Выбрать главу

»Mein Name also ist …« ER griff in den Nacken. Ein kurzer Druck auf einen Nervenpunkt genügte, um all seine Lebenskraft in den Schnee und das tote Gestein darunter zu lenken. Obwohl seine Sinne noch wach waren, vermochte der Troll nun keinen Muskel mehr zu bewegen. Es würde Stunden dauern, bis diese Taubheit der Glieder vorüberging und das Ungeheuer Alarm geben konnte.

ER trat durch die unscheinbare Felsspalte in den Berg, den sich der Fleischschmied als seine Zuflucht auserwählt hatte – ein Labyrinth großer, ineinander übergehender Tropfsteinhöhlen. Es war angenehm warm und ein diffuses Licht, dessen Quelle nicht offensichtlich war, begleitete IHN. Als ER das letzte Mal hierhergekommen war, hatte es dieses Licht nicht gegeben. War dies eine weitere Kreatur oder nur ein IHM unbekannter Zauber?

Stalaktiten und Stalagmiten wuchsen zu wunderbaren, in unterschiedlichen Farben changierenden Säulen zusammen. ER hielt oft inne und weidete sich an der Schönheit der Höhlen. Sie waren einmal großartig gewesen, die Alben. Doch dieser hier war der Dunkelheit verfallen. Dem Wahnsinn.

Manchmal sah ER in Winkeln der Höhle Kreaturen kauern, die der Fleischschmied vergessen hatte. Eine Schlange mit einem Koboldskopf. Gänse mit Hufen und Pferdeschweifen. Einen Fleischklumpen auf Stummelbeinen mit tränengefüllten Augen.

ER spürte die Anwesenheit des Alben, noch ehe ER ihn sah. Die Präsenz des wahnsinnigen Schöpfers war beklemmend. Er war stark und voller Tatendrang, und als ER die Höhle betrat, tat ER es mit gesenktem Blick.

»Warum hat der Drachentroll dich vorbeigelassen? Ich will nicht gestört werden und … Du siehst interessant aus! Soll das ein demütiger Vorschlag für eine neue Schöpfung sein? Ein Löwenhaupt … Eindrucksvoll!«

Der Boden dieser tiefsten Grotte war mit frischem Blut bedeckt. Es war hier unangenehm heiß. ER wusste um den Abgrund weit hinten, die Spalte, die zum ewigen Feuer hinabführte.

»Was also willst du?«

Es war IHM unmöglich, den Alben direkt anzusehen. Er war anders. Keine Lichtgestalt! Er war von zerstörerischer Macht. Ein Blick auf ihn verhieß Wahnsinn.

ER sah das Ding vor ihm auf dem steinernen Tisch. Groß … Die Haut abgeschält. Blutige Muskeln zitterten … Es lebte noch und konnte jeden Schnitt spüren. Noch waren da drei Körper — ein Elf und ein Kobold und noch etwas, das nicht mehr zu erkennen war.

»Kann man einen Devanthar mit einer deiner Gestalten verschmelzen? « ER spürte, dass ER schlagartig die volle Aufmerksamkeit des Alben besaß. Etwas klickte metallisch, so als habe der Fleischschmied eine Klinge auf dem steinernen Tisch abgelegt.

Die Präsenz des Alben wurde noch erdrückender, als er zu IHM herüberkam. Lautlos.

»Du glaubst, du kannst einen Devanthar fangen. Allein?«

»Ich glaube nicht … Ich weiß es. Ich habe etwas. Etwas, das die Devanthar erschaffen haben. Hier, sieh es dir an.«

Der Alb beugte sich zu IHM hinab. So arglos wie die Kreatur am Eingang der Grotten. ER zeigte ihm den Dolch. Und dann stieß ER zu. Es war wie bei den anderen. Sie waren sterblich!

Diesmal fühlte ER sich schwach. Es kostete IHN Mühe, den Zauber zu weben. Alles aufzulösen – bis auf die Essenz, eingeschlossen in einem unscheinbaren Stein.

ER tötete die drei Kreaturen auf dem Tisch und beendete ihr Leid. Aber da waren noch mehr. Viel mehr! Sie verbargen sich in den weitläufigen Grotten, und ER konnte ihre Blicke spüren. Manchmal hörte ER Geräusche. Das Scharren von Hufen. Flatternde Flügel. Vielleicht gab es unter ihnen vernunftbegabte Geschöpfe?

Eines Tages würde man nach dem Fleischschmied suchen. Vielleicht der Sänger? Er war der unsteteste unter den Alben.

