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Ihm war bewusst, dass Gonvalon an diesem Verrat zerbrechen würde. Doch selbst das wäre noch ein Gewinn – denn mit Gonvalon würde sein Bruder einen seiner besten Streiter verlieren.

Der Pakt der Himmelsschlangen

ER spürte die Unruhe SEINER Nestbrüder, als sie sich in der weiten Halle unter den Klippen versammelten. ER hatte sie ausgesandt, nach jenen Alben zu suchen, die ER in den letzten Monden ermordet hatte. Darin hatte ein gewisses Risiko gelegen. Doch es war an der Zeit, Wagnisse einzugehen! Bevor ER den großen Plan angehen konnte, musste ER sie alle hinter sich wissen.

Ihr habt gesehen, was unter den Alben vor sich geht?

Wir haben gesehen, dass etwas vor sich geht!, antwortete IHM der Himmlische. Allein, es fehlt uns an Wissen, die Ereignisse zu deuten. Und was mich angeht, bin ich überrascht, wie genau du wusstest, wohin du uns schicken musstest. Ich habe mir erlaubt, auch andere Alben aufzusuchen. Nur jene, die du uns nanntest, waren verschwunden.

Der Himmlische galt als der weiseste unter ihnen. Ein Skeptiker. Wenn ER ihn für sich gewann, würden die übrigen Himmelsschlangen umso williger folgen. Vor zwei Jahren bemerkte ich das Verschwinden einer Albe, die mir von allen die Teuerste war. Seither habe ich viele Reisen unternommen. Ich glaube, ich habe sie alle besucht. Jedenfalls jene, die zulassen, dass man sie noch findet. Die Stimmung unter ihnen bereitet mir große Sorge. Sie wenden sich ab von dieser Welt. Das Mondlicht lockt sie, und sie scheinen Albenmarks überdrüssig zu werden. Gerade jene unter ihnen, die ich als die Tatkräftigsten eingeschätzt habe, sind nun unauffindbar. Es ist unabdingbar, dass wir eine Entscheidung treffen, wie wir dieser Lage begegnen. Uns obliegt der Schutz Albenmarks! Und ich bin der Überzeugung, wir werden durch eine unbekannte Macht angegriffen!

Dem kann ich nur zustimmen! Der Flammende war für sein aufbrausendes Temperament gefürchtet. Die Farben seiner Schuppen changierten zwischen dunklem Gelb und leuchtendem Karmesin. Allerdings war er auch wankelmütig. Es sieht so aus, als würde Albenmark angegriffen. Wir müssen unsere Feinde stellen und zurückschlagen!

Dazu müssten wir allerdings erst einmal wissen, wer uns angreift, wandte der Frühlingsbringer ein. Die mächtige Himmelsschlange, deren Schuppen alle Grüntöne des Frühlings trugen, galt als ruhiger Pragmatiker. ER war sich bewusst, dass sein Nestbruder nur schwer zu radikalen Schritten zu bewegen sein würde. Vielleicht schwerer noch als der Himmlische.

Kurz erwog ER, SEINEM Bruder zu antworten, doch dann entschied ER, dass es klüger wäre, zunächst jeden in der Runde zu Wort kommen zu lassen.

Ihr werdet bemerkt haben, dass die nahe gelegenen Albensterne geöffnet wurden und dass Besucher kamen, die nicht aus dieser Welt stammten, erklärte der Nachtblaue, der kriegerischste unter ihnen. Bei ihm war ER sich ganz sicher, einen Verbündeten zu finden.

Besucher, die von Nangog kamen, mischte sich der Himmlische ein. Dass sie von dort durch das Goldene Netz gingen, ist allerdings kein zwingender Beweis dafür, dass sie nicht letztlich doch aus Albenmark stammen.

Wenn dem so wäre, dann hätten sie gegen den alten Pakt verstoßen!, entgegnete der Nachtblaue gereizt. Wer würde die Alben und Devanthar zugleich herausfordern?

Das herauszufinden haben wir uns hier versammelt, erwiderte der Himmlische ruhig. Und was mich angeht, werde ich meine Entscheidungen gewiss nicht auf unsachlichen Behauptungen begründen. Wir könnten die Elfen der Blauen Halle als Späher ausschicken. Wir haben sie erschaffen, um unsere verborgenen Augen zu sein.

Unsinn! Diese Sache ist zu bedeutend, um sie den Elfen zu überlassen! Ich lade dich ein, in meinen Gedanken zu lesen, Bruder! IHM gefiel nicht, in welche Richtung der Disput lief. ER wollte keine Späher, ER wollte Ergebnisse. Noch heute!

