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  Trixie interessierte sich mehr dafür, etwas über Guys Leben zu erfahren, als von ihrem eigenen zu sprechen, doch ehe es ihr gelang, dem Gespräch eine andere Richtung zu geben, sagte er schon: »Sie müssen doch noch mehr über ihn wissen.«

  »Nein, ehrlich nicht.«

  »Kommen Sie - Sie sind ein intelligentes Mädchen.« Guy lächelte in das ausdruckslose, fragende Gesicht. »Zum Beispiel - gehört ihm das Haus?«

  »Das weiß ich nicht. Es gibt ein Komitee, das sich um alles kümmert.« Seine Hand streichelte ihr Knie. »May, Arno. Leute, die schon länger dort leben. Lassen Sie das.«

  »Was soll ich lassen?« Sein vulgärer, energischer Tonfall war fast enervierend. Seinem mächtigen Körper hafteten die unterschiedlichsten Gerüche an: Tabak und Alkohol, Haarwasser, ein scharfes, zitroniges Rasierwasser, das den männlichen Schweißgeruch kaum zu kaschieren vermochte. Er rückte näher und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Erstaunt riß Trixie den Mund auf.

  »Das ist wirklich schrecklich.«

  »Ich bin ein schrecklicher Mann.«

  Guys Hand glitt nach oben, tastete sich entschlossen vor. Der oftmals von Soldaten und Athleten geäußerten Vermutung, daß Geschlechtsverkehr einen auslaugte und aller physischen Reserven beraubte, stimmte er nicht zu. Nach dem Sex fühlte sich Guy geistig klar, befreit und war stets guter Dinge. Auf all das war er angewiesen, falls der Abend so erfolgreich verlaufen sollte, wie er es anvisiert hatte. Daß ihm Trixie über den Weg gelaufen war, kam ihm da gerade recht. Er nahm ihre Hand, drehte sie um und kratzte mit seinem Nagel über ihre Handfläche.

  Trixie, der es nicht gerade leichtfiel, den Blick von ihrem triebhaften Begleiter abzuwenden, fixierte Furneauxs Nacken. Trotz des ganz gerade gehaltenen Rückens und - das sah sie im Rückspiegel - des stur auf die Straße gerichteten Blickes beschlich sie der Eindruck, daß er heimlich grinste.

  Guy drückte seine vollen roten Lippen auf Trixies Ohr, schob seinen Mittelfinger zwischen ihren Ring- und Mittelfinger und bewegte ihn dort immer schneller hin und her. Nicht gerade entschieden versuchte Trixie wegzurutschen. Es gefiel ihr nicht, daß sie seine plumpen Bemühungen nur der langen Fahrt zum Hotel zu verdanken hatte. Gewöhnlich bestand Guys Vorspiel aus der Vergewisserung, daß das Mädchen wach war.

  Als der Wagen auf die gewundene Auffahrt des Chartwell Grange rollte, brachte Trixie ihr Haar in Ordnung. Furneaux parkte und lud das Gepäck aus. Die ausladende Empfangshalle war mit mehreren chintzbezogenen Sofas, tiefen Sesseln und kleinen Tischchen möbliert, auf denen Sport- und Countryzeitschriften ausgelegt waren. Auf korinthischen Säulen kamen zwei atemberaubende Blumenarrangements zur Geltung.

  Hätte Guy zu der Sorte Mensch gehört, die ein Gespür für die Gefühle ihrer Mitmenschen hat, wäre ihm am Empfang hinter dem »Willkommen«-Schild eine gewisse Kühle nicht entgangen. Der Umgangston von Guys Sekretärin hatte die kleine Jill Meredith, die die Gamelin-Reservierung entgegengenommen hatte, schwer vor den Kopf gestoßen. Auf Jills Frage, ob die beiden Gäste Wert auf nebeneinanderliegende Zimmer legten, hatte die Sekretärin geraunzt: »Stellen Sie sich nicht so blöd an. Haben Sie nicht so was wie ein Nebengebäude? Bringen Sie den Chauffeur dort unter.«

  Es gab keinen Grund, hatte Jills Chef verlauten lassen und seine Angestellte mit einem Iced Malibu zu trösten versucht, solch einen Ton anzuschlagen. Jill nickte und wünschte, sie hätte bei der Gelegenheit mit solch einer einfallsreichen Erwiderung aufgewartet. Nun händigte sie die Schlüssel aus, ohne zu lächeln. Ein Page in einer Tracht wie aus einem komödiantischen Musical - mit weißen Handschuhen und nur einer Epaulette - ging mit Guys Koffer voran.

  »Und jetzt die Drinks... ja?« wandte sich Guy an seine Begleiterin, deren Taille er fest umschlang.

