Выбрать главу

»Uran«, wisperte mein Onkel, und seine funkelnden Augen schauten weit über uns hinaus. »Viele tausend Tonnen höchstprozentigen Erzes, Jim! Man braucht nur den Schlamm wegzukratzen, dann ist es da. Die Eden Tiefen sind das reichste Lager spaltbaren Materials, das die Welt je gesehen hat, und mit meinem neuen Edenit braucht man es nur zu holen. Das haben wir bewiesen.« Er lehnte sich an die Wand und keuchte vor Anstrengung. »Das ist Energie für die Welt, Energie für alle Maschinen, die der Mensch in den kommenden Jahrhunderten bauen kann. Billige Energie und in Mengen, von denen die Welt nicht einmal ahnt.« Er lächelte. »Weißt du, Jim, daß du ungeheuer reich sein wirst?«

»Das gehört nicht mir, Onkel Stewart!« protestierte ich. »Es gehört alles dir. Du hast den Claim auf Eden Tiefen eingebracht. Du hast diese Beschichtung erfunden.«

»Was hat mir das alles genutzt, als ich eingeschlossen da unten lag und zusehen mußte, wie der Sauerstoff immer weniger wurde? Nein, Jim, das gehört nicht mir, es ist für uns alle. Ein Anteil für dich und einer für mich — ja, das schon; und einer für Gideon und Bob Eskow. Da brauchen wir nicht kleinlich zu sein. Es ist genug da für uns alle. Jim, wir sind auf Tausenddollarscheinen herumgelaufen. Wir werden reicher sein als der alte Hallam Sperry je war und sein wird.«

»Hallam Sperry«, sagte Gideon nachdenklich. »Mister Eden, da fällt mir was ein. Entschuldigen Sie.« Er verschwand in den Kontrollraum, und einen Moment später hörten wir ein Geräusch, als habe er einen Schlag empfangen.

Er kam zurück mit tiefen Falten auf der Stirn. »Vielleicht halten wir die Gratulationen noch ein wenig auf. Könnten verfrüht sein. Während wir da 'rumsitzen, unser Geld zählen und Pläne machen, wie wir's ausgeben wollen, ist der Ärger unterwegs. Und er kommt schnell.«

Ich sprang ans Mikrosonar, und da sah ich, daß Gideon recht hatte. Quer über den blauen Schirm zog sich eine dünne Spur. Das war auch ein Seewagen, nicht für extreme Tiefen, aber sehr nahe; auch nicht auf Patrouille, sondern direkt auf Fishermen's Island ausgerichtet. Dafür gab es nur eine Erklärung. Brand Sperry hatte eine Gelegenheit gefunden, an die Schiffskommunikation zu kommen und Alarm zu schlagen. Und seines Vaters Schiff war uns nun auf der Spur.

»Alle Luken sichern!« schrie ich Bob Eskow zu, und er gehorchte, dem Akademiedrill entsprechend, sofort. Gideon saß schon an den Instrumenten, und ich startete die Motoren. Wir schlüpften aus der Lagune hinaus und gingen auf Tiefe. Hoffnung hatten wir keine, daß wir entkommen konnten. Sie hatten uns gesehen und waren zu allem entschlossen. Wir konnten nur noch fliehen, mehr nicht.

So schnell es ging und die Maschinen es erlaubten, stiegen wir hinab in die pazifischen Tiefen. Minutenlang gingen wir immer tiefer. Auf dem Schirm beobachteten wir die Spur des Verfolgers. Sie holten nicht erkennbar auf, aber ich wußte genau, daß unser Glück einmal ein Ende haben würde. Unser kleiner Seewagen hatte eine ungeheure Belastung hinter sich. Es war ja noch primitiv gebaut, und bei der Rettung meines Onkels waren wir sicher bis an die äußerste Grenze seiner Belastbarkeit gegangen. Wenn wir nur soviel Abstand halten konnten, daß wir vor dem Verfolger Thetis oder eine andere Unterwasserstadt erreichten! Dort konnten wir wenigstens hoffen, Sperrys Schergen und Ganoven so lange zu entgehen, bis wir einen Beamten fanden, der so hoch über Sperry stand, daß ihn dieser nicht zu bestechen gewagt hatte ...

Das war natürlich aussichtslos. Zur nächsten Stadt brauchten wir einige Stunden. Und bei unserer Geschwindigkeit mußten wir mit einem baldigen Zusammenbruch unserer Energievorräte rechnen.

