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Er schlüpfte unter die Laken und zog seine Frau an sich, indem er ihr fest die Hand auf den ausgesprochen warmen Hintern legte.

Ihr Körper erbebte, und mit geschlossenen Augen streckte sie die Hand aus und zog ihm ihren Fingernagel über die Haut, wo sie am empfindlichsten war.

»Ich schmelze« murmelte sie.

Danach schlief er schließlich ein. Erwachte aber erneut, irgendwann nach Mitternacht, und stellte zu seinem Ärger fest, dass er hellwach war.

Es muss an ihm liegen, dachte er und schlüpfte erneut aus dem Bett. Ich werde erst wieder ruhig schlafen, wenn wir ihn los sind. Er gab sich keine Mühe, leise zu sein; er konnte an Briannas leise rasselndem Schnarchen hören, dass selbst eine Bombe sie nicht aufgeweckt hätte. Er zog sich die Pyjamahose über und trat in den Flur, um zu lauschen.

In der Nacht führte Lallybroch Selbstgespräche, wie es alle alten Häuser tun. Er war an das plötzliche Knacken gewöhnt, wenn die Holzbalken im Zimmer in der Nacht abkühlten, und selbst an das Knarren des Flurs in der oberen Etage, als ginge dort jemand im Eiltempo entlang. Das Klappern der Fenster bei Westwind erinnerte ihn angenehm an Briannas unregelmäßiges Schnarchen. Jetzt jedoch war es bemerkenswert still, eingehüllt in den Tiefschlaf der Nacht.

Sie hatten William Buccleigh am anderen Ende des Flurs untergebracht, nachdem sie wortlos zu derselben Entscheidung gekommen waren, nämlich dass sie ihn nicht oben auf einer Etage mit den Kindern haben wollten. Sie wollten ihn in der Nähe haben, ihn im Auge behalten.

Roger schritt leise durch den Flur und lauschte. Der Spalt unter Buccleighs Tür war dunkel, und im Inneren des Zimmers hörte er ein tiefes, regelmäßiges Schnarchen, das kurz unterbrochen wurde, weil sich der Schläfer im Bett umdrehte, etwas Unverständliches murmelte und wieder in den Schlaf sank.

»Also gut«, murmelte Roger vor sich hin und wandte sich ab. Seine zuvor unterbrochene Großhirnrinde nahm nun geduldig ihren Gedankengang wieder auf. Natürlich hatte es etwas damit zu tun, dass sie einen Fremden im Haus hatten – noch dazu einen solchen Fremden. Sowohl Brianna als auch er fühlten sich auf obskure Weise von ihm bedroht.

In seinem eigenen Fall hatte der Argwohn ein solides Fundament aus Wut, zu der sich außerdem gehörige Verwirrung gesellte. Er hatte William Buccleigh die Rolle verziehen, die er bei der Erhängung gespielt hatte, die Roger um seine Stimme gebracht hatte – aus schierer Notwendigkeit genauso wie aus religiöser Überzeugung. Schließlich hatte der Mann ja nicht versucht, ihn persönlich umzubringen, und er hatte nicht gewusst, was geschehen würde.

Doch es war um einiges einfacher, jemandem zu vergeben, von dem man wusste, dass er seit zweihundert Jahren tot war, als diese Vergebung aufrechtzuerhalten, während man den Bastard unter seinem Dach beherbergte, wo er die Mahlzeiten der Familie teilte und reizend zu Frau und Kindern war.

Nicht zu vergessen, dass er tatsächlich ein Bastard war, dachte Roger, während er im Dunkeln die Treppe hinunterstieg. Der Stammbaum, den er William Buccleigh MacKenzie gezeigt hatte, enthielt ihn als korrekten Eintrag, ordentlich eingeklammert von Eltern und Sohn. Doch die Tabelle war eine Lüge. William Buccleigh MacKenzie war ein Wechselbalg: der illegitime Nachwuchs eines gewissen Dougal MacKenzie, Kriegshäuptling des MacKenzie-Clans, und einer gewissen Geillis Duncan, Hexe. Und Roger ging davon aus, dass William Buccleigh dies nicht wusste.

Sicher am Fuß der Treppe angelangt, schaltete er das Licht im Flur ein und ging in die Küche, um sich zu vergewissern, dass die Hintertür abgeschlossen war.

Sie hatten darüber gesprochen, Brianna und er, doch sie waren zu keiner Einigung gelangt. Er war dafür, keine schlafenden Hunde zu wecken; was konnte es dem Mann nutzen, wenn er seine Herkunft kannte? Die Highlands, die diese beiden wilden Herzen hervorgebracht hatten, waren dahin, sowohl jetzt als auch in William Buccleighs angestammter Zeit.

