Выбрать главу

Halt! Und wer war das?

In einem einfachen, staubigen Kleid, barfüßig und mit zerzausten Haaren kam Loj Iwer höchstselbst den Weg entlang.

Ritor hätte sich nicht gewundert, Torn zu sehen. Aber Loj? Was tat die hier?

Die Frau blieb stehen und musterte mit eindringlichem Blick das Gebüsch.

»Gestatte mir, mich dir zu nähern, ehrwürdiger Ritor«, rief sie leise. »Ich habe wichtige Nachrichten für dich. Sie betreffen den Drachentöter. Ich habe das Gefühl, er entwischt dir.«

»Komm her, ehrwürdige Loj«, sagte der Magier, so ruhig er konnte. »Komm her und erkläre mir, was vor sich geht.«

Lojs Erzählung nahm nicht viel Zeit in Anspruch.

»Ich war bei Torn und habe dort alles erfahren.«

»Du warst bei Torn, und er hat dich nicht augenblicklich getötet?«, fragte Ritor aufrichtig verwundert.

Loj lächelte leicht verächtlich. »Mich? O nein. Wir sind zu einer Übereinkunft gekommen. Ich habe ihm Schmerzensgeld für seine Demütigung bezahlt.« Lojs verschmitztes Lächeln trieb Ritor die Röte in die Wangen. Natürlich, schon klar, was das für ein Schmerzensgeld war ... Ach, Loj, geile Katze ... Im Übrigen hatte sie ihm das Leben gerettet. Es stand ihm nicht zu, über sie zu richten.

»Und dann habe ich den Drachentöter ausgekundschaftet. Das war nicht leicht, Ritor. Er hat schon zwei Weihen durchlaufen, er ist sehr gefährlich. Er vertraut niemandem, nicht mal seinem eigenen Schatten. Jetzt ist er auf dem Weg zum Clan der Erde - aber wie es aussieht, ahnte er die Falle.«

»Wie das?« Ritor runzelte die Stirn.

»Man müsste schon ein Dummkopf sein, wenn man nach dem Scheitern des ersten Anschlags nicht mit einem zweiten rechnet«, sagte Loj mit der für sie so typischen Lässigkeit. »Ich glaube ... ich bin nicht sicher, aber ... er hat sich anscheinend von deiner Leine fortgerissen.«

»Wie?« Ritor war fassungslos.

»Ach, allerehrwürdigster Magier, sogar ich konnte deine Formel auf ihm spüren ... und da er die Luftweihe schon

»Das kann nicht sein«, schrie Ritor. »Iwer, mir ... ich ... das kann nicht sein ...«

»Ich habe mich so beeilt, dir Bescheid zu geben.« Loj drehte sich beleidigt weg. »Hab mir die Hacken wundgelaufen ... mich abgehetzt ... und was muss ich als Antwort hören?«

»Schon gut ...« Ritor spürte Reue. Warum sollte Loj denn lügen? Erst recht, nachdem sie ihm schon das Leben gerettet hatte ...

»Oder glaubst du, Torn hat mich auf seine Seite gezogen?«, flüsterte die Katze verständnisvoll. »Denk selbst nach, welchen Grund hätte ich dazu? Ja, ich war bei ihm ... und ich war mit ihm zusammen ... Wir Katzen benötigen Frieden, wir können uns keinen Krieg mit den Elementaren Clans leisten. Außerdem weißt du ja, wie wir zu den Drachen standen ...«

Das stimmt, dachte Ritor. Die Geflügelten Herrscher interessierten sich nicht für die Katzen, dafür hatten sie den Clan auch nie bei seinen Intrigen gestört. Unter der Herrschaft der Drachen nahmen die Katzen unter den Totemistischen Clans sogar eine höhere Stellung ein als jetzt.

»Außerdem kannst du meine Worte ja leicht überprüfen«, flüsterte Loj. »Mach dich noch mal auf die Suche nach ihm, dann kannst du dich selbst überzeugen. Und wenn ich lüge, kannst du mich töten. Oder ...«, sie zwinkerte ihm spielerisch zu, »du kannst mich deinen Soldaten überlassen. Allen gleichzeitig. Ich schätze, es würde ihnen gefallen.«

»Du und deine Scherze, Loj«, sagte Ritor vorwurfsvoll. »Aber meine Jungs werde ich schonen. Ich weiß schon, dir

»Und wirst dich davon überzeugen, dass ich Recht habe«, verkündete Loj in gekränktem Tonfall.

Ohne große Anstrengung belebte Ritor seine Überwachungsformel. Das unsichtbare Band erzitterte, ein schwacher, kaum spürbarer kleiner Wind erhob sich auf sein Ziel zu ... prallte gegen eine nackte menschliche Seele und flog zurück.

