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»Dummköpfe!« fluchte Derek. »Sie werden den Drachen auf uns lenken.«

»Entweder das, oder wir werden erfrieren«, gab der Kapitän über die Schulter bitter zurück. »Ihr könnt es Euch aussuchen, Ritter. Mich interessiert es wenig.« Er verschwand in der Dunkelheit.

Sturm streckte sich, stöhnte und versuchte seine eiskalten verkrampften Muskeln zu lockern. Flint lag zusammengekrümmt auf dem Boden, bebte dermaßen, daß die Spangen an seiner Rüstung klirrten. Laurana bückte sich, um ihn mit ihrem Umhang zu bedecken, als sie plötzlich bemerkte, wie sehr sie fror.

In der ganzen Aufregung hatte sie die eisige Kälte völlig vergessen. Sie konnte sich nicht einmal genau an ihre Flucht erinnern. Sie wußte nur, daß sie beim Erreichen des Strandes den Drachen über sich gesehen hatte. Mit tauben, bebenden Fingern hatte sie nach ihrem Bogen gegriffen. Sie fragte sich, ob jemand überhaupt die Geistesgegenwart gehabt hatte, irgend etwas zu bergen...

»Die Kugel der Drachen!« sagte sie ängstlich.

»Hier, in der Kiste«, antwortete Derek. »Mit der Lanze und dem Elfenschwert, das du Drachentöter nennst. Und jetzt sollten wir uns wohl ans Feuer setzen...«

»Ich glaube nicht.« Eine fremde Stimme ertönte aus der Dunkelheit, während Fackeln aufflackerten und sie blendeten.

Die Gefährten zogen sofort ihre Waffen und stellten sich schützend vor den hilflosen Zwerg. Aber Laurana spähte nach einem Moment des Schreckens in die durch das Fackellicht beleuchteten Gesichter.

»Wartet!« schrie sie. »Das sind unsere Leute! Das sind Elfen!«

»Silvanesti!« sagte Gilthanas freudig. Er ließ seinen Bogen fallen und ging auf den Elf zu, der gesprochen hatte. »Wir sind lange Tage durch Dunkelheit gereist«, sagte er in der Elfensprache und streckte seine Hände aus. »Ich grüße dich, Bru...«

Er sollte die uralte Begrüßungsrede nie beenden. Der Anführer der Elfengruppe schlug das Endteil seines Stabes über Gilthanas Gesicht, so daß er bewußtlos auf den Sand fiel.

Sturm und Derek zogen sofort ihre Schwerter und stellten sich Rücken an Rücken auf. Eisen blitzte bei den Elfen auf.

»Hört auf!« schrie Laurana in der Elfensprache. Sie kniete sich zu ihrem Bruder und warf die Kapuze ihres Umhangs zurück, so daß das Licht auf ihr Gesicht fiel. »Wir sind Vettern. Qualinesti! Diese Menschen sind Ritter von Solamnia!«

»Wir wisen schon, wer ihr seid!« Der Elfenanführer fauchte die Worte: »Qualinesti-Kundschafter! Und wir finden es nicht ungewöhnlich, daß ihr in Begleitung von Menschen reist. Euer Blut ist schon seit langem verunreinigt. Nehmt sie fest«, befahl er seinen Männern. »Falls sie nicht friedlich mitkommen, tut, was ihr tun müßt. Und findet heraus, was sie mit dieser Kugel der Drachen meinen.«

Die Elfen traten vor.

»Nein!« schrie Derek und sprang zur Kiste. »Sturm, sie dürfen die Kugel nicht bekommen!«

Sturm hatte bereits die ritterliche Begrüßung des Feindes hinter sich und schritt mit gezogenem Schwert nach vorn.

»Offenbar wollen sie kämpfen. Dann soll es so sein«, sagte der Elfenanführer und zog seine Waffe.

»Ich sage dir, das ist Wahnsinn!« schrie Laurana wütend. Sie warf sich zwischen die aufblitzenden Schwertklingen. Die Elfen hielten unsicher inne. Sturm ergriff sie, um sie zurückzuziehen, aber sie riß sich aus seiner Hand frei.

»Goblins und Drakonier sinken trotz ihrer entsetzlichen Bösartigkeit nicht so tief, sich gegenseitig zu bekämpfen«, ihre Stimme bebte vor Zorn, »während wir Elfen, die uralte Verkörperung des Guten, versuchen, uns gegenseitig zu töten! Schaut!« Sie hob den Deckel der Kiste mit einer Hand an und warf ihn zurück. »In dieser Kiste haben wir die Hoffnung für die Welt! Eine Kugel der Drachen, unter großer Gefahr aus Eismauer geholt. Unser Schiff liegt dort draußen als Wrack im Wasser. Wir haben den Drachen vertrieben, der versuchte, diese Kugel zurückzuerobern. Und nach alldem müssen wir erleben, daß die größte Gefahr von unserem eigenen Volk kommt! Wenn das wahr ist, wenn wir so tief gesunken sind, dann tötet uns jetzt, und ich schwöre, keiner in der Gruppe wird euch aufzuhalten versuchen!« zuhalten versuchen!«

Sturm, der die Elfensprache nicht verstand, beobachtete, wie die Elfen nach einem Moment ihre Waffen senkten. »Nun, was auch immer sie gesagt hat, es scheint gewirkt zu haben.« Widerstrebend steckte er sein Schwert weg. Derek senkte nach kurzem Zögern das seine, schob es aber nicht wieder in die Scheide.

