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»Na, ich weiß nicht, wohin ich heute noch überall muß«, meinte Seine Lordschaft skeptisch.

»Jim, bring uns mal 'nen Liter von dem alten Ale - das ist was Besonderes, Mylord. So was hab ich noch nirgends sonst getrunken, höchstens einmal vielleicht in Oxford. Danke, Jim. Und jetzt schleich dich, und kümmer dich um die Kunden. Also, Mylord.«

Mr. Watchetts Informationen liefen auf folgendes hinaus: Dieser Mr. Grimethorpe pflegte recht häufig in die >Rosenkrone< zu kommen, vor allem an Markttagen. Vor etwa zehn Tagen sei er ziemlich spät gekommen, schwer betrunken und streitsüchtig, zusammen mit seiner Frau, die wie immer in Höllenangst vor ihm zu leben schien. Grimethorpe habe Schnaps verlangt, aber Mr. Watchett habe sich geweigert, ihm welchen zu geben. Es habe Krach gegeben, und Mrs. Grimethorpe habe versucht, ihren Mann wegzubekommen. Grimethorpe habe sie prompt niedergeschlagen und sie mit Anzüglichkeiten über ihre Tugend beschimpft, und Mr. Watchett habe sofort die Knechte gerufen und Grimethorpe hinauswerfen lassen, wobei er ihm verboten habe, jemals wieder sein Lokal zu betreten. Er habe von allen Seiten gehört, daß Grimethorpes notorisch übler Charakter in letzter Zeit geradezu teuflisch geworden sei.

»Könnten Sie ungefähr angeben, wie lange das so geht oder seit wann?«

»Nun, wenn Sie so fragen, Mylord, würde ich sagen, besonders seit Mitte letzten Monats - vielleicht etwas länger.«

»Hm!«

»Nicht daß ich damit irgendwas unterstellen wollte, wie Sie ja sicher auch nicht, Mylord«, sagte Mr. Watchett rasch.

»Gewiß nicht«, sagte Lord Peter. »Was zum Beispiel?«

»Aha!« meinte Mr. Watchett. »Das ist es ja. Was?«

»Sagen Sie mal«, fuhr Lord Peter fort, »können Sie sich vielleicht erinnern, ob Grimethorpe am 13. Oktober in Stapley war - an einem Mittwoch?«

»Das muß der Tag gewesen sein, als - aber klar! Ja, ich erinnere mich, denn ich weiß noch, wie ich es komisch gefunden habe, daß er hier war, weil doch kein Markttag war. Irgendwelche Maschinen wollte er sich ansehen, sagte er -Sämaschinen, jawohl. O ja, er war hier.«

»Wissen Sie noch, um welche Zeit er angekommen ist?«

»Also, ich meine, er wäre zum Lunch hiergewesen. Das weiß aber sicher die Kellnerin. He, Betty!« rief er durch die Nebentür. »Weißt du zufällig noch, ob Mr. Grimethorpe am 13. Oktober hier zum Lunch war - ein Mittwoch war das, der Tag, an dem dieser arme Mann drüben in Riddlesdale ermordet worden ist.«

»Grimethorpe von Grider's Hole?« fragte die Kellnerin, eine gutgewachsene junge Frau mit echtem Yorkshire-Tonfall. »Ja! Zu Mittag hat er gegessen, und dann ist er zum Schlafen wiedergekommen. Da irre ich mich bestimmt nicht, denn ich hab ihn bedient und ihm morgens das Wasser raufgetragen, und er hat mir nur zwei Pence gegeben.«

»Ungeheuerlich!« fand Lord Peter. »Hören Sie, Miss Elizabeth, sind Sie ganz sicher, daß es am dreizehnten war? Ich habe nämlich mit einem Freund darum gewettet, wissen Sie, und das Geld möchte ich nicht gern verlieren, wenn ich es verhindern kann. Wissen Sie genau, daß es die Mittwochnacht war, als er hier geschlafen hat? Ich hätte schwören mögen, es war Donnerstag.«

»Nee, Sir, das war Mittwoch, denn ich weiß noch, wie die Männer am nächsten Tag in der Bar über den Mord gesprochen und es Mr. Grimethorpe erzählt haben.«

»Klingt überzeugend. Was hat denn Mr. Grimethorpe dazu gesagt?«

»Na so was!« rief die junge Frau. »Das ist aber komisch, daß Sie das fragen; das haben nämlich alle gemerkt, wie eigenartig er sich benommen hat. Er ist so weiß geworden wie ein Bettlaken und hat seine beiden Hände angeguckt, erst die eine, dann die andere, und dann hat er sich die Haare aus der Stirn gestrichen - wie benommen. Wir haben alle gedacht, er hat das Trinken nicht vertragen. Er ist nämlich öfter betrunken als nüchtern. Dem seine Frau möcht ich nicht sein, nicht für fünfhundert Pfund.«

