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»Das ist Tanis, der Halb-Elf. Und da ist Flint Feuerschmied. Erinnerst du dich an ihn?« fuhr Tolpan fort und winkte rüber zum Zwerg.

»Uh, ja, natürlich«, murmelte Fizban, der knallrot wurde.

»Und Tika... und dort oben ist Caramon... na ja, im Moment kannst du ihn nicht sehen. Und dann ist da noch Berem. Wir haben ihn in Kalaman aufgelesen und... oh, Fizban!... er hat einen grünen Ju... autsch, Tanis, das tat weh!« Fizban räusperte sich und blickte sich um.

»Ihr gehört... uh... nicht zur... uh... Drachenarmee?«

»Nein«, antwortete Tanis wütend. »Wir nicht. Bis jetzt gehören wir nicht dazu.« Er zeigte nach hinten. »Das kann sich aber jeden Moment ändern.«

»Aber jedenfalls gehört ihr nicht zur Drachenarmee?« fragte Fizban hoffnungsfroh. »Bist du sicher, daß ihr nicht übergetreten seid? Gefoltert? Gehirnwäsche?«

»Nein, verdammt!« Tanis riß seinen Helm ab. »Ich bin Tanis, der Halb-Elf, erinnerst du...«

Fizban strahlte. »Tanis, der Halb-Elf! Sehr erfreut, dich wiederzusehen.« Er nahm Tanis' Hand und schüttelte sie herzlich.

»Fahr zur Hölle!« schnappte Tanis wütend und riß seine Hand aus dem Griff des alten Mannes.

»Aber ihr reitet Drachen!«

»Das waren gute Drachen!« schrie Tanis. »Sie müssen zurückkommen!«

»Das hat mir niemand gesagt!« Der alte Mann keuchte beleidigt.

»Weißt du, was du angerichtet hast?« fuhr Tanis fort. »Du hast sie vom Himmel geschossen! Unsere einzigen Hilfsmittel, Neraka zu erreichen, weggeschickt...«

»Oh, ich weiß, was ich getan habe«, murmelte Fizban. Er blickte über seine Schulter. »Oje, oje. Diese Burschen scheinen näherzukommen. Wir dürfen von denen nicht geschnappt werden. Nun, warum stehen wir hier herum?« Er funkelte Tanis wütend an. »Du bist mir ja ein schöner Anführer! Vermutlich muß ich wohl die Leitung übernehmen... Wo ist mein Hut?«

»Ungefähr fünf Meilen hinter uns«, bemerkte Eisenkies mit einem Gähnen.

»Du bist immer noch hier?« fragte Fizban, den goldenen Drachen verärgert musternd.

»Wo sollte ich denn sonst sein?« fragte der Drache düster.

»Du solltest doch mit den anderen fliegen!«

»Wollte ich aber nicht.« Eisenkies schnaufte verächtlich. Aus seiner Nase schoß ein kleiner Feuerstrahl. Dann nieste er heftig. Schnaufend fuhr der Drache verdrießlich fort. »Kein Respekt vor dem Alter, diese bronzenen Drachen. Sie quatschen ununterbrochen. Und kichern. Geht mir auf die Nerven, dieses dämliche Kichern...«

»Nun, dann fliegst du eben allein zurück!« Fizban starrte in ein trübes Auge des Drachen. »Wir unternehmen eine lange Reise in ein gefährliches Land...«

»Wir?« schrie Tanis. »Sieh mal, alter Mann, Fizban, oder wie immer du heißen magst, warum gehst du nicht mit deinem... uh... Freund zurück? Du hast recht. Es wird eine lange, gefährliche Reise. Jetzt noch länger, weil wir unsere Drachen verloren haben und...«

»Tanis...«, warnte Tika, die die Drakonier im Auge behalten hatte.

»Schnell in die Berge«, sagte Tanis, holte tief Luft, versuchte, seine Angst und seine Wut unter Kontrolle zu kriegen. »Lauf schon, Tika. Du und Flint. Tolpan...« Er packte den Kender.

»Nein, Tanis! Wir können ihn nicht hierlassen!« plärrte Tolpan.

»Tolpan!« sagte Tanis mit einer Stimme, die den Kender warnte, daß das Maß voll war. Offenbar hatte der alte Mann das auch so verstanden.

»Ich muß mit diesen Leuten gehen«, sagte er zu dem Drachen. »Sie brauchen mich. Du kannst nicht allein zurück. Du mußt einfach nur eine mutierte...«

»Polymorph!« korrigierte der Drache beleidigt. »Das Wort heißt polymorph! Du lernst es nie...«

»Ist doch egal!« schrie der alte Mann. »Schnell! Wir nehmen dich mit.«

»Na gut«, sagte der Drache. »Ich könnte eine Pause vertragen.«

»Ich glaube nicht...«, begann Tanis, der sich fragte, was sie mit einem riesigen goldenen Drachen anfangen sollten, aber es war zu spät.

