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»Die Klinge sei aus dem reinsten, härtesten Stahl, die Widerhaken am anderen Ende seien aus Stein, der Griff aus Sigurdazienholz, die Intarsien und Runen aus allen edlen Metallen, die sich in den Bergen finden; die Schneide aber sei mit Diamanten besetzt«, zitierte Tungdil die alten Verse und nahm die Abschrift mit den Runen heraus, die als Vorlage dienen sollten.

Säuberlich legten sie alles Gold, Silber, Palandium und Vraccassium auf den Tisch, das Säckchen mit den Diamanten gesellte sich ebenso hinzu wie das Stück Sigurdazienholz, aus dem der Griff bestehen sollte. Roheisen für die Klinge und den Granit für die Widerhaken brachten die Fünften.

Plötzlich wusste Tungdil, was sie vergessen hatten, und er schalt sich wegen seiner Gedankenlosigkeit. »Es fehlt uns Tionium!«, rief er entsetzt. »Habt ihr das?«

»Nicht hier«, antwortete Glandallin nach einigem Zögern. »Wir geben uns mit dem Metall Tions nicht gern ab und verwenden es nur äußerst selten.«

Narmora streifte ein Amulett von ihrem Hals und legte es auf den Tisch. »Es besteht aus reinem Tionium. Meine Mutter gab es mir, um mich vor den Mächten des Guten zu beschützen. Da ich mich für die andere Seite entschlossen habe, benötige ich es nicht mehr«, erklärte sie. »Ich hoffe, es reicht aus.«

Tungdil bedachte sie mit einem anerkennenden Blick; ihre Taten ließen ihn alle Vorbehalte und Gefühle der Ablehnung vergessen. »Nun wirst du schon zweifach wichtig für das Geborgene Land. Auch wenn wir die Waffe schmieden, gebührt dir der ganze Dank der Völker. Unsere Kunst nützt nichts ohne dich.«

»Das Volk meiner Mutter trägt Schuld an vielem Leid, das im Geborgenen Land herrscht. Es ist nur rechtens, wenn ich davon ein wenig zurückzahle«, erwiderte sie, das Lob ablehnend.

Er blickte zu der Esse, die leicht glomm. »Können wir beginnen?«

»Nein, so einfach ist es nicht«, widersprach Giselbart. »Sie glüht noch, aber die Hitze wird nicht ausreichen. Die Apparaturen, die den großen Blasebalg bewegen, um der Esse Drachenbrodem Leben einzuhauchen, sind eingerostet und nicht mehr zu bewegen.«

»Welch ein Glück!« Furgas erhob sich. »Ich dachte schon, ich bin nichts anderes als der Gefährte jener Frau, die das Geborgene Land rettet«, lachte er, und die anderen stimmten ein. »Endlich kann ich meine Fertigkeiten als Magister technicus unter Beweis stellen.«

Narmora küsste ihn, nahm eine Axt und übte mit Ingrimmsch die unterschiedlichsten Manöver. Andôkai saß auf ihrem Lager, Djerůn hockte unbeweglich wie immer neben ihr. Tungdil wartete aus irgendeinem Grund darauf, dass es hinter dem Stahlgesicht zu leuchten begann.

»Du fragst dich, was sich hinter der Maske verbirgt?«, meinte Narmora, als sie eine Pause einlegte. Sie nahm sich von dem Wasser und trank es durstig.

Er wandte sich ihr zu. »Du klingst, als ob du es wüsstest.«

Narmora lehnte sich an den Felsen und atmete tief; die Übungsstunden strengten sie an, denn Ingrimmsch verlangte ihr alles ab. »Meine Mutter erzählte mir von einem Wesen, dem König unter den Bestien und allen Geschöpfen Tions und Samusins. Es ist der Jäger aller, das Raubtier der eigenen Art, es vernichtet die Schwachen und ringt mit den Starken, um sie noch stärker zu machen oder sie zu töten, wenn sie es nicht verdienen zu herrschen.« Sie tupfte sich die Schweißperlen von der Stirn. »Seine Augen sollen blauviolett leuchten, und sein Anblick reicht aus, um die Schwächsten davonlaufen zu lassen. Sie fürchten ihn alle, den Sohn Samusins.« Narmora grinste. »Ich hatte unwahrscheinliche Angst, wenn sie diese Geschichte erzählte, wie du dir vorstellen kannst.« Sie vermied es, in die Richtung des Gepanzerten zu schauen. »Was viel schlimmer ist: Nun weiß ich, dass es ihn gibt.«

Es ergab einen Sinn. Andôkai, als Anhängerin des Gottes Samusin, würde es als Ehre empfinden, mit einer Kreatur durch die Gegend zu ziehen, die der Sage nach der Sohn ihres Gottes war. Ob die Maga und Djerůn tatsächlich mehr verband als das Verhältnis Herrin und Untergebener, wollte Tungdil nicht wissen. »Dann ist es kein Wunder, dass die Bogglins vor ihm geflüchtet sind.«

»Jeder würde vor ihm flüchten, Bestie oder nicht.« Narmora stand auf, um weiter zu üben.