  Trixie nickte und warf ihm einen aufgeregten, leicht nervösen und besitzergreifenden Blick zu. In der festen Überzeugung, daß jeder im Hotel wußte, wer er war, meinte sie, ihr eigener Status verändere sich dementsprechend. Doch Geschäftsmänner mittleren Alters, die Sekretärinnen, persönliche Assistentinnen, Hilfskräfte oder andere nächtliche Begleiterinnen mitbrachten, waren im Grange keine Seltenheit. Diese jugendlichen Anhängsel wurden von den Hotelangestellten als »Zusatzgepäck« tituliert und von allen geschmäht. Nicht wegen moralischer Bedenken, sondern weil sie niemals Trinkgeld gaben.

  »Etwas Scotch... Gin. Eis. Soda.«

  »Wann möchten Sie -«

  »Sofort.«

  »In der Tally Ho Lounge, Sir?« erkundigte sich die Empfangsdame.

  »Nur wenn Ihnen daran liegt, daß sie innerhalb von fünf Sekunden leergefegt ist.« Jill Meredith errötete. »Ansonsten vor meiner Tür.«

  »Das Eis wird schmelzen«, prophezeite Trixie kichernd, als sie in den Lift traten. Glücklicherweise wußte sie noch nicht, daß Guys brutale und habgierige Vorgehensweise keinem Eiswürfel die Chance einräumte, auch nur leicht anzuschmelzen.

  Bevor die Tür ins Schloß fiel, hatte er seine Hände schon unter ihrem Rock und rieb sein geschwollenes Geschlecht an ihrem Schenkel. Im Zimmer stürzte er sich wie ein gefräßiger Wolf auf sie. Riß an ihr, zwickte sie, knabberte an ihr herum, biß in ihr Fleisch. Währenddessen kamen ihm unablässig Obszönitäten über die Lippen. Bekleidet, aber mit offenem Hosenladen drang er voller Zufriedenheit und unter Kraftanwendung in sie ein, um kurz darauf ihren Kopf in seinen Schoß zu drücken.

  »Nein«, jammerte Trixie. »... das mache ich nicht -«

  »Mach hin...« Gewaltsam packte Guy ihren Haarschopf. Sie heulte vor Schmerz auf. »Los, runter, du widerspenstige, störrische Kuh.«

  Nachdem er fertig war, stürzte Trixie ins Badezimmer, riß die Zahnbürste aus der Verpackung, schraubte die Zahnpastatube auf und schrubbte ihre Zähne, ihr Zahnfleisch, ihre Zunge, sogar ihre Lippen. Danach gurgelte sie, spülte mit Mundwasser und trank ein Glas Wasser. Was nichts nutzte - sein Geschmack war nicht zu vertreiben.

  Sie betrachtete sich im Spiegel. Musterte ihre mit blauen Flecken und Bissen überzogenen Brüste und die roten Striemen auf ihren Armen. Steifbeinig kehrte sie ins Schlafzimmer zurück, hob das zerfetzte Höschen und die zerrissene Bluse auf und machte sich auf die Suche nach ihrem Rock.

  Auf dem Bettrand sitzend, bemerkte sie, wie verspannt ihre Rückenmuskeln waren. Da sie nicht die geringste Lust hatte, Guy anzusehen, fixierte sie eine Obstschale. Auf der dazugehörigen Karte stand: Verleben Sie eine schöne Zeit? Großartig. Dann erzählen Sie Ihren Freunden davon. Oder vielleicht sogar uns. Viele Grüße, Ian und Fiona.

  Guy hatte die Getränke hereingeholt und mixte einen großen Scotch. Er nahm einen tiefen Schluck, zog seine Brieftasche hervor, nahm einen Geldschein heraus und ließ ihn aufs Bett fallen mit den Worten: »Das ist für dich.«

  Er hatte es sich zur Regel gemacht, für flüchtigen Sex zu bezahlen. Damit ging er späteren Forderungen aus dem Weg. Niemand schuldete irgend jemand irgendwas. Kein Geschwätz über zukünftige Treffen, keine lahmen Versprechungen, Kontakt zu halten oder anzurufen. Und keine gotterbärmlich langweiligen Vorträge über unglückliche Kindheiten. Rein und raus. Das war’s.

  Ungläubig starrte Trixie das Geld an. Guy zog sein Jackett aus, hängte es über die Stuhllehne und begann seine Krawatte aufzuknoten. Er genehmigte sich einen weiteren Schluck Scotch und zeigte mit dem Daumen in Richtung Tablett. »Bedien dich.« Als er keine Antwort erhielt, fragte er: »Was ist los?«

  »Was los ist? Was los ist?«

  »Fünfzig, mehr kriegst du nicht, falls es das ist, was dir Kummer bereitet.«

  »Ich will kein Geld.« Bibbernd kauerte Trixie sich auf dem Bett zusammen. »Ich will nichts davon.«