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Giselbart legte ihm eine Hand auf die Schulter und zeigte ein freundliches Lächeln in dem tausende von Zyklen alten Gesicht, das nur aus Falten und Furchen zu bestehen schien. »Nein, bewahre dir die Zuversicht, Tungdil Goldhand, denn die Glut brennt hell und heiß wie immer.« Er horchte auf. »Wir haben sie von Anfang an gegen die Eindringlinge verteidigt. Vraccas muss gewusst haben, dass wir sie eines Tages noch einmal dringend brauchen würden.« Er und seine Begleiter traten zur Seite, damit sie die Schmiede in Gänze sahen.

Sie war gut fünfzig Schritt lang und maß dreißig in der Breite. Zwanzig erloschene Essen standen in zwei Reihen nebeneinander, die vierfache Anzahl von Ambossen kam hinzu. Sie waren um eine besonders große Feuerstelle angeordnet, deren Glut weißlich glomm.

Zwischen den unzähligen Säulen, welche die achtzig Schritt hohe Decke trugen, hingen Zangen, Hämmer, Feilen, Meißel und andere Schmiedewerkzeuge sauber aufgereiht. Der Boden war mit feinem Sand ausgestreut. An der Decke und den oberen Wänden hatte sich eine dicke Rußschicht gebildet; Steinstufen führten zu dem Rauchabzug hinauf.

Durch mehrere Öffnungen im Fels liefen Eisenketten, die über Umlenkrollen und Flaschenzüge mit Blasebälgen neben den Essen sowie Schleifsteinen verbunden waren; offenbar funktionierten sie nach einem ähnlichen Prinzip wie die Hebevorrichtungen der Loren.

Tungdil konnte sich vorstellen, wie die Fünften einst hier schmiedeten und die schönsten Rüstungen und besten Waffen des Geborgenen Landes schufen. Er atmete auf und bat Vraccas stumm um Verzeihung für seinen Zweifel. »Das ist die erste gute Wendung, seit wir von zu Hause aufgebrochen sind«, sagte er voller Freude. Nichts war vergebens, dabei standen wir knapp davor, uns aufzugeben.

»Rodario! Er lebt!«, sagte Furgas freudig. »Ich höre sein Herz schlagen.«

»Lass mich nach ihm sehen.« Andôkai warf ihr Haar zurück, kniete sich neben den Verletzten und schaute nach der Wunde, um sie mit Branntwein aus dem Trinkschlauch Bavragors zu reinigen und Schlimmeres zu verhindern. »Ein leichter Stich in die Seite und ein Schlag ins Gesicht«, stellte sie fest.

Er schlug ruckartig die Augen auf. »Meinen Dank, ehrenwerte Maga«, presste er durch die Zähne hervor. Der Alkohol auf der frischen Wunde verursachte ein scharfes Brennen. »Ich hätte den Ork bitten sollen, mich auf den Mund zu treffen, damit Ihr mich mit Euren Lippen zurück ins Diesseits küsstet.«

»Wenn du ein Krieger wärst, sähen die Dinge anders aus«, antwortete sie erstaunlich freundlich auf sein Werben.

»Ein Schauspieler ist vieles, auch ein Krieger.«

»Letztlich ist es vorgetäuscht.«

»Im Gemüt bin ich ein Kämpfer. Reicht Euch das nicht?«

»Das ist wohl wahr«, nickte sie. »Aber dein Gemächt hat mir zu viele Schlachten im ganzen Land geschlagen, als dass ich dem Träger vertrauen könnte, dass er niemals die Seiten wechselt, wenn sich eine Gelegenheit bietet.« Andôkai blinzelte ihn mit ihren blauen Augen an und tätschelte seine Wange. »Bleib bei den Frauen, die dich verehren, großer Junge.«

Giselbart deutete auf eine Nische in der Schmiede. »Legt euch hin und ruht euch aus. Das Portal wird nicht fallen, dafür sorgen wir«, sagte er zu Tungdil. »Genehmigt euch so viel Schlaf, wie ihr benötigt, und dann machen wir uns ans Werk. Es gibt vieles vorzubereiten.«

»Was meinst du damit?«

Er lachte gutmütig. »Erst werdet ihr euch erholen. Zu essen können wir euch leider nichts bieten, aber die Unterkunft ist wenigstens sicher.«

Keiner murrte, als es ans Ausruhen ging, und selbst Boïndil war erschöpft genug, dass er sich die Gedanken über das Dasein der Fünften als Untote ersparte. Sie hatten ihr Leben auf diese Weise bewahrt und bewiesen, dass sie alles andere als bösartig waren.

