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«Sie brauchte sich nicht entehrt zu fühlen. Ihre Schwester Patricia ist diejenige, die ich angeblich verführt habe. Adams hat Elinor das Gift in Gin mit Campari verabreicht. In Humbers Büro finden sich Gin, Campari und Pheno-barbital, und in der Probe von Elinors Mageninhalt auch.«

Es fiel auf taube Ohren.»Sie fand heraus, daß Sie sie auch noch sitzengelassen haben. Um sie zu trösten, bot Mr. Humber ihr etwas zu trinken an, aber sie fuhr heim in ihr College und nahm Schlaftabletten.«

«Nein.«

Was den Flammenwerfer anging, so waren sie, gelinde gesagt, skeptisch.

«Sie finden ihn in dem Schuppen.«

«Ach ja, der Schuppen. Wo soll der sein?«

Ich sagte es ihnen noch einmal genau.»Die Weide gehört wahrscheinlich Adams. Das läßt sich ja feststellen.«

«Die existiert nur in Ihrer Einbildung.«»Wenn Sie nachsehen, finden Sie sie und auch den Flammenwerfer.«

«Damit wird wahrscheinlich das Heidekraut abgebrannt. Viele Farmer hier in der Gegend haben solche Dinger.«

Ich hatte zweimal anrufen dürfen, um Colonel Beckett zu erreichen. Sein Diener in London sagte, er sei zum Pferderennen in Newbury bei Freunden in Berkshire. Die kleine Ortsvermittlung in Berkshire sei wegen defekter Kabel infolge eines Wasserrohrbruchs außer Betrieb, teilte mir das Amt mit. Die technischen Reparaturen seien im Gange.

Ich fragte meine Verhörer, ob es sie nicht schon überzeuge, daß ich mit einem der führenden Köpfe des Hindernissports sprechen wolle.

«Erinnert ihr euch an den Typen damals, der seine Frau erwürgt hatte? Völlig durchgeknallt. Wollte unbedingt Bertrand Russell anrufen und ihm erzählen, daß er einen Sieg für den Frieden errungen habe.«

Gegen Mitternacht erklärte einer von ihnen, selbst wenn ich unwahrscheinlicherweise tatsächlich beauftragt worden sei, gegen Adams und Humber zu ermitteln (was er persönlich keinen Augenblick glaube), dann hätte mich das noch nicht dazu berechtigt, sie umzubringen.

«Humber ist nicht tot«, sagte ich.

«Noch nicht.«

Mein Herz machte einen Satz. Bloß nicht noch Humber, dachte ich. Nicht auch noch Humber.

«Sie haben also Adams mit dem Gehstock erschlagen?«

«Nein, mit einer grünen Glaskugel, wie ich schon sagte.

Ich hielt sie in der linken Hand und schlug mit aller Kraft zu. Ich wollte ihn nur bewußtlos schlagen, nicht umbringen. Ich bin Rechtshänder… mit der Linken konnte ich den Schlag nicht so genau bemessen.«»Warum haben Sie dann mit links geschlagen?«

«Das habe ich schon gesagt.«

«Lassen Sie es uns noch mal hören.«

Ich sagte es ihnen noch einmal.

«Und nachdem Ihr rechter Arm nicht mehr zu gebrauchen war, haben Sie sich aufs Motorrad gesetzt und sind die sechzehn Kilometer nach Durham gefahren? Für wie blöd halten Sie uns?«

«Meine Fingerabdrücke sind auf dem Briefbeschwerer. Die von der rechten Hand, da ich ihn nach Humber geworfen habe, und darüber müssen die Abdrücke der linken Hand sein, mit der ich auf Adams eingeschlagen habe. Sie brauchen das nur nachzuprüfen.«

«Ein Fingerabdruckexperte«, meinten sie sarkastisch.

«Und wenn Sie schon dabei sind, können Sie auch am Telefon die Abdrücke meiner linken Hand abnehmen. Ich wollte Sie nämlich von dem Büro aus anrufen. Die Spuren meiner linken Hand sind auch an dem Wasserhahn im Waschraum… und am Büroschlüssel und innen und außen am Türgriff. Jedenfalls waren sie da.«

«Trotzdem sind Sie mit dem Motorrad gefahren.«

«Da hatte ich wieder Gefühl im Arm.«

«Und jetzt?«

«Jetzt auch.«

Einer von ihnen kam zu mir, faßte mich am rechten Handgelenk und riß meinen Arm hoch. Die Handschellen und mein linker Arm gingen mit. Die Prellungen auf der anderen Seite schmerzten stark. Der Polizist ließ meinen Arm wieder sinken. Es war erst mal still.

«Das hat er gespürt«, meinte einer schließlich widerwillig.