Während Tolpan fasziniert zusah und Tanis vor Ungeduld kochte, sprach der Drache einige Worte in der seltsamen Sprache der Magie, Dann blitzte es kurz auf, und plötzlich war der Drache verschwunden.

»Was? Wo?« Tolpan sah sich schnell um.

Fizban beugte sich und hob rasch etwas aus dem Gras auf.

»Beeilt euch! Sofort!« Tanis scheuchte Tolpan und den alten Mann zu den Ausläufern, Tika und Flint folgten.

»Hier«, sagte Fizban zu Tolpan beim Laufen. »Halt deine Hand auf!«

Tolpan gehorchte. Dann hielt der Kender vor Ehrfurcht den Atem an. Er hätte am liebsten angehalten, um es zu untersuchen, aber Tanis packte ihn am Arm und zog ihn weiter.

In Tolpans Handfläche glänzte die winzige goldene Gestalt eines Drachen, alle Einzelheiten waren deutlich herausgearbeitet. Tolpan dachte, daß er sogar die Narben auf den Flügeln sehen konnte. Zwei kleine rote Juwelen glitzerten in den Augen, dann erloschen sie, als sich die goldenen Augenlider schlossen.

»Oh, Fizban, das... das ist... wunderschön! Kann ich das wirklich behalten?« schrie Tolpan über die Schulter dem alten Mann zu, der hinter ihnen prustete.

»Sicher, mein Junge!« Fizban strahlte. »Zumindest bis zum Ende dieses Abenteuers.«

»Oder es wird unser Ende sein«, murmelte Tanis, der schnell über die Steine kletterte. Die Drakonier kamen näher und näher.

2

Der goldene Bogen

Die Drakonier blieben den Gefährten dicht auf den Fersen. Sie hielten sie nun für Spione.

Die Gruppe hatte den Pfad verpaßt, auf dem Caramon Berem nachgejagt war. Ihnen blieb jedoch zum Suchen keine Zeit.

Darum waren sie einigermaßen erstaunt, als sie plötzlich auf Caramon stießen, der ruhig auf einem Findling saß, Berem lag bewußtlos neben ihm.

»Was ist passiert?« fragte Tanis schweratmend und erschöpft von der Kletterei.

»Ich habe ihn schließlich erwischt.« Caramon schüttelte den Kopf. »Aber er ließ es auf einen Kampf ankommen. Er ist für sein Alter ganz schön stark, Tanis, Ich mußte ihn schlagen, leider wohl etwas zu hart«, fügte er hinzu und blickte reumütig auf die leblose Gestalt.

»Großartig!« Tanis war zu müde, um zu fluchen.

»Ich mach' das schon«, sagte Tika und griff in ihren Lederbeutel.

»Die Drakonier sind an dem letzten großen Stein vorbei«, meldete Flint. Der Zwerg schien völlig erledigt zu sein. Er brach auf einem Stein zusammen, wischte sein schweißnasses Gesicht mit dem Bartende ab.

»Tika...«, begann Tanis.

»Gefunden!« sagte sie triumphierend und zog ein Fläschchen hervor. Sie kniete sich neben Berem, nahm den Stopfen von dem Fläschchen und hielt es unter seine Nase. Der bewußtlose Mann atmete ein und begann unmittelbar darauf zu husten.

Tika schlug ihn auf die Wangen. »Auf die Füße!« sagte sie mit ihrer Dienstmädchenstimme, »Oder willst du, daß dich die Drakonier erwischen?«

Berem öffnete alarmiert die Augen. Er griff sich an den Kopf und richtete sich benommen auf. Caramon half ihm beim Aufstehen.

»Das war wunderbar, Tika!« sagte Tolpan aufgeregt. »Laß mich...« Bevor sie ihn aufhalten konnte, hatte Tolpan ihr das Fläschchen abgenommen, hielt es unter seine Nase und atmete tief ein.

»Iii ba pfui!« Der Kender würgte und taumelte nach hinten zu Fizban, der den Weg hinter Flint heraufgekommen war.

»Pfui! Tika! Das ist ja... grauenvoll!« Er konnte kaum sprechen. »Was ist das?«

»Eine Erfindung von Otik«, erklärte Tika grinsend. »Alle Mädchen im Gasthaus mußten so etwas bei sich haben. In vielen Situationen sehr nützlich, wenn du verstehst, was ich meine.« Ihr Lächeln erstarb. »Armer Otik«, sagte sie leise. »Ich frage mich, was aus ihm geworden ist. Und das Wirtshaus...«

»Wir haben dafür jetzt keine Zeit, Tika«, sagte Tanis ungeduldig. »Wir müssen weiter. Bleib stehen, alter Mann!« sagte er zu Fizban, der sich gerade gemütlich hinsetzen wollte.