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Hell in den letzten Sonnenstrahlen glitzernd, stieg ein langer goldener Brückenbogen von den Wolken herab. Gelenkt von den Handbewegungen des alten Magiers schwebte der goldene Bogen vom Himmel, um die Lücke in der Brücke zu schließen.

Tanis kam wieder zu sich. Er sah sich um. Die Drakonier waren zumindest im Moment genauso gelähmt und abgelenkt und starrten mit ihren Reptilienaugen auf den goldenen Bogen.

»Beeilt euch!« schrie Tanis. Er packte Berem am Arm, zog ihn mit sich und sprang auf den Bogen, als er nur einige Zentimeter von der Lücke entfernt schwebte. Berem stolperte unbeholfen hinterher. Der Bogen hing immer noch kurz über der Brücke, als Tolpan wild kreischend drauf sprang, den von Ehrfurcht ergriffenen Zwerg hinter sich ziehend. Die Drakonier, die plötzlich begriffen, daß ihre Beute zu entkommen drohte, heulten vor Wut auf und drängten auf die Holzbrücke. Tanis stand auf dem goldenen Bogen und schoß seine Pfeile auf sie ab.

Caramon trieb sie hinten mit dem Schwert zurück.

»Komm rüber!« befahl Tanis Tika, die zu ihm auf den Bogen hüpfte. »Bleib bei Berem. Paß auf ihn auf. Du auch, Flint, geh mit ihr. Geht schon!« knurrte er böse.

»Ich bleibe bei dir, Tanis«, bot Tolpan an.

Tika gehorchte widerstrebend nach einem Blick auf Caramon, nahm Berem an die Hand und zog ihn mit sich. Zusammen liefen sie über den Bogen auf die andere Hälfte der Holzbrücke. Unter dem Gewicht ächzte sie beunruhigend auf. Tanis hoffte nur, daß sie aushielt, aber er hatte keine Zeit, einen Blick zu riskieren. Offenbar hielt sie.

»Wir haben es geschafft!« schrie Tika von der anderen Seite der Schlucht.»Caramon!« rief Tanis, einen weiteren Pfeil abschießend, während er versuchte, auf dem goldenen Bogen das Gleichgewicht zu halten.

»Geh weiter!« schnarrte Fizban Caramon wütend an. »Ich muß mich konzentrieren. Ich muß den Bogen richtig in die Lücke setzen. Ein paar Zentimeter zur Linken, glaube ich...«

»Tolpan, geh weiter!« befahl Tanis.

»Ich lasse Fizban nicht allein!« erklärte der Kender dickköpfig, als Caramon den goldenen Bogen betrat. Die Drakonier drängten weiter vor, als sie den großen Krieger flüchten sahen.

Tanis schoß, so schnell er konnte, mit Pfeilen auf sie. Ein Drakonier lag auf der Brücke in einer Pfütze grünen Blutes, ein anderer stürzte in die Schlucht. Aber der Halb-Elf wurde müde.

Und, was noch schlimmer war, er hatte fast keine Pfeile mehr. Und die Drakonier kamen näher. Caramon blieb neben Tanis auf dem Bogen stehen.

»Beeil dich, Fizban!« bettelte Tolpan händeringend.

»Nun!« sagte Fizban zufrieden. »Paßt perfekt. Und die Gnome haben gesagt, ich wäre kein Ingenieur.«

Gerade als er sprach, rastete der goldene Bogen, der Tanis, Caramon und Tolpan trug, fest zwischen den beiden zerbrochenen Brückenteilen ein.

Und in diesem Moment knarrte die andere Hälfte der Holzbrücke – die Hälfte, die sie zur anderen Seite der Schlucht, in die Sicherheit führen sollte – und stürzte tief hinunter.

»Bei den Göttern!« Caramon verschluckte sich vor Angst, hielt sich an Tanis fest und zog ihn zurück, da der Halb-Elf gerade seinen Fuß auf die Holzplanke setzen wollte.

»Gefangen!« sagte Tanis heiser, während er zusah, wie die Holzstücke in die Schlucht fielen. Seine Seele schien mit ihnen zu stürzen. Auf der anderen Seite hörte er Tika aufschreien, ihre Schreie vermischten sich mit den Jubelrufen der Drakonier. Dann hörte er ein reißendes, schnappendes Geräusch. Die Jubelschreie der Drakonier verwandelten sich in ängstliches, entsetztes Aufkreischen.»Schau! Tanis!« rief Tolpan aufgeregt. »Schau mal!«

Tanis sah noch, wie der andere Teil der Holzbrücke mit den meisten Drakoniern in die Schlucht stürzte. Der goldene Bogen erbebte.

»Wir fallen auch!« brüllte Caramon. »Er hat keinen Halt mehr...«

Caramons Zunge schien im Mund zu gefrieren. Würgend und schluckend sah er langsam von einer Seite zur anderen.

