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»Flint«, sagte er.

»Ja«, sagte Laurana besorgt. »Vielleicht sollte ich...«

Sie wurde von Tolpan unterbrochen, der, mit Erbsensuppe Übergossen, erschien.

»Ich glaube, Flint geht es besser«, erklärte Tolpan feierlich.

»Aber er ist noch nicht in der Lage, etwas zu essen.«

Die Reise von Eismauer verlief schnell. Ihr kleines Schiff flog fast durch das Gewässer, wurde von der Strömung und dem starken kalten Wind in den Norden getragen.

Die Gefährten waren nach Eismauer gereist, wo laut Tolpan eine Kugel der Drachen im Schloß von Eismauer aufbewahrt wurde. Sie fanden die Kugel und besiegten seinen bösartigen Wächter – Feal-Tas, einen mächtigen Drachenfürsten. Sie entkamen der Zerstörung des Schlosses mit Hilfe der Eisbarbaren und waren nun auf einem Schiff unterwegs nach Sankrist. Obwohl die kostbare Kugel der Drachen nun sicher in einer Truhe unter Deck verstaut war, wurden sie immer noch in ihren Träumen von der entsetzlichen Reise nach Eismauer gequält.

Aber die Alpträume über Eismauer waren nichts im Vergleich zu dem seltsamen und lebhaften Traum, den sie vor gut über einem Monat erlebt hatten. Keiner von ihnen sprach wieder davon, aber Laurana sah gelegentlich einen Blick der Furcht und der Einsamkeit bei Sturm, der sie denken ließ, daß auch er sich an den Traum erinnerte.

Abgesehen davon waren sie in guter Stimmung – ausgenommen der Zwerg, der auf das Schiff gezogen werden mußte und prompt seekrank geworden war. Die Reise nach Eismauer war ein voller Erfolg gewesen. Außer der Kugel der Drachen hatten sie den zerbrochenen Schaft einer uralten Waffe, angeblich einer Drachenlanze, mitgenommen. Und sie führten noch etwas Wichtiges mit sich, obwohl ihnen das zu jener Zeit, als sie es fanden, nicht klar war...

Die Gefährten, begleitet von Derek Kronenhüter und den beiden anderen jungen Rittern, die sie in Tarsis kennengelernt hatten, hatten das Schloß von Eismauer nach der Kugel der Drachen durchsucht. Die Suche war nicht gut verlaufen. Immer wieder mußten sie gegen bösartige Walroß-Menschen, Winterwölfe und Bären kämpfen. Die Gefährten begannen zu denken, daß sie umsonst gekommen waren, aber Tolpan schwor, daß in dem Buch in Tarsis gestanden hätte, daß sich hier eine Kugel befände. Und so hatten sie ihre Suche fortgesetzt.

Es geschah während ihrer Suche, daß sich ihnen einmal ein verblüffender Anblick bot – ein riesiger Drache, dessen Haut silbrig schimmerte, und der in einer Eiswand völlig eingeschlossen war. Die Flügel des Drachen waren ausgebreitet, zum Flug bereit. Die Miene des Drachen war wild, aber sein Kopf war nobel, und er vermittelte ihnen nicht das Gefühl von Furcht und Abscheu, wie sie es bei den roten Drachen erlebt hatten.

Statt dessen empfanden sie eine starke überwältigende Trauer um diese edle Kreatur.

Aber am seltsamsten war für sie, daß dieser Drachen einen Reiter trug! Sie hatten die Drachenfürsten auf ihren Drachen reiten sehen, aber dieser Mann schien, nach seiner uralten Rüstung zu urteilen, ein Ritter von Solamnia zu sein! In seiner behandschuhten Faust hielt er den zerbrochenen Schaft einer Waffe, möglicherweise einer riesigen Lanze.

»Warum würde ein Ritter von Solamnia einen Drachen reiten?« fragte Laurana und dachte an die Drachenfürsten.

»Es gab Ritter, die sich dem Bösen zugewendet hatten«, sagte Lord Derek Kronenhüter barsch. »Obwohl es mich beschämt, es zugeben zu müssen.«

»Ich spüre hier nichts Bösartiges«, sagte Elistan. »Nur große Trauer. Ich frage mich, wie sie gestorben sind. Ich sehe keine Verletzungen...«

»Es kommt mir bekannt vor«, unterbrach Tolpan und runzelte die Stirn. »Wie ein Bild. Ein Ritter auf einem silbernen Drachen. Ich habe...«

»Pah!« schnaufte Flint. »Du hast Elefanten in Pelzen gesehen...«

»Ich meine es ernst«, protestierte Tolpan.

»Wo war das, Tolpan?« fragte Laurana sanft, den verletzten Gesichtsausdruck des Kenders bemerkend. »Kannst du dich erinnern?«

»Ich glaube...«, Tolpans Augen verloren sich in der Ferne.

