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»McCarthy!«, brüllte er, als der Biber wieder hereinkam. »Machen Sie die Tür auf, oder wir brechen sie auf!«

»Lassen Sie mich in Ruhe!«, schrie McCarthy mit dünner, verzweifelter Stimme zurück. »Ich muss nur kacken, weiter nichts, ICH MUSS KACKEN! Wenn ich nur kacken kann, geht es mir besser!«

So deutliche Worte von einem Mann, der sonst anscheinend o Mann und oje für Kraftausdrücke hielt, beunruhigten Jonesy mehr als das blutige Laken und die blutige Unterhose. Er drehte sich zu Biber um und bemerkte kaum, dass der Biber in Schnee gehüllt war und aussah wie Frosty, der Schneemann. »Komm, hilf mir, die Tür aufzubrechen. Wir müssen versuchen, ihm zu helfen.«

Biber sah verängstigt und besorgt aus. Schnee schmolz auf seinen Wangen. »Ich weiß nicht. Der Typ im Hubschrauber hat was von Quarantäne gesagt. Was ist, wenn er irgendwas Ansteckendes hat oder so? Was ist, wenn die rote Stelle in seinem Gesicht —«

Trotz seiner eigenen, wenig wohlwollenden Haltung McCarthy gegenüber hätte Jonesy seinem alten Freund am liebsten eine gescheuert. Im vergangenen März hatte er selbst blutend in Cambridge auf der Straße gelegen. Was

wäre gewesen, wenn ihn niemand hätte anrühren wollen, weil er ja vielleicht AIDS haben konnte? Wenn sie sich geweigert hätten, ihm zu helfen? Wenn sie ihn dort hätten verbluten lassen, weil niemand Gummihandschuhe parat hatte?

»Biber, wir sind ihm nahe gekommen. Wenn er etwas wirklich Ansteckendes hat, dann haben wir uns das wahrscheinlich längst geholt. Was sagst du jetzt?«

Für einen Moment sagte Biber erst mal gar nichts mehr. Dann spürte Jonesy dieses Klicken in seinem Kopf. Für einen ganz kurzen Moment sah er den Biber, mit dem er aufgewachsen war, einen Jungen mit einer alten, abgewetzten Motorradjacke an, der schrie: Hey, hört auf! Hört sofort auf damit!, und da wusste er, dass alles gut werden würde.

Biber trat einen Schritt vor. »Fley, Rick, mach doch auf. Wir wollen dir doch nur helfen.«

Hinter der Tür blieb es still. Kein Schrei, kein Atemzug, nicht einmal ein Rascheln. Man hörte nur das stete Grum-meln des Generators und den allmählich verklingenden Flub-schrauberlärm.

»Also gut«, sagte Biber und bekreuzigte sich. »Brechen wir das Scheißding auf.«

Sie traten einen Schritt zurück und drehten die Schultern zur Tür, wie sie es bei Polizisten in Dutzenden Filmen gesehen hatten.

»Bei drei«, sagte Jonesy.

»Macht dein Bein das mit, Mann?«

Jonesy hatte tatsächlich ziemliche Schmerzen im Bein und der Flüfte, das merkte er aber erst, als Biber es ansprach. »Ich bin fit«, sagte er.

»Ja, und mein Arsch ist der Kaiser von China.«

»Bei drei. Bist du bereit?« Und als Biber nickte: »Eins ... zwei ... drei.«

Jie stürmten gemeinsam vor und prallten gegen die Tür, zusammen fast hundertachtzig Kilo hinter zwei eingezogenen Schultern. Die Tür gab mit absurder Leichtigkeit nach, und sie flogen ins Badezimmer, wo sie auf dem Blut auf den Fliesen ausrutschten.

»Ach du Scheiße!«, sagte Biber. Seine rechte Hand fuhr zu seinem Mund, in dem dieses eine Mal kein Zahnstocher steckte, und hielt ihn zu. Seine Augen waren weit aufgerissen und feucht. »Ach du Scheiße!«

Jonesy fehlten die Worte.

KAPITEL 5

Duddits, Teil I

»Lady«, sagte Pete.