»Wir werden eure Geschichte überprüfen«, begann der Elfenanführer, der nun stockend in der Umgangssprache redete. Er verstummte, als vom Strand Schreie und Rufe zu hören waren.

Die Gefährten sahen dunkle Schatten zum Lagerfeuer strömen.

Der Elf blickte in die Richtung, wartete bis alles ruhig war, dann wandte er sich wieder der Gruppe zu. Er sah besonders zu Laurana, die sich über ihren Bruder beugte. »Wir haben wohl etwas voreilig gehandelt, aber wenn du hier länger leben würdest, würdest du es verstehen können.«

»Das werde ich nie verstehen!« sagte Laurana weinend.

Ein Elf erschien aus der Dunkelheit. »Menschen, Herr.« Laurana hörte seinem Bericht zu. »Matrosen, ihrer Erscheinung nach zu urteilen. Sie sagen, daß ihr Schiff von einem Drachen angegriffen wurde und an den Felsen zerschellt ist.«

»Beweise?«

»Wir fanden Teile des Wracks am Strand. Wir können morgen früh weitersuchen. Die Menschen sind völlig durchnäßt, müde und halb ertrunken. Sie leisteten keinen Widerstand. Ich glaube nicht, daß sie lügen.«

Der Elfenanführer wandte sich an Laurana. »Deine Geschichte scheint zu stimmen«, sagte er in der Umgangssprache. »Meine Männer berichten, daß die Menschen, die sie gefangengenommen haben, Matrosen sind. Mach dir keine Sorgen um sie. Wir werden sie natürlich als Gefangene mitnehmen. Wir können auf dieser Insel keine Menschen herumlaufen lassen bei all unseren anderen Problemen. Aber wir werden sie gut behandeln. Wir sind keine Goblins«, fügte er bitter hinzu. »Es tut mir leid, deinen Freund...«

»Bruder«, entgegnete Laurana. »Und jüngster Sohn der Stim- Stimme der Sonnen. Ich bin Lauralanthalasa, und das ist Gilthanas. Wir gehören zur königlichen Familie Qualinestis.«

Es schien ihr, daß der Elf bei dieser Neuigkeit erblaßte, aber sofort seine Fassung wiedererlangte. »Dein Bruder wird gut versorgt werden. Ich werde einen Heiler holen lassen...«

»Wir brauchen deinen Heiler nicht!« sagte Laurana. »Dieser Mann« – sie zeigte auf Elistan, »ist ein Kleriker Paladins. Er wird meinem Bruder helfen...«

»Ein Mensch?« fragte der Elf ernst.

»Ja, Mensch!« schrie Laurana ungeduldig. »Elfen haben meinen Bruder niedergeschlagen! Ich wende mich an Menschen, damit er geheilt wird. Elistan...«

Der Kleriker wollte vortreten, aber auf ein Zeichen ihres Anführers ergriffen ihn einige Elfen und drehten seine Arme auf seinen Rücken. Sturm wollte ihm zur Hilfe eilen, aber Elistan hielt ihn mit einem Blick auf, indem er bedeutungsvoll zu Laurana sah. Sturm wich zurück, verstand Elistans stumme Warnung. Ihr aller Leben hing von ihr ab.

»Laßt ihn los!« verlangte Laurana. »Laßt ihn meinen Bruder behandeln!«

»Ich kann diese Neuigkeit, daß ein Kleriker Paladins unter uns weilt, unmöglich glauben, Lady Laurana«, sagte der Elfenanführer. »Alle wissen, daß die Kleriker von Krynn verschwanden, als die Götter sich von uns abgewendet hatten. Ich weiß nicht, was das für ein Scharlatan ist, oder wie er es geschafft hat, dich zu beeinflussen, aber ich werde nicht zulassen, daß dieser Mensch seine Hand an einen Elfen legt!«

»Selbst an einen Elfen, der ein Feind ist?« schrie sie wütend.

»Selbst wenn der Elf meinen Vater getötet hätte«, antwortete der Elf grimmig. »Und jetzt, Lady Laurana, muß ich mit dir unter vier Augen sprechen und versuchen zu erklären, was sich hier auf dem südlichen Ergod ereignet.«

Als er Lauranas Zögern sah, sagte Elistan: »Geh mit ihm, meine Liebe. Du bist die einzige, die uns jetzt retten kann. Ich bleibe bei Gilthanas.«