Brianna hatte darauf bestanden, dass Buccleigh ein Recht darauf habe, die Wahrheit zu erfahren – obwohl sie, darauf angesprochen, nicht sagen konnte, was für ein Recht das war.

»Du bist der, für den du dich hältst, und bist es immer gewesen«, hatte sie schließlich noch einen frustrierten Erklärungsversuch unternommen. »Bei mir war das anders. Meinst du, es wäre besser gewesen, wenn ich nie erfahren hätte, wer mein richtiger Vater war?«

Ganz ehrlich gesagt, vielleicht, dachte er. Dieses Wissen hatte, einmal enthüllt, ihrer beider Leben in Trümmer gelegt, sie beide mit grauenvollen Dingen in Berührung gebracht. Es hatte ihn die Stimme gekostet, hätte ihn beinahe das Leben gekostet. Hatte Brianna in Gefahr gebracht, war daran schuld, dass sie vergewaltigt worden war, war dafür verantwortlich, dass sie einen Menschen umgebracht hatte – darüber hatte er noch nicht mit ihr gesprochen; besser, wenn er es tat. Manchmal sah er das Gewicht dieser Tat in ihren Augen, und er wusste, was es bedeutete, weil er selbst dasselbe Gewicht mit sich herumtrug.

Und doch … Würde er es vorziehen, nie erfahren zu haben, was er jetzt wusste? Nie in der Vergangenheit gelebt zu haben, Jamie Fraser nie begegnet zu sein, jene Seite von Claire nie gesehen zu haben, die nur existierte, wenn sie bei Jamie Fraser war?

Schließlich hatte im Garten Eden nicht der Baum des Guten und des Bösen gestanden; es war der Baum des Wissens um Gut und Böse gewesen. Wissen mochte ja ein vergiftetes Geschenk sein – doch es war ein Geschenk, und die wenigsten Menschen hätten es freiwillig zurückgegeben. Was wohl auch gut so war, da sie es ja gar nicht zurückgeben konnten. Und das war das Argument gewesen, das er in diesem Gespräch angeführt hatte.

»Wir haben doch keine Ahnung, welchen Schaden es anrichten könnte«, hatte er gesagt. »Aber wir können nicht ausschließen, dass es Schaden anrichten könnte, und zwar ernsthaften Schaden. Und was würde es dem Mann nützen zu wissen, dass seine Mutter eine Verrückte war, eine Zauberin oder beides, mit Sicherheit eine mehrfache Mörderin, und dass sein Vater ein Ehebrecher war, auf dessen Konto zumindest versuchter Mord ging? Ich war ja schon schockiert genug, als deine Mutter mir von Geillis Duncan erzählt hat, und zwischen ihr und mir liegen acht Generationen. Und bevor du fragst, ja, ich hätte gut ohne dieses Wissen auskommen können.«

An diesem Punkt hatte sie sich auf die Lippe gebissen und widerstrebend genickt.

»Es ist nur – ich muss ständig an Willie denken«, hatte Brianna schließlich resigniert gesagt. »Ich meine nicht William Buccleigh – sondern meinen Bruder.« Wie immer errötete sie ein wenig, weil es sie befangen machte, dieses Wort auszusprechen. »Ich hätte so gern gehabt, dass er es weiß. Aber Pa und Lord John … sie haben so darauf bestanden, dass er es nicht erfuhr, und vielleicht hatten sie ja recht. Er hat sein Leben, ein gutes Leben. Und sie haben gesagt, er könnte es nicht weiterführen, wenn ich es ihm erzähle.«

»Da hatten sie recht«, hatte Roger unverblümt gesagt. »Es ihm zu erzählen, hätte ihn – wenn er es denn geglaubt hätte – gezwungen, von da an entweder eine Lüge zu leben, die ihn lebendig aufgefressen hätte, oder offen anzuerkennen, dass er der außereheliche Sohn eines schottischen Kriminellen ist. Was einfach ein Ding der Unmöglichkeit ist. Zumindest in der Kultur des achtzehnten Jahrhunderts.«

»Sie hätten ihm den Titel nicht abgenommen«, hatte Brianna eingewandt. »Pa sagt, nach britischem Gesetz ist ein ehelich geborenes Kind der legale Nachkomme des Ehemanns, ganz gleich, ob dieser der tatsächliche Vater war oder nicht.«

»Nein, aber stell dir vor, mit einem Titel zu leben, von dem du glaubst, dass du keinen Anspruch darauf hast, zu wissen, dass das Blut in deinen Adern gar nicht so blau ist, wie du immer dachtest. Von den Leuten ›Lord Soundso‹ genannt zu werden, während du genau weißt, wie sie dich nennen würden, wenn sie es wüssten.« Er hatte sie sanft geschüttelt, um sie zur Einsicht zu bewegen.