«Er simuliert.«

«Mag sein.«

Sie hatten den ganzen Abend hindurch ununterbrochen Tee getrunken und mir nicht eine Tasse angeboten. Jetzt bat ich darum und bekam auch eine, aber sie hochzuheben, fiel mir zu schwer, als daß ich sie hätte genießen können.

Sie fingen wieder von vorne an.

«Zugegeben, daß Adams Sie auf den Arm geschlagen hat, aber das war Notwehr. Er hat gesehen, wie Sie mit dem Briefbeschwerer auf Ihren Chef geworfen haben, und gewußt, daß er als nächster drankommt. Also mußte er sich wehren.«

«Er hatte mir schon die Wunde an der Stirn beigebracht… und mich mehrmals auf den Körper und einmal auf den Kopf geschlagen.«

«Das war doch alles gestern, sagt der Futtermeister. Deswegen sind Sie wiedergekommen und auf Mr. Humber los.«

«Humber hat mich gestern bloß zweimal geschlagen. Das konnte ich verschmerzen. Der Rest ist von heute und kam vorwiegend von Adams. «Mir fiel etwas ein.»Er hat mir den Sturzhelm vom Kopf genommen, als ich angeschlagen war. Seine Fingerabdrücke müssen darauf sein.«

«Fingerabdrücke schon wieder.«

«Die beweisen doch alles«, sagte ich.

«Immer der Reihe nach. Warum sollen wir einem Rowdy wie Ihnen glauben?«

Rowdy, Rocker, Halbstarker. Ich kannte die Wörter alle. Ich wußte, wie ich aussah. Wie ungünstig sich das jetzt auswirkte.

Verzweifelt sagte ich:»Man kann schlecht den schrägen, unehrlichen Stallmann mimen, wenn man nicht auch so aussieht.«

«Sie sehen doch so aus«, war die bewußt kränkende Antwort.»Sie haben das im Blut.«

Ich sah in ihre steinernen Gesichter, ihre kalten, unbeeindruckten Augen. Erfahrene Kriminalbeamte, die sich nicht hinters Licht führen lassen wollten. Ihr Standpunkt war klar: Wenn ich sie jetzt überzeugte, und nachher stellte sich heraus, daß ich ihnen einen Bären aufgebunden hatte, würden sie nie darüber hinwegkommen. Sie durften mir gar nicht erst glauben. Mein Pech.

Die Luft wurde stickig in dem vollgequalmten Zimmer, und mir wurde es in der Jacke und den beiden Pullovern zu warm. Sie dachten natürlich, der schwitzt vor Angst, nicht vor Schmerzen oder weil ihm zu warm ist.

Ich beantwortete weiterhin ihre Fragen. Sie gingen noch zweimal mit unvermindertem Eifer alles durch, stellten mir Fallen, wurden ab und zu laut, tigerten um mich herum, ohne mich noch einmal anzurühren, schossen aber von allen Seiten ihre Pfeile ab. Für so etwas war ich wirklich viel zu müde, da mich nicht nur die Verletzungen schwächten, sondern mir auch der Schlaf der vergangenen Nacht fehlte. Gegen zwei Uhr konnte ich vor Erschöpfung kaum noch sprechen, und nachdem sie mich in einer halben Stunde dreimal aus tiefstem Dämmer geweckt hatten, gaben sie es auf.

Von Anfang an hatte ich gewußt, daß es für diesen Abend nur einen logischen Abschluß geben konnte, und ich hatte den Gedanken daran verdrängt, weil er mir unangenehm war. Es führte aber kein Weg daran vorbei.

Zwei uniformierte Polizisten, ein Sergeant und ein Wachtmeister, brachten mich zu einem Nachtquartier, gegen das Humbers Schlafraum direkt noch traumhaft war.

Eine würfelförmige Zelle, zweieinhalb mal zweieinhalb mal zweieinhalb Meter, die glasierten Ziegel bis in Schulterhöhe braun, darüber weiß. Ein zum Hinausschauen zu hoch angebrachtes kleines Gitterfenster, eine schmale Betonplatte als Bett, ein Deckeleimer in der Ecke, eine Hausordnung an der Wand. Das war’s. Beklemmungen inbegriffen, und ich hatte mir aus engen, geschlossenen Räumen noch nie etwas gemacht.

Die zwei Polizisten befahlen mir, mich auf das Betonbett zu setzen. Sie zogen mir die Stiefel und den Gürtel meiner Jeans aus. Auch den Geldgürtel fanden und entfernten sie. Dann nahmen sie mir die Handschellen ab. Sie gingen hinaus, warfen die Tür zu und sperrten mich ein. Die übrige Nacht war in jeder Beziehung das Letzte.