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»Flußwind! Laß sie nicht durch die Tür!« rief Tanis, als er die Hobgoblins aufspringen sah. Der Barbar packte einen Hobgoblin, als dieser bereits die Hand auf die Türklinke gelegt hatte, doch der andere konnte entkommen. Sie hörten ihn nach den Wachen rufen.

Tika, die immer noch die Bratpfanne schwang, ging auf einen Hobgoblin los. Aber ein anderer Hobgoblin sprang aus dem Fenster, bevor Caramon etwas unternehmen konnte.

Goldmond erhob sich. »Gebrauch deine Magie!« sagte sie zu Raistlin und griff ihn am Arm. »Mach etwas!«

Der Magier sah die Frau kühl an. »Es ist sinnlos«, wisperte er. »Ich werde meine Kräfte nicht verschwenden.«

Goldmond funkelte ihn wütend an, aber er hatte sich wieder seinem Getränk zugewandt. Sie biß sich auf die Lippe und rannte zu Flußwind, den Beutel mit den wertvollen Scheiben von Mishakal im Arm. Sie konnte die Männer in den Straßen hören.

»Wir müssen hier verschwinden!« sagte Tanis, aber im selben Moment schlang einer der menschlichen Kämpfer seine Arme um Tanis’ Hals und zog ihn zu Boden. Tolpan sprang mit einem wilden Schrei zur Theke und begann, Krüge auf den Angreifer zu werfen, und verfehlte dabei Tanis nur knapp.

Flint stand mitten im Chaos und starrte auf den fremden Elf. »Ich kenne dich!« schrie er plötzlich. »Tanis, ist das nicht…«

Ein Krug traf den Zwerg am Kopf und schlug ihn bewußtlos.

»Huch«, schrie Tolpan.

Tanis würgte den Kämpfer und ließ ihn ohnmächtig unter einem Tisch liegen. Er schnappte Tolpan von der Theke, setzte den Kender auf den Boden und kniete neben Flint nieder, der stöhnte und versuchte, sich aufzusetzen.

»Tanis, der Elf…«, Flint blinzelte benommen, dann fragte er: »Was hat mich getroffen?«

»Der große Bursche da unter dem Tisch!« zeigte Tolpan.

Tanis erhob sich und sah auf den Elf. »Gilthanas?«

Der Elf starrte ihn an. »Tanthalas«, sagte er kühl. »Ich hätte dich niemals erkannt. Der Bart…«

Wieder ertönten Hörner, dieses Mal lauter.

»Großer Reorx!« stöhnte der Zwerg und erhob sich schwankend. »Wir müssen hier verschwinden! Kommt schon! Zum Hinterausgang!«

»Es gibt keinen Hinterausgang!« schrie Tika heftig, immer noch mit der Bratpfanne in der Hand.

»Nein«, bestätigte eine Stimme an der Tür. »Es gibt keinen Hinterausgang. Ihr seid meine Gefangenen.«

Eine Laterne flackerte im Raum auf. Die Gefährten bedeckten ihre Augen und machten die Umrisse von Hobgoblins hinter einer vierschrötigen Figur auf der Türschwelle aus. Von draußen konnten die Gefährten unzählige trippelnde Schritte hören, an den Fenstern und an der Tür starrten Goblins ins Wirtshaus. Die Hobgoblins im Raum, die noch lebten oder bei Bewußtsein waren, erhoben sich, zogen ihre Waffen und sahen die Gefährten gierig an.

»Sturm, sei kein Narr!« rief Tanis und bekam den Ritter zu fassen, der Vorbereitungen traf, um sich in das Getümmel von Goblins zu stürzen, die langsam einen eisernen Ring um sie bildeten. »Wir sind umzingelt«, rief der Halb-Elf.

Sturm blickte den Halb-Elf zornig an, und einen Moment lang dachte Tanis, er könnte sich seiner Aufforderung widersetzen.

»Bitte, Sturm«, sagte Tanis leise. »Vertraue mir. Unsere Zeit zu sterben ist noch nicht gekommen.«

Sturm zögerte, warf einen flüchtigen Blick auf die Goblins. Sie hielten sich zurück, da sie sein Schwert und seine Geschicklichkeit fürchteten, aber er wußte, sie würden ihn bei der kleinsten Bewegung sofort angreifen. »Unsere Zeit zu sterben ist noch nicht gekommen.« Was für merkwürdige Worte. Warum hatte Tanis das gesagt? Hatte man überhaupt »eine Zeit zu sterben?« Wenn dem so war, dann hatte Tanis recht. Es gab kein glorreiches Sterben in einem Wirtshaus, niedergetrampelt von stinkenden, panischen Goblinfüßen.

