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Fizban setzte sich auf, gähnte und blickte sich um. »O gut«, sagte er sanft, »die Elfen sind da.«

»Was für Elfen – wo?« Tanis richtete sich auf.

Plötzlich ertönte ein surrendes Geräusch, wie ein Schwärm Wachteln, der sich in die Luft erhebt. Dann folgte ein Schrei aus dem vor ihnen fahrenden Versorgungswagen, es krachte, als der nun führerlose Wagen in eine Furche geriet und sich überschlug. Der Fahrer ihres Käfigwagens zog scharf an den Zügeln und hielt den Pferdehirsch an, bevor beide Hobgoblins zum zerstörten Versorgungswagen liefen. Das gefährliche Schaukeln des Käfigs warf die Gefangenen zu Boden.

Plötzlich schrie der Kutscher des Käfigwagens auf und griff sich an den Hals, an dem die Gefährten den gefiederten Schaft eines Pfeils erkennen konnten. Der andere Wachmann sprang mit gezogenem Schwert auf, dann stürzte aber auch er mit einem Pfeil in der Brust zu Boden. Der Pferdehirsch, der merkte, daß sich die Zügel lockerten, wurde langsamer, bis der Wagen anhielt. Schreie hallten entlang der ganzen Karawane, als Pfeile durch die Luft zischten.

Die Gefährten preßten sich flach auf den Boden.

»Was ist das? Was ist los?« fragte Tanis Gilthanas.

Aber der Elf ignorierte ihn, spähte durch die aufziehende Dämmerung in den Wald. »Porthios!« rief er.

»Tanis, was ist passiert?« Sturm richtete sich auf, es waren seine ersten Worte seit vier Tagen.

»Porthios ist Gilthanas’ Bruder. Ich denke, dies ist eine Rettungsaktion«, sagte Tanis. Ein Pfeil zischte vorbei und bohrte sich in die Holzseite des Wagens, um Haaresbreite den Ritter verfehlend.

»Es wird aber nicht viel gerettet werden, wenn wir alle sterben!« Sturm ließ sich wieder auf den Boden fallen. »Ich dachte immer, Elfen wären Meisterschützen.«

»Bleibt unten«, befahl Gilthanas. »Die Pfeile dienen nur zur Deckung für unsere Flucht. Wir müssen bereit sein, in die Wälder zu laufen.«

»Und wie kommen wir aus diesem Käfig?« fragte Sturm.

»Wir können nicht alles für euch tun!« erwiderte Gilthanas kühl. »Es sind Magier hier…«

»Ohne meine Zauberzutaten kann ich nicht arbeiten!« zischte Raistlin unter der Bank. »Bleib unten, Alter«, sagte er zu Fizban, der den Kopf gehoben hatte und sich interessiert umschaute.

»Vielleicht kann ich helfen«, sagte der alte Magier, seine Augen strahlten. »Nun, laßt mich nachdenken…«

»Was im Namen des Abgrundes ist hier los?« brüllte eine Stimme aus der Dunkelheit. Truppführer Toede galoppierte auf seinem Pony heran. »Warum haben wir angehalten?«

»Wir unter Angriff!« schrie Sestun und kroch unter einem Käfig hervor, wo er Schutz gesucht hatte.

»Angriff! Blyxtshok! Bringt diesen Wagen zum Fahren!« schrie Toede. Ein Pfeil bohrte sich in den Sattel des Truppführers. Toedes rote Augen quollen hervor, und er starrte ängstlich in die Wälder. »Wir werden angegriffen! Elfen! Sie versuchen, die Gefangenen zu befreien!«

»Fahrer und Wache tot!« meldete Sestun und drückte sich gegen den Käfig, als ein anderer Pfeil an ihm vorbeisauste. »Was ich tun?«

Ein Pfeil surrte über Toedes Kopf. Er bückte sich und mußte sich an den Hals des Ponys klammern, um nicht herunterzufallen. »Ich hole einen anderen Fahrer«, sagte er eilig. »Du bleibst hier. Du bewachst die Gefangenen mit deinem Leben! Wenn sie entkommen, wirst du mir dafür büßen!«

Der Truppführer gab seinem Pony die Sporen, und das vor Angst fast wahnsinnige Tier sprengte davon. »Meine Wache! Hobgoblins! Zu mir!« gellte der Truppführer, während er zum hinteren Teil der Karawane ritt. Seine Schreie verhallten. »Hunderte von Elfen! Wir sind umzingelt. Das muß ich Lord Verminaard berichten.« Toede hielt an, als er einen Drakonier-Hauptmann erblickte. »Ihr Drakonier bleibt bei den Gefangenen!« Wieder gab er dem Pony die Sporen, schrie weiter, und hundert Hobgoblins verließen hinter ihrem mutigen Anführer den Schauplatz der Schlacht. Bald waren sie außer Sichtweite.