Tungdil trat zu Gandogar, der stumm neben den Überresten Goïmgars saß. Er hatte seinen ramponierten Helm abgenommen, sodass das braune Haar auf seine breiten Schultern fiel. »Er hat sein Leben für mich gegeben«, meinte er nachdenklich. »Ohne zu zögern stellte er sich gegen den Ork, obwohl er genau wusste, dass er ihm nicht gewachsen war. Das hätte ich ihm nicht zugetraut.« Er schaute zu Tungdil. »Als du dir Goïmgar wähltest, freute ich mich, weil ich zu wissen glaubte, wie sehr er ein Künstler und wie wenig er ein Zwerg wäre. Er hat bewiesen, dass er mehr Zwerg war, als ich annahm.«

Tungdil nahm das Säckchen mit den Diamanten und legte es in die Hände des Königs. »Jetzt ist es an dir, seine Aufgabe zu übernehmen.«

»Das werde ich, auch wenn ich weit hinter seinen Fertigkeiten als Handwerker zurückstehe.«

Tungdil zögerte. »Es wird dir nicht gefallen, was ich dir noch zu sagen habe, Gandogar. Es geht um Bislipur.« In wenigen Worten erzählte er ihm vom Plan des Großkönigs und der Heimtücke des Hinkenden. Zum Beweis seiner Anschuldigungen präsentierte er das Kropfband, das sie Swerd abgenommen hatten.

Der König erkannte es auf der Stelle wieder. »So sehr ich meine Augen gegen deine Vorwürfe verschließen möchte, das widerliche Schmuckstück spricht für sich. Der Gnom wäre niemals imstande gewesen, ohne den Auftrag seines Herrn zu handeln.« Er schüttelte fassungslos den Kopf. »Was hat ihn so verblendet? Wie konnte er mich so verblenden?«

»Du willst keinen Krieg mehr gegen die Elben führen?«

»Einen Krieg? Jetzt, wo es so schlimm um das Geborgene Land bestellt ist?« Er holte tief Luft. »Ganz im Gegenteil, Tungdil. Ich erkenne endlich die Wahrheit, die in den Worten des Großkönigs Gundrabur lag. Wir haben unterwegs zu viel gesehen und erlebt, um weiterhin gegen die Spitzohren ziehen zu wollen. Wir brauchen ein Bündnis mit ihnen.« Er hob die Augenbrauen. »Ich sagte nicht, dass wir sie zu unseren Brüdern machen und sie von nun an mögen sollen. Der Verrat an den Fünften …«

»Es gab keinen Verrat durch die Elben«, unterbrach sie ein Zwerg, der in ihrer unmittelbaren Nähe gestanden und einen Teil ihrer Unterredung mit angehört hatte. Seinen dichten schwarzen Bart hatte er zu kunstvollen Zöpfen geflochten; sie baumelten bis auf seine Brust.

»Sicher gab es den«, beharrte er. »Ich habe die Zeilen gesehen, die ihre Schuld bezeugen.«

»Die Zeilen, die Bislipur dir gab?«, erinnerte ihn Tungdil.

Der fremde Zwerg lächelte schwach. »Ich bin Glandallin Hammerschlag aus dem Clan der Hammerschlags und war im Gegensatz zu dir an diesem trüben Tag dabei, als der Steinerne Torweg durch Verrat fiel.«

»Also doch die Elben?«, mutmaßte Gandogar stur.

»Eines Zwerges«, sagte Glandallin ruhig, während die Zwerge und Balyndis fassungslos auf ihn starrten. »Es war Glamdolin Starkarm aus dem Clan der Starkarme, der die Losung zum ersten Mal nannte und die Riegel öffnete.«

»Weshalb?«

»Er wartete schon sehr lange auf die Gunst des Augenblicks. An jenem schrecklichen Morgen täuschte er vor, unter dem rätselhaften Fieber zu leiden, das die Albae uns brachten, und im Laufe der Schlacht achteten wir nicht weiter auf ihn. Er schlich sich vors Tor und gab das Land den Horden preis. Er war es auch, der den Albae einen geheimen Pfad in unsere Stollen wies, um uns hinterrücks anzugreifen.«

»Ich verstehe nicht …«

»Er war ein Dritter«, machte es Glandallin kurz. »Glamdolin war ein Dritter, ein Zwergentöter, der sich in unseren Stamm einschlich und sich voller Schläue maskierte, um uns in unserem geschwächten Zustand dem Untergang zu weihen. Er starb durch meine Hand, aber er erhob sich wieder durch die Macht des Toten Landes und nannte ihnen die Losung ein zweites Mal. Wir haben ihn nach unserem zweiten Erwachen verhört; danach verlor er seinen Schädel und verging endgültig.«

»Schreib das für mich auf«, raunte Rodario Furgas zu. »Das Stück wird ein Kassenerfolg ohnegleichen!«

»Die Elben haben nichts damit zu tun?« Tungdil freute sich darüber, da es ihnen den Weg zu einem Bündnis erleichterte. Bislipurs Vorhaben ist gescheitert!

Sie begruben die Überreste Goïmgars in einer Ecke der Schmiede unter einem Stapel Steine und sandten seine Seele zu Vraccas. Sobald sie sich ausgeruht hatten, begannen sie mit den Vorbereitungen, um die Feuerklinge zu schmieden.