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»Was nun? ... Petruchas Gericht!?«

Und sogleich trat vor seinen Geist das Bild der Verhandlung: der liebenswürdige Gromow, die rote Fratze Filimonows ...

Die Zehen schmerzten ihn von dem Stoße gegen den Stein. Er ging langsamer. In seinen Ohren tönten die kecken Worte des kleinen Kerls:

»Ausgezeichnet versteht der Satte den Hungrigen – darum ist er auch so streng! ...«

Dann hörte er die leutselige Stimme Gromows:

»Bekennen Sie sich schuldig?«

Und der Staatsanwalt sprach gedehnt:

»Sagen Sie uns, Angeklagter...«

Das rote Gesicht Petrucha Filimonows umwölkte sich, und seine wulstigen Lippen zuckten ...

Ein unaussprechlicher Gram drang spitz wie ein Dolch in Iljas Herz ein.

Er machte einen Sprung vorwärts und rannte, sich mit den Füßen kräftig von den Steinen abschnellend, mit aller Macht den Berg hinunter. Die Luft pfiff ihm in die Ohren, der Atem ging ihm aus – er aber schleuderte, mit den Armen weit ausholend, seinen Körper immer weiter vor, hinein in das Dunkel. Hinter ihm her trotteten schwerfällig die Polizisten, ein jähes, schrilles Pfeifen durchschnitt die Luft, und eine tiefe Baßstimme brüllte:

»Halt i–ihn!«

Alles rings um Ilja – die Häuser, der Straßendamm, der Himmel – zuckte und hüpfte und kroch auf ihn los als eine einzige schwarze, schwere Masse. Er stürzte vorwärts, verspürte keine Müdigkeit, ward beflügelt von dem heißen Wunsche, Petrucha nicht zu sehen. Etwas Graues, Gleichförmiges erhob sich vor ihm aus dem Dunkel und wehte ihn wie Verzweiflung an. Jähes Erinnern blitzte durch sein Hirn: er wußte, daß diese Gasse fast unter einem rechten Winkel nach rechts zur Hauptstraße der Stadt abbog ... Dort sind Menschen, dort wird man ihn festnehmen! ...

»Ach, ihr – fangt mich doch!« schrie er aus voller Brust, und den Kopf vorneigend, begann er noch schneller zu rennen ... Die kalte, graue steinerne Mauer erhob sich vor ihm. Ein Schlag, gleich dem Klatschen der Wogen im Strome, tönte dumpf und kurz durch das Dunkel der Nacht und verhallte ...

Zwei weitere dunkle Gestalten stürzten auf die Wand zu. Sie warfen sich auf die erste, die am Fuße der Mauer zusammengebrochen war, und richteten sich bald wieder auf ... Noch mehr Leute eilten vom Berge herab, man vernahm das Stampfen ihrer Füße und Geschrei und durchdringendes Pfeifen ...

»Hat sich wohl gar den Schädel eingerannt?« fragte der eine der Polizisten schwer atmend.

Der andre zündete ein Streichholz an und kauerte sich nieder. Zu seinen Füßen sah er die zuckende Hand, ihre zur Faust geballten Finger streckten sich langsam.

»Der Schädel scheint ganz zertrümmert ...«

»Da, sieh – das Gehirn! ...«

Schwarze menschliche Gestalten tauchten in Umrissen aus der Finsternis hervor ...

»Ach, der Teufelskerl!« sagte der Polizist, der stehen geblieben war. Sein Kamerad richtete sich vom Boden auf, bekreuzte sich und sprach mit matter Stimme, noch ganz außer Atem:

»Laß ihn dennoch ... in Frieden ruhen ... o Herr! ...«