Als der Ritter seine Waffe wegsteckte, entschied die Gestalt in der Türschwelle, daß es nun sicher sei, umgeben von ungefähr hundert Soldaten, einzutreten. Die Gefährten blickten auf die graue, gefleckte Haut und in die roten, schielenden Schweinsäuglein von Truppführer Toede.

Tolpan bewegte sich schnell zu Tanis. »Er wird uns sicher nicht wiedererkennen«, flüsterte der Kender. »Es war schon dunkel, als sie uns anhielten und nach dem Stab ausfragten.«

Anscheinend erkannte Toede sie wirklich nicht. In der Woche war eine Menge passiert, und der Truppführer hatte wichtige Dinge im Kopf und fühlte sich sowieso schon überfordert. Seine roten Augen fixierten die Rittersymbole an Sturms Umhang. »Noch mehr Flüchtlingsabschaum aus Solamnia«, bemerkte Toede.

»Ja«, log Tanis schnell. Er bezweifelte, ob Toede bereits von der Zerstörung Xak Tsaroths erfahren hatte. Er hielt es auch für sehr unwahrscheinlich, daß dieser Truppführer etwas über die Scheiben von Mishakal wußte. Aber Lord Verminaard wußte von den Scheiben und würde bald vom Tod des Drachen erfahren. Selbst ein Gossenzwerg konnte sich einen Reim darauf machen. Es brauchte niemand zu wissen, daß sie aus dem Osten kamen. »Wir sind viele Tage vom Norden marschiert. Wir wollten keinen Ärger machen. Diese Drakonier haben angefangen…«

»Ja, ja«, sagte Toede ungeduldig. »Das habe ich schon gehört.« Seine schielenden Äuglein verengten sich plötzlich zu Schlitzen. »He, du da!« rief er und zeigte auf Raistlin. »Was treibst du da, drückst dich da hinten herum? Packt ihn, Burschen!« Der Truppführer trat nervös einen Schritt zurück und musterte Raistlin argwöhnisch. Einige Goblins stürzten Bänke und Tische um, um den zerbrechlichen jungen Mann zu erreichen. Ein tiefes Knurren stieg aus Caramons Kehle. Tanis machte dem Krieger Zeichen, ruhig zu bleiben.

»Steh auf!« schnarrte ein Goblin und piekste Raistlin mit einem Speer.

Raistlin erhob sich langsam und suchte sorgfältig seine Beutel zusammen. Als er nach seinem Stab griff, packte der Goblin den Magier an seiner dünnen Schulter.

»Rühr mich nicht an!« zischte Raistlin und entzog sich dem Griff. »Ich bin ein Magier!«

Der Goblin zögerte und blickte zu Toede.

»Pack ihn!« schrie der Truppführer und trat hinter einen sehr großen Goblin. »Bring ihn zu den anderen. Wenn jeder Mann in roter Robe ein Magier wäre, würde das Land ja geradezu überschwemmt davon sein! Wenn er nicht freiwillig kommt, werde ich ihn töten!«

»Vielleicht sollte ich ihn gleich mal abmurksen«, krächzte der Goblin. Die Kreatur hielt die Speerspitze an die Kehle des Magiers und gurgelte vor Vergnügen.

Wieder hielt Tanis Caramon zurück. »Dein Bruder kann selbst auf sich aufpassen«, wisperte er.

Raistlin hob die Hände, spreizte die Finger, als ob er sich ergeben wollte. Plötzlich sprach er jedoch: »Kalith karan, tobaniskar!« und zeigte auf den Goblin. Kleine glühende Pfeile aus purem weißem Licht strahlten aus den Fingerkuppen des Magiers, schossen durch die Luft und gruben sich in die Brust des Goblins. Die Kreatur brach kreischend zusammen und wand sich auf dem Boden.

Als der Geruch von verbranntem Fleisch und verbrannten Haaren den Raum erfüllte, sprangen andere Goblins heulend vor Wut vor.

»Tötet ihn nicht, ihr Dummköpfe!« schrie Toede. Der Truppführer war wieder vor die Tür getreten, sich immer hinter dem großen Goblin haltend. »Lord Verminaard zahlt eine gute Prämie für Magier. Aber« – Toede hatte eine Idee – »der Lord zahlt keine Prämie für lebende Kender – nur für ihre Zungen! Wenn du das noch einmal machst, Magier, wird der Kender sterben.«

»Was geht mich der Kender an?« schnaubte Raistlin.

Totenstille breitete sich aus. Tanis brach der kalte Schweiß aus. Raistlin schaffte es immer! Verdammter Magier!

Das war sicherlich nicht die Antwort, die Toede erwartet hatte, und er war etwas verunsichert – außerdem trugen die Krieger immer noch ihre Waffen. Er sah fast flehend zu Raistlin. Der Magier schien die Achseln zu zucken.