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Die Antwort darauf war kurz und bündig ja; doch statt dessen sagte ich nach einem Augenblick:»Pfund oder australische Dollar?«

Seine Mundwinkel kräuselten sich, und seine Augen wurden schmal; er war belustigt.

«Pfund natürlich«, sagte er mit Ironie.

Ich schwieg. Ich sah ihn nur an. Als lese er meine Gedanken, nahm er in einem Sessel Platz, schlug lässig die Beine übereinander und sagte:»Ich kann Ihnen verraten, was Sie damit anfangen würden, wenn Sie wollen. Sie würden das Medizinstudium finanzieren, das Ihre Schwester Belinda anstrebt. Sie würden Ihre jüngere Schwester Helen auf die ersehnte Kunstschule gehen lassen. Sie würden genug auf die Seite legen, damit Ihr Bruder Philip, dreizehn, Rechtsanwalt werden kann, wenn er das später noch möchte. Sie könnten hier mehr Leute einstellen, anstatt sich kaputtzurackern, damit Ihre Familie genug zu essen und zum Anziehen hat und etwas lernen kann.«

Vielleicht verstand sich seine Gründlichkeit von selbst, und doch nahm ich ihm übel, daß er seine Nase so tief in meine Privatangelegenheiten gesteckt hatte. Seit ich aber wegen eines im Zorn gesprochenen Wortes einmal auf einem schon fast verkauften Jährling sitzengeblieben war, der sich in der Woche darauf ein Bein brach, ließ ich mich so schnell zu keiner unbedachten Äußerung mehr hinreißen.

«Auch ich habe zwei Mädchen und einen Jungen großgezogen«, sagte er.»Ich weiß, was das kostet. Meine Älteste studiert, der Junge und seine Zwillingsschwester sind gerade mit der Schule fertig.«

Als ich immer noch nichts sagte, fuhr er fort:»Sie sind in England geboren und als Kind nach Australien gekommen. Ihr Vater, Howard Roke, war ein gefragter Rechtsanwalt. Er und Ihre Mutter sind beim Segeln verunglückt und ertrunken, als Sie achtzehn waren. Seit damals ernähren Sie sich und Ihre Geschwister durch die Pferdezucht. Wie ich höre, wollten Sie eigentlich in die Fußstapfen Ihres Vaters treten, haben dann aber mit dem hinterlassenen Geld hier, im früheren Ferienhaus der Familie, das Geschäft gegründet. Sie haben Erfolg damit. Ihre Pferde gelten als rittig und gut ausgebildet. Sie sind tüchtig, und man respektiert Sie.«

Lächelnd sah er zu mir auf. Ich stand steif vor ihm. Mir war klar, daß noch mehr kommen würde.

Er sagte:»Für Ihren Schulleiter in Geelong sind Sie ein kluger Kopf, der mit seinem Grips nichts anfängt. Ihr Banker meint, Sie geben wenig für sich selber aus. Ihr Arzt sagt, Sie haben in den neun Jahren, die Sie hier wohnen, noch nie Urlaub gemacht, nur mal wegen eines gebrochenen Beins vier Wochen im Krankenhaus gelegen. Ihr Pastor sagt, Sie kommen nie in die Kirche, und ist sehr enttäuscht darüber. «Er trank einen Schluck.

Resoluten Grafen, so schien es, standen viele Türen offen.

«Und schließlich«, ergänzte er mit einem schiefen Lächeln,»meinte der Barmann vom >Goldenen Schnabeltier< in Perlooma, er würde Ihnen trotz Ihres blendenden Aussehens die eigene Schwester anvertrauen.«

«Und welche Schlußfolgerung ziehen Sie aus all dem?«fragte ich, nicht mehr ganz so aufgebracht.

«Daß Sie ein langweiliger, fleißiger Tugendbold sind«, antwortete er.

Ich mußte lachen und setzte mich hin.

«Stimmt«, gab ich zu.

«Andererseits sagen alle, daß Sie bei der Stange bleiben, wenn Sie einmal etwas angefangen haben, und daß Sie schwere körperliche Arbeit gewohnt sind. Sie verstehen so viel von Pferden, daß Sie den Pflegerjob mit links hinkriegen.«

«Die ganze Idee ist verrückt«, sagte ich seufzend.»Das klappt so nicht, weder mit mir noch mit Arthur Simmons oder sonst jemand. Das ist einfach nicht durchführbar. Es gibt doch Hunderte von Rennställen in Großbritannien. Man könnte Monate dort herumgeistern, ohne etwas mitzukriegen, während ringsherum gedopt wird, was das Zeug hält.«

