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Sehr geehrter Herr,

Ihr offiziell bestellter Vormund, Kommandant Stewart Eden, U.S.S. (im Ruhestand) hat für Sie einen Antrag gestellt. Er wurde von der Zulassungskommission dieser Akademie in Erwägung gezogen.

Der Antrag wurde angenommen.

Am ersten September des Ihrem sechzehnten Geburtstag folgenden Jahres werden Sie gebeten, sich beim Decksoffizier der Zulassungs-Abteilung dieser Akademie zu melden, um einem Ausbildungsgeschwader zugeteilt zu werden.

Mit aufrichtigen Grüßen, Roger Shea Larrabee Vizeadmiral, U.S.S.

Ich starrte diesen wundervollen Brief an.

»Nun, Jim?« fragte meines Onkels goldene, warme Stimme nach einer Weile. »Willst du?« »Onkel Stewart, das will ich mehr als sonst etwas auf der Welt«, antwortete ich ihm.

Die sechs Jahre vergingen, wie mein Onkel es mir versprochen hatte.

Nicht schnell oder leicht, aber sie vergingen, denn ich hatte in der Schule die ganze Zeit hindurch den Brief in meinem Koffer eingesperrt. Ich mußte sehr vieles lernen, um für die Akademie bereit zu sein — Mathematik und Englisch und alle möglichen Wissenschaften — und Sprachen, Geschichte und noch eine ganze Menge mehr. Sechs Jahre waren dafür keine lange Zeit.

Aber ich lernte sie und noch ein paar andere Dinge dazu.

Und ich erfuhr auch, wer mein ruhiger, großer Onkel Stewart mit der sanften Stimme wirklich war.

2. Kadett Eden meldet sich zum Dienst

Die Bermuda-Sonne blendete. Der Wagen vom Flughafen ließ mich, den künftigen Tiefsee-Kadetten, an den Korallentoren aussteigen. Ein Kadett in seeroter Paradeuniform präsentierte zackig seine Waffe.

Ich stand da, hatte meinen Kleidersack in der Hand und überlegte unsicher, ob ich vielleicht salutieren sollte. Der grinsende Taxifahrer röhrte davon, und der Kadett nahm mir die Entscheidung aus der Hand.

»Komm her und mach Meldung«, knurrte er.

Ich versuchte strammzustehen. »James Eden meldet sich zur Stelle«, sagte ich. »Hier ist mein Befehl.«

Ich reichte ihm meine Reisedokumente, die ich in der vorhergehenden Woche mit der Post erhalten hatte. Der Kadett blätterte sie rasch durch.

»Weitergehen, Kadett Eden«, befahl er mir barsch. Dann ver-schwand für einen Moment die Ladestockförmlichkeit aus seinem Gesicht, und er lachte. »Und viel Glück«, fügte er hinzu und kehrte an seinen Posten zurück.

So sah ich zum erstenmal die Tiefsee-Akademie.

Ich ging durch das Tor. Jimmy Eden verschwand. An seiner Stelle wurde Kadett Eden, J., U.S.S., geboren.

Die ersten paar Stunden flogen nur so dahin. Es war eine Hetzjagd an ärztlichen Untersuchungen, Fragebögen, Unterredungen und Instruktionen; ich mußte meine gesamte Ausrüstung fassen und mein Quartier suchen. Die Kleiderkammer war riesig wie eine Scheune. Ein Maß-Roboter tastete mit seinen Spinnenfingern meinen ganzen Körper ab, klickte und zwitscherte dabei unaufhörlich, und unmittelbar danach nahm gleich nebenan meine Uniform Gestalt an.

Es war der seegrüne Drillichanzug der Tiefsee-Leute. Jetzt waren meine Maße festgehalten, und die übrigen Uniformen konnte ich holen, sobald ich die Sachen brauchte. Die Arme des dreidimensionalen Pantographen zeichneten den Jackenschnitt, und die Plastikspinner webten und schossen hin und her, um den Schnitt in Material zu übertragen. »He, Mister!« bellte der Leiter der Kleiderkammer, »zieh das Zeug an! Die Gezeiten warten nicht!«

Doch er hätte seinen Atem sparen können. Die Klappe schwang auf, und die Uniform schob sich heraus. Sie glänzte noch von den Tropfen der chemischen Reinigungsmittel, als ich hineinkletterte. Die Plexiglasklappe schwang wieder zu, und da sah ich mich wie in einem Spiegel. Ich konnte ein breites Grinsen nicht unterdrücken, denn jeder konnte jetzt sehen, daß ich ein Tiefsee-Mann war!

Aber schon wurde ich vom nächsten Mann angebellt. Ich hatte keine Zeit, mein Spiegelbild zu bewundern.

Ich stolperte aus der Kleiderscheune hinaus und ächzte unter den fast hundert Pfund meiner Ausrüstung, den Geräten und sonstigem Kram meines neuen Lebens. Als ich dann an der Tür stand, kam sie mir wie die Feuertür eines Hochofens vor, so knallte die karibische Sonne auf mich herab. Diese Hitze war nach der Kühle in der Scheune wie ein körperlicher Schlag.

