Выбрать главу

»Wenn der Rat des Feuerclans darauf besteht, bin ich bereit, eine Entschuldigung vorzubringen«, sagte Ritor. »Ich bedaure, dass unsere Clans verfeindet sind. Ich werde jetzt keine Ode an die Freiheit anstimmen ...«

»... die sich in Blut und Kriege verwandelt hat!«, rief eine sehr junge Stimme. Ritor blickte in die Richtung, aus welcher der Zwischenruf gekommen war, und sah ein junges Mädchen von höchstens achtzehn Jahren. Sie stand im dritten Rang, was für ihr Alter sehr beachtlich war.

»Ich gebe euch mein Wort, das Wort Ritors, dass ich, wenn ... wenn das alles vorbei ist, dass ich dann zu euch kommen werde und jedem, den es danach verlangt, Satisfaktion

Siward schwieg. Ein älterer Magier vom Strafkommando, ein kräftiger Mann um die vierzig mit kahl rasiertem Schädel, ergriff überraschend das Wort.

»Wir waren dem Geflügelten Herrscher treu. Das ist wahr, denn wir sind der Meinung, wer einmal sein Wort gegeben hat, der muss es halten. Andernfalls darf man es gar nicht erst geben. Aber darüber hinaus, Ritor, sind wir nicht überzeugt, dass der Mann, den du im Visier hast, wirklich der Drachentöter ist.«

»Ich bin bereit, alle Beweise vorzulegen ...«, begann Ritor.

»Halt ein, Verehrtester. Ich will deine Worte nicht in Zweifel ziehen. Es ist klar, dass du selbst glaubst, dass dieser Mann der Drachentöter ist ... Andererseits ist es nicht ausgeschlossen, dass du uns nur trickreich hinters Licht führst. Wer weiß das schon? Vielleicht ist es ja tatsächlich so, dass der Geflügelte Herrscher zurückkehrt, und du weißt, dass deine Kräfte nicht mehr reichen, und versuchst uns auf deine Seite zu ziehen. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Erinnere dich daran, Ritor, einmal hast du uns schon belogen. Damals, als deine Anhänger in unserem Clan dir halfen, die Feuerweihe zu erhalten ...«

Ritor zuckte nicht, senkte nicht den Kopf und wandte auch den Blick nicht ab, obwohl die Worte des Kämpfers ins Schwarze trafen.

»Ich bin bereit, euch mein Bewusstsein zu öffnen«, sagte er. Er wusste, den Verlauf dieses Streits konnte er nur noch mit starken, überraschenden Mitteln ändern. »Dann könnt

Der junge Zauberer erhob sich.

»Es sieht so aus, als wärst du tatsächlich zu allem bereit, Ritor«, sagte er mit Verwunderung in der Stimme. »Bereit, obwohl du weißt, was das für dich bedeutet. Verehrter Rat, ich glaube, unser ehrwürdiger Gast lügt nicht.«

»Und außerdem war Ritor seinerzeit bereit, sein Leben für seine Prinzipien aufs Spiel zu setzen; Prinzipien, die er für so wertvoll hielt, dass er den hohen Preis nicht scheute«, sagte unerwartet ein anderes junges Mädchen mit bodenlangen offenen Haaren von der Farbe tanzender Flammen. »Er wurde zum Drachentöter, weil sein Gewissen das von ihm verlangte. Genau wie unser Gewissen verlangte, dass wir unseren Herrschern treu bleiben. Es ist sinnlos, darüber zu streiten, wessen Prinzipien besser waren; und erst recht, deswegen Blut zu vergießen oder unseren ehrwürdigen Gast zum Duell herauszufordern und damit das Gesetz der Gastfreundschaft zu verletzen. Ich glaube Ritor und erkläre mich freiwillig bereit, mit ihm zu gehen. In unserer Welt ist kein Platz für den Drachentöter ... erst recht, falls unser Herrscher zurückkehren sollte.«

»Gut gesagt, Liz.« Siwards Wange zuckte nervös. »Bist du wirklich bereit zu gehen? Was ist, wenn der ehrwürdige Klearch Recht hat und der Drachentöter gar nicht der Drachentöter ist?«

Ritor musste innerlich lächeln. Einige vom Feuerclan sehnten die Rückkehr des Drachen so gierig herbei, dass sie sogar in einem dahergelaufenen Neuankömmling von der Anderen Seite den wiedergeborenen Drachen vermuteten.

So etwas kam gelegentlich vor.

Ritor schüttelte den Kopf und erzählte von den Vorfällen im Zug.

