»Hier ist kein Platz für dich. Hier versammeln sich die Kater ... nun mach schon, dass du weiterkommst, sonst ...«
Dabei zeigte er ihr die Zähne in einer nicht sonderlich gelungenen Parodie auf die berühmte Kampfesmimik der Feliden. Über die Schulter des Elfen konnte Loj sehen, dass der Saal glücklicherweise leer war, sie war also nicht Gefahr gelaufen, erkannt zu werden.
»Oh ... oh ...«, begann sie zu jammern, während sie sich eilig zurückzog. Vielleicht reagierte sie auch voreilig, schließlich waren die einfachen Mädchen für gewöhnlich durchaus an einem Kater-Verehrer interessiert. Aber der Elf lächelte zufrieden.
Sich für ihre eigene Dummheit verfluchend - wäre der Elf nur etwas scharfsichtiger gewesen, hätte er bestimmt etwas
Mit einiger Mühe fand sie schließlich ein Plätzchen auf einer der Bänke, setzte sich aufrecht und gesittet hin und bedeckte mit den Händen ihre nackten Knie. In den Augen eines gewöhnlichen Menschen war sie ein Mädchen von siebzehn, achtzehn Jahren, gerade voll erblüht, und die Männer rund um sie herum begannen sich augenblicklich aufzuplustern wie die Gockel. Zwei junge Burschen, dem Aussehen nach Handwerker oder Studenten, begannen laut und gelehrig über die Dampfmagie der Gnome zu reden und darüber, dass es auch den Menschen möglich sei, sie zu erlernen. Ein etwas älterer Mann im Rang eines Reiters, der vielleicht einem Lehnsherr diente oder möglicherweise auch in der Landwehr eines Clans, blies sich kräftig auf und drückte die mit Orden behängte Brust heraus, während er Loj mit den Augen verschlang. Auf seine Redekunst wollte er sich klugerweise nicht verlassen und setzte daher alles auf sein imposantes Äußeres. Und sogar die älteren Bauern, die Bündel und Körbe bei sich trugen und teilweise in Begleitung dicker hässlicher Frauen waren, nahmen eine würdevolle Miene an. Die Ärmsten ... Loj war zufrieden mit ihrer Wirkung, sie schlug ein Bein über das andere, um deren makellose Form besser zur Geltung zu bringen.
Wäre diese Unternehmung ein schlichtes Abenteuer, wer weiß, vielleicht hätte sie dem heldenhaften Soldaten Tribut gezollt ... oder den Studenten, beiden gleichzeitig, denn sie hegte einige Zweifel an deren Kräften. Aber in diesem Moment war ihr einfach nicht danach. Ihr stand der Clan des Wassers bevor ... und der erzürnte, vor Rachegier kochende
Der Stolz der Olchyda pfiff durchdringend, während er in den Bahnsteig einfuhr. Loj ging bescheiden in der Menge mit, hielt die Augen gesenkt und drückte sich an die Wand. Sie wollte nicht angestarrt werden, sie war doch nur eine einfache, gehorsame Tochter, die auf Besuch zur Großmutter fuhr; es war sinnlos, um sie herumzuscharwenzeln, besser, die Herren suchten sich jemand anderen ...
Der Reiter folgte ihr trotzdem. Wie der Zufall es wollte, hatte auch er eine Fahrkarte für den allgemeinen Waggon, und als Loj sich einen Platz ausgesucht hatte, zwischen zwei vertrockneten alten Mütterchen, die auf ihre Körbe gelehnt vor sich hindösten, setzte sich der Reiter ihr gegenüber. Loj betrachtete verstohlen seine Auszeichnungen; ja, für die Verteidigung Stopoljes ... also hatte er für den Fürsten gekämpft, das war ein rein menschlicher Krieg gewesen ... Und hier ein Orden des Großen Wassers ... war er vom Wasser angeheuert worden, oder wie war das zu verstehen? Und der Orden Schmalkos - des Großmärtyrers? Den hatten sie sich doch extra für die Garnison der Schlammigen Burg ausgedacht, für titanische Beharrlichkeit bei ihrer Verteidigung; dabei wusste jeder, dass diese Festung niemals von irgendwem angegriffen wurde, und die hübsche Anstecknadel aus Jaspis war im Grunde ein Synonym für lange Dienstjahre. Schmalko, der arme Tropf, ein Freiwilliger im Korps Schöner Donner, nach dem der Orden benannt
Der Reiter deutete Lojs Lächeln zu seinen Gunsten und blähte sich förmlich auf. Er schien zu glauben, dass die Medaillen, der Pallasch und die beiden Pistolen am Gürtel auch für einen Sieg an der Liebesfront ausreichten.