Der Schlafraum, in den ich eingewiesen worden war, lag in hundert Meter Entfernung an der anderen Seite eines großen, viereckigen Hofes. Als ich dort ankam, taumelte ich.

Vielleicht war es der Schweiß, der mir in die Augen lief, daß ich den scharlachrot gekleideten Oberklassenmann nicht sah, der zackig eine Rechtsschwenkung machte und vor mir die Stufen hinaufging.

Ich knallte direkt in ihn hinein.

Meine ganze Ausrüstung kollerte über die Stufen hinab. Ich stöhnte und murmelte »Entschuldigung.« Ich bückte mich, um mein Zeug zusammenzuklauben und meine Mütze aufzuheben.

»Ach-TUNG!«

Das war ein Peitschenschlag, der mein benebeltes Gehirn klärte.

Ich sprang sofort auf. »Verzeihung, Sir«, rief ich eifrig.

Der Kadett stand auf den Stufen über mir und schaute angewidert auf mich herab. Er war so groß wie ich, aber breiter und schwerer gebaut. Seine Augen unter der flachen Mütze waren kalt. Sie erschienen mir fast gefährlich.

»Mister Landratte, halt deine Klappe! Wenn ein Offizier oder ein Mann der Oberklasse wissen will, ob es dir leid tut, dann wird er dich schon fragen. Diese Information wird nicht freiwillig gegeben. Und strammstehen, Mensch! Stramm, sage ich, die Arme an den Seiten!«

»Aber dann laß ich ja meine Mütze fallen«, wandte ich ein.

»Mister Landratte!«

»Jawohl, Sir.« Ich ließ die Arme sinken. Die Mütze fiel wieder auf den Boden. Beim erstenmal hatte ich Glück gehabt, aber beim zweitenmal zerbrach der kristallene Schirm.

Dem Oberklassenmann war das egal.

Kalt starrte er mich für einen Moment an, dann kam er die Treppe herab und ging langsam um mich herum.

»Ich habe, Mister Landratte, in meinem Leben schon viele wenig wünschenswerte Exemplare gesehen«, sagte er fast im Unterhaltungston, »aber in zwei Jahren, drei Tagen und dreizehn Stunden an der Tiefsee-Akademie nicht eines wie dich, das so wenig Aussichten verriet, jemals ein annähernd formbares Material für wenigstens einen drittklassigen Pumpenschwengel und dessen zweiten Assistenten abzugeben.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn ich dich eine Affenschande für den Service und die Akademie nennen wollte, Mister Landratte, dann würde ich mich einer dicken Schmeichelei schuldig machen. Infolgedessen wird es völlig ausgeschlossen sein, daß du länger als zwei Wochen auf dieser Akademie aushalten wirst. Ich sollte mir wirklich nicht die Mühe machen, auch nur das geringste Interesse an dir zu zeigen. Ich verschwende nur die kostbare Zeit des Service, wenn ich das trotzdem tue. Aber, Mister Landratte, ein guter Tiefsee-Mann ist barmherzig. Mein weiches Herz zwingt mich zu tun, was ich kann, um deinen nutzlosen und unerfreulichen Aufenthalt bei uns so gut wie möglich zu verkürzen. Deshalb habe ich mir vorgenommen, mich für deine Bildung zu interessieren.«

Er stemmte die Hände auf die Hüften und starrte mich an. »Um einen guten Anfang zu machen, Mister Landratte, lade ich dich ein, die Regel Nummer eins kennenzulernen. Möchtest du sie mal hören? Du kannst in zwei Worten antworten, jedes hat einsilbig zu sein, das zweite Wort heißt ,Sir'.«

Meine Kiefermuskeln zuckten, doch ich wußte nicht recht, ob vor Wut oder nervösem Lachen. Gehorsam antwortete ich: »Ja, Sir.«

Er nickte. »Sehr gut. Das heißt, sehr gut für dich, wenn man sich's genau überlegt. Du hast in der richtigen Form geantwortet, und es war das erste Mal, daß du's versucht hast. Hm. Ich gratuliere dir, Mister Landratte. Vielleicht besteht doch eine kleine Hoffnung für dich. Vielleicht hältst du's hier drei Wochen aus, ehe das Komitee zum Schluß kommen muß, daß du hinauszuwerfen bist. Laß uns jedoch im Moment mit Regel eins beginnen. Achtung, Mister Landratte! Regel eins heißt: In Gegenwart eines Oberklassenmannes wirst du unweigerlich strammstehen, bis er dir ausdrücklich erlaubt, das Strammstehen durch eine andere Haltung zu ersetzen, oder bis er etwa durch seine Entfernung um mindestens fünf Meter anzeigt, daß er kein Interesse mehr an dem hat, was du tust. Hast du das verstanden?''