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  Was soll ich ihrer Meinung nach nun sagen? Was kann ich sagen? Soll ich einfach lachen? Mit ihr von Frau zu Frau darüber scherzen? »Es gibt nur eine Möglichkeit, das rauszufinden?« Doch wenn ich dazu in der Lage wäre, hätte sie mir diese Frage erst gar nicht gestellt.

  Bilder zogen durch Janets Kopf. Bleiche, zarte Gliedmaßen, die sich um dunkelhäutige, behaarte, brunftige Maskulinität schlangen. Von schwarzen Haaren überzogene Hände, suchend, tastend. Dicke Stummelfinger, die weiche Brüste drückten, honigfarbene Locken zerzausten. Mit einem Anflug leichter Übelkeit und kurz vor einem Tränenausbruch, warf sie einen Blick zum Sessel hinüber und bemerkte das zweideutige Lächeln.

  »Einen Millionär zu vögeln, das würde mir echt Spaß machen. Alle behaupten, Macht wäre ein Aphrodisiakum.«

  »Wen meinst du mit >alle<?« Trixie war wie Kleopatra, die mit der Wünschelrute nach Gold suchte.

  »Ich wette, das stimmt. Der da sieht echt aus, als stehe er darauf, Schaden anzurichten.«

  Das war die perfekte Eröffnung für eine spitzzüngige Erwiderung. Als Trixie sich der Kommune angeschlossen hatte, war keinem entgangen, daß ihr erst vor kurzem Gewalt angetan worden war. Ihre Arme und ihr Nacken waren von blauen Flecken überzogen, ihr Haar strähnig und verwahrlost gewesen. Aber trotz Heathers wiederholter Angebote, ihr von Frau zu Frau mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, hatte Trixie kein einziges Mal ein Wort über diese Verletzungen verloren oder deren Ursprung erläutert. Würde Janet es nun wagen, sie darauf anzusprechen? Sie war kurz davor.

  »Erzähl mir nur nicht, daß du eine von denen bist, die sich gern von Männern verprügeln lassen.«

  Trixie lachte. Ein spontanes, amüsiertes Feixen, als habe Janet eine komplett verrückte Frage gestellt. Dann schwang sie ihre bleichen Beine von der Armlehne und stand auf. »Wenn du nur wüßtest...«

  »Was wüßte?« Die Möglichkeit, vielleicht etwas aus der Vergangenheit der anderen zu erfahren, ließ die wißbegierige Janet einen Schritt nach vorn machen. Würde Trixie ihr nun von den billigen blauen Briefumschlägen erzählen, die sporadisch kamen? Von den Telefongesprächen, die sie beendete, sobald jemand ins Zimmer trat?

  Aber Trixie zuckte nur mit den Achseln und schlenderte zum Fenster hinüber. Guy stand immer noch da und schaute sich hilflos um. Er war vor die Terrassenstufen getreten, die zum Kräutergarten führten, und ließ den Blick über den Rasen schweifen. Trixie öffnete das Fenster.

  »Was machst du da?«

  »Wonach sieht es denn aus?«

  »Aber du wirst doch nicht... zieh dir wenigstens...« Hilflos mußte Janet mit ansehen, wie Trixie auf das Fensterbrett rutschte, ihren Morgenrock in der Taille zusammenhaltend, dessen Stoff von ihrer linken Schulter glitt. Sie erhaschte einen Blick auf Trixies herausforderndes, aufgeregtes Antlitz und erkannte, wie fasziniert sie war.

  »Hallooo.« Dann, nach einer kurzen Pause: »Hier oben.«

  »Hallo.« Er hatte gelächelt, doch der Klang seiner rauhen, unpersönlichen und kalten Stimme ließ einen das nicht erahnen.

  Der Morgenrock rutschte noch ein Stück herunter, als Trixie sich etwas weiter aus dem Fenster lehnte. »Suchen Sie jemanden?«

  Janet riß die Schublade mit den Pullovern auf. Die Farben verschwammen vor ihren Augen. Wie eine Wilde wühlte sie die Sachen durch.

  »Wie gefällt Ihnen das Wetter?« erkundigte sich Trixie und zeigte mit dem Kinn auf die verwelkenden Blumen und die trockenen Büsche. Beim Sprechen verrutschte der ausladende Ausschnitt ihrer Bluse und gab kurz einen Blick auf den cremigen, von Sommersprossen überzogenen Brustansatz frei.

  »Zu heiß für mich.« Beim letzten Wort hob sich die Stimme etwas, als hätte er eine Frage gestellt.

  Trixie lachte, rauchig und frech. »In diesem Anzug kann ich mir das gut vorstellen.« Nun stand sie breitbeinig auf der Terrasse, einen Tick näher, als die Höflichkeit es erlaubte. Sie hatte die Haltung eines Principal Boy eingenommen.

