Выбрать главу

»Mehr nicht?«

Er hob eine zweite Axt und grinste böse. »Ich verstehe, dass dir das nicht ausreicht. Wir …«

Plötzlich hörten sie gedämpfte Schreie und das Scheppern von Rüstungen; die Oger brüllten auf, die Orks quiekten alarmiert, und die Bogglins kreischten in heller Aufregung.

Was geht da draußen vor? Schnell presste Tungdil sein Auge ans Guckloch und sah, wie die Feuer des Lagers erstarben und zwergengroße Krieger mit aschweißen Gesichtern zwischen den Ungeheuern umhersprangen und etliche niederstreckten; sie zielten dabei auf die Köpfe, um keine Untoten zu schaffen.

Der Überfall währte nicht lange. Sobald die Flammen von neuem entfacht waren, fand sich von den Angreifern keine Spur mehr.

Die Geister der gestorbenen Zwerge! Er erinnerte sich ganz genau an die bleichen Erscheinungen, die ihnen die rätselhafte Warnung gesendet hatten. Dieses Mal fielen sie über diejenigen her, die ihre Ermahnung missachteten und sich weiterhin in ihrem Reich aufhielten. »Weißt du etwas über die Geister der Ahnen?«

»Geister? Nein. Aber solange sie auf unserer Seite kämpfen, habe ich nichts gegen sie«, meinte er und ging los, um den anderen von dem bevorstehenden Angriff der Truppen Nôd’onns zu berichten. Diejenigen, die nichts mit dem Schmieden und den Vorbereitungen zu tun hatten, begannen damit, Steine aus den Wänden zu brechen und sie vor dem Portal aufzustapeln.

Zuerst ging es darum, die Orks draußen zu halten. Darüber, wie sie mit der Feuerklinge hinausgelangen würden, würden sie sich später Gedanken machen.

Furgas schaffte es, die in ihn gesetzten Erwartungen noch zu übertreffen. Er hatte nur einen Sonnenumlauf gebraucht, um hinter die Funktionsweise der Ausgleichgewichte des Blasebalgs zu kommen, und verglich das System gern mit dem des Bühnenvorhangs.

Die schadhaften Stellen hatte er bald entdeckt; beim Ausbessern improvisierte er so sicher, wie er es sonst unter den Brettern des Podiums tat, falls eine Vorrichtung während der Theateraufführung versagte. Auch die Schleifsteine drehten sich wieder.

Währenddessen schichteten die anderen Stein um Stein auf, denn die Ungeheuer unternahmen bereits den ersten Eroberungsversuch, wobei sich die Stalaktiten als zu fragil erwiesen und an dem Portal barsten.

Am zweiten Umlauf beschäftigte sich Gandogar unter den widrigsten Umständen mit dem Schleifen der Diamanten; die Werkzeuge Goïmgars halfen ihm dabei immerhin ein wenig. Bavragor hockte an einem Tisch und formte mit seinen Arbeitsgeräten die Widerhaken aus dem Stein; seine Hände bewegten sich mechanisch und ruckartig wie die einer Puppe.

Giselbart bereitete die Schmelzformen für die Edelmetalle vor, während Balyndis sich anschickte, die Axt samt der unterarmlangen Halterung zu formen.

Dazu hatte sie sich in den mittleren Teil begeben, wo die Esse Drachenbrodem stand. Mit jedem Seufzer des mechanisch betriebenen Blasebalgs fauchten die Kohlen, und gelegentlich zuckten weiße Flämmchen auf.

Die Zwergin nutzte drei unterschiedlich geformte Ambosse gleichzeitig; zielsicher wählte sie aus der Reihe von Wolfsmaulzangen, Biberzangen, Winkelzangen und etwa siebzig weiteren die passende aus, um die in der Glut erhitzten Stahlstücke herauszuziehen, sie grob in Form zu schlagen und wieder in ihr heißes Bett zu schieben, wenn die Temperatur nicht mehr passte.

Eine solche Schmiede hatte Tungdil noch nie gesehen. Hatte er sich bei Lot-Ionan mit vier unterschiedlichen Hämmern zufrieden gegeben, so hingen hier fünfzig mit den unterschiedlichsten Köpfen. Dazu kamen Meißel, Feilen, Eisensägen und weitere Werkzeuge, mit denen die Zwergin als Meisterin sicher hantierte.

»Komm, hilf mir«, verlangte sie unerwartet und drückte ihm eine Zange in die Hand. »Schlage das Stahlstück flach, ungefähr so dick wie eine Messerklinge. Danach trennst du es mit dem Keil und schmiedest die Stücke übereinander zusammen.«

Tungdil tat, wie ihm geheißen, ergriff eine der langen Zangen und näherte sich den weiß leuchtenden Kohlenstücken, die eine nie gekannte Hitze ausstrahlten.