ER blickte zum hinteren Teil der großen Grotte. Rötliches Licht schimmerte auf der Decke. Der Widerschein der Lava. ER durchmaß die Höhle und trat an den Spalt. Feuer! ER liebte es, in Flammen zu blicken, diese Urgewalt zu formen und zu entfesseln. Kurz war ER versucht, seine wahre Gestalt anzunehmen. Die Lava könnte alle Spuren löschen. Der Zauber war machtvoll, vielleicht würde er Aufmerksamkeit erwecken. Aber dies war ein Ort, an dem ein Alb seine grotesken Werke erschaffen hatte. Zauber, welche die Schöpfung verdrehten, waren hier ein tägliches Ereignis. Selbst jetzt, wo der Alb gegangen war, spürte ER noch dessen Aura. Und ER spürte, wie sehr das magische Netz hier verzerrt war. ER sprach ein Wort der Macht. Zögerlich. Leise. Und die Lava regte sich. Wie etwas Lebendiges.

ER wiederholte das Wort. Fordernder! Eine Flammenzunge schlug aus dem Abgrund.

ER streckte die Arme aus und öffnete sein Verborgenes Auge. Durch die Grotten sollte ein reinigendes Feuer fahren – und mehr als das. Lava sollte sie füllen und all das, was hier wider die Schöpfung geschehen war, ausbrennen.

ER schleuderte das Wort der Macht in den Abgrund. So laut, dass alle Grotten von SEINER Stimme widerhallten. SEIN Wort löschte das Kreischen und Geflatter der Kreaturen aus, die sich tiefer in ihre Verstecke zurückzogen.

Die Lava stieg. Schnell!

ER eilte aus der Höhle; vorbei an der Kreatur am Eingang, die sich immer noch nicht zu regen vermochte. Als ER Stunden später den Albenstern erreichte, war der ferne Horizont immer noch rot vom Widerschein der Glut. Der Fleischschmied war vergangen, aber viele seiner grotesken Schöpfungen würden weiterleben. Er hatte Albenmark für immer geprägt.

Hornbori Drachentöter

Voller Staunen und Schrecken betrachtete Nandalee die weite Höhle, die sich vor ihr erstreckte. Hunderte Barinsteine tauchten sie in helles Licht und sieben Wasserfälle schossen aus Steilwänden und ergossen sich in weiten Fontänen in einen großen See, dessen Wasser brodelnde Gischt war. Der Lärm des stürzenden Wassers war so gewaltig, dass er wie eine körperliche Berührung zu spüren war. Die Luft hier war kühl und so von Feuchtigkeit gesättigt, dass sich feine silberne Perlchen auf Nandalees Bart niederschlugen.

Diese Höhle schien das Herz der Tiefen Stadt zu sein. Aus allen Richtungen stießen Tunnel hierher vor, und breite Terrassen waren in die Höhlenwände geschlagen, die bis zu siebzig Schritt weit aufragten. Etliche steinerne Kais säumten den See. Von den Terrassen ragten hölzerne Kranarme über das Wasser, von denen seltsam lang gezogene Holzfässer hingen. Die kleineren nur fünf oder sechs Schritt lang, die größten bis zu zwanzig Schritt. Gläserne Augen waren in die Fässer eingelassen. Aus ihren Rücken wuchsen Buckel, die über eiserne Bögen mit dem Vorderteil verbunden waren. Gebilde, die an Fischflossen erinnerten, wuchsen aus den Seiten der Fässer und aus dem stumpfen Ende. Es schien sich um Schiffe zu handeln. Nandalee ahnte, wozu sie erschaffen waren, und diese Ahnung ängstigte sie. Sie waren nicht hergekommen, um sich diese widernatürlichen Dinger nur anzuschauen – sie würden sie benutzen. Sie wich noch einen Schritt zurück, vermochte aber nicht, den Blick von der Höhle und den sonderbaren Fässern abzuwenden. Manche von ihnen waren mit Kupferblechen beschlagen, einige lagen an den Kais vertäut. Nandalee beobachtete, wie die Buckel auf dem Rücken eines der Fassschiffe aufgeklappt wurden.

Sie nennen diese Gefährte Aale.

Sie zuckte zusammen. »Bitte sprich nicht mehr in meinen Gedanken. Mein Kopf ist wund von deinen Worten.«

Er nickte.

Nandalee biss sich auf die Lippen. Ein Wort der Entschuldigung wäre schön gewesen. Aber was erwartete sie? Er war der Erstgeschlüpfte und sie nur eine Elfe. Ihr wäre auch nie in den Sinn gekommen, sich bei den Kobolden der Weißen Halle zu entschuldigen, obwohl sie sich durchaus bewusst war, dass sie die kleinen Diener schlecht behandelt und einige böse Späße mit ihnen getrieben hatte.

Die kalte, feuchte Luft, die aus der großen Höhle in den Tunnel trieb, tat ihr gut. Mit einer Mischung aus Faszination und Abscheu betrachtete sie die Tonnenschiffe. Nie hatte sie so seltsame Boote gesehen.