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Der Mann fiel auf die Knie. Ritors magischer Angriff hatte sich wie eine unsichtbare Sense auf den Schutzwall des Drachentöters gestürzt, ihn durchdrungen und unschädlich gemacht.

Was ist da los?, dachte Ritor bestürzt. Du kannst dich doch wehren, du hast doch all deine Kräfte zur Verfügung; warum kämpfst du nicht?

Der Drachentöter schien jedoch nicht einmal an Widerstand zu denken. Seine Hosenbeine hatten sich dunkel verfärbt. Er rutschte durch den Staub auf die ihn umzingelnden Krieger zu, rang die Hände und winselte vor Angst.

»Ach, große Not ... ach, bin nur eine Waise ... ach, verschont mich, gute Leute ... seht nur, seht, ein Kreuz ... nicht im Traum ... hab mir nichts zuschulden kommen lassen, ehrwürdiger Magier, ganz bestimmt, bin unschuldig ...!«

Der Mann weinte dicke Tränen, während er sich weiter im Staub wand und Unverständliches vor sich hinstammelte. Ein scharfer Geruch ging von ihm aus.

Die Krieger standen um ihn herum und behielten den Mann im Visier. Keiner von ihnen fiel auf so eine plumpe Falle herein. Sie warteten auf Ritors Kommando.

»Und das ist der Drachentöter, ehrwürdiger Ritor?« Liz zog die aristokratische Nase kraus. »Ich glaube, dass dieser Mann hier nur ein kleiner Dieb ist, der sich vor Angst in die Hose gemacht hat, weil er jemandem das Schwert klaute.«

Der Magier der Luft trat vorsichtig näher.

Wo bei allen Großen Winden war dessen Kraft? Wo verbarg sie dieses auf den ersten Blick so erbärmliche Wesen? Vielleicht war dies eine gemeine Falle, und der Drachentöter wartete nur darauf, dass seine Gegner ihre Entschlossenheit verloren und sich entspannten, ehe er den ersten Schlag gegen sie führte.

»Versuch nicht zu fliehen oder uns mit Zauberei zu täuschen!«, warnte Ritor den Mann.

»Nein, nein, Väterchen, im Leben nicht, niemals, ich liege ganz still, bitte, Väterchen, bin nur eine arme Waise,

»Woher hast du das Schwert?«, fragte Ritor streng.

»Schwert? Welches Schwert? Das ist doch nur ein Stock ...«, stammelte der Unglückliche.

Ritor schüttelte den Kopf. Warum nur war es ihm so vorgekommen, als ob dieser Mann eine Waffe bei sich trüge? Wo es sich doch in Wirklichkeit nur um einen einfachen Stock handelte, mit einem Ästchen, das ein wenig an einen Griff erinnerte ...

»Abtasten, schnell!«, befahl Ritor.

Eine kleine, billige Seele. Ein wenig Gier, Angst, Lüsternheit und Dummheit. Im Moment vor allem - ungeheure Angst. Weiter nichts. Absolut gar nichts!

Wie konnte das nur sein? Das Zauberband hatte doch ganz deutlich ...

»Dies ist nicht der Drachentöter, Maître Ritor«, sagte Liz verächtlich. »Man hat uns hinters Licht geführt.«

Alles, was die junge Feuerfrau nicht geäußert hatte, war deutlich in ihren Augen zu lesen.

Loj! Loj Iwer. Die ihm das Leben gerettet hatte. Die so überzeugend gewesen war. Die ihnen so eilig zu Hilfe gekommen war.

Und die auf einmal verschwunden war.

Eben war sie noch gemeinsam mit ihnen durch den Wald gehetzt, hatte Hände geschüttelt und mit den Fingern ihre niederträchtigen Katzenformeln gewunden, sogar seinen Blick gesucht und ihn angelächelt. Und jetzt war sie auf und davon. Schnell und unbemerkt, wie es nur die Katzen konnten.

Dieses käufliche Luder! Ja, sie war zu Torn gestürzt, hatte ihn um Verzeihung angefleht ... die er schließlich gewährt

Der arme Mann vor ihnen war völlig erstarrt und winselte nur noch schwach vor sich hin.

»Freunde, man hat uns verraten. Loj Iwer hat uns verraten. Sie hat dem Drachentöter geholfen zu entwischen. Und wahrscheinlich hat sie ihm auch beigebracht, wie man das Zauberband abstreift. Das ist keine schwierige Aufgabe, wenn einem ein erfahrener Magier hilft. Und wie man es auch dreht und wendet, Loj Iwer ist eine Magierin ersten Ranges. Wenn auch eines Totemistischen Clans. Natürlich, so war es, genau so ...«

Ritor sprach gemessen und ohne Hast; wie im Unterricht. Die Magier und Krieger um ihn herum blickten ihn mit wachsender Unruhe an; sie durften jetzt nicht aufgeben, sie mussten ihn erneut ausfindig machen, vielleicht gelänge es ihnen noch.

