Выбрать главу

  Ihre Diagramme waren - wie ihre Kleider und ihre Haarfrisuren - beinahe identisch. Vor seinem geistigen Auge sah er sie im Winter gleiche Pullover und gleiche Pudelmützen tragen, die auf identischen Spitzköpfen ruhten. Troy hatte mit seiner Erfrischung zu kämpfen. Wäre der Kuchen nicht in Scheiben geschnitten, hätte er ein prima Fundament abgegeben.

  Ken gab das Blatt Papier zurück und fragte: »Darf ich einen Zwischenkommentar zu Ihrer letzten Ausführung abgeben?«

  »Durchaus. Aber bedienen Sie sich bitte - falls möglich - einer uns geläufigen Sprache. Ich habe nicht die ganze Nacht Zeit«, meinte Barnaby und fürchtete schon, daß dem doch so war.

  »Das Messer wurde von einer sterblichen Hand gehalten.« Ziemlich störrisch. »Aber die Hand wurde unter göttlicher Anleitung geführt. Um die Wahrheit zu sagen, sowohl ich als auch meine Frau waren ziemlich frustriert, nicht erwählt worden zu sein -«

  »Es wäre uns eine Ehre gewesen -«

  »Keines der anderen Kommunenmitglieder ist ergebener als wir.«

  »Jedoch«, monierte Ken gekränkt, »es sollte nicht sein.«

  »Sie müßten dankbar sein, daß die Wahl nicht auf Sie gefallen ist, Mr. Beavers. Es sei denn, Sie verspüren das Verlangen, die nächsten Jahre in einer Gefängniszelle zu verbringen.«

  »Wie kommen Sie denn darauf ?« rief Heather, warf den Kopf zurück und gab kurz einen Blick auf das frei, was mit Hilfe von exzessivem Training und einer Menge plastischer Chirurgie in ferner Zukunft der Ansatz eines Kinns werden könnte.

  Ken sagte: »In einem spirituell ausgerichteten Leben gibt es so etwas wie eine Zelle nicht.«

  In diesem Augenblick schob Barnaby die beiden Plastiktüten hinüber. Die mit dem Messer veranlaßte Ken zu murmeln: »...Vibrationen, immer noch spürbar... subtil, aber sehr potent ... wow...«

  »Er kann Ihnen wirklich behilflich sein, Inspector«, verriet Heather. »Versuchen Sie es, sehen Sie in ihm Ihre kosmische Wünschelrute.«

  Was für miese Schauspieler, schoß es Troy durch den Kopf. Nicht zu glauben. Er erkundigte sich, wie Kens Hilfe aussehen 'würde.

  »Mein Mann ist ein Mensch, der sehr empfindlich auf alles reagiert.«

  »Empfindlich in bezug auf was?«

  »Diese Umschreibung verwenden wir, um eine Seele zu beschreiben, die nicht nur im Einklang mit den unergründlichen Hefen des eigenen Selbst ist, sondern auch mit all den dynamischen Strömen des verborgenen Universums.«

  »Ist das ein Fakt?«

  »Eine Art Nebenwirkung davon ist«, erläuterte Ken ernst und hob leicht die Schultern, »daß ich zum Channeller von Hilarion erwählt wurde. Einer der wunderbarsten Geister, die die Erde jemals gekannt hat. Hat vielfach die Gestalt gewechselt. Sie kennen ihn wahrscheinlich eher als Samuel, den Propheten des Herrn. Oder als Merlin. Vielleicht auch als Francis Bacon, Sohn von Elisabeth I. und Robert Dudley...«

  »Was ich wirklich möchte...« Voller Entschiedenheit versuchte Barnaby, dieses Geschwätz zu unterbinden.

  »- der echte Autor der sogenannten Shakespeare-Stücke -«

  »Was ich wirklich möchte...« Falls es die Situation erforderte, was jetzt der Fall war, konnte er ziemlich griesgrämig dreinblicken. Die beiden setzten sich aufrecht hin. »... ist, Sie zu fragen, ob Sie eine Ahnung haben, warum dieser Mord verübt wurde.«

  »So war es nicht.«

  »Aber einmal angenommen«, sagte Troy laut und beugte sich beim Sprechen vor, »es wäre so gewesen.«

  »Unmöglich. Jeder liebte ihn.«

  »Wenigstens eine Person hat ihn offenbar nicht geliebt, Mrs. Beavers«, konstatierte Barnaby. »Nun, ich weiß, es war nicht sonderlich hell, aber ist einem von Ihnen während der Rückführung eine plötzliche Bewegung aufgefallen?« Er warf einen Blick auf die Zeichnungen. »Saß beispielsweise jemand auf den Stufen?«

