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»Das ist tröstlich«, sagte ich, und ich meinte es ernst. »Pass auf dich auf, ja?«

»Ja«, sagte er und ergriff sein Gewehr.

Diesmal konnte er mir seinen Abschiedskuss persönlich geben.

Die britischen Aufklärer beabsichtigten zweierlei: zu sehen, wo sich die Amerikaner befanden – denn im Grunde hatte General Burgoyne keine Ahnung; es gab schon lange keine amerikanischen Deserteure mehr –, und dringend benötigtes Futter für ihre restlichen Tiere zu sammeln. Demzufolge machten die Kompanien an der Spitze auf einem vielversprechenden Weizenfeld halt.

William postierte seine Infanterie in Zweierreihen inmitten der Kornhalme, während die restlichen Männer begannen, den Weizen zu schneiden und auf Pferde zu laden. Ein Dragonerleutnant, ein schwarzhaariger Mann aus Wales namens Absolute, winkte ihm von der anderen Seite des Feldes her zu und lud ihn für den Abend zum Kartenspielen in sein Zelt ein. William hatte gerade Luft geholt, um ihm seine Antwort zuzurufen, als sein Nebenmann plötzlich aufkeuchte und zu Boden sackte. Er hörte das Geschoss nicht einmal, duckte sich aber zu Boden und warnte seine Männer.

Weiter geschah jedoch nichts, und nach kurzem Warten erhoben sie sich vorsichtig und fuhren mit ihrer Arbeit fort. Doch sie erspähten immer mehr kleine Rebellengruppen, die sich zwischen den Bäumen hindurchstahlen, und William gelangte zu der Überzeugung, dass man dabei war, sie zu umzingeln. Doch als er einen anderen Offizier darauf ansprach, versicherte ihm der Mann, die Rebellen hätten sich entschieden, hinter ihren Schanzen zu bleiben und einen Angriff abzuwarten.

Von dieser Überzeugung wurden sie jedoch bald kuriert, als nämlich am frühen Nachmittag ein großer Trupp Amerikaner im Wald zu ihrer Linken auftauchte und sie unter Kanonenbeschuss nahm. Wären die Bäume nicht im Weg gewesen, hätten die Sechs- und Zwölfpfündergeschosse großen Schaden angerichtet.

Die Infanteriesoldaten stoben auseinander wie Wachteln und ignorierten die Zurufe ihrer Offiziere. William erblickte Absolute, der hinter einer Gruppe seiner Männer durch den Weizen pflügte. Er wandte sich um und packte einen Korporal, der zu seinen eigenen Kompanien gehörte.

»Sammelt die Männer!«, befahl er, und ohne eine Antwort abzuwarten, fasste er eines der Pferde am Kopfstück, einen Wallach, der ihn überrascht beäugte. Es war seine Absicht, zum Lager zu reiten, um Verstärkung zu holen, denn die Amerikaner waren offensichtlich in Kampfstärke angetreten.

Doch weiter kam er nicht, denn gerade, als er das Pferd wendete, ritt der Brigadier auf das Feld.

Jamie Fraser hockte am Rand des Weizenfeldes mit seinen Männern in einem Hain und zielte, so gut er konnte. Es war eines der hitzigsten Scharmützel, die er je erlebt hatte, und der Rauch der Kanonen im Wald trieb in schweren, stickigen Wolken über das Feld. Er sah den Mann auf dem Pferd, seinem Zopf nach ein hochrangiger britischer Offizier. Er wurde von zwei oder drei anderen, ebenfalls berittenen Offizieren begleitet, doch Jamie hatte nur Augen für den einen.

Grashüpfer flüchteten wie Hagelkörner aus dem Weizen, durch das Getrampel vertrieben; eines der summenden Tiere traf ihn an der Wange; er schlug danach, und sein Herz hämmerte, als wäre es eine Musketenkugel gewesen.

Er erkannte den Mann nur an seiner Generalsuniform. Er war Simon Fraser von Balnain zwar schon zwei- oder dreimal begegnet, doch damals waren sie beide noch Jungen in den Highlands gewesen. Simon war ein paar Jahre jünger als er, und Jamies vage Erinnerungen an ein kleines, rundliches, fröhliches Kind, das mit einem viel zu langen Stock hinter den älteren Jungen hergetrottet war, hatten nichts mit dem kräftigen Mann gemein, der sich jetzt in die Steigbügel stellte, unter lauten Rufen sein Schwert schwang und versuchte, seine durchgehenden Männer allein mithilfe seiner Präsenz zusammenzutrommeln.

Die Adjutanten drängten ihre Pferde um das seine, um ihn abzuschirmen, und es war deutlich zu sehen, dass sie ihn bedrängten, das Feld zu verlassen, doch er beachtete sie nicht. Jamie sah, wie sich ein weißes Gesicht dem Wald zuwandte und dann wieder fort – sie wussten wohl, dass der Wald voller Scharfschützen war, und versuchten, sich außer Schussweite zu halten.