Und als Loj nach einer halben Stunde aufstand und sich zur Toilette begab, erhob sich der Reiter ebenfalls und folgte ihr. Loj bemerkte ihn erst im Windfang, da jedoch notgedrungen, da er seine schwere Hand auf ihre Schulter legte.
»Liebes Kind ...« Der Reiter hustete. »Ich bin ein einfacher Bursche und wenig geübt im Reden.«
Loj maß ihn mit einem verächtlichen Blick. Aber der Reiter war schon in voller Fahrt und durch nichts mehr zu bremsen.
»Also weißt du, du hast mir gleich gefallen, deine Augen haben meine Seele zum Glühen gebracht ...«
Damit hielt er die Einleitung offenbar für abgeschlossen, er umfasste Loj und drückte ihr einen lüsternen Kuss auf die Lippen. Loj ließ es gleichgültig über sich ergehen und fragte, als sie wieder sprechen konnte: »Und wie geht es weiter?«
Offensichtlich glaubte der Reiter, dass sie seinen Reizen bereits vollständig erlegen sei. Er blickte sich um und
»Das wollen wir doch mal sehen«, sagte Loj. Wer sie gut kannte, hätte die Intonation ihrer Stimme zu deuten gewusst und schleunigst Reißaus genommen. Aber der Reiter hatte keine Ahnung.
Als der Mann eine halbe Stunde später wieder aus der Toilettenkabine auftauchte - Loj drehte in dieser Zeit eine Runde im Nachbarwagen -, war er nass, aber immerhin fast sauber. Und was sind für einen solchen Helden schon ein Bluterguss unter dem Auge und ein paar Kratzer am Hals. Loj blickte dem Krieger neugierig entgegen, als er zurückkam. Hatte sie ihn etwa zu leicht davonkommen lassen?
»Zürnen Sie mir nicht.« Der Reiter verbeugte sich knapp und ging zum anderen Ende des Korridors. In Gedanken musste Loj ihm Beifall zollen. Er verstand es, zu verlieren, und hielt es nicht für schändlich, zuzugeben, dass ein junges Mädchen kräftiger war als er. Alle Achtung. Nun gut, sollte das Schicksal sie noch einmal zusammenführen ... vielleicht würde ihre Begegnung ja dann ein anderes Ende nehmen.
Ihre beiden Nachbarinnen blickten sie wohlwollend an. Loj schloss die Augen und begann nachzudenken. Durch die unterhaltsame kleine Begebenheit hatte sie ihr Selbstvertrauen wiedergewonnen ... auch wenn sie Torn kaum kopfüber ins Toilettenbecken würde stecken können. Trotzdem hatte sich ihre Laune deutlich gebessert. Man konnte sich jeden Mann gefügig machen. Das Wichtigste war dabei, die Balance zwischen Stärke und Schwäche zu wahren, zwischen Druck und Nachgiebigkeit.
Die übrige Reise verlief ohne weitere Zwischenfälle. Einige Male hielt der Zug an kleineren Stationen, Leute stiegen aus und ein, Händler eilten durch den Wagen und priesen
Später wurde es unruhig im Wagen, die Reisenden begannen ihre Sachen zusammenzusuchen. Der Zug hatte endlich die Gebirgshochebene hinter sich gebracht und das Meer erreicht und fuhr jetzt entlang der Küste. Durch die geöffneten Fenster drang ein salziger Wind herein, der nach Jod roch. Loj runzelte kaum merklich die Stirn. Unter halb geschlossenen Lidern hervor beobachtete sie, wie sie in Stopolje einfuhren.
Schön war die alte Stadt am Meeresufer schon immer gewesen, auch schon bevor die Clans gekommen waren. Ganz gleich, in wessen Händen sie sich befunden hatte, schon immer hatte dieser Ort die Menschen angelockt, Seeleute mit seinem Reichtum, einfache Siedler mit seinem fruchtbaren Boden, der die wunderbarsten Weinreben hervorbrachte, und die Fürsten und Statthalter mit seiner großartigen Landschaft.
Aber in den letzten Jahrhunderten, seit die Stadt vom Clan des Wassers regiert wurde, hatten alle Versuche, die Stadt zu erobern, ein Ende gefunden. Die anderen Clans erhoben keinen Anspruch mehr darauf, sie für sich zu erobern; denn selbst wenn sie das vermocht hätten, wer hätte in dieser Stadt leben wollen, nachdem ...
Denn erst die Magie, die aus dem Erdinnern artesische Wasser hervorlockte und den Lauf des Flusses zu verändern
Obwohl die Katzen dem Wasser mehr als gleichgültig gegenüberstanden, stockte auch Loj der Atem vor Begeisterung. Sie war lange nicht mehr hier gewesen ... Sie rückte auf der harten Bank nach vorne und blickte jetzt begierig aus dem Fenster.