Es krachte, als wollte der Berg über ihnen einstürzen.
Das Portal erbebte, Gesteinsbrocken rieselten herab, und das Metall der Torflügel gab einen leidenden Laut von sich. Der Angriff hatte begonnen.
VIII
Drei Sonnenumläufe lang dröhnte unablässig der Schlag gegen das Portal durch die Schmiede, und die Anstrengungen der Bestien zeigten Erfolge. Das harte Eisen des Tores hatte sich verbogen, und an manchen Stellen war es kurz davor zu bersten und der enormen Gewalt nachzugeben.
Tungdil schuftete inzwischen auch an der Esse und schmiedete Eisenstangen, um sie auf der Rückseite der Türflügel zu befestigen und diese damit zu stabilisieren, was auf Dauer jedoch nicht gegen die Bemühungen der Angreifer ausreichen würde.
Balyndis kam indessen gut voran und stand vor dem Abschluss der Grobarbeiten. Giselbart trieb die Linien für die Intarsien und die Runen in den warmen Stahl. Gandogar hatte seine Edelsteine an der notdürftig eingerichteten Schleifbank in Form gebracht und sie spitz zulaufen lassen, damit sie sich bei einem Schlag durch die Haut des Magus bohrten. Die Widerhaken, die Bavragor aus schwarzem Granit formte, waren so lang wie der Zeigefinger einer Männerhand geworden und standen bereit, eingesetzt zu werden.
Das Stück Sigurdazienholz wurde von Tungdil nach Narmoras Anweisungen in Form gebracht. Mit Eisensäge, Feile und Schleifstein passten sie das Holz, das sich beinahe so hart wie Metall verhielt, ihren Fingern an. Das Glattschleifen überließ er ihr und kümmerte sich sogleich wieder um die Verstrebungen am Tor. Nach vier Sonnenumläufen waren die Widerhaken eingesetzt, und die Diamanten wurden entlang der Schneide in den erhitzten Stahl eingebracht.
Balyndis arbeitete hoch konzentriert, jeder Schlag musste sitzen, das Material kannte keine Nachsicht mit ihr. Täte sie nur einen falschen Handgriff an entscheidender Stelle, wäre die Feuerklinge verloren, und sie müssten von vorn beginnen. Diese Zeit aber besaßen sie nicht. Das stete, glockentonartige Rumpeln machte es den Handwerkern nicht leicht, ihre Gedanken beisammenzuhalten.
Giselbart bereitete sich darauf vor, die Edelmetalle zu einer einzigen Legierung zu schmelzen, was in einer normalen Glut nicht gelingen würde. Der Vorgang faszinierte die Zwerge, sie standen staunend um die Schmelzgefäße, in denen dunkelgelbes Gold, schimmerndes Silber, rotgelbes Vraccassium, weißliches Palandium und das münzgroße Stück schwarzes Tionium brodelten.
Nacheinander nahm er die Behältnisse und schüttete die Flüssigkeiten behutsam in die glockenförmige Gussbirne, ein Gefäß, das im Inneren mit gepresstem Sand ausgekleidet war. Als er das schwarze Metall einfüllte, zischte es unheilvoll; seine Bosheit, die es von seinem Schöpfer Tion erhalten hatte, verband sich schwer mit der Reinheit des Palandiums.
Da krachte es wieder, Eisenträger gaben aufkreischend nach, und der Rammbock schob einen Flügel einen halben Schritt weit auf. Sofort quetschte sich ein Bogglin hindurch und schaute sich mit großen Augen um. Er fiepte aufgeregt.
»Ho, du kleines hässliches Ferkel!«, begrüßte Ingrimmsch ihn glücklich und rannte los. Endlich erhielt er wieder die Gelegenheit, seiner Wut freien Lauf zu lassen. »Zum Lohn für deinen Mut erhältst du eines meiner Beile!«
»Ihm nach«, befahl Tungdil rasch. »Narmora, du bleibst zurück.« Balyndis und Giselbart, Andôkai und Djerůn begaben sich zum Portal, um Boïndil, wenn auch gegen seinen Willen, gegen die ersten Widersacher beizustehen.
Die Säulen krachten weiter und heftiger gegen das Tor. Schon sahen die Bestien die Stunde des Sieges näher rücken und verdreifachten ihre Anstrengungen. Dann war der Spalt breit genug, dass ein Ork hindurchpasste. Pfeile flogen zu ihnen herein, fügten ihnen aber glücklicherweise nicht mehr als Kratzer zu.
Tungdil erkannte, dass sie die Bresche halten würden, wenn der Durchgang nicht breiter werden würde. Ich treibe euch mit Drachenfeuer zurück. Er rannte zur Esse Drachenbrodem, warf noch mehr Kohlen darauf und fachte die Glut mit dem Blasebalg unaufhörlich an, bis sie grellweiß glühte.
