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Tungdil dachte nach. »Ist das ein Weg, um Nôd’onn zu besiegen?«

Sie schüttelte den Kopf. »Darauf würde ich mich nicht verlassen. Das Wesen, das in ihm wohnt, hat ihm unbekannte Macht verliehen.«

Der Zwerg schaute zu Narmora und erinnerte sich, was sie mit der Lampe angestellt hatte. »Sie beherrscht Magie …«

»Nein, sicherlich nicht. Ich weiß zwar nicht viel über ihr Volk, aber es können keine sonderlich starken Fertigkeiten sein, die sie besitzt. Ich denke, es handelt sich um angeborene Dinge … Dunkelheit heraufbeschwören, Feuer löschen, Träume verändern. Kleinigkeiten, die Menschen in Furcht erstarren lassen und die für all die Legenden rund um die Albae sorgen.«

»Nicht mehr? Sinthoras hat Euren magischen Schutzschild durchbrochen.«

»Das war List, kein Zauber. Du erinnerst dich, dass wir bei den getöteten Albae Kristalle fanden?« Tungdil nickte. »Sie haben sie von Nôd’onn bekommen, um sich gegen Zauber der Magi zu schützen. Er band eines davon um den Pfeil und zerstörte damit meinen Spruch.« Andôkai erhob sich. »Es ist so weit. Wir können los.« Die Vorbereitungen waren abgeschlossen, und auch die Lore der Königin wurde auf die Gleise gehievt. »Denke daran, Tungdiclass="underline" Ich werde meine Kräfte schonen. Verlasst euch nicht darauf, dass ich ständig eingreifen kann.«

»Ich werde es den anderen sagen.« Es wird auch ohne Magie gehen.

Sie kehrten zu den Rampen zurück, wo Xamtys soeben die Karren inspizierte. »Ich bin gespannt, wie so eine Fahrt ist.« Sie strich sich über den hellen Flaum. »Und ich freue mich auf die Gesichter der Mannsbilder.« Sie sprang auf ihren Sitz und löste die Bremsvorrichtung. »Wir warten auf euch und die Feuerklinge. Vraccas sei mit euch.« Schon rollten sie los und verschwanden im Tunnel.

»Und mit dir«, rief Tungdil ihr nach und schritt zur nächsten Rampe, um sich in seinen Wagen zu setzen. Die Karte mit den Röhrenverbindungen, die ihm die Königin gegeben hatte, schob er unter sein Kettenhemd. Neben ihm saß Boïndil, hinter ihnen lachten Bavragor und Balyndis miteinander.

»Seid still«, zischte Ingrimmsch nach hinten. Seine Laune konnte man getrost als schlecht bezeichnen; ohne seinen Bruder fühlte er sich unwohl und gereizt.

Rodario schrieb hastig seine letzten Zeilen auf und verkorkte die wieder aufgetaute Tinte gut, damit unterwegs nichts herausschwappte und seine Kleider ruinierte. »Das wird ein Spaß!«, freute er sich. »Wir sollten auch so etwas bauen, Furgas. Die Kundschaft könnte eine Fahrt wie die Helden unseres Stückes erleben.«

»Nein, es wird kein Spaß«, widersprach Goïmgar säuerlich. »Der Magen wird dir zusammengedrückt, der Bart weht dir ins Gesicht, und du wirst das Verlangen spüren, dich zu übergeben.«

»Ach, was. So schlimm kann es nicht sein. Ich bin einiges gewöhnt«, meinte er und versuchte, sich das Sicherungsseil um den Bauch zu legen.

Nachdem ihre Lore die Beschleunigungsstrecke erreichte und fast senkrecht nach unten stürzte, schrie Rodario seine Angst laut heraus. Danach rang er mit dem heftigen Wunsch, sich zu übergeben. Seit langer Zeit sah man auf Goïmgars Gesicht wieder einmal ein breites Grinsen.

Das Geborgene Land, das Zwergenreich des Zweiten, Beroïn, im Winter des 6234sten Sonnenzyklus

Balendilín stand in seinem Quartier, wog die Kriegsaxt abschätzend in seiner Hand und führte ein paar Probeschläge, bis er sich sicher war, die Klinge auch mit nur einem Arm schnell genug schwingen zu können.

»Es werden immer mehr, mein König«, schallte der besorgte Ruf von draußen. »Komm und sieh es dir an.«

Man könnte meinen, Bislipurs Rede habe sie angelockt. Er trat hinaus und schritt die nicht enden wollenden Reihen der schweigenden Krieger der Zweiten und Vierten entlang, bis er von der obersten Terrasse der Festung Ogertod aus auf das Land vor den Toren blickte.