Als er das Stück aus der Esse nahm, glühte es weiß. Mit raschen Schlägen walzte er es aus, und legte es wieder zurück in die Esse.

Sobald es glühte, holte er es heraus, trennte es in der Mitte, legte die Stücke übereinander und schmiedete sie mit kräftigen Schlägen zu einem Stück zusammen.

Sein Herz jubelte, als er nach so langer Zeit wieder den Schmiedehammer führte und das geliebte Klingen hörte. Das war die Magie der Zwerge, durch ihre Fertigkeit entfalteten sich geheimnisvolle Kräfte im Metall, die ein Magus niemals verstehen würde.

Er blickte zufrieden zu ihr hinüber; ihre Schläge erklangen gleichzeitig, ohne dass sie sich abgesprochen hatten.

Dann legte er sein Werkstück zurück. »Ich gehe zu den anderen und helfe Steine schleppen, ehe sie murren, ich würde deine Arbeit zunichte machen«, erklärte er. »Wie viele Lagen wird die Axt haben, wenn sie fertig ist?«

Sie hämmerte weiter. »Um die dreihundert. Der Stahl ist sehr gut, er wird es mitmachen. Danke für deine Hilfe.«

Tungdil winkte ihr zu und schloss sich den Steineschleppern an. Die Fünften brauchten so gut wie keine Rast, ihre untoten Körper verlangten nicht danach, aber Boïndil und Tungdil teilten sich ihre Kräfte genau ein; ihr Proviant ging allmählich zur Neige, und Nachschub gab es keinen.

»Ich habe die ganze Zeit darüber nachgedacht, welche Weitsicht Vraccas besaß, als er die Wege von so vielen verschiedenen Leuten sich kreuzen ließ«, sagte Ingrimmsch irgendwann.

»Wie meinst du das?« Der Zwerg verblüffte Tungdil mit Überlegungen, die er ihm nicht zugetraut hätte.

Er wandte ihm sein mittlerweile tief gebräuntes, bärtiges Zwergengesicht zu. »Jeder von uns hat seine Aufgabe zu leisten, um die Feuerklinge zu schmieden. Ohne dich hätten wir niemals den Vorsatz gefasst, ohne die Zwerge hätten wir sie niemals schaffen können, ohne den Schauspieler wären wir nicht lebend durch die Schweineschnauzen gelangt. Furgas repariert die Vorrichtungen, und das Spitzohr wird die Waffe letztlich gegen das Böse führen.« Er setzte sich auf einen Stein. »Wir sind die beste Truppe für diese Expedition …«

»Was ist mit Goïmgar?«

»Mh … Na, ohne ihn hätte Gandogar sein Leben verloren.«

»Du hast dich und deinen Bruder vergessen. Ihr habt uns mit euren Beilen Wege durch die Reihen der Feinde gebahnt, wo andere aufgegeben hätten«, sagte er bestimmt. »Ohne euch wären wir nicht bis zur Esse gelangt.« Er klopfte ihm auf den Rücken.

Ingrimmsch grinste. »Wer hätte gedacht, dass wir aus dem Gelehrten einen echten Zwerg machen? Na, es müssen die guten Veranlagungen sein. Wir haben sie nach der Zeit bei den Langen aus ihrem Schlummer geholt und ordentlich aufpoliert.« Er schlug spielerisch nach ihm. »Du kannst inzwischen sogar richtig gut kämpfen.«

»Meine Veranlagungen«, wiederholte er behutsam. Im Stillen dachte er daran, dass er nach wie vor nicht wusste, welchem Stamm er angehörte.

Boïndil hatte ausnahmsweise ein Gespür für seine Sorgen. »Keine Sorge. Wenn die Vierten dich nicht wollen, nehmen wir dich gern in unsere Reihen auf«, versprach er ihm augenzwinkernd. »Ich wäre immer bereit zu behaupten, dass du der nichteheliche Vetter meiner unbekannten Tante vierunddreißigsten Grades wärst.« Sie lachten.

Giselbart kam von dem Guckloch zurück, durch das er in regelmäßigen Abständen nach draußen blickte, um die Lage zu überprüfen, und seine Miene verhieß nichts Gutes. »Sie haben sich neue Rammböcke gebaut. Dieses Mal könnten sie Erfolg haben, fürchte ich.«

»Gibt es einen anderen Weg hinaus?«, erkundigte sich Tungdil. »Der Trick mit dem falschen Magus wird nicht noch einmal funktionieren.« Sein Blick fiel auf den Abzug der Esse. »Was ist damit?«

»Ho, der Gelehrte hat einfach die besten Gedanken«, lobte ihn Ingrimmsch.

»Es könnte gelingen, aber es wird ein schwieriger Aufstieg.«

»Den wir meistern«, sagte Tungdil sofort. »Nichts wird uns mehr daran hindern, das Geborgene Land zu befreien, schon gar nicht jetzt, wo wir die Feuerklinge so gut wie fertig geschmiedet haben.«