  »Nun, wir sind natürlich alle wegen May aufgestanden. Und zu ihr hinübergelaufen.«

  »Gleichzeitig?«

  »Ja, fast, meinst du nicht auch, Heth?«

  Heather nickte. Barnaby hatte den Verdacht, daß dies erst der Anfang war, daß sie stets die gleiche Meinung äußern würden. Ein verdunkelter Raum. Menschen, die sich auf eine liegende Gestalt konzentrierten. Alle blicken in dieselbe Richtung, während das, was wichtig ist, sich auf der anderen Seite abspielt. Nicht gerade ausgefallen, diese Vorgehensweise. Und dennoch ganz schön gewagt. Warum einen so riskanten Zeitpunkt wählen? Da es in diesem Stadium noch keine Antwort auf diese Frage gab, änderte Barnaby die Richtung seiner Befragung und versuchte mehr Hintergrundinformationen zu sammeln.

  »Wie viele Menschen leben hier?«

  »Zehn wohnen permanent hier, aber selbstverständlich können wir mehr Menschen beherbergen. Manchmal, während Workshops und Exerzitien, halten sich hier vierzig... fünfzig Leute auf.«

  »Kann nicht leicht sein«, spekulierte Troy, »so eng miteinander zu leben. Es gibt sicherlich Streitereien und Mißstimmungen.« Beide lächelten zuckersüß und schüttelten den Kopf. »Das Aufeinandertreffen verschiedener Charaktere? Zwist in finanziellen Angelegenheiten?«

  »Materialismus ist uns fremd.«

  »Was ist Geld, wenn nicht die Zementierung einer göttlichen Macht?«

  So ging es noch eine Weile lang weiter, bevor Barnaby sie gehen ließ. Kaum war die Tür ins Schloß gefallen, da wurden er und Troy schon durchdiskutiert.

  »Diese Typen... von einem anderen Planeten... oder?«

  »Verstehen überhaupt nichts. Hören nur die Worte.«

  »Nächstes Mal, wenn Maureen sich über den Haushalt beschwert, muß ich ihr das erzählen«, sagte Troy. »Wie war das noch gleich, die Zement... wie war das noch gleich? Und wo wir schon von Zement sprechen - haben Sie von diesem Kuchen gekostet?«

  »Für einen Abend habe ich schon genug riskiert«, meinte Barnaby. »Ich habe das Zeugs getrunken.«

  »Ist nicht gerade das, was man >große Sprünge machen< nennt, nicht wahr, Sir?« Troy lehnte sich an die Tischkante und " reagierte auf Barnabys säuerliches Grinsen mit einem gewinnenden Lächeln. »Wie steht es mit der guten alten Verschwörungstheorie? Die alte Schachtel trägt absichtlich dick "auf, um die Aufmerksamkeit vom Podest auf sich zu lenken... alle stürmen nach unten und ermöglichen somit -«

  »Genau. Alle stürmten nach unten.«

  »Ja... nun... sehen Sie...« Troy drehte Mays Skizze um. »Sie waren... zu neunt? Doch einer ist offensichtlich zurück-geblieben, bringt den alten Obi-halb-Kenobi um die Ecke und gesellt sich dann zu den anderen. Wie lange würde das dauern? ' Eine Sekunde? Zwei? Da die Schachtel geschrien und gezappelt hat, konnte niemand einen Schrei hören, falls der Typ einen ausgestoßen hat.«

  »Hmm. Die Theorie ist nicht unvernünftig.« Troy erlaubte sich ein selbstgefälliges Grinsen. »Bin mir aber nicht sicher, ob ich die Verschwörungstheorie kaufe. Nun - dann wollen wir mal mit -« Er drehte die Skizze wieder um. » - Christopher Wainwright sprechen. Er harrte während der gesamten Rückführung neben dieser Cuttle aus und hatte insofern - genau wie sie - ein uneingeschränktes Blickfeld. Möglicherweise hat er gesehen -« Es klopfte kurz an die Tür, und die Polizistin Anfang Dreißig steckte den Kopf durch den Türspalt. »Was gibt es?«

  »Draußen ist eine Miss McEndrick, Sir. Sie behauptet, wichtige Informationen über den Vorfall im oberen Stockwerk zu haben.«

  Kaum hatte die Beamtin das letzte Wort gesprochen, zwängte sich Janet in das Verhörzimmer, stand mit eingefallenen Schultern da, verdrehte die Augen, blinzelte hektisch und ratterte drauflos. Die Worte kamen ihr wie Maschinengewehrfeuer über die Lippen und waren kaum verständlich, so schnell sprach sie.