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Das war der Zweck der Drachenelfen, ermahnte der Dunkle sich in Gedanken. Für solche Missionen hatten sie sie erschaffen. Er sollte jetzt nicht sentimental werden. Bevor er den entscheidenden Schritt wagen konnte, würde er zunächst ein paar Späher schicken. Ihnen drohte kaum Gefahr. Gefährlich wurde es erst für jene, die zurückgaben, was unter seinem Thron verborgen lag.

Er dachte an seinen unvergleichlichen Schatz und dessen rechtmäßige Besitzerin. Den Ort, den es zu erreichen galt, kannte er nur aus Erzählungen. Das größte aller Gräber. Ein Göttergrab! Vielleicht waren es ja auch nur Geschichten …

Nach dem Fest

Galars Kopf brummte wie ein Wespennest. Ihm war schwindelig, obwohl er noch lag, und er atmete schwer. Manche Schlachten waren weniger schlimm als der Morgen nach so einem Fest, dachte er benommen. Blinzelnd sah er sich um. Es dauerte ein wenig, bis er sich sicher war, in seiner Werkstatt zu sein. Überall lagen Methörner herum, und dieser Geruch … Unverwechselbar. Koboldkäse! Eigentlich hatte er sich daran gewöhnt … Aber ein Kater nach einer durchzechten Nacht konnte die seltsamsten Formen annehmen. Plötzlich machte ihm der Geruch zu schaffen. Ja, ihm war regelrecht übel.

Seufzend setzte er sich auf und biss die Zähne zusammen. Es war erstaunlich still. Da war nur das vertraute leise Blubbern verschiedener Destillate. War er der Einzige hier? Dunkel erinnerte er sich an die grölende Schar trinkfester Kameraden, die mit ihm zur Werkstatt hinabgestiegen war. Einige der schwer Betrunkenen hatten sich noch in der Nacht wieder hinaus in den Verbindungstunnel geschleppt. Damit sie im Schlaf keinen Schaden durch den Geruch hier unten nehmen, hatten sie gesagt. Weicheier, dachte Galar.

Er blickte auf das Ding, auf das sein Kopf gebettet gelegen hatte. Ein Koboldkäse! Er musste schmunzeln. Wer immer das getan hatte, hatte Sinn für Humor. Es würde Tage dauern, den Geruch aus den Haaren zu bekommen. Falls er sich damit herumschlagen sollte, seine Haare zu waschen.

Er runzelte die Stirn. Verfluchte Kopfschmerzen! Nein, er würde sich nicht mit Haarewaschen quälen. Wozu auch? Er stellte keinem Weib nach. Also konnte er seinem Spitznamen alle Ehre machen. Er wusste längst, dass sie ihn hinter seinem Rücken den Duften nannten.

Galar massierte mit den Fingerkuppen seine Stirn. Verdammte Kopfschmerzen. Er wurde alt. Er konnte sich nicht erinnern, nach dem Trinken jemals solch einen Kater gehabt zu haben. Vielleicht hatten die anderen ja recht und der Gestank des Koboldkäses schwächte einen, wenn man ihm zu lange ausgesetzt war?

In der Werkstatt brannten nur zwei Öllampen. Die übrigen mussten im Laufe der Nacht verloschen sein. Wie lange hatte er geschlafen? Galar streckte sich. Seine Glieder knackten und er hatte mörderischen Durst.

Neben seinem neuen Destillierapparat, einem Wunderwerk aus Kupferröhrchen und Glaskugeln, stand eine ganze Reihe von Pilzhumpen. Er schüttete die Reste zusammen und trank den halben Humpen in einem Zug leer. Bei Medizin durfte man nicht zimperlich sein! Der Geschmack des schalen Gebräus verstärkte das pelzige Gefühl in seinem Mund, aber der Kopfschmerz würde bald nachlassen.

Galar orientierte sich an dem großen kupfernen Druckkessel im hinteren Bereich der Höhle und schlenderte zum Brunnen hinüber. Dabei musste er über einige Lachen Erbrochenes hinwegsteigen. Dass ein kleines, harmloses Fest immer solche Nebenwirkungen mit sich bringen musste! Eines Tages würde er nach einem bekömmlicheren Pilz forschen. Einem Gebräu, an dem man sich nach Belieben ergötzen konnte, ohne sich am nächsten Morgen so krank zu fühlen.