»Ich verbinde es mit Pax Tharkas und Fizban...«

»Fizban!« explodierte Flint. »Dieser alte Magier war noch verrückter als Raistlin, falls das überhaupt möglich ist.«

»Ich weiß nicht, worüber Tolpan redet«, sagte Sturm und sah nachdenklich zu dem Drachen und seinem Reiter hoch. »Aber ich erinnere mich an meine Mutter, die mir erzählt hat, daß Huma auf einem Silberdrachen ritt und in seiner letzten Schlacht die Drachenlanze trug.«

»Und ich erinnere mich, wie meine Mutter mich anwies, den Kuchen für den weißgekleideten Alten aufzubewahren, der zur Weihnachtszeit auf unser Schloß kam«, spottete Derek. »Nein, das ist zweifellos ein abtrünniger Ritter, vom Bösen versklavt.«

Derek und die beiden jungen Ritter wandten sich zum Gehen, aber die anderen blieben stehen und starrten weiter die Gestalt auf dem Drachen an.

»Du hast recht, Sturm. Das ist eine Drachenlanze«, sagte Tolpan versonnen. »Ich weiß nicht, warum, aber ich bin mir dessen ganz sicher.«

»Hast du eine in dem Buch in Tarsis gesehen?« fragte Sturm, während er mit Laurana Blicke tauschte. Beide fanden die Ernsthaftigkeit des Kenders ungewöhnlich, fast beängstigend.

Tolpan zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht«, sagte er mit seiner hohen Stimme. »Es tut mir leid.«

»Vielleicht sollten wir sie mitnehmen«, schlug Laurana unruhig vor. »Es könnte nicht schaden.«

»Komm schon, Feuerklinge!« drang Dereks Stimme zu ihnen herüber. »Die Thanoi haben uns vielleicht im Augenblick verloren, aber sie werden nicht lange brauchen, um unsere Spuren zu entdecken.«

»Wie kommen wir da ran?« fragte Sturm, Dereks Befehl ignorierend. »Sie ist völlig im Eis eingeschlossen.«

»Ich kann es«, sagte Gilthanas.

Er sprang auf einen riesigen Eisvorsprung, der sich um den Drachen und seinen Reiter gebildet hatte, fand festen Halt und begann, sich Stück für Stück weiterzubewegen. Vom gefrorenen Flügel des Drachens aus konnte er auf Händen und Knien weiterkriechen, bis er die Lanze erreichte, die in der Hand des Reiters ruhte. Gilthanas drückte seine Hand gegen die Eiswand, die die Lanze bedeckte, und sprach in der eigentümlichen Sprache der Magie.

Ein rotes Glühen verbreitete sich von seiner Hand auf das Eis und schmolz es. Innerhalb von Sekunden konnte er mit seiner Hand durch das Loch die Lanze erreichen. Aber sie steckte fest in der Hand des toten Ritters.

Gilthanas zog und zerrte und versuchte sogar, die gefrorenen Finger der Hand zu spreizen. Schließlich hielt er die Kälte nicht mehr aus und ließ sich zitternd auf den Boden fallen. »Es gibt keine Möglichkeit«, sagte er. »Er hält sie fest umklammert.«

»Brech doch seine Finger...«, schlug Tolpan hilfsbereit vor.

Sturm brachte den Kender mit einem wütenden Blick zum Schweigen. »Ich will nicht, daß dieser Körper entweiht wird«, schnappte er. »Vielleicht können wir die Lanze aus seiner Hand schieben. Ich werde es versuchen...«

»Es hat keinen Sinn«, sagte Gilthanas zu seiner Schwester, als beide Sturm beim Hochklettern beobachteten. »Es ist, als ob die Lanze ein Teil seiner Hand geworden ist. Ich...« Der Elf stockte.

Als Sturm seine Hand durch das Loch im Eis schob und die Lanze ergriff, schien sich die gefrorene Gestalt des Ritters plötzlich ein wenig zu bewegen. Seine steifgefrorene Hand lokkerte ihren Griff an der zerstörten Lanze. Sturm stürzte beinahe vor Erstaunen runter, ließ die Waffe eilig los und wich zurück auf den eisigen Flügel des Drachen.

»Er gibt sie dir«, schrie Laurana. »Geh nach vorn, Sturm! Nimm sie! Siehst du es nicht – er gibt sie einem anderen Ritter.«

»Der ich nicht bin«, sagte Sturm bitter. »Aber vielleicht ist das ein Zeichen, vielleicht ist es böse...« Zögernd glitt er zum Loch zurück und griff noch einmal nach der Lanze. Die steife Hand des toten Ritters lockerte wieder ihren Griff. Sturm nahm die zerbrochene Waffe entgegen und löste sie sorgfältig aus dem Eis. Dann sprang er auf den Boden und starrte den uralten Schaft an.