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Fergus versetzte Germain eine kleine Ohrfeige.

»Nimm diese verflixten Kreaturen vom Tisch, bevor man uns auf die Straße setzt. Kein Wunder, dass du Warzen hast, wenn du dich mit les grenouilles abgibst!«

»Grand-mère hat aber gesagt, dass ich das soll«, protestierte Germain, sammelte die Tiere aber dennoch ein und steckte sie wieder in ihr Gefängnis.

»Ach ja?« Eigentlich konnten die Heilmittel seiner Frau Jamie nicht mehr verblüffen, aber das kam ihm selbst für ihre Verhältnisse höchst merkwürdig vor.

»Nun, sie hat gesagt, gegen die Warze an meinem Ellbogen kann man nichts tun, außer sie mit einem toten Frosch einzureiben und ihn – den Frosch natürlich – um Mitternacht an einer Kreuzung zu begraben.«

»Oh. Ich glaube, das könnte ein Scherz gewesen sein. Was hat der Franzose dann zu dir gesagt?«

Germain blickte mit großen Augen zu ihm auf.

»Oh, er ist kein Franzose, grand-père.«

Kurzes Erstaunen durchfuhr ihn wie ein Pulsschlag.

»Nicht? Bist du sicher?«

»Oh, aye. Er hat zwar sehr gotteslästerlich geflucht, als Simon auf seinem Schuh gelandet ist – aber nicht so wie Papa.« Germain richtete den Blick unschuldig auf seinen Vater, der so aussah, als hätte er ihn am liebsten noch einmal geohrfeigt, der dies auf Jamies Geste hin jedoch unterließ. »Er ist Engländer. Ganz bestimmt.«

»Hat er denn auf Englisch geflucht?«, fragte Jamie. Es stimmte; bei den Franzosen ging es oft um Gemüse, wenn sie fluchten, häufig vermischt mit religiösen Anspielungen. Englische Flüche drehten sich im Allgemeinen nicht um Heilige, Sakramente oder Gurken, sondern um Gott, um Huren oder um Exkremente.

»Ja. Aber ich kann nicht sagen, was er da von sich gegeben hat, sonst ist Papa beleidigt. Papa hat sehr empfindliche Ohren«, fügte Germain hinzu und grinste seinen Vater an.

»Hör auf, deinen Vater zur Weißglut zu treiben, und erzähl mir, was der Mann noch gesagt hat.«

»Aye, gut«, gab Germain gehorsam nach. »Als er gesehen hat, dass es nur zwei Fröschchen waren, hat er gelacht und mich gefragt, ob ich sie zum Abendessen mit nach Hause nehme. Ich habe gesagt, nein, sie sind meine Haustiere, und habe ihn gefragt, ob das dort draußen sein Schiff ist, weil alle das behaupten und es doch so ein schönes Schiff ist, nicht wahr? Ich habe mich ein bisschen dumm gestellt, aye?«, erklärte er für den Fall, dass sein Großvater seine Strategie nicht durchschaut hatte.

Jamie verkniff sich das Lächeln.

»Sehr schlau«, lobte er. »Was noch?«

»Er sagte, nein, es ist nicht sein Schiff, sondern es gehört einem großen Adelsherrn in Frankreich. Und natürlich habe ich gesagt, oh, wem denn? Und er hat gesagt, dem Baron Amandine.«

Jamie wechselte einen Blick mit Fergus, der eine überraschte Miene zog, und zuckte mit einer Schulter.

»Dann habe ich ihn gefragt, wie lange er noch bleibt, weil ich meinem Bruder gern das Schiff zeigen würde. Und er sagt, er fährt morgen Abend, und hat mich gefragt – aber im Scherz, das konnte ich merken –, ob ich auf der Reise gern sein Schiffsjunge wäre. Ich habe gesagt, nein, meine Frösche werden seekrank – genau wie mein Großvater.« Jetzt grinste er Jamie an, der ihn mit einem ernsten Blick strafte.

»Hat dir dein Vater das hier schon beigebracht: ›Ne petez pas plus haute que votre cul‹?«

»Mama wird dir den Mund mit Seife auswaschen, wenn du so etwas sagst«, unterrichtete Germain ihn tugendhaft. »Möchtest du, dass ich nachsehe, was er in der Tasche hat? Ich habe gesehen, wie er in das Wirtshaus an der Cherry Street gegangen ist. Ich könnte –«

»Das könntest du nicht«, unterbrach Fergus ihn hastig. »Und sag so etwas nicht in der Öffentlichkeit. Deine Mutter wird uns beide ermorden.«

Jamie spürte ein kaltes Prickeln in seinem Nacken und sah sich hastig um, um sich zu vergewissern, dass niemand es gehört hatte.

»Du hast ihm beigebracht zu –«

Fergus sah ihn ausweichend an.

