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»Lass den Ausgang des Wettkampfs über den zukünftigen Herrscher entscheiden und nichts anderes«, bat der weißhäuptige Gundrabur.

Zähneknirschend stimmte Bislipur zu.

»Wir sollten auf unseren Waffenstillstand anstoßen«, meinte Balendilín.

Bislipur wandte sich ruckartig zum Gehen. »Trinkt, wenn ihr wollt. Ich habe noch viel zu tun«, verabschiedete er sich und zwang sich zu einem freudlosen Lächeln. »Ihr müsst keine Sorge haben, ich werde mich an mein Wort halten und vorerst alle meine Unterredungen sein lassen, aber dass ich unsere Clans zu einer Versammlung einberufe, wird wohl noch erlaubt sein.« Ohne eine Ehrbezeugung gegenüber dem Herrscher aller Zwerge verschwand er aus der Halle. Ihr werdet euch noch wundern. Ich gebe einen Dreck auf mein Versprechen. Ich muss nur vorsichtiger sein.

Auf seinem Weg kam ihm ein Zwerg entgegen, der einen Krug und drei Becher in der Hand trug.

Das Bier für den König? Daraus lässt sich etwas machen. Als sie auf gleicher Höhe waren, strauchelte er und wankte gegen den Bediensteten, der das Gleichgewicht verlor und stürzte. Geistesgegenwärtig fing Bislipur das große Gefäß und zwei der Becher auf, der dritte zerschellte auf den Marmorplatten.

»Verzeih, ich bin auf dem glatten Boden ausgerutscht. Manchmal verfluche ich mein lahmes Bein«, entschuldigte er sich. »Zwei Becher und das Bier sind gerettet.«

Es dauerte eine Weile, bis der gefallene Zwerg seine Benommenheit abschüttelte und sich in die Höhe stemmte. Er blickte auf die Scherben. »Es wäre dein Becher gewesen. Ich gehe sofort zurück und hole einen …«

»Der dritte mag in Scherben springen, ich hätte sowieso nichts trinken wollen. Kehre die Bruchstücke einfach zusammen«, wehrte Bislipur ab, und der Bedienstete widmete seine Aufmerksamkeit den Scherben, die er in seinem Schurz sammelte. »Du kannst mir den Krug und die Becher wieder geben.«

Bislipur schwenkte gerade den Krug und betrachtete den hellen, festen Schaum, der auf dem dunklen Bier wogte und sich nicht untermischte. »Es ist ein schöner Gegensatz«, meinte er nachdenklich. »Das Weiße steht über dem Schwarzen.« Er drückte ihm Krug und Becher in die Hände. »Hoffen wir, dass es auch im Geborgenen Land so kommt und das Gute über das Böse siegt. Nun geh. Dein König ist durstig.«

Der Zwerg setzte seinen Weg fort, während Bislipur sich summend zu den Clans seines Stammes aufmachte.

Das Geborgene Land, irgendwo unter der Erde, im Spätherbst des 6234sten Sonnenzyklus

Das letzte Gefälle hatte ihnen eine Atem beraubende Beschleunigung beschert, und nun rasten sie mit höchster Geschwindigkeit die Strecke entlang, bis Tungdil zum ersten Mal nach dem Bremshebel griff. Wir werden umkippen, wenn wir noch schneller werden. Funken stoben hinter ihrem Gefährt auf, das Quietschen klang schrill und stellte eine Prüfung für ihre Ohren dar.

»Das ist schlimmer als Bavragors Gesang«, sagte Boïndil laut, um den Fahrtwind zu übertönen. Prompt begann der Steinmetz, die Tortur zu erhöhen, indem er ein Lied schmetterte. Der Krieger verdrehte die Augen.

Sie schossen aus dem Tunnel heraus, durchquerten eine natürliche Halle und fuhren über eine gigantische, aus dem Stein gehauene Brücke, unter der sich ein gewaltiger Strom ergoss; das Brausen und Donnern übertönte selbst das Quietschen der Bremsen. Gischtschleier wehten bis zu ihnen hinauf, und dann befanden sie sich auch schon wieder in der nächsten Röhre.

»Habt ihr das gesehen?«, wollte Tungdil beeindruckt wissen.

»Leider«, wisperte Goïmgar elend. »Wir hätten runterfallen und sterben können.«

Doch Tungdil schwärmte geradezu von dem Anblick. »Bavragor, hast du jemals ein solches Bauwerk gesehen? Wie haben unsere Vorfahren das errichten können?«

Der Steinmetz wäre am liebsten zurückgefahren, um die Konstruktion genauer zu betrachten. »Es können nur die Clans der Zweiten gewesen sein«, gab er stolz zurück. »Kein anderer Stamm wäre dazu imstande gewesen.« Er erntete keinen Widerspruch. »Darauf trinke ich einen.« Plötzlich begann die Lore zu holpern und zu rütteln. »Halte das Gefährt bloß ruhig, ehe ich was verschütte oder dem Gemmenschneider schlecht wird und noch ein Unglück geschieht«, unkte er grölend.