Die Frau im Dufflecoat sagte nichts. Lag auf der Plane voller Sägespäne und schwieg. Pete konnte eines ihrer Augen sehen, das ihn anstarrte oder durch ihn hindurch oder zum vermaledeiten Mittelpunkt des beschissenen Universums, wer wusste das schon. Richtig unheimlich. Zwischen ihnen knisterte das Feuer, fing jetzt richtig an zu brennen und etwas Wärme zu spenden. Flenry war seit etwa einer Viertelstunde weg. In frühestens drei Stunden würde er zurück sein, schätzte Pete, in allerfrühestens drei Stunden, und das war eine lange Zeit, wenn man sie unter dem gruseligen Blick dieser Dame verbringen sollte, die guckte wie ein Auto. »Lady«, sagte er noch mal. »Floren Sie mich?« Nichts. Aber einmal hatte sie gegähnt, und da hatte er gesehen, dass die Hälfte ihrer Zähne fehlten. Was war bloß mit ihr los? Und wollte er das eigentlich wirklich wissen? Die Antwort, das hatte Pete festgestellt, lautete einerseits ja und andererseits nein. Er war neugierig - Menschen sind nun einmal neugierig, dachte er -, gleichwohl interessierte es ihn aber überhaupt nicht - nicht wer sie war, nicht wer Rick war und was ihm widerfahren sein mochte, und auch nicht wer »sie« waren. Sie sind wieder da!, hatte die Frau gekreischt, als sie die Lichter am Flimmel gesehen hatte, Sie sind wieder da!

»Lady«, sagte er zum dritten Mal.

Keine Reaktion.

Sie hatte gesagt, Rick sei als Einziger noch übrig, und dann hatte sie Sie sind wieder da gesagt und damit vermutlich die Lichter am Himmel gemeint, und seither hatte sie nur noch diese unerfreulichen Rülpser und Fürze von sich gegeben ... und einmal gegähnt und die vielen Zahnlücken entblößt ... und dann war da noch ihr unheimlicher Blick. Sie guckte wirklich wie ein Auto. Henry war erst seit einer Viertelstunde weg - er war um fünf nach zwölf gegangen, und jetzt war es, Petes Armbanduhr zufolge, zwanzig nach zwölf-, und es kam ihm bereits wie anderthalb Stunden vor. Es würde ein verdammt langer Tag werden, und wenn er ihn überstehen wollte, ohne durchzudrehen (er musste an eine Geschichte denken, die sie in der achten Klasse gelesen hatten, von wem sie war, wusste er nicht mehr, nur dass der Typ in der Geschichte einen alten Mann umgebracht hatte, weil er dessen Blick nicht ertragen konnte, und damals hatte Pete das nicht verstanden, aber jetzt konnte er es voll und ganz nachvollziehen), brauchte er was zu trinken.

»Lady, hören Sie mich?«

Nada. Nur dieser unheimliche Blick.

»Ich muss zurück zum Auto. Ich habe was vergessen. Sie sind ja hier in Sicherheit, nicht wahr?«

Keine Antwort - und dann ließ sie noch einen dieser lang gedehnten Knatterfürze vom Stapel und verzog dabei das Gesicht, als täte es weh ... Und das tat es wahrscheinlich auch: Was sich so anhörte, musste einfach wehtun. Und obwohl Pete darauf geachtet hatte, nicht im Wind zu sitzen, bekam er doch etwas von dem Gestank ab — heftig, übel riechend und irgendwie nicht menschlich. Es roch auch nicht wie ein Kuhfurz. Er hatte in seiner Jugend bei Lionel Sylvester gearbeitet, hatte jede Menge Kühe gemolken, und manchmal furzten sie einen halt an, wenn man da auf dem Melkschemel saß - ein üppiges, grünes Aroma, ein mooriger Geruch. Das hier roch nicht so, nicht im Mindesten. Das hier war wie ... tja, es ähnelte dem Geruch, der dabei herauskam, wenn man als kleiner Junge seinen ersten Chemiebaukasten bekommen hatte und nach einer Weile gelangweilt war von den mädchenhaften kleinen Experimenten, die in der Anleitung beschrieben wurden, und einfach loslegte und den ganzen Kram zusammenmixte, nur um zu sehen, ob es wohl explodierte. Und auch das, wurde ihm klar, beunruhigte ihn und machte ihn nervös. Obwohl es Blödsinn war. Menschen explodierten ja schließlich nicht einfach so. Trotzdem brauchte er Hilfe. Denn die Tante hier ging ihm auf den Zeiger, und zwar mächtig.

Er nahm zwei der Holzstücke, die Henry gesammelt hatte, legte sie ins Feuer, haderte mit sich und legte dann noch ein drittes nach. Funken sprühten, stoben wirbelnd empor und erloschen am eingestürzten Teil des Wellblechdachs. »Ich bin wieder da, bevor das niedergebrannt ist, aber Sie können auch herzlich gern noch was nachlegen. Alles klar?«

Keine Reaktion. Er war schon drauf und dran, sie zu schütteln, aber zum Scout und zurück hatte er anderthalb Meilen Fußmarsch vor sich und musste seine Kräfte schonen. Und außerdem hätte sie wahrscheinlich ohnehin nur gefurzt. Oder ihm ins Gesicht gerülpst.