Schnell gab er ein paar Schaufeln der feinsten Stücke in eine fahrbare Esse und rollte damit zum Eingang. Entschlossen nahm er eine ordentliche Schippe voll davon und schleuderte sie mit Schwung über die Köpfe und Schilde der ersten gegnerischen Reihe.
Der feurige Regen prasselte auf die Bestien nieder und fiel auch durch die Ringe der Kettenhemden; er rieselte in den Nacken hinab und traf die Gesichter der Ungeheuer. Lautes Schmerzengeheul setzte ein, das sich nach der zweiten Ladung verstärkte. Es stank nach schmorendem Leder, verbrannten Haaren und kokelnder Haut. Kaum hoben die Orks die Schilde, um sich dagegen zu schützen, schlugen ihnen die Zwerge die Äxte und Hämmer in den Unterleib.
Furgas eilte mit Nachschub heran, bis sich die Orks zurückzogen und darauf beschränkten, wieder Pfeile abzuschießen.
»Es wird nicht lange dauern, und sie bauen einen Schildwall«, schätzte Andôkai. »Wir müssen weg. Früher oder später gelangen sie in die Schmiede.«
Gemeinsam versuchten sie den Eingang zu verschließen, doch die Bestien waren schlau genug, Keile einzuschlagen, die dies verhinderten.
Andôkai hat Recht. Wir sollten besser gleich von hier verschwinden. Tungdil kehrte zur Esse zurück. »Wie lange braucht es, bis die Legierung fertig ist?«, wollte er von Giselbart wissen.
»Sie muss einen halben Umlauf kochen, damit sich das Tionium mit dem Palandium verbindet, nur dann werden die anderen Metalle in das Gemenge aufgenommen«, erklärte er. »Danach kann ich die Rillen ausgießen, doch es wird lange dauern, bis es abgekühlt ist. Hält das Tor?«
»Es muss«, knurrte Tungdil entschlossen. »Und es wird.«
Nôd’onns Diener aber gaben keine Ruhe mehr. Sie stürmten unentwegt, und es kam, wie die Maga es vorausgesagt hatte. Sie formten einen Schildwall über ihren Köpfen gegen die glühende Kohle, während sie erneut angriffen.
Zwei Zwergen aus dem Stamm der Fünften schlugen sie die Häupter ab und töteten sie damit endgültig. Die Zahl der Verteidiger sank gefährlich, und ein neuer Rammbock nahm seine Arbeit auf. Das Böse selbst, der Schrecken aus dem Norden, peitschte sie an.
»Es ist so weit.« Nach langem, zermürbendem Warten begann Giselbart die vorgeprägten Linien und zwergischen Symbole mit dem Gemenge aus den Metallen des Berges zu füllen. Die Flüssigkeit war von einer Farbe, die Tungdil nicht bestimmen konnte; es war ein Zwischenton aus Orange und Gelb mit einem seltsamen Funkeln und schwarzen Punkten darin. Wie Wasser rann sie in die vorgesehenen Stellen, als wüsste sie von selbst, wohin sie gehörte. Die Menge ging genau auf, nichts war zu wenig oder zu viel.
»Geschafft«, atmete der Stammvater auf. »Nun wird es einen halben Umlauf dauern, bis es ausgekühlt ist. Danach können wir den Kopf auf den Griff setzen und verkeilen. Es …«
Der Rammbock durchbrach das geschundene Eisen am Tor. Hastig zogen die Angreifer das Säulenende wieder heraus und stießen kurz darauf ein Stück oberhalb des Lochs erneut zu, um die fassgroße Lücke zu erweitern. Sie bauten sich einen zweiten Eingang.
Tungdil atmete tief ein. Seine Arme taten weh, er hatte Hunger wie noch nie zuvor in seinem Leben, und am liebsten hätte er einen ganzen Umlauf lang geschlafen. Dennoch hob er die Axt. »Halten wir sie auf, bis das Metall sich abgekühlt hat.«
Er ignorierte seine Schmerzen im Rücken und in den Schultern, da er als ihr Anführer ein gutes Beispiel geben wollte. Gandogar unterwarf sich vorbildlich seinen Anweisungen und fügte sich als Teil der Gruppe ein, ohne die Führung für sich zu beanspruchen. Das rechnete Tungdil ihm hoch an.
»Oink, oink!«, brüllte Ingrimmsch, dessen Begeisterung am Kampf niemals zu enden schien, und hackte auf die eindringenden Orks ein, dass die Splitter ihrer Rüstungen und die Fetzen ihres Fleisches nur so flogen.