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»Du hast mir nicht geglaubt?«, fragte er, und seine Stimme erhob sich unwillkürlich.

»Nun, für eine sogenannte Jungfrau schienst du mir doch recht gut Bescheid zu wissen. Von deiner … Fantasie ganz zu schweigen.«

»In Gottes Namen, Sassenach, ich bin auf einer Farm groß geworden! Es ist schließlich keine komplizierte Sache.« Er betrachtete mich von oben bis unten und ließ seinen Blick an den interessanteren Stellen verweilen. »Und was meine Fantasie betrifft … Himmel, ich hatte Monate – Jahre! – damit verbracht zu fantasieren!« Seine Augen nahmen ein gewisses Leuchten an, und ich wurde den Eindruck nicht los, dass er dies auch in der Zwischenzeit keinesfalls eingestellt hatte.

»Was denkst du gerade?«, fragte ich fasziniert.

»Ich denke gerade, dass das Wasser im See vielleicht ein bisschen kühl ist, aber wenn mir der Schwanz nicht gleich abfrieren würde, wäre die Hitze, wenn ich in dich eindringe … Natürlich«, fügte er hinzu und betrachtete mich, als schätzte er ab, wie viel Mühe es ihn wohl kosten würde, mich in den See zu befördern, »müssten wir es ja nicht im Wasser tun, es sei denn, du möchtest es gern. Ich könnte dich einfach ein paarmal eintauchen, dich ans Ufer schleppen und – Gott, dein Hintern sieht so schön aus, wenn das nasse Leinen daran klebt. Es wird ganz durchsichtig, und ich kann deine Gesäßbacken sehen wie schöne große runde Melonen –«

»Ich nehme alles zurück – ich möchte doch nicht wissen, was du denkst.«

»Du hast gefragt«, stellte er in aller Logik fest. »Und die kleine Rinne in deinem Hintern kann ich auch sehen – und wenn ich dich erst einmal unter mir habe und du nicht mehr fortkannst … Möchtest du gern auf dem Rücken liegen, Sassenach, oder möchtest du knien, und ich komme von hinten? Ich könnte mich so oder so wunderbar festhalten, und –«

»Ich steige auf keinen Fall in einen eiskalten See, um deine perversen Gelüste zu befriedigen!«

»Also schön«, sagte er grinsend. Er streckte sich neben mir aus, griff unter mich und nahm sich eine ordentliche Handvoll. »Du kannst sie auch gleich hier befriedigen, wenn du möchtest – wo es warm ist.«

Kapitel 80

In vino veritas

Lallybroch war eine Farm. Auf einem solchen Hof gibt es kein Innehalten, nicht einmal, um zu trauern. So kam es, dass ich die einzige Person im vorderen Teil des Hauses war, als sich eines Nachmittags die Tür öffnete.

Ich hörte das Geräusch und steckte den Kopf aus der Studierzimmertür, um zu sehen, wer hereingekommen war. Ein junger Mann, den ich nicht kannte, stand im Eingangsflur und sah sich gründlich um. Er hörte meine Schritte, drehte sich um und musterte mich neugierig.

»Wer seid Ihr denn?«, sagten wir gleichzeitig und lachten.

»Ich bin Michael«, sagte er mit leiser, rauer Stimme und dem Hauch eines französischen Akzents. »Und Ihr seid dann wohl Onkel Jamies Feenfrau.«

Er betrachtete mich mit unverblümtem Interesse, daher hatte ich keine Hemmungen, es mit ihm ebenso zu machen.

»Nennt mich die Familie etwa so?«, fragte ich, während ich meine Augen über ihn hinwegwandern ließ.

Er war ein schlanker Mann, der weder die gedrungene Körperkraft des jüngeren Jamie noch die drahtige Körpergröße des jüngeren Ian aufwies. Michael war Janets Zwillingsbruder, doch auch ihr sah er überhaupt nicht ähnlich. Dies war der Sohn, der nach Frankreich gegangen war, um Jared Frasers Geschäftspartner in dessen Weinhandlung Fraser et Cie zu werden. Als er seinen Reiseumhang ablegte, sah ich, dass er für hiesige Verhältnisse sehr modisch gekleidet war, selbst wenn sein Anzug von nüchternem Schnitt und ebensolcher Farbe war – und er ein schwarzes Crêpeband um den Oberarm trug.

»Entweder so oder die Hexe«, sagte er und lächelte schwach. »Je nachdem, ob es Pa oder Mama ist, die spricht.«

»Ist das so«, sagte ich zwar mit einem scharfen Unterton – konnte mir aber das Lächeln ebenfalls nicht verkneifen. Er war ein stiller, sympathischer junger Mann – nun ja, relativ jung. Er musste fast dreißig sein, dachte ich.