»Ich fand es eine Schande, dass diese Kunst verloren gehen soll. Man könnte sagen, dass es ein Familienerbe ist. Natürlich lasse ich ihn nichts stehlen. Wir legen alles zurück.«

»Ich glaube, wir werden uns später noch unter vier Augen unterhalten«, sagte Jamie und musterte die beiden drohend. Himmel, wenn man Germain dabei erwischt hätte … Am besten jagte er den beiden Todesangst ein, bevor sie noch am Pranger endeten, wenn man sie nicht gleich als Diebe am nächsten Baum aufhängte.

»Was ist denn mit dem Mann, den du eigentlich suchen solltest?«, fragte Fergus seinen Sohn und nutzte die Gelegenheit, um Jamie von seinem Zorn abzulenken.

»Ich habe ihn gefunden«, sagte Germain und wies kopfnickend zur Tür. »Da ist er.«

DeLancey Hall war ein kleiner, gepflegter Mann, der mit seiner stillen Art und seinem zuckenden Näschen an eine Kirchenmaus erinnerte. Man konnte sich kaum einen Menschen vorstellen, der weniger wie ein Schmuggler aussah – was, so dachte Jamie, in diesem Geschäft wahrscheinlich eine wertvolle Eigenschaft war.

»Transporteur von Waren aller Art«, war die diskrete Beschreibung, die Hall für sein Unternehmen wählte. »Ich bin darauf spezialisiert, für jede Fracht das richtige Schiff zu finden. Was heutzutage nicht einfach ist, wie sich die Herren gewiss vorstellen können.«

»Das kann ich in der Tat.« Jamie lächelte dem Mann zu. »Ich habe nichts zu verschiffen, aber ich hoffe, dass Ihr vielleicht trotzdem etwas Passendes für mich wisst. Ich selbst, meine Frau und mein Neffe sind auf der Suche nach einer Schiffspassage nach Edinburgh.« Er hatte die Hand unter dem Tisch in seinem Sporran. Er hatte ein paar von den Goldkügelchen flach gehämmert. Drei dieser unregelmäßigen Scheiben ergriff er jetzt und legte sie Hall mit einer fast unmerklichen Bewegung auf den Schoß.

Die Miene des Mannes veränderte sich nicht im Geringsten, doch Jamie spürte, wie seine Hand nach vorn schoss, die Goldscheiben ergriff, sie prüfte und dann in seiner Tasche verschwand.

»Das könnte, glaube ich, möglich sein«, sagte er ausdruckslos. »Ich kenne einen Kapitän, der in etwa zwei Wochen aus Wilmington absegelt und sich möglicherweise dazu bewegen lässt, Passagiere mitzunehmen – gegen Entgelt.«

Kurz darauf befanden sie sich auf dem Rückweg zur Druckerei, und Jamie und Fergus unterhielten sich darüber, ob es Hall wohl gelingen würde, ein Schiff zu finden. Germain folgte den Eingebungen seines bemerkenswert fruchtbaren Hirns und wanderte verträumt im Zickzack vor ihnen her.

Auch Jamies Hirn war mehr als beschäftigt. Baron Amandine. Er kannte den Namen, konnte aber kein Gesicht damit in Verbindung bringen und sich nicht mehr daran erinnern, in welchem Zusammenhang er ihn gehört hatte. Nur dass er ihm irgendwann in Paris untergekommen war. Doch wann? Als er dort die Universität besucht hatte – oder später, als er und Claire … ja. Das war es; er hatte den Namen bei Hofe gehört. Doch ganz gleich, wie sehr er seinen Kopf bearbeitete, mehr gab dieser nicht preis.

»Möchtest du, dass ich mit diesem Beauchamp spreche?«, fragte Jamie abrupt. »Ich könnte vielleicht herausfinden, was er von dir will?«

Fergus’ Mund spannte sich kaum merklich an, dann schüttelte er den Kopf, und seine Lippen entspannten sich wieder.

»Nein«, sagte er. »Ich habe doch schon gesagt, dass ich gehört habe, dass der Mann auch in Edenton nach mir gefragt hat.«

»Bist du wirklich sicher, dass es um dich geht? Nicht dass es in North Carolina von Claudels wimmelt, aber trotzdem …«

»Ja, das glaube ich.« Fergus sprach sehr leise und hielt den Blick auf Germain gerichtet, der gerade leise Quaklaute ausstieß und sich offensichtlich mit den Fröschen in seinem Hemd unterhielt. »Die Person, die mir davon erzählt hat, hat gesagt, der Mann hätte nicht nur den Namen gekannt, sondern weitaus mehr gewusst. Dass der Claudel Fraser, den er suchte, von einem hochgewachsenen rothaarigen Schotten aus Paris mitgenommen wurde. Namens James Fraser. Also glaube ich, Ihr könnt nicht mit ihm sprechen, nein.«