Выбрать главу

»Ekelhafte Stelle hier«, sagte Lord Peter schwach, »'tschuldigung, dumm von mir, das zu vergessen - wie heißt ihr?«

»Na, das war aber 'n Glück«, sagte einer seiner Retter. »Wir ham gedacht, da schreit einer. Aus dem Peter's Pott kommen wenige wieder raus, glaub ich - tot oder lebendig.«

»Diesmal war Peter wirklich fast im Pott«, sagte Seine Lordschaft und fiel in Ohnmacht.

Lord Peters Einzug ins Bauernhaus von Grider's Hole an diesem Abend sollte in seiner Erinnerung immer etwas Alptraumhaftes haben. Nebelschwaden begleiteten sie, als sie die Tür öffneten, und dazwischen dampfte der Feuerschein.

Eine Hängelampe sorgte für trübes Licht. Mrs. Grimethorpes Medusenhaupt, erschreckend weiß zwischen ihrem schwarzen Haar, sah ihn von oben bis unten an. Eine haarige Pranke packte sie bei der Schulter und riß sie zur Seite.

»Schamlos! Ein Mann - irgendein Mann - was anders hast du nicht im Kopf. Warte gefälligst, bis du gerufen wirst. Was ist hier los?«

Stimmen - Stimmen - und so viele wild starrende Gesichter auf allen Seiten.

»Peter's Pott? Und was hattet ihr nachts um die Zeit im Moor zu suchen?«

Einer der Männer, ein Landarbeiter mit verwachsenen Schultern und schmalem, boshaftem Gesicht, stimmte plötzlich ein unmelodisches Lied an:

»Ich wollt ein Mädchen freien gehen imIlkley-Moor ohn'Hut.«

»Halt die Schnauze!« schrie Grimethorpe in höchster Wut. »Du willst wohl, daß ich dir jeden Knochen im Leib einzeln breche, was?« Er wandte sich an Bunter. »Haut bloß hier ab, ihr beide, sag ich. Ihr seid auf nichts Gutes aus.«

»Aber William -« begann seine Frau. Er fuhr zu ihr herum wie ein bissiger Hund, und sie wich ängstlich zurück.

»Nun mal langsam, langsam«, sagte ein Mann, den Wimsey undeutlich als den erkannte, mit dem er sich bei seinem ersten Besuch hier angefreundet hatte, »du mußt sie für die Nacht aufnehmen, glaub ich, sonst kriegst du 'n Haufen Ärger mit denen im Jagdhaus, und von der Polizei red ich erst gar nicht. Wenn der Mann hier was Unrechtes wollte, hat er sich selbst am meisten geschadet. Heute nacht tut der jedenfalls nichts mehr - guck ihn dir doch an. Bring ihn ans Feuer, Mann«, fuhr er, an Bunter gewandt, fort und sprach dann wieder auf den Bauern ein. »Ins Kittchen kommst du, wenn der uns hier an Lungenentzündung oder Rheumatismus stirbt.«

Dieses Argument schien Grimethorpe teils einzuleuchten. Er gab brummend den Weg frei, und die beiden durchgefrorenen und erschöpften Männer wurden ans Feuer geführt. Jemand brachte ihnen zwei große, dampfende Becher Grog. Wimseys Kopf schien klar zu werden, dann verschwamm ihm alles wieder schläfrig und trunken vor den Augen.

Wenig später fühlte er sich eine Treppe hinaufgetragen und in ein Bett gelegt. Es war ein großes, altmodisches Zimmer mit einem Feuer im Kamin und einem großen, düsteren Himmelbett. Bunter half ihm aus den durchnäßten Kleidern und rieb ihn ab. Von Zeit zu Zeit erschien noch ein anderer Mann, um ihm zu helfen. Von unten ertönte Grimethorpes gotteslästerliches Gebrüll. Dann wieder der rauhe, blecherne Gesang des buckligen Mannes:

»Dann fressen dich die Würmer auf Im Ilkley-Moor ohn' Hut...

Dann fressen die Enten die Würmer auf Im Ilkley-Moor ohn' Hut...«

Lord Peter rollte ins Bett.

»Bunter - wo - wie geht's Ihnen überhaupt? Hab mich gar nicht bei Ihnen bedankt - weiß nicht mehr, was ich tue - nur noch schlafen - was?«

Er versank schnell ins Reich der Träume. Von unten drang höhnisch dieses alte Lied herauf und durchwob seinen Schlaf mit schaurigen Bildern:

Dann essen wir die Enten auf

Im Ilkley-Moor ohn' Hut...