»Nun, die sind wir schon mal los«, sagte Sturm, sein Gesicht entspannte sich zu einem Lächeln. »Jetzt brauchen wir uns nur noch über fünfzig Drakonier Sorgen zu machen. Nebenbei bemerkt, ich glaube nicht, daß Hunderte von Elfen draußen sind.«

Gilthanas schüttelte den Kopf. »Nicht mehr als zwanzig.«

Tika, die flach auf dem Boden lag, hob vorsichtig den Kopf und sah nach Süden. Im blassen Morgenlicht konnte sie etwa eine Meile entfernt die schwerfälligen Gestalten der Drakonier erkennen, die auf beiden Seiten der Straße Deckung suchten, als die Elfen in ihre Reihen schossen. Sie berührte Tanis’ Arm.

»Wir müssen aus dem Käfig raus«, sagte Tanis. »Die Drakonier werden sich keine Mühe machen, uns nach Pax Tarkas zu bringen, da der Truppführer verschwunden ist. Sie werden uns gleich hier abschlachten. Caramon?«

»Ich werde es versuchen«, knurrte der Krieger. Er stand auf und umklammerte die Eisenstangen mit seinen riesigen Händen. Er schloß die Augen, holte tief Luft und versuchte, die Stangen auseinanderzubiegen. Sein Gesicht lief rot an, seine Muskeln traten hervor, die Knöchel wurden weiß. Nichts geschah. Nach Atem ringend warf sich Caramon auf den Boden.

»Sestun!« schrie Tolpan. »Deine Axt! Zerschlag das Schloß!«

Der Gossenzwerg riß seine Augen weit auf. Er starrte auf die Gefährten, dann den Weg hinunter, den der Truppführer genommen hatte. Sein Gesicht war im Kampf der Unentschlossenheit verzerrt.

»Sestun…«, begann Tolpan. Ein Pfeil zischte am Kender vorbei. Die Drakonier kamen immer näher und beschossen die Käfige. Tolpan legte sich flach auf den Boden. »Sestun«, begann er wieder, »hilf uns, du kannst mit uns kommen!«

Ein Blick fester Entschlossenheit verhärtete Sestuns Gesichtszüge. Er griff nach seiner Axt. Die Gefährten beobachteten mit atemloser Enttäuschung, wie Sestun nach seiner Axt suchte, die mitten auf seinem Rücken hing. Schließlich entdeckte eine Hand den Griff, und er zog die Axt hervor. Die Klinge funkelte im grauen Licht der Dämmerung.

Flint sah sie und stöhnte. »Diese Axt ist älter als ich! Sie muß noch von vor der Umwälzung stammen! Er kann wahrscheinlich damit nicht einmal das Gehirn eines Kenders durchschneiden, geschweige denn ein Schloß!«

»Pssst!« machte Tanis, obwohl seine eigenen Hoffnungen beim Anblick der Waffe des Gossenzwerges sanken. Es war nicht einmal eine Kampfaxt, nur eine kleine, zerdellte und rostige Axt, mit der man Holz hacken konnte und die der Gossenzwerg anscheinend irgendwann gefunden und mitgenommen hatte, in der Meinung, es wäre eine Waffe. Sestun steckte die Axt zwischen seine Knie und spuckte in die Hände.

Pfeile zischten und surrten durch die Käfigstangen. Einer traf Caramons Schild. Ein anderer durchschlug Tikas Bluse und ritzte ihren Arm. Tika konnte sich nicht erinnern, in ihrem Leben mehr Angst gehabt zu haben – nicht einmal in jener Nacht, als die Drachen Solace überfallen hatten. Sie wollte schreien, sie wollte, daß Caramon seinen Arm um sie legte. Aber Caramon wagte nicht, sich zu bewegen.

Tika blickte zu Goldmond, die den verletzten Theros mit ihrem Körper schützte, ihr Gesicht war zwar blaß, aber gelassen. Tika preßte ihre Lippen zusammen und atmete tief ein. Grimmig zog sie den Pfeil aus der Bluse und warf ihn weg, ignorierte den stechenden Schmerz im Arm. Sie sah wieder zu den Drakoniern, die immer noch etwas verwirrt schienen durch den plötzlichen Angriff und das Verschwinden von Toede, sich aber jetzt wieder organisierten und auf die Käfige zurannten. Ihre Pfeile füllten die Luft. Ihre Brustpanzer strahlten im grauen Morgenlicht wie das helle Metall ihrer Langschwerter, die sie zwischen ihren Kiefern hielten.

»Die Drakonier kommen näher«, berichtete sie Tanis. Sie versuchte, klar und deutlich zu sprechen.

»Beeil dich, Sestun!« schrie Tanis.

Der Gossenzwerg packte die Axt, schwang sie mit seiner ganzen Kraft – und verfehlte das Schloß, strich nur über die Eisenstangen, daß ihm fast die Axt aus den Händen fiel. Er hob entschuldigend die Achseln und schwang von neuem die Axt. Dieses Mal traf er das Schloß.