»Geh tief hinab«, sagte mein Onkel. »Vielleicht können wir sie bluffen.«

Ich blinzelte ihn an und schöpfte wieder Hoffnung. »Bluff? Onkel, das ist kein Bluff. Du hast recht. Auf die Art können wir ihnen ewig auskommen. Wir gehen auf den Grund der Eden Tiefen, und da erreichen sie uns nie. Wir können . . .«

»Nein, Jim.« Er schüttelte den Kopf. »Selbst am Grund der Eden Tiefen kommen wir ihnen nicht aus. Sie kreisen nur über uns und warten. Wenn wir auftauchen, und das müssen wir einmal, sind sie da. Aber es ist noch viel schlimmer. Schau.«

Er deutete auf ein Schott. Ich verstand nicht gleich.

Gideon tat es. »Das ist ein Leck«, sagte er düster.

Stewart Eden nickte. »Das ist ein Leck, und wir sind etwa tausend Faden tief. Hätten wir meinen eigenen Wagen statt diesem ... Aber wir haben ihn nicht und können deshalb nie auf den Boden der Eden Tiefen gehen, mein Junge. Wir können nur hoffen. Sperry zu überreden, sonst. . .«

Es war ein verzweifeltes Spiel, doch es mußte gewagt werden.

Hallam Sperry hatte nun alle Trümpfe in der Hand. Wir wandten uns von dem winzigen Leck ab und schauten auf den Mikrosonarschirm, auf dem der kleine Lichtpunkt unseres Verfolgers langsam näherrückte. Es war hoffnungslos.

Einen Augenblick lang glaubten wir eine Chance zu haben. Der Lichtpunkt stieg hinauf zu Fisherman's Island. Ich dachte: jetzt haben sie uns verloren. Oder sie glauben, wir seien noch auf der Insel.

Ich wußte jedoch gleich selbst, daß dies nicht stimmte. Nur einen Augenblick lang zögerte der Lichtpunkt, dann glitt er an einem Unterwasserberg entlang und war auf unserer Spur.

Hallam Sperry hatte nur solange angehalten, daß er seinen Sohn abholen konnte. Das hatte ihn nur Minuten gekostet, und weitere Verzögerungen würde es nicht geben.

Nach einer Stunde hatten wir das Ende vor uns.

Mein Onkel Stewart war auf den Füßen, und in seiner leisen, heiser flüsternden Stimme klang kalte Wut mit. »Ihr verdammten Seebanditen! Ihr miserablen Kinder aller Teufelsfische! Ah, Hallam Sperry, wie es mich gelüsten würde, dich den verdienten Weg gehen zu sehen! Dem Tod kann ich entgegensehen, aber daß solche wie du die Welt regieren — das tut weh.«

»Mr. Eden, setzen Sie sich hin und ruhen Sie aus«, redete ihm Gideon zu. »Sie erschöpfen sich damit ja nur.«

»Mich erschöpfen! Ich erschöpfe diesen Sperry, wenn ich ihn je in die Finger bekomme, Jim.«

»Jawohl, Sir«, antwortete ich automatisch.

»Jim, ich habe dir versprochen, du darfst auf Tausenddollarnoten Spazierengehen, und jetzt kann ich mein Versprechen nicht halten. Es tut mir leid, Junge. Jetzt kann ich dir nur das Grab eines Tiefseemannes versprechen.«

»Das ist gut genug für mich, Onkel Stewart«, antwortete ich. »Aber ich würde es sehr hassen, wenn Hallam Sperry die Kontrolle über die Eden Tiefen bekäme.«

Um Stewart Edens Lippen lag wieder das alte, kämpferische Lächeln. ,,Junge, wenn das alles ist, was dich stört«, sagte er mit seiner Wisperstimme, in der das alte Lachen war, »das können wir erledigen. Eskow, können Sie Thetis auf den Kommunikator kriegen?«

»Ja, Sir. Aber sie können uns nicht mehr rechtzeitig erreichen.«

»Natürlich nicht. Holen Sie Thetis jedenfalls herein, mehr will ich nicht.« Bob tat es, und mein Onkel schrieb sorgfältig eine lange Mitteilung auf den Rücken einer Karte der Eden Tiefen.

Es dauerte lange Minuten; der Lichtpunkt kam immer näher. Aber endlich hob Bob den Kopf. »Kontakt mit Thetis hergestellt, Sir!« meldete er.

»Gut. Hier ist die Mitteilung«, antwortete mein Onkel lachend.

Bob nahm sie und las die erste Zeile. »Da ist aber keine Adresse vermerkt, Sir. An wen soll sie gehen?«

»An alle, die daran interessiert sind, Junge! Nicht warten. Die Mitteilung muß herausgegangen sein, ehe Hallam Sperry uns einholt. Ein kleiner Rammstoß seines Wagens, und wir gehen auf wie eine Auster.«

Bob sah bestürzt drein, doch als er weiterlas, schaute er erst ungläubig drein, dann grinste er breit. »Aye, aye, Sir«, sagte er fröhlich und beugte sich über das Gerät.