Er beobachtete, wie Balyndis eine Esse mit gewöhnlichem Feuer in Gang setzte, das Kettenhemd und das Lederwams auszog und sich eine Lederschürze vor Bauch und Brust band; die Unterwäsche verdeckte wenig von ihrer Haut. Er schlenderte zu ihr, die Neugier trieb ihn. »Was machst du?«

»Stahl.« Sie bat ihn, die Bändel hinter ihrem Rücken zu verknoten. Er trat hinter sie und erhaschte zum ersten Mal einen Blick auf die nackte Haut einer Zwergin. Sie war rosig und von einem dünnen, hellen Flaum überzogen. Da sie wie alle unterwegs kaum Gelegenheit gehabt hatte, sich zu waschen, ging ein intensiver, aber keineswegs schlechter Duft von ihr aus, weniger sauber, aber sehr anregend. »Da wir nicht an die Hochöfen kommen, um aus dem Roheisen Stahl zu machen, behelfe ich mich mit einem einfachen Kniff.«

Seine Hände hatten den Knoten schon lange fertig gebunden, doch nun legten sich seine Finger wie von selbst an ihre kräftige Hüfte. Die Haut fühlte sich glatt und warm an, er ertastete die feinen Härchen.

»Komm nach vorn, damit du siehst, was ich mache.« Er folgte ihrem Wunsch. »Um die Verunreinigungen auszutreiben, gebe ich das Metall in eine flache Pfanne und erhitze es. Der größte Teil der Verunreinigungen verbrennt dabei. Der Nachteil ist, dass wir so nur geringe Mengen Stahl herstellen können. Für einen Axtkopf sollte es genug sein.« Geduldig stand sie da und beobachtete, wie die Temperatur höher wurde und das Metall schmolz. »Hast du so etwas nicht gemacht?«

»Nein«, sagte er bedauernd. »Ich war nur Schmied.«

»Wie viele Schläge brauchst du für einen Hufnagel?«

»Wenn ich mich anstrenge, sieben, wenn ich gedankenlos bin, neun.«

»Das ist sehr gut, Tungdil«, lächelte sie ihn an, und er schmolz wie das Eisen. »Du bist darin so gut wie ich.«

»Und wie lange brauchst du für eine Axt?«

»Wenn ich mich anstrenge, sieben, wenn ich gedankenlos bin, neun«, antwortete sie. »Umläufe natürlich, nicht Schläge. Aber da wir wenig Zeit haben und ich keine Pause machen werden, müsste es in fünf Umläufen zu schaffen sein, ohne dass die Güte darunter leidet.« Sie deutete zum Portal. »Giselbart möchte etwas von dir. Er steht da und winkt.«

Tungdil hob die Hand zum Zeichen, dass er sich auf den Weg machte. »Findest du es nicht auch seltsam, Zwergen zu begegnen, die älter als alles sind, was wir kennen, von den Gebirgen einmal abgesehen?«

»Ich finde es seltsam, dass sie ihre Seelen an das Tote Land verloren haben«, entgegnete sie. »Seltsam und traurig. Ich wünschte, wir könnten ihnen helfen, ihre Seelen zurückzubekommen.«

»Das vermag Vraccas, wir nicht. Und ich bedauere es sehr.« Er lief zu Giselbart, der mit sorgenvoller Miene auf ihn wartete.

»Die Bestien bereiten sich auf einen Angriff vor.«

Tungdil betrachtete die massiven Türen aus Eisen und Bändern, die von den Runen ihres Gottes zusätzlich geschützt wurden. »Sagtest du nicht, die Esse sei sicher?«

»Sie war es, weil sie wohl keinen Grund hatten, sie unbedingt einnehmen zu wollen. Aber da ihr hier seid und die Waffe schmiedet, die Nôd’onns und ihren Fall bedeutet, haben sie ihre Ansichten geändert.« Er zeigte ihm ein verborgenes Guckloch, und Tungdil spähte hinaus.

Aus dem ungeordneten Haufen war innerhalb eines Sonnenumlaufs ein organisiertes Heer geworden, das von Albae geleitet wurde.

Die Oger schafften umgerissene Säulen und Stalaktiten herbei, um sie als Rammböcke zu benutzen. Hinter ihnen rotteten sich verschiedene Abteilungen zusammen, die an Apparaten herumschraubten, aus denen Seilzüge werden könnten.

»Das sieht nicht gut aus. Ich berichte es meinen Freunden«, entschied er. »Welche Verteidigungseinrichtungen haben wir?«

Wortlos hob Giselbart seine Axt.