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»Oh. Ja. Das wäre schön.«

»Nun denn.« Er griff nach der Glocke und klingelte nach dem Zimmermädchen. »Sagt der jungen Frau, sie soll dieses furchtbare Zeug mitnehmen und uns anständigen Whisky bringen. Wir stoßen auf dein Buch an. Und dann gehe ich zu dem kleinen Schurken und spreche mit ihm.«

Ich hatte eine frische Lage Papier von guter Qualität. Ich hatte ein halbes Dutzend stabiler Gänsekiele, ein silbernes Taschenmesser, um sie zurechtzustutzen, und ein Tintenfässchen aus dem Fundus des Hotels. Es war zwar recht abgenutzt, doch der Majordomus hatte mir versichert, dass es mit der besten Eisengallentinte gefüllt war. Jamie und Ian waren für eine Woche nach Frankreich gefahren, um diversen interessanten Spuren zu folgen, die sie von Madame Jeanne hatten, und hatten mich zurückgelassen, um auf den General aufzupassen und mit meinem Buch zu beginnen. Ich hatte alle Zeit der Welt.

Ich ergriff einen der jungfräulichen cremigen Papierbogen, legte ihn mir zurecht und tauchte den Federkiel in die Tinte. Die Aufregung vibrierte in meinen Fingern.

Ich schloss unwillkürlich die Augen, dann öffnete ich sie wieder. Wo sollte ich beginnen?

Beginn am Anfang, und mach weiter, bis du das Ende erreichst; dann hörst du auf. Diese Zeile aus Alice im Wunderland ging mir durch den Kopf, und ich lächelte. Kein schlechter Rat, dachte ich – aber nur, wenn man wusste, wo der Anfang war, und ich war mir nicht ganz sicher.

Ich spielte ein bisschen mit dem Federkiel und überlegte.

Vielleicht sollte ich eine Gliederung schreiben? Das erschien mir vernünftig – und war etwas weniger einschüchternd, als gleich mit dem Schreiben zu beginnen. Ich senkte den Federkiel und hielt ihn kurz über das Papier, dann hob ich ihn wieder. Eine Gliederung brauchte aber auch einen Anfang, nicht wahr?

Die Tinte an der Spitze der Feder begann zu trocknen. Ziemlich gereizt wischte ich die Feder sauber und war gerade im Begriff, sie erneut einzutauchen, als das Zimmermädchen diskret an der Tür kratzte.

»Mrs Fraser? Unten ist ein Herr, der nach Ihnen fragt«, sagte sie. Aus ihrem respektvollen Ton schloss ich, dass es nicht Andy Bell sein konnte. Außerdem hätte sie dann wahrscheinlich gesagt, dass er es war; jeder in Edinburgh kannte Andy Bell.

»Ich komme herunter«, sagte ich und erhob mich. Vielleicht würde mein Unterbewusstsein ja zu einem Entschluss bezüglich des Beginns finden, während ich mich mit diesem Herrn befasste, wer auch immer es war.

Wer auch immer es war, es war ein feiner Herr. Außerdem war es Percival Beauchamp.

»Mrs Fraser«, sagte er, und ein Lächeln erhellte sein Gesicht, als er sich beim Klang meiner Schritte umdrehte. »Euer Diener, Madame.«

»Mr Beauchamp«, sagte ich und gestattete, dass er meine Hand ergriff und sie an seine Lippen führte. Eine elegante Person dieser Zeit hätte zweifellos etwas gesagt wie: »Ich fürchte, Ihr habt mich völlig überrumpelt, Sir«, und ihn dabei hochmütig angesehen oder flirtend mit den Augen geklimpert. Da ich keine elegante Person dieser Zeit war, sagte ich nur: »Was macht Ihr denn hier?«

Mr Beauchamp hingegen verfügte über alle Eleganz der Welt.

»Ich bin auf der Suche nach Euch, werte Dame«, erwiderte er und drückte mir sacht die Hand, bevor er sie losließ. Ich unterdrückte das unwillkürliche Bedürfnis, sie mir am Kleid abzuwischen, und wies kopfnickend zu einem Sesselpaar hinüber, das an einem Fenster stand.

»Nicht dass ich mich nicht geschmeichelt fühle«, sagte ich und strich mir die Röcke zurecht. »Aber sucht Ihr nicht eher meinen Mann? Oh!«, sagte ich, weil mir noch ein anderer Gedanke kam. »Oder wolltet Ihr einen medizinischen Rat von mir?«

Seine Lippen zuckten, als fände er diese Vorstellung sehr amüsant, doch er schüttelte respektvoll den Kopf. »Euer Mann ist doch in Frankreich – hat mir jedenfalls Jeanne LeGrand erzählt. Ich bin hier, weil ich Euch sprechen wollte.«

»Warum?«

Er zog seine glatten dunklen Augenbrauen hoch, antwortete jedoch nicht sofort, sondern wies den Hoteldiener mit einem Finger an, uns eine Erfrischung zu bringen. Ich wusste nicht, ob er sich einfach nur höflich verhielt oder ob er etwas Zeit benötigte, um seine Ansprache zu formulieren, nun, da er mich gefunden hatte. Jedenfalls ließ er sich Zeit.