»Da sind sie!« Es war Arnold, der seine kleine braune Stute achtlos durch das dichte Unterholz trieb, während sein Gesicht schadenfroh leuchtete. »Die Generäle!«, brüllte er, während er sich ebenfalls in die Steigbügel stellte und mit dem Arm winkte. »Schießt auf die Generäle, Jungs! Fünf Dollar für den, der mir diesen fetten Mistkerl in der Mitte aus dem Sattel schießt!«

Augenblicklich antwortete ihm zusammenhangloses Gewehrfeuer. Jamie sah, wie Daniel Morgan scharf den Kopf wandte und sein Blick bei Arnolds Worten zu brennen begann. Dann steuerte der Schütze auf den General zu, so schnell es seine rheumageplagten Glieder zuließen.

»Noch einmal! Versucht es noch einmal!« Arnold hieb sich mit der Faust auf den Oberschenkel, dann bemerkte er, dass Jamie ihn beobachtete. »Ihr da – schießt endlich auf ihn!«

Jamie hob sich achselzuckend das Gewehr an die Schulter und zielte absichtlich daneben. Der Wind hatte sich gedreht, und der Rauch des Schusses biss ihn in den Augen, doch er sah, wie einer der rangniederen Offiziere in Simons Nähe zusammenzuckte und sich mit der Hand an den Kopf fuhr. Dann drehte er sich im Sattel um und sah seinen Hut im Weizen davonrollen.

Er hätte am liebsten gelacht, obwohl sich sein Magen verknotete, als er begriff, dass er dem jungen Mann beinahe aus Versehen in den Kopf geschossen hätte. Der junge Mann – ja, er war jung, hochgewachsen und schlank – stellte sich in die Steigbügel und schüttelte die Faust zum Wald hinüber.

»Ihr schuldet mir einen Hut, Sir!«, rief er.

Arnolds schrilles Lachen hallte durchdringend im Wald wider, lauter als jeder Ruf, und die Männer in seiner Nähe kicherten wie die Krähen.

»Komm doch her, Bürschchen, dann kaufe ich dir zwei!«, rief Arnold zurück, dann zog er an den Zügeln seines unruhigen Pferdes und wandte sich wieder brüllend an die Scharfschützen. »Verdammt, Ihr Blinden, kann mir denn niemand diesen verflixten General in der Mitte erschießen?«

Ein oder zwei Schüsse knallten noch durch das Geäst, doch die meisten der Männer hatten inzwischen gesehen, dass Morgan knorrig und unbeirrbar wie ein zum Leben erwachter Baum auf Arnold zustampfte, und das Feuer eingestellt.

Arnold musste ihn ebenfalls gesehen haben, doch er beachtete ihn nicht. Er riss eine Pistole aus seinem Gürtel und feuerte seitwärts vor sich her auf Fraser, ohne jedoch auch nur hoffen zu können, dass er auf diese Entfernung etwas treffen würde. Sein Pferd scheute beim Knall des Schusses mit angelegten Ohren. Morgan, der ihn jetzt fast erreicht hatte, war gezwungen, zurückzuweichen, um nicht zu Boden getrampelt zu werden; er stolperte und fiel der Länge nach hin.

Ohne eine Sekunde zu zögern, sprang Arnold vom Pferd und bückte sich, um dem älteren Mann auf die Beine zu helfen. Er entschuldigte sich mit absoluter Aufrichtigkeit – was Morgan, wie Jamie sah, jedoch nicht zu schätzen wusste. Es hätte ihn nicht überrascht, wenn der alte Dan dem General ungeachtet seines Dienstranges – und seines Rheumas – einen Tritt in die Hoden versetzt hätte.

Die Stute des Generals war dazu ausgebildet, still zu stehen, doch Arnolds unerwarteter Schuss hatte ihr Angst gemacht; sie tänzelte nervös auf der Stelle; ihre Hufe trommelten im Laub, und rings um ihre Augen war das Weiße zu sehen.

Jamie packte ihre Zügel und zog ihre Nase zu sich herum, um ihr zur Ablenkung in die Nüstern zu pusten. Sie schnaubte und schüttelte den Kopf, hörte aber auf zu tänzeln. Er streichelte ihr den Hals und schnalzte mit der Zunge, und ihre Ohren richteten sich ein wenig auf. Er sah, dass seine Hand jetzt wieder blutete, doch es sickerte nur langsam durch den Verband – nicht wichtig. Über die Rundung des Pferdehalses hinweg konnte er Morgan sehen, der jetzt aufrecht stand und sich heftig dagegen wehrte, dass Arnold versuchte, ihm die Laubreste von den Kleidern zu klopfen.