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»Ich habe versucht, es Mr Fraser zu erzählen – Fergus Fraser natürlich«, sagte er langsam. »Er hat sich geweigert, mit mir zu sprechen.«

»Oh!«, sagte ich, und mir kam ein Gedanke. »Wart Ihr es, der versucht hat, ihn in North Carolina zu entführen?«

»Nein, das war ich nicht«, antwortete er prompt und anscheinend aufrichtig. »Ich habe zwar davon gehört, doch ich weiß nicht, wer der Angreifer gewesen ist. Höchstwahrscheinlich jemand, den er mit seiner Arbeit verärgert hat.« Er zuckte mit den Achseln und fuhr fort. »Was meinen persönlichen Nutzen betrifft, so hat es etwas mit dem Grund zu tun, warum ich es Eurem Mann erzählen wollte – denn ich erzähle es Euch nur, weil Euer Mann nicht zu sprechen ist.«

»Und zwar?«

Er sah sich rasch um und vergewisserte sich, dass uns niemand hörte. Es war zwar niemand in unserer Nähe, doch er senkte dennoch die Stimme.

»Ich – und die Männer, deren Interessen ich in Frankreich vertrete – wünsche, dass die Rebellion in Amerika gelingt.«

Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte, doch das war es ganz sicher nicht, und ich gaffte ihn an.

»Ich soll Euch glauben, dass Ihr amerikanischer Patriot seid?«

»Nicht im Mindesten«, sagte er. »Politik interessiert mich nicht. Ich bin Geschäftsmann.« Er betrachtete mich abschätzend. »Habt Ihr schon einmal von einem Unternehmen namens Hortalez et Cie gehört?«

»Nein.«

»Nach außen hin ist es ein Import- und Exportgeschäft mit Sitz in Spanien. In Wirklichkeit ist es aber nur Fassade zum Zweck, den Amerikanern Geld zuzuspielen, ohne die französische Regierung sichtbar zu involvieren. Wir haben auf diesem Weg schon Unsummen weitergeleitet, größtenteils zum Kauf von Waffen und Munition. Madame LeGrand hat Eurem Mann von Hortalez erzählt, ohne ihm jedoch zu enthüllen, worum es sich dabei tatsächlich handelt. Sie hat mir die Entscheidung überlassen, ob ich ihm die Wahrheit sage.«

»Ihr seid ein französischer Spion – ist es das, was Ihr sagen wollt?«, sagte ich, als der Groschen endlich fiel.

Er verneigte sich.

»Aber Ihr seid doch gar kein Franzose«, fügte ich hinzu und betrachtete ihn genau. »Ihr seid Engländer.«

»Das war einmal.« Er wandte den Blick ab. »Ich bin jetzt französischer Staatsbürger.«

Er verstummte, und ich lehnte mich ein wenig zurück, um ihn zu beobachten – und mich vieles zu fragen. Mich zu fragen, wie viel davon die Wahrheit war, und entfernter auch, ob er wohl einer meiner Vorfahren sein könnte. Beauchamp war kein ungewöhnlicher Name, und es gab keine große körperliche Ähnlichkeit zwischen uns. Seine Hände waren langgliedrig und elegant wie die meinen, doch die Finger hatten eine andere Form. Die Ohren? Er hatte ziemlich große Ohren, auch wenn sie zierlich geformt waren. Ich hatte eigentlich keine Ahnung, wie meine Ohren aussahen, ging aber davon aus, dass Jamie mich irgendwann darauf angesprochen hätte, wenn sie übermäßig groß gewesen wären.

»Und was ist es, das Ihr wollt?«, fragte ich schließlich leise, und er blickte auf.

»Erzählt Eurem Mann bitte, was ich Euch erzählt habe, Madame«, sagte er ausnahmsweise völlig ernst. »Und legt ihm nahe, dass es nicht nur im Interesse seines Adoptivsohns ist, der Angelegenheit nachzugehen – sondern vor allem im Interesse Amerikas.«

»Inwiefern?«

Er zog seine schlanke, elegante Schulter hoch.

»Der Comte St. Germain hatte beträchtlichen Landbesitz in einem Teil Amerikas, der jetzt von Großbritannien besetzt gehalten wird. Der französische Teil seines Vermögens – auf den momentan eine ganze Reihe von Personen Anspruch erhebt – ist von extremem Wert. Wenn bewiesen werden kann, dass Fergus Fraser in Wirklichkeit Claudel Rakoczy – Rakoczy ist der Familienname – und damit der Erbe dieses Vermögens ist, könnte er es benutzen, um bei der Finanzierung der Revolution zu helfen. Nach allem, was ich über ihn weiß – und ich weiß inzwischen einiges –, glaube ich, dass er empfänglich für diese Ziele wäre. Wenn die Revolution erfolgreich verläuft, hätten jene, die sie unterstützt haben, beträchtlichen Einfluss auf die spätere Regierung.«

»Und Ihr müsstet nicht länger gegen Geld mit reichen Frauen schlafen?«

»Genau.« Er erhob sich und verneigte sich tief vor mir. »Es war ein Vergnügen, mich mit Euch zu unterhalten, Madame.«

Er war schon fast an der Tür angelangt, als ich ihm nachrief: »Monsieur Beauchamp?«

»Ja?« Er drehte sich um und sah mich an, ein dunkelhaariger, schlanker Mann, dessen Gesichtszüge von Humor gezeichnet waren – und vom Schmerz, dachte ich.