Er trat an den Brunnen, der inmitten seiner Werkstatt lag und wollte den Kopf in einen Eimer mit kaltem Wasser stecken. Natürlich war der Eimer leer. Gedankenverloren blickte Galar in die dunkle Tiefe. Vor Jahren, als er wieder einmal mit den hirnlosen Tintenpissern, den Bürokraten, die die Tiefe Stadt im Namen des Bergkönigs verwalteten, im Streit gelegen hatte, war ihm bewusst geworden, dass seine Höhle eine Falle war. Wenn sie ihre Büttel schickten, um ihn zu ergreifen, dann gab es von hier keinen Fluchtweg. Damals war er über den Brunnenrand gestiegen und hatte begonnen, tief unten im Schacht eine verborgene Nische aus dem Fels zu meißeln. Er hatte niemandem ihre Existenz verraten. Noch ein Vergehen gegen die Gesetze des Bergkönigs, denn jeder Tunnel, ja selbst jede winzige Wandnische musste gemeldet und genehmigt werden. Er wusste, eines Tages würden sie ihn holen kommen. Und wenn sie nicht ganz verblödet waren, dann würden die Büttel auch in den Brunnen sehen. Natürlich lag es an ihm … Er war zu aufsässig. Hatte zu viel Spaß daran, sich über Vorschriften hinwegzusetzen. Und dass der stinkende Koboldkäse längst alle Nachbarn in diesem Bergabschnitt vertrieben hatte, war ihm eine stille Freude. Er war ein unangepasster Widerling — und er war stolz darauf. Deshalb würde er eines Tages großen Ärger bekommen …

Galar lauschte auf das Rauschen des Wassers. Der Brunnen speiste sich aus einem unterirdischen Fluss, der zum Aalhafen führen musste. Vielleicht floss er durch verborgene Grotten? Eines Tages würde er ihn erkunden. Aber vorläufig gab es Wichtigeres zu tun! Er ging zu dem Fass hinüber, das nahe dem Druckkessel stand. Es war eine elende Plackerei gewesen, es gestern Nacht halb betrunken hier hinunterzuschaffen. Ein Fass, größer als jeder Zwerg und breiter als der Arsch eines Auerochsen. Sein Fass! Das Zeichen seines Triumphs. Na ja, und auch des Triumphs von Nyr. Der Geschützmeister hatte sich selbst übertroffen. Gestern Mittag hatten sie die neue Drachenflitsche ausprobiert. Es war ein buchstäblich durchschlagender Erfolg gewesen! Das Geschütz war stärker, der Speer hatte eine bessere Durchschlagskraft. Er hatte das Fass durchdrungen und die Rückseite zwar nicht durchschlagen, aber zumindest die Daube, die von innen getroffen worden war, zersplittern lassen. Das war eine Waffe, die die Drachen das Fürchten lehren würde! Sie würden diese Mistviecher vom Himmel holen und ihnen die Magie aus den Knochen destillieren. Diese Waffe läutete ein neues Zeitalter ein! Jeder, der beim Test anwesend gewesen war, hatte das sofort erkannt. Vor allem Hornbori, der aus dem Stegreif eine seiner hochtrabenden Reden gehalten hatte, die ihre Geldgeber so sehr liebten. Natürlich hatte der Drecksack alles so dargestellt, als wäre es vor allem sein Verdienst.

Allerdings war es Hornbori zu verdanken gewesen, dass es gestern das Fest gegeben hatte und sie mit unerschöpflichen Pilzvorräten versorgt worden waren. Später hatten sie sich den Klugschwätzern und Geldsäcken entzogen, indem sie die Feierlichkeiten in seine Werkstatt verlegt hatten. Hierher waren nur noch die wirklich Hartgesottenen mitgekommen, und eine stattliche Anzahl an Pilzfässern hatten sie dabei gleich mitgenommen. Es war sein erstes Fest seit langer Zeit gewesen. Und es hatte ihm Spaß gemacht. Veränderte ihn der Umgang mit Hornbori?

Galar konnte sich nur noch verschwommen an die Feierlichkeiten erinnern. Neben den üblichen Experimenten, ob Fürze brennbar sind, war es auch zu ausgefalleneren Exzessen gekommen. Mit Schrecken erinnerte sich Galar daran, dass Nyr irgendwann die kleine Armbrust entdeckt hatte. Jene Waffe, die nadeldünne Bolzen verschoss. Vor Jahren hatte er sie entwickelt, um Ratten zu erlegen, ohne allzu große Löcher in ihr Fell zu schießen. Es war ein Fehlschlag gewesen, weil die meisten Ratten einen Nadeltreffer überlebten. Nyr hatte entschieden, dass diese Waffe wie geschaffen zum Ohrlochschießen war — natürlich auf fünf Schritt Abstand! Zum Glück war das Experiment nach einigen Treffern in Augenbrauen und Nasen abgebrochen worden, bevor jemand ein Auge verloren hatte. Zumindest hoffte er das.