Ritor konnte nur mit Mühe einen Schrei unterdrücken. Das war ganz sicher nicht der Drachentöter! Nur ein junger Mann, der einen Schubkarren voller Wassermelonen vor sich her schob, und ein Mädchen in ärmlichem Kleid, das die grünschwarz gestreiften Kugeln an der linken Seite stützte, damit sie nicht über die Bretterwand kullerten.

An diesem Mann war absolut nichts Auffälliges. Und nicht das kleinste bisschen Kraft. Ja, äußerlich hatte er eine gewisse Ähnlichkeit ... aber mehr auch nicht.

»Dieses hinterlistige Scheusal!«, stöhnte Ritor und ballte die Fäuste vor Wut. »Aber pass nur auf, du entkommst mir nicht! Sandra, Asmund, Solli! Boletus! Alle zu mir! Ihr müsst helfen!«

Allen war bewusst, dass es schlecht um ihren Plan stand, wenn Ritor um Hilfe bitten musste ...

Asmund strengte sich besonders an. Und wie es so geht, Neulinge haben immer Glück, stieß ausgerechnet er auf den Drachentöter.

Ja, natürlich! Ritor fragte sich, wie er den Feind nur so hatte unterschätzen können! Selbstverständlich hatte jener seine Schlüsse aus den Vorfällen in Chorsk gezogen; er hatte die Haupttrasse gemieden und eine Route über abgelegene, kleine Feldwege gewählt, von einem Gehöft zum

Aber in einem hatte der Drachentöter sich doch getäuscht. Er war zu nah an der Hauptstraße geblieben.

»Mir nach!«, befahl Ritor.

»Nun, Ritor, glaubst du mir jetzt?«, hörte er Lojs Stimme.

»Wieder hast du mir geholfen, Loj Iwer.« Der Magier fasste die Frau an beiden Händen. »Das werde ich dir nicht vergessen. Wenn das hier überstanden ist, würde ich mich gerne erkenntlich zeigen. Ich stehe in deiner Schuld, aber sei versichert, dass ich nicht lange in dieser Rolle bleiben werde.«

»Ich werde warten«, sagte Loj mit leichtem Lächeln.

»Gut, wir haben es eilig. Kommst du mit uns?«

»Natürlich, ehrwürdiger Ritor.« Die Katze zuckte mit ihren makellosen Schultern. »Wie könnte ich mich von dieser Unternehmung fernhalten?«

Sie liefen querfeldein, durch dichten Wald und Unterholz. Es war ein langer, beschwerlicher Marsch, der sie all ihrer Kräfte beraubte. Es schien, als ob die Zweige besonders tief herunterhingen, um ihnen den Weg zu versperren, und die Wege absichtlich ins Abseits führten. Ritor hielt die Formel aufrecht und spürte die zunehmende Kraft, der sie sich mit jedem Schritt näherten. Der Drachentöter hielt es offenbar nicht für nötig, sich zu verstecken. Er schien voller Selbstbewusstsein ... in seiner Annahme, dass er sich von dem Zauberband losgerissen hatte.

Nein, mein Lieber, gleich wirst du dich davon überzeugen, dass man den Clan der Luft nicht zweimal besiegen kann.

Nur ganz selten blitzte vor Ritor die lange Reihe seiner Krieger auf. Die Jungen »zur Hand« waren vollkommen unsichtbar

Der Wald endete unvermittelt, als hätte ein riesiges Schwert ihn gefällt. Vor ihnen erstreckten sich Felder und Gärten, und das schmale Band eines Feldwegs wand sich hindurch. Ein junger Mann in einer schwarzen Jacke und mit einem kurzen Schwert am Gürtel ging den Weg mit schnellen, angespannten Schritten entlang.

Die Kraft des Drachentöters klatschte Ritor wie eine Welle giftiger Spritzer ins Gesicht.

»Attacke!«, schrie Ritor, ohne einen Gedanken an Deckung zu verschwenden. Und er sandte selbst die erste Formel aus. Das Heulen des Windes, ein Staubtornado auf dem Acker ... ein Feuerkranz, der sich über Liz’ Kopf drehte ...

Der Mann vor ihnen warf sein Schwert zu Boden, setzte sich hin und fasste sich an die Hosenbeine; auf seinem Gesicht lag tierisches Grauen. Ah, du zitterst, du Scheusal? Denk an jene, die deinetwegen auf dem Bahnhof von Chorsk sterben mussten! Bitte sie um Verzeihung, solange du noch Zeit dazu hast!

Oder kämpfe und stirb, wie es sich für einen Drachentöter gehört! Ich kenne deine Gefühle, ich erinnere mich an diesen stolzen Kraftrausch, das Bewusstsein der Schicksalhaftigkeit, diesen hehren Flug des Geistes; du musst das Gleiche empfinden; warum spiegelt sich auf deinem Gesicht das Entsetzen?