Grabesstille war die Antwort. Gegen dieses Argument ließ sich nichts einwenden. Drachen waren nicht zu solchen Tricks fähig. Sie hatten sich niemals dazu herabgelassen, das Bewusstsein ihrer Untertanen zu manipulieren. Sie zogen es vor, gehasst zu werden. Sie wollten die Leute nicht mit Magie dazu bringen, sie zu lieben.

Er sah, wie die Gesichter in der Ratsrunde einen angespannten Ausdruck annahmen. Nun, was würden sie tun?

»Ich denke, wir sollten Liz gestatten, mit ihm zu gehen«, sagte Siward nicht sehr überzeugt.

Das Mädchen mit dem flammenden Haar hieß Liz ... Liz? Elisaweta? Elisabeth? War sie von der Anderen Seite?

»Aber warum mobilisieren wir nicht den ganzen Clan, wenn er tatsächlich der Drachentöter ist?«, rief das Mädchen.

»Weil wir im Krieg mit Torn sind«, bellte Siward. Er revanchierte sich für die eigene Schlappe bei dem lächerlichen Streit mit Ritor. »Wir haben drei von Torns Burgen angezündet, jetzt müssen wir mit einem Gegenschlag rechnen! Ich kann den Clan nicht verlassen. Selbst wenn du allein gehst, kann ich die Lücke nur schließen, indem ich alle Jungen und Mädchen aus den älteren Klassen mit aufstelle.«

Ritors Lippen zuckten einen Moment lang. Sogar zehn Zauberer des fünften oder sechsten Ranges konnten keinen Magier des zweiten Ranges ersetzen. Es stand schlecht, wenn Siward das nicht begriff ...

»Ich werde Liz so schnell wie möglich zu euch zurückschicken«, versprach Ritor. »Und ich bürge für ihre Sicherheit.«

»Fliegen wir?«, fragte das Mädchen unvermittelt, scheinbar aus rein sachlichem Interesse. Aber Ritor spürte ihre versteckte kindliche Aufregung und die Neugier auf eine fremde, ihr unzugängliche Magie.

Er lächelte. »Natürlich. Wir warten nur auf die Stunde der Kraft.«

13

»He, was ist los ... was denkst du dir eigentlich?«

Viktor merkte, wie ihn jemand an der Schulter zupfte. Er wollte so gern weiterschlafen ...

»Steh auf! Jetzt steh schon auf, los!«

Endlich öffnete er die Augen. Der Fresssack hing über ihm und fuchtelte geschäftig mit seinen feisten Händen herum. In seinem Gesicht lag ein ehrlicher Ausdruck des Leidens.

»Was richtest du da an, was richtest du an!«, schnatterte er, als er sah, dass Viktor wach war.

»Worum geht es denn?«

»Du schläfst doch sowieso schon!«

Viktor seufzte, richtete sich auf und rieb sich die Augen. »Na und? Ich hab es satt. Deine Scherze sind dumm, hier gibt es keinerlei Vergnügungen. Da lieg ich doch lieber am Ufer und ruh mich aus.«

Der Fresssack hielt die Luft an. Verwirrt breitete er die Arme aus. »Was soll das heißen, keinerlei Vergnügungen? Überleg mal, was du da sagst!«

»Für diesen Plausch bin ich verantwortlich«, sagte Viktor finster. Es war seltsam. Der Fresssack war offenbar froh über diese Wendung im Gespräch.

»Sicher?«

Irgendwas in Viktor schnappte zu. Mit größter Freude machte er eine Bemerkung, die ihm bei normaler Geistesverfassung die Röte ins Gesicht getrieben hätte.

Und der Fresssack strahlte. »Siehst du, so mag ich dich!«

Ehe Viktor zu sich kam, klopfte der kleinwüchsige Dickwanst ihm herablassend auf die Schulter.

»Das lob ich mir!«

Viktor erhob sich und fragte mit drohender Stimme: »Was willst du von mir?«

»Ich? Nichts ...« Augenblicklich wirkte der Fresssack betrübt. »Ich mag dich ... ja, ich verstehe ... dass man sich nicht aufdrängt ... aber ich mag dich eben, das ist alles! Was soll man da machen? Ich will dir noch mehr zeigen vom Leben, dir was beibringen.«

»Danke, mein Lieber, aber ich habe keinen Bedarf.«

»Bist du sicher?« Der Fresssack zwinkerte schlau. »Zu viel ... kann man doch nie wissen. Warum willst du hier rumliegen ... wenn du im Wald spazieren gehen würdest ...«

»Am Ende bekomme ich doch ohnehin wieder nichts zu sehen. Ich kenne deine Tricks inzwischen.«

»Warum schlägst du dich auch immer zu Fuß durch?«, sagte der Fresssack verwundert. »Ganz klar, auf Schusters Rappen braucht man ja wochenlang.«