»Mein Beileid«, sagte ich und wies kopfnickend auf das schwarze Band. »Darf ich fragen –«

»Meine Frau«, sagte er schlicht. »Sie ist vor zwei Wochen gestorben. Sonst wäre ich schon eher gekommen.«

Ich war bestürzt.

»Oh. Ich … verstehe. Aber Eure – deine Eltern, deine Geschwister – sie wissen es noch nicht?«

Er schüttelte den Kopf und trat ein wenig vor, sodass ihm das Licht des halbrunden Fensters über der Tür ins Gesicht fiel und ich die dunklen Ringe unter seinen Augen sah und die Spuren der grenzenlosen Erschöpfung, die allein in der Trauer Trost bringen kann.

»Es tut mir leid«, sagte ich. Ich folgte einem Impuls und legte die Arme um ihn. Er folgte demselben Impuls und lehnte sich an mich. Einen Moment lang ergab sich sein Körper meiner Berührung, und ich erlebte eine außergewöhnliche Sekunde, in der ich seine tiefe Betäubung spürte, den unterbewussten Krieg zwischen Eingeständnis und Verleugnung. Er wusste, was geschehen war, was mit ihm geschah – doch er konnte es nicht spüren. Noch nicht.

»Oje«, sagte ich und trat von der kurzen Umarmung zurück. Ich fasste ihm sacht an die Wange, und er sah mich blinzelnd an.

»Hol mich der Teufel«, sagte er leise. »Sie haben recht.«

Oben öffnete sich eine Tür und schloss sich wieder, ich hörte Schritte auf der Treppe – und im nächsten Moment begriff Lallybroch, dass auch das letzte Kind heimgekommen war.

Der Wirbel der Frauen und Kinder spülte uns in die Küche, wo die Männer einzeln und zu zweit durch die Hintertür kamen, um Michael zu umarmen oder ihm auf die Schulter zu klopfen.

Er wurde mit Beileidsbekundungen überschwemmt; dieselben Fragen und Antworten wiederholten sich mehrfach – wie war Michaels Frau Lillie denn gestorben? Sie war an der Influenza gestorben, genau wie ihre Großmutter; nein, er selbst hatte sich nicht angesteckt; ihr Vater ließ Michaels Vater grüßen und ausrichten, dass er für ihn betete – und schließlich begannen die Vorbereitungen zum Waschen, zum Abendessen, die ersten Kinder wurden zu Bett gebracht, und Michael entschlüpfte dem Trubel.

Als ich aus der Küche trat, um mein Schultertuch aus dem Studierzimmer zu holen, sah ich ihn mit Jenny am Fuß der Treppe stehen, wo sie sich leise unterhielten. Sie berührte sein Gesicht, genau wie ich es getan hatte, und stellte ihm leise eine Frage. Er lächelte schwach, schüttelte den Kopf, richtete sich auf und ging die Treppe hinauf, um Ian zu begrüßen, der sich zu schwach fühlte, um zum Essen herunterzukommen.

Michael war der Einzige der Murrays, der das flüchtige Gen für rote Haare geerbt hatte, und inmitten seiner dunkelhaarigen Geschwister glühte er wie ein Stück Kohle. Doch er hatte auch die Farbe der sanften braunen Augen seines Vaters geerbt. »Und das ist gut so«, sagte Jenny unter vier Augen zu mir, »sonst wäre sich sein Vater am Ende noch sicher gewesen, dass ich es mit dem Ziegenhirten getrieben habe, denn er sieht ja weiß Gott keinem anderen Familienmitglied ähnlich.«

Ich hatte Jamie davon erzählt, der zunächst eine überraschte Miene zog, dann aber lächelte.

»Aye. Sie kann es ja nicht wissen. Sie ist Colum MacKenzie nie begegnet.«

»Colum? Bist du sicher?« Ich sah mich um.

»Oh, aye. Die Farbe ist etwas anders – aber wenn man sein Alter und seine gute Gesundheit mit bedenkt … In Leoch hat ein Gemälde gehangen, das Colum mit ungefähr fünfzehn zeigte, vor seinem ersten Sturz. Erinnerst du dich noch? Es hing im Wintergarten in der dritten Etage.«

Ich schloss die Augen und runzelte konzentriert die Stirn, während ich versuchte, mir den Grundriss des Schlosses ins Gedächtnis zu rufen.

»Führe mich hin«, forderte ich. Er stieß einen leisen, belustigten Kehllaut aus, doch dann nahm er meine Hand und zeichnete mir eine feine Linie auf die Handfläche.

»Aye, hier ist der Eingang mit der großen Flügeltür. Innen überquerte man zuerst den Hof, und dann …«