»Das glaube ich gern«, sagte Peter. »Sie finden auch sicher was Besseres. Na, dann hab ich mein Geld wohl verloren. Übrigens, um welche Zeit ist denn Mr. Grimethorpe zum Schlafen gekommen?«

»Kurz vor zwei Uhr morgens«, sagte die junge Frau und warf den Kopf zurück. »Wir hatten schon zugeschlossen, und Jim hat extra runtergemußt, um ihn reinzulassen.«

»Wenn das so ist«, rief Peter, »dann kann ich mich vielleicht doch noch irgendwie herausmogeln, nicht wahr, Mr. Watchett? Zwei Uhr morgens ist doch schon Donnerstag, nicht? Jedenfalls werde ich's mal versuchen. Danke bestens. Mehr wollte ich nicht wissen.«

Betty grinste und entfernte sich kichernd, nachdem sie die Großzügigkeit dieses fremden Herrn mit Mr. Grimethorpes Knickrigkeit hatte vergleichen können. Peter stand auf.

»Ich bin Ihnen unendlich dankbar, Mr. Watchett«, sagte er. »Jetzt möchte ich nur noch kurz ein Wort mit Jim reden. Übrigens, Sie sagen ja nichts davon weiter.«

»Ich bestimmt nicht«, sagte Mr. Watchett. »Ich weiß, wo's langgeht. Viel Glück, Mylord.«

Jim bestätigte Bettys Aussage. Grimethorpe sei am 14. Oktober morgens um zehn vor zwei zurückgekommen, betrunken und völlig verdreckt. Er habe etwas von einem Watson gelallt, dem er begegnet sei.

Als nächstes wurde der Stallknecht befragt. Er glaube nicht, daß jemand ohne sein Wissen des Nachts mit einem Pferdegespann vom Hof herunterkomme. Diesen Watson kenne er. Das sei ein Fuhrmann, der in der Windon Street wohne. Lord Peter entlohnte seinen Informanten angemessen und machte sich auf den Weg zur Windon Street.

Eine Schilderung seiner dortigen Ermittlungen wäre jedoch zu weitschweifig. Um Viertel nach zwölf traf er Bunter am Meriba-Denkmal.

»Erfolg gehabt?«

»Ich habe gewisse Informationen erhalten, Mylord, die ich mir gewissenhaft notiert habe. An Bier für mich selbst und die Zeugen habe ich sieben Shilling und zwei Pence ausgelegt, Mylord.«

Lord Peter bezahlte wortlos die sieben Shilling, zwei Pence, und dann begaben sich beide in die >Rosenkrone<. Nachdem sie in einem Privatzimmer Platz genommen und ihr Mittagessen bestellt hatten, stellten sie folgenden Zeitplan zusammen:

GRIMETHORPES BEWEGUNGEN VON MITTWOCH, 13.

OKTOBER, BIS DONNERSTAG, 14. OKTOBER

13. Oktober:

12.30 Ankunft >Rosenkrone<.

13.00 Mittagessen.

15.00 Bestellt bei einem Mr. Gooch im Trimmer's Lane zwei Sämaschinen.

16.30 Trinkt mit Mr. Gooch auf Geschäftsabschluß.

17.00 Spricht bei John Watson, Fuhrmann, wegen einer Lieferung Hundefutter vor. Watson nicht zu Hause.

Mrs. Watson sagt, daß sie Watson abends zurückerwartet. G. verspricht, wiederzukommen.

17.30 Besucht Mark Dolby, Lebensmittelhändler, und beschwert sich über Dosenlachs.

17.45 Besucht Mr. Hewitt, Optiker, um Rechnung für Brille zu bezahlen und ihre Höhe anzuzweifeln.

18.00 Trinkt in der >Zinnbrücke< mit Zedekiah Bone.

19.00 G. wird von Konstabler Z15 im >Pfeifenden Eber< gesehen, wo er mit mehreren Männern trinkt. Stößt Drohungen gegen unbekannte Person aus.

19.20 Verläßt >Pfeifenden Eber< mit zwei Männern (noch nicht identifiziert).

14. Oktober:

1.15 Wird von Watson, Fuhrmann, etwa eine Meile vor Stapley an der Straße nach Riddlesdale aufgelesen; sehr schmutzig und schlechtgelaunt und nicht ganz nüchtern.

1.45 Wird von James Johnson, Schankknecht, in die >Rosenkrone< eingelassen.

9.00 Von Elizabeth Dobbin geweckt.

9.30 In der Bar der >Rosenkrone<. Erfährt von ermordetem Mann in Riddlesdale. Benimmt sich verdächtig.

10.15 Löst bei der Lloyds Bank einen Scheck über £ 129, 17 s. 8 d. ein.

10.30 Bezahlt Sämaschinen bei Gooch.

11.05 Verläßt >Rosenkrone< zur Rückkehr nach Grider's Hole.

Lord Peter besah sich diese Liste eine Weile und legte dann den Finger auf die große Lücke von sechs Stunden ab 19.20 Uhr. »Wie weit ist es bis Riddlesdale, Bunter?«