Ritor jedoch redete und redete. Und keiner wagte es, den Magier mit dem glasigen Blick zu unterbrechen.

»Es gibt so ein Verfahren. Der Drachentöter kapselt die Kraft in sich ein, so dass man sie nur aus nächster Nähe erkennen kann. Und einem Ersatzmann, hier diesem unseligen Dieb zum Beispiel ... wird für eine kurze Zeit der Umhang der Kraft übergehängt ... es ist eine Maskierung, eine Tarnung, wie man auf der Anderen Seite sagt. Und wir sind auf diesen Trick hereingefallen ... weil, nun, weil der Drachentöter ja eigentlich erst ein paar Tage in unserer Welt ist, weil er keinen Führer hat, und keinen Lehrer, das heißt, er hatte keinen Lehrer bis vor kurzem ... Aber dann tauchte Loj Iwer auf! Ach, Torn, das war clever, ganz ganz clever von dir ...«

»Ritor!« Sandra unterbrach ihn entschieden. »Hör auf, Ritor, ich bitte dich. Wir müssen jetzt nachdenken, wie wir den Drachentöter noch einholen. Wir müssen hier alles durchkämmen.«

»Durch die Ländereien der Erde führen viele Wege. Und wenn er sich versteckt hat ...« Ritor winkte resigniert ab. »Verstehst du nicht, was diese Katze angerichtet hat? Sie hat ihm beigebracht, wie er sich verstecken kann. Jetzt werden wir ihn nur noch erkennen, wenn wir ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen.«

»Und wo ist Loj?«, kreischte Sandra. »Wo ist dieses intrigante Miststück? Ich werd sie ...«

»Zu spät.« Wieder winkte Ritor ab. »Dafür sind die Katzen berühmt. Die ist auf und davon. Und da wird auch kein Durchkämmen mehr helfen.«

»Du darfst nicht aufgeben, Ritor!«, schrie Boletus. »Auf keinen Fall. Brich jetzt nicht ein, Ritor!« Er vergaß seine Position und packte das Oberhaupt des Clans am Kragen. »Ritor, Ritor, komm zu dir! Wir müssen sie erwischen! Den Drachentöter und diese Verräterin! Wir sind genügend Leute, wach auf, Ritor!«

Der Magier hob den Kopf. Langsam wurde sein Blick wieder klar. Der Schleier der Verzweiflung hob sich.

»Ritor. Wir müssen ihn finden.« Sandra sprach mit ihm wie mit einem kleinen Kind, dem man alles erklären musste. »Bündle unsere Kräfte, du hast ihn doch wahrscheinlich gesehen! Wir werden ihn suchen, dem Gesicht nach ...« Sie begriff selbst, wie gering ihre Chancen waren. Wenn es nur so einfach wäre ...

»Er kann die Kraft nicht lange wie ein Reisebündel zusammengeschnürt mit sich herumtragen«, mischte Liz sich ein. »Früher oder später wird er sie ausbreiten, sie benutzen

Mit Mühe blickte Ritor in die Runde der Gefährten.

»Gut«, sagte er kaum hörbar. »Gehen wir ...«

Saft troff von der Wassermelone und fiel in feinen süßen Spritzern in den Straßenstaub. Viktor schüttelte die schwarzen Kerne aus dem Stück und verzehrte es mit einem Bissen. Vorzüglich! Und ganz ohne Chemie ... höchstens mit ein bisschen Magie? Oder war Magie auch ein ökologisch schädlicher Faktor? »Kommt, ihr ehrlichen Leute, selbst gezogene Wassermelonen, ohne jede Magie!« Wirklich, ganz vorzüglich! Es tat ihm jetzt schon leid, die Schubkarre, die ihren Dienst erfüllt hatte, fortzuwerfen. Hatten sie die eigentlich gebraucht? Loj zufolge schon. War dem wirklich so? Womöglich hatten sie sich umsonst in dieser Hitze abgeplagt, als sie die schwere Last vor sich her schoben. Der Meinung war jedenfalls Tel.

Viktor wischte sich das vom Saft verschmierte Kinn ab, griff nach seinem Schwert und zerteilte die nächste Melone in zwei Hälften. Tel schnappte sich sogleich eine und grub die Zähne in das weiche Fruchtfleisch - »Lutscher«, hatten sie als Kinder gesagt.

Wäre er vor drei Tagen auf die Idee gekommen, dass er mit einem Elfenschwert eine Wassermelone aufschneiden würde - einem Schwert, mit dem er zuvor einen Menschen getötet hatte! -, um dann das süße, saftige rote Fruchtfleisch zu verzehren? Viktor versuchte Ekel zu empfinden, Abscheu oder wenigstens Verachtung für sich selbst. Wie konnte er nur so sein?