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Die vorgewölbten schwarzen Augen beobachten ihn. Und jetzt bewegt sich die Bettdecke und wölbt sich neben dem grauen Ding. Darunter taucht das rötliche Wieselwesen auf, das den Biber erledigt hat. Es starrt ihn mit diesen glasigen schwarzen Augen an, während es sich mit seinem Schwanz auf das Kissen schlängelt und sich dort neben dem schmalen grauen Kopf zusammenrollt. Kein Wunder, dass sich McCarthy ein wenig unpässlich gefühlt hat, denkt Jonesy.

Blut läuft weiter Jonesys Bein hinab, klebrig wie Honig und so heiß wie Fieber. Es tropft auf den Boden, und man sollte meinen, dass daraus bald eine eigene Kolonie dieses rötlichen Pilzes oder Schimmels oder was es auch ist sprießt, ein richtiger Dschungel davon, aber Jonesy weiß es besser. Die Wolke kann ihn tragen, aber sie kann ihn nicht verändern.

Kein Prall, kein Spiel, denkt er, und dann, sofort: Schsch, behalt das für dich.

Das graue Wesen hebt die Hand zu einem kraftlosen, müden Gruß. Es hat drei lange Finger, die in rosarote Fingernägel auslaufen. Darunter sickert dickflüssiger, gelber Eiter hervor. Mehr davon schimmert lose in den Falten seiner Haut und seinen Augenwinkeln.

Du hast Recht, du brauchst eine Spritze, sagt Jonesy. Vielleicht ein wenig Abflussreiniger oder Lysol, irgendwas in der Richtung. Was dich so richtig gut aufmi-

Ein schrecklicher Gedanke kommt ihm in den Sinn; für einen Moment ist er so übermächtig, dass er der Kraft widerstehen kann, die ihn zum Bett zieht. Dann setzen sich seine Füße wieder in Bewegung und hinterlassen große rote Abdrücke.

Du wirst doch nicht mein Blut trinken, oder? Wie ein Vampir?

Das Ding da im Bett lächelt, ohne zu lächeln. Wir sind, soweit ich das in euren Begriffen ausdrücken kann, Vegetarier.

Ja, aber was ist mit Bowser da? Jonesy zeigt auf das beinlose Wiesel, und das bleckt einen Mundvoll Nadelzähne zu einem grotesken Grinsen. Ist Bowser auch Vegetarier;1

Du weißt, dass er keiner ist, sagt das graue Ding, ohne dabei seinen Schlitzmund zu bewegen - der Typ ist ein höllisch guter Bauchredner, das musste man ihm lassen; in den Catskills wäre er der Star. Und du weißt, dass du von ihm nichts zu befürchten hast.

Wieso? Inwiefern bin ich anders?

Das sterbende graue Ding (natürlich stirbt es, sein Körper versagt, verwest von innen heraus) antwortet nicht, und Jonesy denkt wieder: Kein Prall, kein Spiel. Er hat das Gefühl, dass der graue Kerl diesen einen Gedanken gerne lesen würde, aber nicht die Möglichkeit dazu hat. Die Fähigkeit, seine Gedanken abzuschirmen, ist noch etwas, das ihn anders, einmalig macht, und Vive la différence kann Jonesy da nur sagen (nicht dass er es tatsächlich sagt).

Inwiefern bin ich anders?

Wer ist Duddits?, fragt das graue Ding, und als Jonesy nicht antwortet, lächelt das Ding wieder, ohne den Mund zu bewegen. Siehst du, sagt das graue Ding. Wir haben beide Fragen, die der andere nicht beantwortet. Legen wir sie doch beiseite, ja? Umgedreht. Das sind ... Wie nennt ihr das? Wie sagt ihr dazu bei diesem Spiel?

Das Crib, sagt Jonesy. Jetzt kann er das Verwesen des Dings riechen. Es ist der gleiche Geruch, den McCarthy mit ins Camp gebracht hat, der Geruch von Äther-Spray. Er denkt wieder, dass er den O-Mann-oje-Schweinehund hätte abknallen sollen, ihn hätte abknallen sollen, bevor er dorthin gelangen konnte, wo es warm war. Beim Auskühlen der

Leiche wäre auch die Pilzkolonie darin dort unter dem Hochsitz auf dem alten Ahorn eingegangen.

Das Crib, ja, sagt das graue Ding. Der Traumfänger ist jetzt hier, hängt von der Decke und dreht sich langsam über dem Kopf des grauen Dings. Diese Dinge, von denen wir nicht wollen, dass der andere sie weiß, legen wir beiseite und zählen sie später. Wir legen sie auf das Crib.

Was willst du von mir?

Das graue Wesen sieht Jonesy unverwandt und ohne zu blinzeln an. Soweit Jonesy das beurteilen kann, kann es auch nicht blinzeln. Es hat weder Augenlider noch Wimpern.