Als Wimsey als nächstes wieder die Augen aufschlug, zwängte sich eine blasse Novembersonne durchs Fenster herein. Der Nebel hatte sich offenbar nach erfüllter Mission zurückgezogen. Eine Zeitlang lag Wimsey da und wußte nicht genau, wie er dahingekommen war, wo er sich befand; dann traten die Umrisse der Erinnerungen deutlicher hervor, die schemenhaften Vorposten seiner Träume wurden zurückgerufen, die Bürde seiner eigentlichen Aufgabe legte sich auf ihn wie gewöhnlich. Er fühlte eine unerhörte körperliche Mattigkeit und einen ziehenden Schmerz in seinen überanstrengten Schultermuskeln. Er untersuchte sich flüchtig und entdeckte die Quetschungen und Hautabschürfungen, die das rettende Seil unter seinen Achselhöhlen und ringförmig um Brust und Rücken hinterlassen hatte. Jede Bewegung tat ihm weh, und so legte er sich wieder zurück und schloß die Augen.

Bald ging die Tür auf, und herein kam Bunter, korrekt angezogen und ein Tablett auf der Hand, von dem ein herrlicher Duft nach Schinken und Ei ausging.

»Hallo, Bunter!«

»Guten Morgen, Mylord! Ich hoffe, Eure Lordschaft haben wohl geruht.«

»Danke, ich fühle mich munter wie ein Fisch - wieso eigentlich Fisch? -, nur daß ich mir ganz allgemein so vorkomme, als hätte mich einer mit eisernen Fingern und knubbligen Gelenken massiert. Und wie geht's Ihnen?«

»Danke, Mylord, meine Arme sind ein wenig ermüdet, aber sonst kann ich zu meiner Freude sagen, daß ich keinerlei Nachwirkungen unseres Mißgeschicks verspüre. Gestatten, Mylord.« Er setzte das Tablett behutsam auf Lord Peters hochgezogene Knie.

»Ihre Arme müssen sich doch anfühlen wie ausgerissen«, sagte Seine Lordschaft, »nachdem sie mich so entsetzlich lange haben halten müssen. Ich stehe schon so unverschämt tief in Ihrer Schuld, Bunter, daß jeder Versuch, sie zurückzuzahlen, von vornherein sinnlos wäre. Aber daß ich es Ihnen nie vergessen werde, wissen Sie ja, oder? Schon gut, ich will Sie nicht verlegen machen - jedenfalls tausend Dank. Das wär's. Wie? Hat man Ihnen auch einen anständigen Platz zum Schlafen gegeben? Ich habe wohl gestern abend überhaupt nichts mehr mitgekriegt.«

»Ich habe ausgezeichnet geschlafen, danke, Mylord.« Mr. Bunter zeigte auf eine Art Rollbett in einer Ecke des Zimmers. »Man hätte mir auch ein anderes Zimmer angewiesen, Mylord, aber unter den gegebenen Umständen habe ich es vorgezogen, in der Nähe Eurer Lordschaft zu bleiben, und hoffe, daß Sie mir diese Freiheit nicht übelnehmen. Ich habe den Leuten gesagt, daß ich ungünstige Auswirkungen des langen Aufenthalts im Moor auf Eurer Lordschaft Gesundheit befürchtete. Außerdem waren mir Mr. Grimethorpes Absichten nicht geheuer. Ich fürchtete, er sei vielleicht nicht allzu gastfreundlich aufgelegt und möchte sich womöglich zu einer übereilten Tat hinreißen lassen, wenn wir nicht zusammen wären.«

»Würde mich nicht wundern. So ein mordlüsternes Gesicht habe ich noch nie gesehen. Ich werde heute früh mal mit ihm reden müssen - oder mit Mrs. Grimethorpe. Möchte schwören, daß sie uns etwas erzählen kann, wie?«

»Ich würde sagen, daran dürfte kein Zweifel bestehen, Mylord.«

»Die Schwierigkeit ist nur«, sagte Seine Lordschaft mit einem Mund voll Ei, »daß ich nicht weiß, wie ich an sie herankommen soll. Ihr fideler Ehemann scheint jeden in Hosen, der sich in diese Gegend verläuft, aufs Übelste zu verdächtigen. Wenn er herauskriegte, daß wir sozusagen unter vier Augen mit ihr gesprochen hätten, würde er sich vielleicht, wie Sie es ausdrücken, von seinen Gefühlen zu einer sehr bedauerlichen Handlung hinreißen lassen.«

»So ist es, Mylord.«

»Aber irgendwann muß der Kerl sich ja auch mal um seine blöde Wirtschaft kümmern, und dann können wir sie uns vielleicht vorknöpfen. Merkwürdige Sorte von Frau -irgendwie Klasse, wie? Möchte wissen, was sie von Cathcart gehalten hat«, fügte er nachdenklich hinzu.

Mr. Bunter enthielt sich einer Stellungnahme zu diesem heiklen Thema.