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Torn schwieg. Er wollte etwas sagen, doch dann gewann seine Vorsicht wieder die Oberhand.

»Mein Lieber ...«

Lojs Hand tauchte spielerisch unter Wasser, und der Magier schrie erschrocken auf. »Es ist eine ernste Angelegenheit, Loj! Wir müssen uns nicht als Männer und Frauen vorbereiten ... sondern als Verantwortliche für das Schicksal unserer Clans, als Magier!«

»Was ist los, Torn?«

»Dieser Ritor ... dieser wahnsinnige Ritor ... ist davon überzeugt, dass der Drache kommen wird.«

Loj schwieg lange. Die Maske, die sie sich übergestülpt hatte, wurde ihr mit einem Mal zu eng. »Bist du dir sicher, Torn?«

»Ja. Ich spüre es auch. Schwächer als Ritor - du weißt ja selbst, dass die Kraft unseres Elements dem Regenten gezwungenermaßen diente, wie ein Gefangener, dass sie keine zuverlässige Basis für ihn war ...«

»Wir hatten sehr wenig mit ihnen zu tun«, flüsterte Loj. »Sie interessierten sich nicht für unsere Frauen ... nun, das versteht sich von selbst ...«

»Warum das, warum interessierten sie sich nicht?«

Loj sah ihn erstaunt an. Ach, der mächtige, allwissende Magier ...

»Sie sind monogam«, erklärte sie. »Ihr Verhältnis zum Leben ist ein völlig anderes als unseres.«

»Dreckskerle«, flüsterte Torn. »Diese ... Päderasten.«

Loj war sich nicht sicher, ob er diesen Schluss ernsthaft gezogen hatte oder ob er einfach die Gelegenheit wahrnahm, die besiegten Herrscher zu verunglimpfen.

»Aber ich verstehe es nicht, Torn. Wie kann jener zurückkommen, dessen Geschlecht vollständig ausgelöscht ist?«

»Dann ist es ernst«, stimmte Loj ihm nach kurzem Schweigen zu. »Wenn ihm auch nur ein Drache entwischt ist ... Seid ihr euch deshalb gegenseitig an die Kehle gegangen?«

»Nein.« Auf dem Gebiet der politischen Intrigen gewann der Magier endlich sein beinah verlorenes Selbstvertrauen zurück. »Ich hatte mir schon lange so etwas gedacht. Aber das ist es nicht, keiner hätte sicherstellen können, dass alle Drachen bis zum letzten im Kampf fallen. Schlimm ist nur, dass Ritor jetzt bereit ist, sie zu unterstützen. Und sein Clan ebenfalls.«

»Und das Feuer?«

Torn runzelte die Stirn. »Sie bereiten mir mehr Sorgen als alles andere. Sie sind in Deckung gegangen ... das Feuer klingt immer erst ab, ehe es grell aufflackert. Sie haben sich nicht mal zu einer offiziellen Kriegserklärung herabgelassen.«

»Und zu einer inoffiziellen?«

»Drei meiner Burgen sind gestern Abend abgebrannt«, bekannte Torn widerwillig. »Wie Fackeln. Zwei in den Schneesteppen weit entfernt von hier und eines in den Ziwascher Sümpfen.«

»Und deine Magie konnte die Brände nicht löschen?«

»Ich war ja nicht dort!«

»Aber sag mir, Torn, was ist an einem einzelnen Drachen so schlimm? Den könnte man doch sogar selbst versuchen zu töten, ohne dass man einen Drachentöter erschafft. Erst recht, solange dieser sich noch nicht erkannt hat.«

»Was schlägst du vor?«

»Als Erstes musst du ihn finden.«

Torn lächelte geheimnisvoll.

»Als Zweites musst du den Drachentöter auf seine Aufgabe vorbereiten.«

»Dafür benötigen wir die Kräfte aller Elementaren Clans ...« Torn seufzte. »Aber ... wir versuchen es. Wir werden alles tun, was möglich ist. In beide Richtungen.«

»Dann gibt es doch keinen Grund ...«

»Die Angeborenen.«

»Ach ja. Und was ist mit ihnen?«

»Die Invasion.«

»Hör auf, in Rätseln zu sprechen, Torn! Als ob man dich für jedes nicht gesagte Wort bezahlen würde! Werden wir die Angeborenen denn wirklich nicht los?«

»Auch sie erschaffen einen Drachen.«

Loj kletterte aus dem verhassten Wasser, setzte sich auf den Beckenrand und ließ die nackten Beine baumeln. »Dann brauchen wir den Drachentöter ganz sicher. Andererseits - warum soll der Drache nicht kommen? Wie Ritor es sich wünscht. Soll der sich doch mit den Angeborenen herumschlagen. Vielleicht wird er im Kampf umkommen oder geschwächt werden. Und dann werden wir entscheiden, was wir als Nächstes tun.«

»Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Loj.« Torn strich mit der Hand durchs Wasser. »Das Leben ist wie eine Strömung. Es gleitet dahin, mal verlangsamt es seinen Lauf, mal beschleunigt es ihn. Es sinkt auf den Boden, und dann strebt es wieder an die Oberfläche. Was im nächsten Moment geschehen wird, das weiß nur jener, dessen Arm den Lauf der Wellen verursacht ...«

»Dieselben Worte habe ich schon von der Luft vernommen. Und auch vom Feuer. Und der Clan der Erde hat in dieser Hinsicht auch seine Ansichten, nämlich, dass das

»Ich habe dir ohnehin mehr erzählt, als ich sollte.« Torn runzelte wieder die Stirn. »Bist du auf meiner Seite, Loj? Bist du jetzt auf meiner Seite?«

»Ich schwöre dir, dass ich alles tun werde, um unseren Frieden zu bewahren!«

Torn nickte befriedigt.

Warum bloß suchten Männer in den Worten ihres Gegenübers immer in erster Linie die Bestätigung ihrer eigenen Wünsche? Und dachten erst in zweiter Linie daran, dass daraus auch Wunsch und Wille des anderen sprachen?

Es war keine einzige offene Wunde mehr zu sehen. Viktor stand über eine seichte Stelle am Flussufer gebeugt, betrachtete seinen malträtierten Körper und schüttelte den Kopf. Entweder hatte er außerordentliches Glück gehabt ... ausgerechnet er als alter Pechvogel - sein Lächeln war etwas schief, aber allein die Tatsache, dass es ihm überhaupt gelang, freute ihn ... oder ... Viktor berührte das Hämatom, das sich über den ganzen Bizeps ausgebreitet hatte. Er heulte auf und zog die Hand weg. Von einem derart heftigen Schlag hätte der Knochen eigentlich brechen müssen. Aber nein! Er war mit einem blauen Flecken und Prellungen davongekommen.

Entweder war er sehr viel stärker, als er sein ganzes Leben lang gedacht hatte, oder seine Widerstandskraft hatte in der Mittelwelt auf wundersame Weise zugenommen.

Aus irgendeinem Grunde wünschte er sich nichts mehr, als in dem eisigen Wasser zu baden und sich von der sanften Strömung die Muskeln massieren zu lassen ...

Viktor schüttelte sich. Das fehlte gerade noch. Eine banale Lungenentzündung ... das heißt, so ein Bad musste nicht zwangsläufig eine Lungenentzündung zur Folge haben, aber auch eine gewöhnliche Bronchitis würde seine Überlebenschancen auf ein Zehntel reduzieren. Auch wenn es hier wärmer war als an der Grauen Grenze, er durfte nichts riskieren.

Viktor holte sein treues Feuerzeug aus der Jackentasche und machte ein Feuer. Obwohl die Äste, die er eilig am Ufer zusammengeklaubt hatte, allesamt feucht waren und er sie stümperhaft und ungeübt aufgeschichtet hatte, züngelten die ersten Flämmchen bald eifrig an dem Stoß hoch. Was hatten die Gnome ihm noch geraten, er sollte zum Clan des Feuers gehen? Vielleicht hatten sie Recht. Warum eigentlich nicht ...

Das Kleinholz ging buchstäblich in Dampf auf, erst verdampfte die Feuchtigkeit und ließ dann fast trockenes Holz zurück. Nach zehn Minuten prasselten die Flammen so munter vor sich hin, dass Viktor ein Stück von der Feuerstelle abrücken und seine Kleider weiter entfernt aufhängen musste.

So war es gut. Er konnte sich aufwärmen und sich ausruhen. Aber vorher kletterte er mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht auf einen kleinen Hügel, um sich umzusehen. In der Ferne lag Wald ... Um die Ökologie schien es gut bestellt zu sein in der Mittelwelt; zwischen Hügeln wand sich der Fluss. Bis zur Stadt - was sich dort jetzt wohl abspielte, nach dieser Verwüstung? - war es ein Stück. Diese Bande durchgedrehter Magier würde ihn ja wohl kaum verfolgen. Sein Feuer brannte fast rauchlos, so dass es nicht ohne weiteres zu bemerken wäre.

Nachdem Viktor wieder runtergeklettert war, suchte er sich unweit von der Feuerstelle im Schutz der Bäume einen

Er schlief ganz leicht ein; innerhalb weniger Augenblicke hatte er eine einigermaßen bequeme Lage gefunden; sein Körper schmerzte nicht mehr stark, sondern war eher empfindlich wie nach einem intensiven Training. Ein leichter Wind strich über seine Haut, und Viktor schlummerte mit dem Gefühl ein, dass jemand ihn fürsorglich streichelte ...