Der Nachtblaue schob sich aus der Höhle, die seinen Leib beherbergte, in die Mitte des Rundes und ER spürte, wie sein Nestbruder nach SEINEN Gedanken griff.

Jeder von euch mag dies tun! Ich bin den magischen Spuren gefolgt! Ich weiß, wohin sie führen. Sie enden nicht in Nangog, sondern auf Daia. Sie führen nach Zapote, wo die Devanthar sich im Gefiederten Haus versammeln, und in die Berge von Kush, in denen der Gelbe Turm verborgen liegt, wie wir wissen. Auf diese Offenbarung folgte atemlose Stille. ER spürte, wie nun alle übrigen Himmelsschlangen nach den Erinnerungen des Nachtblauen griffen, um zu sehen, was er gesehen hatte.

Es war der Rote, der als Erster die Sprache wiederfand. Du hättest dies nicht ohne Absprache mit uns tun dürfen!, empörte er sich. Du hattest Glück, doch wärest du entdeckt worden, hätten deine Taten Konsequenzen für uns alle haben können.

Nur dass er nicht gemordet wurde wie einst der Purpurne, bedeutet nicht, dass die Devanthar seine Anwesenheit nicht bemerkt hätten, gab der Himmlische zu bedenken. Deine Tat zeugt nicht gerade von Weisheit. Und noch weniger von Verbundenheit mit uns!

Ich fühle mich in der Tat nicht mit jenen verbunden, die lieber hier sitzen und abwarten, als zu handeln, während die Welt, die uns anvertraut wurde, zerbricht, entgegnete der Nachtblaue kämpferisch.

Wir sollten unseren Bruder Nachtatem hinzuziehen, meldete sich der Rote zu Wort. Diese Erkenntnisse sind zu bedeutend, als dass wir eine Entscheidung ohne ihn treffen könnten.

Können wir nicht?, warf ER sarkastisch ein. ER wusste darum, wie sehr der Rote dem Erstgeschlüpften verbunden war. Ihn zu gewinnen würde schwer werden. Vielleicht kam ER nicht umhin, SEINEN Bruder als Letzten der Klinge der Devanthar zu überantworten, bevor ER das Messer für immer verschwinden ließ. Der Erstgeschlüpfte ist seit vielen Monden nicht mehr zu unseren Versammlungen gekommen. Er steht den Alben näher als uns! Wen mag es da noch wundern, dass sein Interesse für die Belange dieser Welt mehr und mehr verblasst, so wie dies auch bei unseren Schöpfern der Fall ist.

Vielleicht ist auch er diesen seltsamen Ereignissen auf der Spur, bemerkte der Himmlische.

Wäre sein Erscheinen hier dann nicht noch zwingender?, entgegnete ER in wohldosiertem Ärger. Müsste er uns nicht in sein Vertrauen ziehen? Was sind wir für ihn? Brüder? Oder fühlt er sich schon so weit über uns, dass wir ihn nicht mehr interessieren? Ihr alle kennt seine Arroganz! Seinen Hang zu Alleingängen. SEINE Worte wirkten, stellte ER zufrieden fest. Schweigen legte sich über ihre Runde. Niemand erhob mehr die Stimme gegen IHN.

Es war der Smaragdgrüne, der bislang nur zugehört hatte, der schließlich in die Stille sprach. Ein Nestbruder, der meist mäßigend einzuwirken versuchte und deshalb oft gegen IHN stand. Was immer wir tun – die Ereignisse sind so schwerwiegend, dass wir eine einmütige Entscheidung treffen müssen. Ganz gleich, was dort draußen geschieht – wir müssen ihm Schulter an Schulter entgegentreten.

ER schloss die Augen, bemüht, sich SEINE Erleichterung nicht anmerken zu lassen. ER hatte gehofft, dass ihr Disput zuletzt zu diesem Konsens führen würde. SEIN Ziel war zum Greifen nahe gerückt. Und tatsächlich – niemand widersprach dem Smaragdgrünen!

Ich möchte euch etwas zeigen, meine Brüder! Etwas, das einer meiner Elfen den Menschenkindern gestohlen hat. Ein Geschenk der Devanthar an sie. Ein Artefakt von unermesslichem Wert. In Gedanken befahl ER Lyvianne, die oben in der Klippenfestung gewartet hatte, hinab zur Höhle zu steigen und die Silberschale zu bringen. Dass die Schale in Wahrheit aus der Halle eines Zwergenkönigs stammte, wollte ER lieber nicht preisgeben. Das hätte nur zu neuer Unruhe geführt.