Weder Augenlider noch Wimpern, sagt es, nur dass Jonesy jetzt Petes Stimme hört. Wer ist Duddits?

Und Jonesy ist so verblüfft, Petes Stimme zu hören, dass er es ihm, bei Gott, fast erzählt ... was natürlich die Absicht dabei war: ihn zu übertölpeln. Dieses Ding ist clever, ob es nun stirbt oder nicht. Er ist gut beraten, auf der Hut zu sein. Er sendet dem Grauen das Bild einer großen braunen Kuh mit einem Schild am Hals. Auf dem Schild steht: duddits, diekuh.

Wieder lächelt der Graue, ohne zu lächeln; er lächelt in Jonesys Kopf. Duddits, die Kuh, sagt er. Wohl kaum.

Woher kommst du?, fragt Jonesy.

Vom Planeten X. Wir kommen von einem sterbenden Planeten und wollen hier lecker Pizza essen, zu günstigen Kreditbedingungen einkaufen und auf der Berlitz School ganz einfach Italienisch lernen. Diesmal ist es Henrys Stimme. Dann kehrt Mr. ET-Nach-Hause-Telefonieren zu seiner eigenen Stimme zurück ... nur dass Jonesy nun matt feststellt, dass seine Stimme nun seine Stimme ist: Jonesys Stimme. Und er weiß, was Henry sagen würde: dass er nach Bibers Tod eine mörderische Halluzination durchmacht.

Nein, das würde er nicht mehr sagen, denkt Jonesy. Nicht wehr. Jetzt ist er der Eiermann, und der Eiermann weiß es besser.

Henry? Der ist sowieso bald tot, sagt der Graue gleichmütig. Seine Hand stiehlt sich unter der Tagesdecke hervor. Die drei langen Finger umschlingen Jonesys Hand. Seine Haut ist warm und trocken.

Was soll das heißen?, fragt Jonesy, um Henry besorgt ... aber das sterbende Ding im Bett antwortet nicht. Das ist eine weitere Karte für das Crib, also spielt auch Jonesy noch eine Karte aus: Wieso hast du mich hergerufen?

Das graue Wesen tut erstaunt, aber sein Gesicht regt sich immer noch nicht. Niemand stirbt gern allein, sagt es. Ich möchte nur jemanden bei mir haben. Wir werden Fernsehen schaun.

Ich will nicht -

Da kommt ein Film, den ich gern sehen würde. Der wird dir auch gefallen. Er heißt Mitgefühl mit den Grauen. Bow-ser! Die Fernbedienung!

Bowser gewährt Jonesy einen besonders bösartigen Blick und gleitet dann vom Kopfkissen, wobei sein sich windender Schwanz ein trockenes Rasseln erzeugt, wie bei einer Schlange, die über einen Felsen kriecht. Auf dem Tisch liegt eine Fernbedienung für den Fernseher. Auch sie ist mit Pilz überwuchert. Bowser packt sie mit den Zähnen, macht kehrt und bringt sie dem Grauen. Der Graue lässt Jonesys Hand los (seine Berührung ist nicht widerwärtig, aber es ist doch eine Erleichterung, als er loslässt), nimmt die Fernbedienung, richtet sie auf den Fernseher und schaltet ihn ein. Das Bild, das erscheint - etwas verschwommen, aber nicht unkenntlich durch den leichten Flaum, der auf dem Glas wächst -zeigt den Schuppen hinter der Hütte. In der Mitte der Mattscheibe sieht man etwas, das unter einer grünen Plane verborgen ist. Und noch ehe die Tür aufgeht und er sich selbst hereinkommen sieht, versteht Jonesy, dass das hier bereits passiert ist. Der Star von Mitgefühl mit den Grauen ist Gary Jones.

Tja, sagt das sterbende Wesen da im Bett von seiner gemüt-

liehen Stelle mitten in Jonesys Hirn aus, den Vorspann haben wir verpasst, aber der film fängt wirklich gerade erst an.

Genau das befürchtet Jonesy.

5

Die Schuppentür geht auf, und Jonesy kommt herein. Ziemlich kunterbunt bekleidet, mit seinem Mantel, Bibers Handschuhen und einer alten orangefarbenen Mütze von Lamar. Für einen Moment denkt der Jonesy, der sich das im Krankenhauszimmer ansieht (er hat sich den Besucherstuhl herangezogen und sitzt neben Mr. Grays Bett), dass sich der Jonesy da im Schneemobilschuppen ihrer Hütte doch irgendwie angesteckt hätte und rotes Moos auf ihm wachsen würde. Dann fällt ihm wieder ein, dass Mr. Gray genau vor ihm geplatzt ist - sein Kopf zumindest - und dass er jetzt seine Überreste an sich trägt.