektor stand bereits David und sprach mit ihm.

„Guten Morgen", sagte er.

Die Witwe nickte kurz. „Guten Morgen. Ich fahre nur einen Freund von mir, der sie zu sehen wünscht, zu der Statue. Er ist ein großer Kunstliebhaber."

Sie sahen beide der Witwe nach, wie sie in den nächsten Saal verschwand, in dem die Statue stand.

Als sie angekommen war, sah sich die Witwe vorsichtig um, ob auch niemand in der Nähe war, dann zog sie schnell die Decke von dem Rollstuhl weg. Es saß überhaupt niemand darin, nur oben war ein Hut, unten standen Schuhe, und auf dem Sitz lagen einige Männerkleidungsstücke.

Sie griff sich hastig das Hemd davon, begann es der Statue anzuziehen, setzte sie daraufhin in den Rollstuhl und zog ihr den Hut ins Gesicht.

Geschafft! dachte sie triumphierend. Ich bin raffinierter als alle anderen zusammen. Die Figur ist mein.

Und sie schob ihren Rollstuhl davon, zum Ausgang.

Als sie an David und dem Direktor vorbeikam, lächelte sie und wünschte beiden einen guten Tag.

„Dir auch", sagte David freundlich und zog die Decke von dem Rollstuhl, so daß die Statue zum Vorschein kam. Der Direktor war baff. „Was... was soll denn das bedeuten?" „Wenn Sie mich fragen", sagte David, „dann war das ein Versuch, die Statue hinauszuschaffen, damit sie ein wenig frische Luft schnappen kann."

Der Museumsdirektor sagte zur Witwe: „Madame, ich schlage vor, Sie schnappen ein wenig frische Luft. Die Statue lassen wir doch lieber hier."

Samuel Stones geldgieriger Neffe hatte seinerseits einen eigenen Plan, und dieser hätte sogar fast geklappt. Er mietete sich einen Hubschrauber, der ihn in der nächsten Nacht über das Museum flog und über einem Oberlicht im Dach stehenblieb.

„Gut", sagte der Neffe, „und jetzt lassen Sie mich hinunter." Der Pilot ließ ihn an einem Seil hinab zu dem Oberlicht, das der Neffe spielend öffnete, und durch diese Luke bis zum Boden des Museums. Dort sah sich der Neffe sorgfältig um. Als er festgestellt hatte, daß niemand da war, umfaßte er die Statue mit beiden Armen und ruckte zweimal am Seil, als Zeichen für den Piloten, ihn wieder hochzuziehen. Er spürte, wie er langsam wieder nach oben schwebte. Die Figur hielt er fest an sich gepreßt.

Geschafft! dachte er. Ich habe es geschafft. Sie gehört mir, ich habe sie alle ausgestochen!

Er und die Statue schwebten bereits über dem Gebäude. Unten stand ein Lastauto bereit, das die Figur abtransportieren sollte. „Runter!" rief er voller Freude. „Ich habe es geschafft, ich habe es geschafft. Los jetzt, weg!"

Bedauerlicherweise für den Neffen hatten allerdings David und der Museumsdirektor das Unternehmen beobachtet. Und David hatte in dem Lastauto den Platz des Fahrers eingenommen. „Sind schon unterwegs!" rief David hinaus. Und er fuhr das Auto direkt zum Lieferantentor des Museums. Die Figur war wieder da, wo sie hingehörte.

Eine Sitzung war im Gange. Obwohl alle Familienmitglieder einander haßten, waren sie zu der Einsicht gekommen, daß sie, wenn sie in den Besitz der Statue kommen wollten, wohl oder übel zusammenarbeiten mußten.

„Ich sage euch, was wir tun müssen", erklärte die Witwe. „Wir verschaffen uns die Figur und teilen uns den Erlös." Nur David sollte von der Gruppe ausgeschlossen bleiben. „Er ist einfach zu ehrlich", sagte die Witwe.

„Wenn er an das Geld käme, würde er nur alles für Wohltätigkeit ausgeben. Das wäre doch eine ungeheure Verschwendung!"

Dieser Meinung waren auch alle anderen.

„Wir brauchen ihn nicht", sagte der Neffe. „Wir teilen das Geld unter uns auf."

„Aber wie kommen wir nun an die Figur?" fragte die Witwe. „Da habe ich einen Plan", sagte der Anwalt, „der kann gar nicht schiefgehen."

Alle hörten eifrig zu, als er ihnen auseinandersetzte, wie sie es machen sollten.

Der Neffe grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Das ist gut", sagte er. „Sie haben völlig recht, da kann gar nichts schiefgehen."

David saß inzwischen bei dem Museumsdirektor. „Ich bin sehr besorgt", sagte er. „Ganz bestimmt haben sie es nicht aufgegeben und wollen die Figur immer noch stehlen." „Aber wie sollten sie' denn? Sie ist doch bestens bewacht." „Das genügt nicht", sagte David. „Aber ich habe da eine Idee." Und er erläuterte sie. Der Museumsdirektor war geradezu entsetzt.

„Meinen Sie das etwa ernst?" „Absolut."