Tungdil war weniger zum Scherzen zumute. »Da liegen kleine Steinchen auf der Schiene«, meldete er. »Wir könnten …«

Es gab einen gewaltigen Schlag, ihr Gefährt sprang auf der rechten Seite aus der Schiene und stellte sich quer, bis es zu kippen drohte. Orangefarbene Feuerblitze stoben bis zur Decke.

Doch zum Schauen hatten die Zwerge überhaupt keine Zeit mehr, ihre Lore kippte, überschlug sich mehrfach und krachte schließlich gegen die massive Felswand, die wie aus dem Nichts vor ihnen auftauchte.

Tungdil segelte durch die Luft, rollte sich klein zusammen und hoffte, als Kugel weniger Schaden zu nehmen. Er schlug hart auf dem Boden auf, der Stein schürfte ihm an einer Stelle des Gesichts die Haut ab, dann prallte er mit dem Helm gegen etwas Massives. Es hatte ja so kommen müssen. Benommen richtete er sich auf und schaute nach seinen Begleitern.

Die Zwillinge waren bereits wieder auf den Beinen. Ihre Lederhosen waren wie seine an manchen Stellen zerrissen und zerschnitten, doch mehr schienen sie sich nicht getan zu haben.

Bavragor stemmte sich stöhnend in die Höhe und hielt sich die Hüfte. Nur Goïmgar lag still neben dem verbogenen Gefährt, seine Brust hob und senkte sich schwach.

»Verflucht«, stieß Tungdil laut aus und schwankte zu ihm hinüber, um nach ihm zu sehen. Ingrimmsch und Boëndal übernahmen eine genauere Untersuchung und stellten zur allgemeinen Erleichterung fest, dass ihm äußerlich nichts fehlte.

»Das haben wir gleich«, meinte Bavragor und gab dem Edelsteinschleifer einen Schluck aus seinem Schlauch zu trinken. »Ich hoffe, er weiß mein Opfer zu schätzen.«

Spuckend erwachte der schmächtige Zwerg, weil er den scharfen Schnaps wohl nicht gewohnt war. Er schrie auf und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die rechte Schulter. »Es brennt! Sie ist gebrochen!« Boëndal wollte sie erneut prüfen, aber Goïmgar wehrte ihn ab. »Nein! Du machst es nur schlimmer.«

»Ich mache es gleich schlimmer«, knurrte Boïndil drohend. »Lass meinen Bruder nach deiner Verletzung sehen!«

»Goïmgar, bitte«, bat ihn Tungdil. »Er ist ein Krieger, er versteht sich auch aufs Heilen.«

»Auf Schnittwunden vielleicht, aber nicht auf Brüche«, weigerte Goïmgar sich, ihn an sich heranzulassen. Stöhnend stand er auf, die Rechte hing nutzlos an seinem Körper herab. »Die Schulter ist gebrochen«, jammerte er. »Ich kann sie nicht mehr bewegen.«

»Da! Trink was gegen den Schmerz.« Bavragor warf ihm den Schlauch zu. Reflexartig fing er ihn auf. Die vier Zwerge schauten ihn vorwurfsvoll an.

»Wollest du uns eine kleine Komödie vorspielen, Schwachzwerg?!«, schnarrte Ingrimmsch aufgebracht.

»Ich habe mich getäuscht«, beeilte sich Goïmgar zu versichern.

»Es war nur … ausgerenkt. Die Bewegung ließ das Gelenk wieder an den rechten Fleck springen. Habt ihr es auch knacken gehört?« Probehalber bewegte er den Arm und täuschte immer noch leichte Beschwerden vor. »Es tut noch etwas weh, aber es geht.« Er reichte Bavragor den Alkohol zurück. »Trink deinen Fusel allein. Er schmeckt grässlich.«

»Wenn du uns noch mal aufs Kreuz legst, sei besser«, empfahl ihm Boïndil wütend, »oder du bekommst eine solche Tracht Prügel, dass du denkst, dein kleiner Hintern glüht so heiß wie eine Esse.«

Meine Wahl war nicht gut. Ich habe mir selbst einen Klotz ans Bein gebunden. Tungdil ärgerte sich. Die ruhige Art Gandogars hätte ihn vor Schimmerbart warnen müssen, der mehr und mehr zu einem Problem wurde. Ich werde ihm nichts mehr glauben.