Es wimmelte nur so von ihnen, tausende großer und kleiner Punkte bewegten sich hin und her. Die Luft stank nach saurem Fett und den Ausdünstungen der Orks, die sich in einer Meile Abstand niedergelassen hatten und sich für den Angriff vorbereiteten. Gedämpft drang ihr Brüllen bis zu ihm hinauf.

In der Ferne sah Balendilín gigantische hölzerne Sturmtürme, die unaufhaltsam zur Festung gerollt wurden; sie maßen vierzig Schritt und mehr in der Höhe. Damit ist es ihnen möglich, auf die Zinnen des ersten Walls zu gelangen.

Die hässlichen Konstruktionen aus Holz sahen windschief aus, was die Bestien nicht weiter störte, solange sie ihren Zweck erfüllten und ihnen über das erste Hindernis auf dem Weg ins Herz des Zweiten Zwergenreichs halfen. Die Türme waren zum Schutz gegen Brandgeschosse mit Menschenhäuten verkleidet worden; sobald der Angriff begänne, würden sie gewässert werden, damit das Holz nicht zu rasch Feuer fing.

»Ich hätte nicht geglaubt, dass sie so bald die Zwergenreiche angreifen«, sagte Bislipur, der neben ihn getreten war und die Ansammlung betrachtete. Er trug seine volle Rüstung und war das Abbild eines Kriegers, wie es wenige im Zwergenreich gab. »Es sind mindestens zehntausend. Wie gut, dass ich Verstärkung aus meiner Heimat kommen ließ.« Vergebens wartete er auf ein Lob des Königs.

»Orks, Bogglins, eine Hand voll Oger, Trolle und einige Albae«, schätzte Balendilín ihre Zahl. »Tungdil hat nicht gelogen, als er uns Nôd’onns Absichten voraussagte.« Er beobachtete, wie die Zwerge den ersten Verteidigungsring besetzten und sich auf den Ansturm der Bestien vorbereiteten. Der Zauberer kann seine Diener nur in solch großer Zahl zu uns senden, wenn er sich der Eroberung der Menschenreiche sicher ist. Das gefällt mir gar nicht.

»Wenn die Ringe gefallen sind, ziehen wir uns tief in die Gebirge zurück.«

»Und dann?«

»Folgen sie uns dahin, sind sie verloren. Wir kennen uns dort besser aus als sie.«

»Rechnest du damit, dass wir die Mauern nicht halten können?«, fragte Bislipur verwundert. »Deine und meine je fünftausend Krieger sollten ausreichen, die Festung bis in alle Ewigkeiten zu verteidigen.«

»Ich rechne mit allem, seit das Böse die Oberhand im Geborgenen Land gewann.« Der König wies seine besten Krieger an, die Wachen an den Tunneleingängen zu verstärken. Mit allem.

Dann begab er sich auf den Wehrgang, wo sich ihm das ganze Ausmaß der Meute erschloss: ein bunt zusammengewürfelter Haufen aus den Niederungen von Tions Schöpfung, die begierig geifernd darauf warteten, die Zwerge auszulöschen und ihren Verwandten die Hohe Pforte zu öffnen.

Die Rüstungen der Bogglins und Orks gehörten bis vor kurzem den Söldnern von Königin Umilante. Sie konnten die Ungeheuer nicht bezwingen. Balendilín beobachtete, wie sich die Bestien zu ungeordneten Gruppen zusammenfanden, um sich am ersten Sturm zu beteiligen und zu sehen, womit die Zwerge gegen sie aufwarteten. »Zweitausend Kämpfer hinter das große Tor!«, befahl er mit fester Stimme. »Haltet euch bereit.«

Als die Orks grunzend und schnaubend herankamen, ließ er das Portal öffnen und seine Krieger einen Ausfall unternehmen.

Voller Zufriedenheit sah er, wie die Äxte seines Stammes unter den Orks wüteten, die mit einem derart heftigen Gegenangriff nicht gerechnet hatten und ihr Heil in der Flucht suchten, ehe sie von Trollen zurückgetrieben wurden.

Aber da befanden sich die Zwerge schon wieder hinter den schützenden Mauern von Ogertod und verzeichneten gerade einmal drei Dutzend leicht Verletzte. Dagegen lagen viele hundert Bestien verstümmelt oder tot auf der staubigen Erde vor den Toren. Der Jubel bei der vereinten Streitmacht des Zwergenvolkes war riesig.