Er schüttelte den Kopf.»Das glaube ich nicht. Es gibt erstaunlich wenig unehrliche Pferdepfleger, weit weniger, als Sie und die meisten anderen Leute sich vorstellen. Wenn da einer als käuflich bekannt ist, stürzen sich die Gauner und Ganoven auf ihn wie auf einen unbewachten Geldschrank. Unser Mann brauchte nur dafür zu sorgen, daß sich herumspricht, er sei Angeboten zugänglich. Er würde sie bekommen, glauben Sie mir.«

«Aber auch die, um die es Ihnen geht? Das scheint mir doch sehr fraglich.«

«Es ist eine Chance. Für uns heißt es, jede Chance nutzen. Jede, die uns noch bleibt. Wir haben alle Leute, die mit den betroffenen Pferden zu tun hatten, eingehend befragt und sind keinen Schritt vorangekommen. Die Polizei sagt, sie kann uns nicht helfen. Da die verwendete Substanz nicht nachgewiesen ist, fehlt ihr ein Anhalt. Wir haben ein Detektivbüro beauftragt, und auch das war ein Schlag ins Wasser. Der direkte Weg hat überhaupt nichts gebracht. Der verdeckte Weg kann nicht weniger bringen. Ich bin sicher, und ich setze zwanzigtausend Pfund darauf, daß der Umweg über Sie uns weiterbringt. Machen Sie’s?«

«Ich weiß nicht«, sagte ich und verfluchte meine Schwachheit.»Kommt nicht in Frage«, hätte ich sagen müssen.

Er stieß sofort nach, beugte sich vor und redete auf einmal schneller, mit leidenschaftlichem Engagement in jedem Wort.»Kann ich Ihnen begreiflich machen, wie besorgt meine Kollegen und ich wegen dieser nicht nachweisbaren Dopingfälle sind? Ich besitze mehrere Rennpferde — Steepler hauptsächlich —, und meine Familie liebt und unterstützt den Rennsport seit Generationen. Das Wohl dieses Sports bedeutet mir und meinesgleichen mehr, als ich sagen kann… Und es ist zum zweitenmal innerhalb von drei Jahren ernstlich gefährdet. Bei der letzten großen Dopingwelle gab es satirische Spitzen in Presse und Fernsehen, und noch einmal darf uns das einfach nicht passieren. Bis jetzt konnten wir vermeiden, ins Gerede zu kommen, weil die Fälle über Monate verteilt sind — der erste liegt über ein Jahr zurück, und auf Nachfragen antworten wir immer nur, Probe negativ, aber wir müssen dieses neue Mittel nachweisen, bevor es weithin in Gebrauch kommt. Sonst wird das eine größere Gefahr für den Rennsport als alles bisher Dagewesene. Wenn die unnachweislich gedopten Sieger zum Alltag werden, ist es um das Vertrauen der Öffentlichkeit geschehen, und der Hindernissport erleidet einen Schaden, von dem er sich allenfalls nach Jahren erholen wird. Dabei steht weit mehr auf dem Spiel als ein angenehmer Zeitvertreib. Der Rennsport ist ein Wirtschaftszweig mit Tausenden von Beschäftigten… und Gestütsbesitzer wie Sie stehen mittendrin. Die Abkehr der Öffentlichkeit würde böse Folgen haben.

Sie denken vielleicht, ich habe Ihnen ungewöhnlich viel Geld geboten, damit Sie nach England kommen und schauen, ob Sie uns helfen können, aber ich bin ein reicher Mann, und, glauben Sie mir, der Fortbestand des Rennsports ist mir noch viel mehr wert. Meine Pferde haben in der vorigen Saison fast zwanzigtausend an Sieggeld eingebracht, und wenn ich die einsetzen kann, um der Gefahr ein Ende zu bereiten, will ich das gern tun.«

«Sie gehen heute ganz anders zur Sache als gestern«, sagte ich langsam.

Er lehnte sich zurück.»Gestern brauchte ich Sie nicht zu überzeugen. Meine Einstellung war dieselbe.«

«Es gibt doch bestimmt jemanden in England, der für Sie nachforschen kann«, wandte ich ein.»Leute, die mit der Szene dort vertraut sind. Im Gegensatz zu mir. Ich bin mit neun Jahren nach Australien gekommen. Ich würde Ihnen nichts nützen. Das ist aussichtslos.«

Na also, lobte ich mich. Es geht auch härter.

Er schaute auf sein Glas, und seine Antwort kam zögernd.»Nun… wir hatten auch schon jemanden in England… einen Rennsportjournalisten. Bestes Gespür für Stories, sehr diskret; genau unser Mann. Leider hat er ein paar Wochen lang ohne Erfolg recherchiert. Dann ist er tödlich mit dem Wagen verunglückt, der Ärmste.«

«Und wenn Sie sich jemand anders nehmen?«beharrte ich.

«Er ist erst im Juni verunglückt, als der Hindernissport in der Sommerpause war. Die neue Saison lief im August an, und da kam uns die Idee mit dem Pferdepfleger und all ihren Haken.«