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Dann wäre er jetzt nicht hier; tiefer ins All vorgestoßen als je ein Mensch vor ihm, und mit einer fremden Spezies konfrontiert, die gar nicht davon begeistert zu sein schien, die Bekanntschaft der Menschheit zu machen.

Zumindest konnte die Allianz-Regierung ihm nicht vorwerfen, er hätte seine Befehle nicht befolgt. Es war ihm auf jeden Fall gelungen, das andere Ende des von den Enigmas kontrollierten Gebiets zu finden. Geary saß da und sah zu, wie die Flotte rund um die Dauntless ihre Formation wieder einnahm, wobei für sie alle das Flaggschiff der Bezugspunkt war. Es hatte etwas Beruhigendes, wie die Befehlshaber der jeweiligen Schiffe ihr Können unter Beweis stellten.

»Entschuldigen Sie, Admiral«, sagte Desjani plötzlich.

Er versuchte, nicht zusammenzuzucken, obwohl sie ihn aus einem Augenblick der Ruhe gerissen hatte. Dabei fragte er sich, was er wohl nun schon wieder vergessen haben mochte. »Was?«

»Es gibt da etwas, was diese Superschlachtschiffe der Aliens angeht. Ist Ihnen aufgefallen, dass ihr Antrieb nicht in einem proportionalen Verhältnis zu dem ihrer Masse steht?«

»Weniger als bei unseren Schiffen?«, fragte er.

»Ja.« Desjani zeigte auf ihr eigenes Display. »Unsere Systeme schätzen, dass sie sich im Verhältnis zu unseren Schlachtschiffen so bewegen wie unsere Schlachtschiffe im Verhältnis zu unseren Schlachtkreuzern. Das heißt, sie benötigen eine Weile, bis sie in Fahrt kommen, und sie wenden so elegant wie vollgefressene Schweine.«

Er sah auf den Punkt des Schirms, an dem die immensen Schiffe der Aliens dargestellt wurden. Sie folgten weiterhin viele Lichtstunden entfernt ihrer Flugbahn, ohne etwas von der Existenz der Allianz-Flotte zu ahnen. Sobald sie das Licht von deren Ankunft im System erreichte, würden sie jedoch zweifellos beschleunigen und auf einen Abfangkurs gehen. Dann betrachtete Geary jeden der Sprungpunkte, die einen Fluchtweg aus dem System darstellten, die aber alle von jeweils einer dieser immensen Festungen wie von einem bösartigen Gefängniswärter kontrolliert wurden. »Wir können ihnen davonfliegen, aber es gibt keine Richtung, in der wir uns in Sicherheit bringen können.«

»Ja, aber…« Desjani machte eine untypisch unschlüssige Geste. »Diese Kriegsschiffe sind aus einem ganz bestimmten Grund so konstruiert. Auf irgendeine Weise müssen sie zum Einsatz kommen. Wie würden Sie das machen?«

Geary schüttelte den Kopf, während er sich vorzustellen versuchte, wie wohl eine Begegnung mit einem dieser Superschlachtschiffe verlaufen würde. »So etwas schneidet sich durch die Flotte wie ein angewärmtes Messer durch ein Stück Butter. Wir könnten diese Dinger nicht aufhalten. Ist das der Sinn ihrer Existenz? Dass sie einfach alles plattwalzen, was sich ihnen in den Weg stellt?« Ein weiterer Komm-Alarm ertönte.

»Entschuldigen Sie mich bitte, Captain Desjani.« Vor Geary tauchte das Bild des Flottenarztes auf.

Dr. Nasr strahlte ihn zufrieden an. »Wir konnten diese Kreaturen teilweise rekonstruieren, Admiral, und wir sind in hohem Maß davon überzeugt, dass es sich um ein akkurates Bild handelt.«

»Wie fügen Sie die Puzzleteile zusammen?«, fragte Geary und hoffte, dass ihm bei der Antwort nicht zu übel wurde.

»Es gibt verschiedene… oh, Sie meinen dieses Mal? Nun, wir hatten nicht genug Zeit, um mit den echten Überresten zu arbeiten, da die sich noch alle in Quarantäne befinden. Aber wir haben virtuelle Kopien angefertigt und mit ihnen experimentiert, bis wir sie zusammenfügen konnten.« Der Arzt ließ das alles klingen, als sei es ein faszinierender Zeitvertreib, Fetzen von Wesen untereinander zu kombinieren, die bis vor Kurzem noch gelebt hatten.

Neben dem Chirurgen öffnete sich ein größeres Fenster.