  »Ein Drink dürfte helfen«, setzte Guy die Unterhaltung fort.

  »Im Kühlschrank steht Zitronentee.«

  »Ich meinte einen richtigen Drink. Ich werde gleich in mein Hotel fahren und dort einchecken. Vielleicht könnten wir dort etwas trinken.«

  »Ohhhh...« Dieser Vorschlag überrascht mich nun doch, sagten der beschleunigte Atem und das Klimpern der Wimpern. »Ich weiß nicht so recht.«

  Trixies Verwirrung, die Guy auf der Stelle als weibliches Getue abtat, war nicht nur gespielt. Als sie sich schnell ein paar Klamotten übergeworfen hatte und zur Terrasse hinuntergelaufen war, hatte sie nur den kindischen Wunsch gehabt, einen reichen und berühmten Mann aus der Nähe zu sehen. Kaum daß sie sich ihm vorgestellt hatte - sie hatten sich inzwischen etwa zehn Minuten miteinander unterhalten, hauptsächlich über Suhami -, registrierte sie eine ihr nicht gänzlich unbekannte physische Reaktion. Ihre halb im Ernst, halb im Spaß dahingeworfene Bemerkung über Geld und welche Wirkung es auf einen hatte, erwies sich nun als verblüffend zutreffend.

  Die Redewendung, daß die Reichen sich von ihren Mitmenschen nur dadurch unterschieden, daß sie mehr Geld besitzen, war Trixie bislang nicht zu Ohren gekommen, und wäre dem so gewesen, hätte sie vehement Einspruch erhoben. In ihren Augen war Guy ein durch und durch geheimnisvolles Wesen. Die Verkörperung eines Charakters, den man eigentlich nur aus Seifenopern kannte. Immer in Bewegung, immer am Geschäfte machen, stets damit beschäftigt, Leute aufzubauen und zu vernichten und in sultanischem Prunk an der Spitze eines atemberaubenden Familienclans zu stehen.

  Sie spazierten zu seinem Wagen. Mit großen Augen musterte Trixie das auf Hochglanz polierte, funkelnde, fuchsrote Chassis, die großen Scheinwerfer, die umwerfenden Weißwandreifen und die Motorhaube, die dem gespannten Segel einer Yacht glich. Sie kam nicht mal auf die Idee, ihre Ehrfurcht zu verbergen, und sagte: »Wie wunderschön. Sie müssen sehr reich sein.«

  Worauf Guy schlicht erwiderte: »Ich bin so reich wie Gott.«

  Furneaux, der sie näher kommen sah, legte seinen Evening Standard weg, setzte seine spitze Samtkappe auf und sprang aus dem Wagen, um die Hintertür aufzureißen. Trixie stieg ein und nahm ganz vorsichtig auf dem Rand Platz, als wäre die Rückbank aus Glas gefertigt. Nachdem sie losgefahren waren, lehnte sie sich Stück um Stück zurück, und als sie durch Causton glitten, hatte sie es sich in einer Ecke bequem gemacht. Ein Arm lag lässig auf dem Fensterrahmen, damit sie - sollte sie einen echten oder falschen Bekannten sehen - gleich winken konnte.

  Wie gewöhnlich dem Prinzip folgend, daß man sich nicht auf eine Sache konzentrierte, wenn man gleichzeitig mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen konnte, tastete sich Guy näher an Trixies Knie heran, schaute ihr tief in die Augen und stellte ihr weitere Fragen über die Kommune.

  »Wie ist er denn nun - dieses strahlende Licht?«

  »Der Meister? In Ordnung. Das heißt, nett und... Sie wissen schon... nun, gut.« Jetzt, wo sie gefragt wurde, überraschte es Trixie, wie wenig sie zu diesem Thema zu sagen wußte. Guy warf ihr einen erwartungsvollen Blick zu. Sie zerbrach sich den Kopf, was sie ihm sonst noch erzählen konnte. »Man kann sich prima mit ihm unterhalten.« Das behaupteten alle, also mußte es stimmen, wenngleich sich Trixie nach jenen seltenen Zweiersitzungen weniger beruhigt, denn entblößt und nervös gefühlt hatte. »Er verbringt eine Menge Zeit mit Meditation.«

  Guy kicherte höhnisch. Für Menschen, die sich nicht mit voller Kraft ins chaotische Treiben der Arbeitswelt stürzten, brachte Guy nur Verachtung auf. Er selbst arbeitete achtundvierzig Stunden pro Tag, wie er immer wieder gern verkündete. Laut Felicity klang das, als verdinge er sich in einem Steinbruch.