»Habt Ihr vielleicht Kinder?«

Seine Miene war ehrlich verblüfft.

»Das glaube ich wirklich nicht.«

»Oh«, sagte ich. »Es war nur eine Frage. Guten Tag, Sir.«

Kapitel 75

Sic transit gloria mundi

Die schottischen Highlands

Es war ein weiter Weg von der Farm in Balnain nach Corrimony. Da es Anfang Januar war, war es außerdem nass und kalt. Ziemlich nass. Und ziemlich kalt. Kein Schnee – den ich mir sehr gewünscht hätte, weil er Hugh Fraser vielleicht von seinem irrsinnigen Plan hätte abbringen können –, doch es regnete schon seit Tagen auf jene trostlose Weise, die die Kaminfeuer qualmen lässt, die selbst Kleider feucht werden lässt, die man gar nicht im Freien getragen hat, und die einem die Kälte so tief ins Mark treibt, dass man sich nicht mehr vorstellen kann, sich je wieder warm zu fühlen.

Diesen Punkt hatte ich bereits vor Stunden erreicht. Doch die einzige Alternative dazu, sich weiter durch den Regen und den Schlamm zu kämpfen, war, sich hinzulegen und zu sterben, und so weit war ich dann doch nicht. Noch nicht.

Das Ächzen der Räder verstummte mit einem abrupten Rauschen, das anzeigte, dass sie wieder einmal im Schlamm stecken geblieben waren. Jamie murmelte etwas, das sich für eine Beerdigung nicht geziemte, und Ian erstickte sein Lachen mit einem Huster – der in echten Husten überging und gar nicht mehr enden wollte. Es klang wie das Gebell eines großen, müden Hundes.

Ich zog die Whiskyflasche unter meinem Umhang hervor – ich glaubte zwar nicht, dass eine Flüssigkeit mit einem solchen Alkoholgehalt einfrieren konnte, aber ich wollte nichts riskieren – und reichte sie Ian. Er schluckte, keuchte wie von einem Laster getroffen, hustete erneut und gab mir die Flasche dann schwer atmend mit einem dankbaren Kopfnicken zurück. Seine Nase war rot, und sie lief.

Das Gleiche galt auch für alle anderen Nasen in meiner Umgebung. Bei einigen wurde dies sicherlich durch Schmerz und Trauer verursacht, doch bei den meisten vermutete ich, dass das Wetter und der Katarrh daran schuld waren. Die Männer hatten sich kommentarlos um den Sarg gesammelt – sie hatten inzwischen Übung darin – und ihn mit vereinten Kräften aus der Furche auf festeren, steinigen Untergrund geschoben.

»Was glaubst du, wie lange es her ist, dass Simon Fraser das letzte Mal zu Hause war?«, flüsterte ich Jamie zu, als er wieder ans Ende des Leichenzugs kam, um sich zu mir zu gesellen. Er zuckte mit den Achseln und wischte sich mit einem feuchten Taschentuch über die Nase.

»Mehrere Jahre. Eigentlich hatte er ja keinen Grund dazu, aye?«

Wahrscheinlich nicht. Nach dem Leichenschmaus, der gestern Abend auf der Farm abgehalten worden war – die etwas kleiner war als Lallybroch, aber in etwa derselben Architektur folgte –, wusste ich jetzt zwar einiges mehr über Simon Frasers militärische Laufbahn und seine Erfolge, aber der Nachruf hatte keine Jahreszahlen erwähnt. Doch wenn er wirklich an all diesen Orten gekämpft hatte, konnte er kaum dazu gekommen sein, zwischen zwei Feldzügen die Socken zu wechseln, geschweige denn, heim nach Schottland zu fahren. Und der Hof gehörte schließlich nicht ihm; er war das zweitjüngste von neun Kindern. Seine Frau, eine winzige bainisq – was kleine alte Dame bedeutete –, die der Prozession am Arm ihres Schwagers Hugh vorausging, führte keinen eigenen Haushalt und lebte bei Hughs Familie, da sie auch keine lebenden Kinder hatte – zumindest nicht in der Nähe –, die sich um sie kümmern konnten.