Einen Moment lang fehlten Geary die Worte. Dann betätigte er seine Kontrollen und leitete das Bild weiter. »Tanya, so sehen sie aus.«

Sie warf ihm einen fragenden Blick zu, dann betrachtete sie eine Weile das Bild, ehe sie herausbrachte: »Sie machen Scherze, nicht wahr?«

»Nein.«

»Teddybären.« Sie zeigte auf das rundliche pelzige Wesen. »Wir wurden von Teddybären angegriffen?«

Die virtuelle Rekonstruktion der Kreatur war gut einen Meter groß und mit lockigem, kurzem Fell überzogen. Das Bild zeigte weder Adern noch innere Organe, dafür war es an manchen Stellen ein wenig unscharf, für die offenbar nicht genügend Informationen für eine präzise Darstellung vorlagen. Das pausbäckige Ding hatte glänzende Augen und eine Schnauze, die mehr an eine Kuh als an einen Bären erinnerte. Insgesamt machte sie einen… niedlichen Eindruck.

»Fleischfresser?«, fragte Geary den Arzt.

»Nein, Pflanzenfresser.«

»Pflanzenfresser?«

»Kühe«, sagte Desjani. »Niedliche kleine Kühe.«

Mordlüsterne, süße kleine Teddybär-Kühe, die riesige Kriegsmaschinen bauten.

Geary sah sich das Bild noch einmal an und stellte sich dabei ein bösartiges Funkeln in den Knopfaugen vor. »Schicken Sie das an unsere Experten für außerirdische Lebensformen«, sagte er zu dem Arzt. Bis zu dem Moment, da die Flotte in das Gebiet der Enigmas vorgedrungen war, hatten diese Experten noch nie eine echte andere intelligente Lebensform zu Gesicht bekommen, aber sie waren die Einzigen auf diesem Gebiet, die ihm zur Verfügung standen. »Und bitte auch an Lieutenant Iger vom Geheimdienst.«

Als der Zeitpunkt gekommen war, an dem er sehen konnte, wie das von der Dauntless abgefeuerte kinetische Projektil sich der Festung näherte, hatte sich die Flotte weitere drei Lichtminuten von diesem Ziel entfernt, sodass er Ereignisse zu sehen bekam, die sich gut zehn Minuten zuvor abgespielt hatten.

Der fünfhundert Kilogramm schwere Metallklotz wies die Form einer alten Rakete auf, damit sie für einen möglichen Einsatz in einer Atmosphäre stromlinienförmig genug war, um nicht von ihrem Kurs abgebracht zu werden. Mit einer Geschwindigkeit von mehreren tausend Stundenkilometern raste er auf die Festung zu, um dort beim Aufprall eine immense kinetische Energie freizusetzen.

Doch ein paar tausend Kilometer vor diesem Ziel änderte das Projektil auf einmal seine Flugbahn und schwenkte auf einen Kurs ein, der es in großer Entfernung an der Festung vorbeirasen ließ.

»Wie haben die das denn gemacht?«, wunderte sich Geary.

»Gute Frage«, gab Desjani zurück. »Wollen wir hoffen, dass die Sensoren genügend Daten gesammelt haben, um uns eine Antwort zu liefern.«

»Allerdings.«

»Und wir müssen das, was die Sensoren aufgezeichnet haben, mit verschiedenen Leuten besprechen, um unterschiedliche Meinungen zu hören.«

»Mit anderen Worten: Ich muss ein Treffen einberufen, richtig?«

»Leider ja.«

Die Hauptarmada der Aliens würde in gut zwei Stunden das Licht vom Eintreffen der menschlichen Flotte im System zu sehen bekommen, zweifellos zur gleichen Zeit, wenn sie von der Orbitalfestung auf die Anwesenheit von Eindringlingen in ihrem Sternensystem aufmerksam gemacht wurden. Kriegsschiffe der Aliens, die nicht so weit entfernt waren, hatten die menschliche Flotte bereits entdeckt, doch das Licht, das ihre Reaktionen zeigte, würde Gearys Schiff erst in einigen Stunden erreichen. Für ihn war klar, worin diese Reaktionen bestehen würden, doch für den Augenblick war die Gefahr weiterer Kämpfe mit diesen Aliens weit entfernt. Also war jetzt der ideale Zeitpunkt, um den Captains der anderen Schiffe seine Pläne zu erläutern und deren Reaktionen und Vorschläge zu sammeln. Geary schickte den Befehl an die Schiffskommandanten der Flotte, während er sich insgeheim wünschte, anstelle der Konferenz noch einmal gegen die Aliens kämpfen zu dürfen. Zudem befürchtete er, dass er von nun an nur noch die Wahl zwischen dem großen und dem kleineren Übel haben würde.

Zwei