»Ich habe einen Vorschlag für Euren Mann, Madame. Ich hätte gern mit ihm selbst gesprochen«, kam er meiner Frage zuvor, »doch er war bereits nach Frankreich aufgebrochen, als ich erfahren habe, dass er in Edinburgh war, und ich selbst muss leider noch vor seiner Rückkehr wieder aufbrechen. Doch ich hielt es für besser, Euch direkt anzusprechen, als mich in einem Brief zu erklären. Es gibt Dinge, die man besser nicht dem Papier anvertraut, versteht Ihr«, fügte er mit einem plötzlichen Lächeln hinzu, das ihn tatsächlich sehr sympathisch erscheinen ließ.

»Also schön«, sagte ich und machte es mir bequem. »Sprecht.«

Ich hob das Brandyglas und trank einen Schluck, dann hielt ich es vor mein Gesicht und blickte kritisch hindurch.

»Nein, es ist nur Brandy«, sagte ich. »Kein Opium.«

»Verzeihung?« Auch er warf vorsichtshalber einen Blick in sein Glas, und ich lachte.

»Ich meine«, erklärte ich, »dass er zwar gut ist, aber doch nicht so gut, dass er mich dazu bewegen würde, eine solche Geschichte zu glauben.«

Er reagierte nicht gekränkt, legte aber den Kopf zur Seite.

»Fällt Euch irgendein Grund ein, warum ich eine solche Geschichte erfinden sollte?«

»Nein«, gab ich zu. »Das heißt aber nicht, dass es keinen geben könnte, oder?«

»Was ich Euch erzählt habe, ist aber nicht unmöglich, oder?«

Ich überlegte einen Moment.

»Nicht unbedingt«, gab ich zu. »Aber es ist mit Sicherheit unglaublich.«

»Habt Ihr schon einmal einen Emu gesehen?«, fragte er und schenkte mir ungefragt Brandy nach.

»Ja. Warum?«

»Ihr müsst doch zugeben, dass Emus auch völlig unglaublich sind«, sagte er. »Eindeutig aber nicht unmöglich.«

»Eins zu null für Euch«, räumte ich ein. »Aber ich halte die Vorstellung, dass Fergus der verschollene Erbe der Reichtümer des Comte St. Germain ist, doch für ein wenig unglaublicher als die Existenz von Emus. Vor allem, wenn man über den Ehevertrag nachdenkt. Ich meine … ein verschollener legitimer Erbe? Wir sprechen doch hier von Frankreich, oder?«

Er lachte. Brandy und Belustigung hatten seinem Gesicht ein wenig Farbe verliehen, und ich konnte sehen, wie außerordentlich attraktiv er in seiner Jugend gewesen sein musste. Auch jetzt noch sah er alles andere als schlecht aus.

»Darf ich Euch fragen, womit Ihr Euren Lebensunterhalt verdient?«, fragte ich neugierig.

Diese Frage brachte ihn aus der Fassung, und er rieb sich das Kinn, bevor er mir antwortete – wobei er mich immerhin ansah.

»Ich schlafe mit reichen Frauen«, sagte er, und ein schwacher, aber verstörender Hauch von Bitterkeit lag in seiner Stimme.

»Nun, ich hoffe, Ihr klopft mich nicht darauf ab, ob bei mir etwas zu holen ist. Selbst wenn ich eine Goldbrille trage, ich habe wirklich kein Geld.«

Er lächelte und verbarg es in seinem Brandyglas.

»Nein, aber Ihr wärt um einiges amüsanter als die meisten Frauen, die welches haben.«

»Ich bin geschmeichelt«, sagte ich höflich. Eine Weile nippten wir schweigend unseren Brandy und überlegten beide, wie wir fortfahren sollten. Es regnete – natürlich –, und das Plätschern draußen auf der Straße und das Zischen des Feuers waren sehr beruhigend. Ich fühlte mich seltsam wohl in seiner Gesellschaft, doch ich konnte schließlich nicht den ganzen Tag hier verbringen; ich hatte ein Buch zu schreiben.

»Also schön«, sagte ich. »Warum habt Ihr mir diese Geschichte erzählt? Halt – diese Frage ist zweiteilig. Erstens, warum erzählt Ihr das mir und nicht Fergus selbst? Und zweitens, was habt Ihr persönlich davon, angenommen, es stimmt?«