»Ich glaube es nicht...«, murmelte er.

»Irgendwie doch...«, Tanis holte zitternd Luft.

Mitten in der Schlucht schwebte der magische goldene Bogen, glitzerte im Licht der untergehenden Sonne, während die Holzbrücke auf beiden Seiten runtergestürzt war. Auf dem Bogen standen vier Gestalten und starrten auf die Reste der Brücke unter sich und auf die riesigen Lücken zwischen sich und den Schluchtwänden.

Lange Zeit herrschte tödliches Schweigen. Dann wandte sich Fizban triumphierend an Tanis.

»Wunderbarer Zauber«, sagte der Magier voller Stolz.

»Habt ihr ein Seil?«

Die Dunkelheit war schon lange angebrochen, als die Gefährten endlich von dem goldenen Bogen kamen. Sie hatten Tika ein Seil zugeworfen, das sie mit Hilfe des Zwerges fest um einen Baum gebunden hatte. Dann hatten sich Tanis, Caramon, Tolpan und Fizban vorsichtig hintereinander vom Bogen gelöst und waren von Berem auf die andere Seite des Kliffs gezogen worden. Als sie auf der anderen Seite waren, brachen sie vor Müdigkeit zusammen. Sie waren so müde, daß sie sich nicht mehr die Mühe machten, Schutz zu suchen, sondern nur noch ihre Decken in einem Kiefernwäldchen ausbreiteten und die Wachen bestimmten.

Am nächsten Morgen erwachte Tanis steif und mit Schmerzen. Das erste, was er erblickte, war die Sonne, die den goldenen Bogen hell erleuchtete, der immer noch standhaft in der Luft schwebte.»Vermutlich kannst du dieses Ding nicht wegschaffen«, sagte er zu Fizban, der Tolpan beim Verteilen von quith-pa half.

»Leider nicht«, bestätigte der alte Mann, versonnen den Bogen betrachtend.

»Heute morgen hat er ein paar Zaubersprüche ausprobiert«, sagte Tolpan und wies auf eine Kiefer, die völlig mit Spinnweben überzogen, und auf eine andere, die völlig verkohlt war.

»Er sollte lieber aufhören, bevor er uns in Grillen oder etwas ähnliches verwandelt.«

»Gute Idee«, murmelte Tanis, der düster auf den leuchtenden Bogen starrte. »Nun, wir könnten keine deutlichere Spur hinterlassen.« Kopfschüttelnd setzte er sich zu Caramon und Tika.

»Sie werden uns verfolgen, darauf kannst du wetten«, sagte Caramon, der halbherzig am quith-pa knabberte. »Mit den Drachen ist das kein Problem.« Seufzend stopfte er den größten Teil der Trockenfrüchte in seinen Beutel.

»Caramon«, sagte Tika. »Du hast nicht viel gegessen...«

»Ich habe keinen Hunger«, murmelte er sich erhebend. »Ich sollte mich hier mal umsehen.« Er schulterte sein Gepäck und seine Waffen und ging auf den Pfad zu.

Tanis' Blick ausweichend, begann Tika ihre Sachen zu verstauen.

»Raistlin?« fragte Tanis.

Tika hielt inne. Ihre Hände fielen in ihren Schoß.

»Wird er immer so sein, Tanis?« fragte sie hilflos, während sie Caramon zärtlich nachsah. »Ich verstehe es nicht!«

»Ich auch nicht«, sagte Tanis ruhig, der auch dem Krieger hinterhersah. »Aber andererseits hatte ich niemals einen Bruder oder eine Schwester.«

»Ich verstehe ihn«, ließ sich Berem vernehmen. Seine leise Stimme bebte mit einer Leidenschaft, die Tanis' Aufmerksamkeit erregte.

»Was meinst du?«

Aber bei seiner Frage verschwand der ungeduldige, leidenschaftliche Blick aus Berems Augen.»Nichts...«, murmelte er, sein Gesicht war wieder eine undurchdringliche Maske.

»Warte!« Tanis erhob sich schnell. »Warum verstehst du Caramon?« Er legte eine Hand auf Berems Arm.

»Laß mich in Ruhe!« schrie Berem heftig und stieß Tanis zurück.

»He, Berem«, rief Tolpan, der aufsah und lächelte, als ob er nichts mitbekommen hätte. »Ich habe meine Karten durchgesehen und eine gefunden, über die es die interessanteste Geschichte gibt...«

Berem warf Tanis einen gehetzten Blick zu, dann schlurfte er zu Tolpan, der im Schneidersitz auf dem Boden saß, seine Karten um sich ausgebreitet. Berem beugte sich über die Karten und schien bei Tolpans Geschichte bald in Staunen verloren zu sein.

»Laß ihn lieber in Ruhe, Tanis«, riet Flint. »Wenn du mich fragst, versteht er Caramon nur aus einem einzigen Grund, weil er nämlich genauso verrückt ist wie Raistlin.«